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Oman investiert in den Ausbau des Gassektors

Die Gasverarbeitung ist derzeit ein Engpassfaktor für die Gasförderung im Sultanat. Mittelfristig will Oman deutlich mehr Flüssiggas produzieren und die Petrochemie ausbauen.

Von Robert Espey | Dubai

In der omanischen Gasförderung steigen die Verarbeitungskapazitäten zu langsam und bremsen damit die Ausweitung der Fördermenge. Im Dezember 2023 erklärte der Chef von Shell Oman, dass kurzfristig nicht das Upstream-Potenzial der limitierende Faktor im omanischen Gassektor sei, sondern die begrenzten Möglichkeiten, das Gas lokal weiterzuverarbeiten. Deshalb will die Regierung die gasverarbeitende Industrie und die Produktion von Flüssiggas massiv ausbauen.

Neue LNG-Anlage und Petrochemie steigern Gasbedarf

In Oman soll eine zweite LNG-Anlage (Liquefied Natural Gas) gebaut werden. Eine entsprechende Vereinbarung zur Gründung des Joint Ventures Marsa Liquefied Natural Gas LLC beschlossen Ende 2021 TotalEnergies (80 Prozent) und die staatliche Holding OQ (20 Prozent). Die geplante Anlage in der nördlichen Hafenstadt Sohar hat eine Kapazität von 1 Million Tonnen pro Jahr und soll Gas aus dem neuen Mabrouk North East Feld beziehen.

Das LNG-Werk soll mit Solarstrom betrieben werden. Das als "Low Carbon LNG" bezeichnete Gas soll als Treibstoff für Schiffe genutzt werden. Das mit 1 Milliarde US-Dollar (US$) kalkulierte Projekt ist seit 2018 im Gespräch, lag aber zeitweise auf Eis. Jetzt wird die Vergabe des Bauauftrages bis Mitte 2024 erwartet. Angebote legten McDermott aus den USA, die JGC Corporation aus Japan und die französische Technip Energies vor. Die Inbetriebnahme ist für 2027 geplant.

Auch der Ausbau der petrochemischen Industrie, die viel Gas benötigt, gehört zu den wichtigen Entwicklungszielen Omans. Seit Mitte 2023 gibt es jedoch beim größten geplanten Projekt, einem 9-Milliarden-US$- Petrochemiekomplex in Duqm, wenig Bewegung. Die Projektbetreiber sind Kuwait Petroleum International, die Saudi Basic Industries Corporation und OQ.

Die Industrie ist in Oman der mit Abstand größte Gasverbraucher. Neben der petrochemischen Industrie ist der Flüssiggashersteller Oman LNG der wichtigste Abnehmer. Nach Angaben des Statistikamtes entfielen 2023 auf den industriellen Sektor etwa 59 Prozent des Gaskonsums. Die Ölindustrie folgte mit 25 Prozent. Sie verwendet das Gas vor allem für Injektionen in Ölfelder zur Erhöhung des Förderdrucks. Kraftwerke verbrauchten die restlichen 16 Prozent.

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Gasförderkapazitäten steigen weiter

Im Mabrouk North East Gasfeld (Block 10) begann Shell Integrated Gas Oman 2023 mit der Förderung. Die volle Produktionskapazität von 500 Millionen Kubikfuß pro Tag soll Mitte 2024 erreicht sein. Neben Shell sind am Gasprojekt die französische TotalEnergies und OQ beteiligt. Ein weiterer Shareholder ist Marsa LNG.

Shell arbeitet an der Erschließung weiterer Gasfelder. Dazu gehört ein Gasfeld im Block 11 A & B, das auch gemeinsam mit TotalEnergies und OQ betrieben wird. Weitere Shell-Projekte sind die Entwicklung von Gasvorkommen im Block 42 (mit dem Partner OQ) sowie im Block 55.

Das Unternehmen Petroleum Development Oman (PDO) will die Gasförderung in den Feldern Budour und Tayseer erhöhen. Dazu sollen neue Anlagen für 250 Millionen US$ gebaut werden. Eine entsprechende Ausschreibung wird 2024 erwartet. Der Präqualifizierungsprozess ist bereits abgeschlossen.

PDO ist Omans führendes Öl- und Gasunternehmen. Der Staat hält über Energy Development Oman eine Beteiligung von 60 Prozent. Die weiteren Shareholder sind Shell mit 34 Prozent, TotalEnergies mit 4 Prozent und PTT aus Thailand mit 2 Prozent.

Oman: Aktive Gasfelder (Auswahl)

Gasfeld (Region)

Produktionsstart

Betreiber

Shareholder

Förderung 2022 (Mio. Kubikfuß/Tag)

Block 6 (Dhofar)

1978

Petroleum Development Oman

Government of Oman, PTT, Shell, TotalEnergies

1.683

Khazzan (Dakhiliyah)

2017

BP

BP, PTT, Petrliam Nasional, OQ

1.497

Habiba (Dakhiliyah)

2016

Occidental

Occidental

72

Abu Butabul (Al Wusta)

2014

Oman Oil Company

OQ

29

Bukha (Offshore; Gulf of Oman)

1994

Musandam Oil and Gas

OQ

12

Shams and Munhamir (Al Buaymi)

2006

ARA Petroleum

ARA Petroleum

8

Mabrouk North East (Al Wusta)

2023

Shell

Shell, Total Energies, OQ, Marsa LNG

-

Quelle: GlobalData Oil & Gas Intelligence Center 2024

Die Erschließung der Khazzan-Felder durch BP trug wesentlich zum starken Wachstum der omanischen Gasförderung bei. Die Fertigstellung der ersten Phase des Frackingprojekts mit einer Kapazität von 28 Millionen Kubikmeter/Tag ließ 2018 die omanische Gasproduktion um 12 Prozent auf 125 Millionen Kubikmeter/Tag ansteigen. Im Herbst 2020 begann die schrittweise Inbetriebnahme der zweiten Projektphase im Ghazeer Feld mit einer Kapazität: 14 Millionen Kubikmeter/Tag. Zwischenzeitlich erreichte Khazzan eine Gesamtkapazität von 57 Millionen Kubikmeter/Tag.

Höhere LNG-Exporte, aber rückläufige Einnahmen

Nach der Behebung von Engpässen erhöhte sich die nominale Produktionskapazität der drei Produktionslinien von Oman LNG in Sur von jährlich 10,4 Millionen auf 11,6 Millionen Tonnen. Der tatsächliche Ausstoß lag 2023 mit geschätzt etwa 12 Millionen Tonnen sogar noch höher. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Kpler Energy Intelligence exportierte Oman LNG 2023 monatlich zeitweise mehr als 1 Million Tonnen.

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Die LNG-Linien gingen zwischen 2000 und 2005 in Betrieb. Oman LNG ist ein Joint Venture mit einer staatlichen Beteiligung über die Oman Investment Authority von 51 Prozent. Die weiteren Shareholder sind Shell (30 Prozent), TotalEnergies, Korea LNG, die japanischen Firmen Mitsui, Mitsubishi, Itochu sowie PTT.

Trotz gestiegener LNG-Ausfuhrmengen sind die Exporterlöse 2023 preisbedingt gesunken. Laut Außenhandelsstatistik exportierte Oman in den ersten zehn Monaten 2023 LNG im Wert von 5,6 Milliarden US$. Dies entspricht einem Rückgang von 14 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Die LNG-Exporterlöse hatten sich 2022 aufgrund stark gestiegener Gaspreise um 83 Prozent auf 7,9 Milliarden US$ erhöht.

Erster LNG-Liefervertrag mit Deutschland abgeschlossen

Der Großteil der omanischen LNG-Ausfuhren erfolgt im Rahmen langfristiger Verträge. Als Ersatz für 2024 und 2025 auslaufende LNG-Verträge und zur Vermarktung zusätzlicher Kapazitäten schloss Oman 2023 mehrere neue Verträge ab. Zu den Abnehmern gehören Firmen aus Japan, dem Vereinigten Königreich, Südkorea, der Türkei, China, Frankreich und Thailand.

Oman: Mittel- und langfristige Flüssiggaslieferverträge (Auswahl)

Abnehmer (Land)

Laufzeit

Liefermenge (in Millionen Tonnen/Jahr)

Shell (Vereinigtes Königreich)

2025 - 2034

0,8

Botas (Türkei)

2025 - 2043

1,0

China International United Petroleum and Chemical/Sinopec (China)

2025 - 2028

1,0

Itochu (Japan)

2025 - 2029

0,8

Jera (Japan)

2025 - 2034

0,8

Mitsui (Japan)

2025 - 2029

0,75

BP (Vereinigtes Königreich)

2026 - 2034

1,0

Securing Energy for Europe (Deutschland)

2026 - 2029

0,4

TotalEnergies (Frankreich)

2025 - 2034

0,8

PTT (Thailand)

2026 - 2034

0,8

Quelle: International Group of Liquefied Natural Gas Importers (GIIGNL) 2024, Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

Im August 2023 kam ein erster Liefervertrag mit einem deutschen Kunden zustande. Das bundeseigene Energieunternehmen Securing Energy for Europe (SEFE) aus Berlin unterzeichnete mit Oman LNG einen Vierjahresvertrag, der ab 2026 die Lieferung von jährlich 0,4 Millionen Tonnen Flüssiggas vorsieht. SEFE wurde im November 2022 vom Bund übernommen. Zuvor firmierte das Unternehmen als Gazprom Germania GmbH.

Gas für blauen Wasserstoff?

Oman will sich zu einem international führenden Hersteller von grünem Wasserstoff/Ammoniak entwickeln. Es gibt aber auch Pläne, Gas zur Produktion von blauem Ammoniak zu verwenden. Shell prüft zwei blaue Ammoniakprojekte. Ein mit 250 Millionen US$ veranschlagtes Vorhaben soll in Duqm angesiedelt werden. Das zweite Projekt im Wert von 300 Millionen US$ zielt auf eine Nutzung des Gases aus den Mabrouk-Vorkommen. Ende 2022 unterzeichneten die Oman India Fertiliser Company und OQ eine Vereinbarung über eine Durchführbarkeitsstudie zum Bau einer Anlage zur Herstellung von blauem Ammoniak in Sur. Die Investitionskosten werden auf 300 Millionen US$ geschätzt.

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