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Wirtschaftsausblick | Oman

Ölland Oman investiert in Zukunftstechnologien

Oman setzt auf Investitionen, grüne Energie und Exportdiversifizierung. Besonders gefragt sind deutsche Produkte und Leistungen im Maschinen- und Infrastrukturbau.

Von Heena Nazir | Dubai

Top-Thema: Grüner Wasserstoff – Oman zwischen Aufbruch und Anpassungsdruck

Oman will sich bis 2030 als führender Exportstandort für grünen Wasserstoff etablieren. Das Land bringt dafür exzellente Voraussetzungen mit: hohe Sonneneinstrahlung, große verfügbare Flächen und direkten Zugang zu internationalen Seewegen. Bis Mai 2025 wurden sieben Großprojekte mit internationalen Partnern vergeben, ein Spitzenwert im regionalen Vergleich. Doch der Projektfortschritt bleibt hinter den Erwartungen zurück. Komplexe Genehmigungsverfahren, fehlende Exportinfrastruktur und offene Fragen zur Zertifizierung und Verfügbarkeit von Wasser bremsen die Umsetzung.

Zugleich beschleunigen die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien ihre Wasserstoffstrategien. In den Emiraten laufen bereits erste Pilotanlagen, während in NEOM (Saudi-Arabien) an einer integrierten Export- und Verarbeitungskette gearbeitet wird. Oman punktet hingegen mit einer zentral koordinierten Strategie über die staatliche Wasserstoffgesellschaft Hydrom.

Anders als viele Nachbarn verfolgt Oman nicht nur ein reines Exportmodell, sondern strebt den Aufbau einer vollständigen Wasserstoffindustrie im Land an, inklusive industrieller Ansiedlungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. 

Wirtschaftsausblick: Öleinnahmen bleiben Wachstumsmotor

Omans Wirtschaft wächst 2025 moderat. Laut Internationalem Währungsfonds (IWF) soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) real um 2,3 Prozent steigen. Für 2026 wird mit einer Beschleunigung auf 3,7 Prozent gerechnet. Wichtigster Wachstumsmotor bleibt der Ölsektor: Nach den freiwilligen Förderkürzungen im Rahmen der OPEC+-Vereinbarung in den Jahren 2023 und 2024 dürfte die tägliche Rohölproduktion 2025 wieder auf rund 1,1 Millionen Barrel steigen. Das ist ein Zuwachs von knapp 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Das Ölgeschäft ist für Oman von zentraler Bedeutung. Es generiert etwa zwei Drittel der Staatseinnahmen, sichert die Haushaltsfinanzierung, stabilisiert die Währungsreserven und beeinflusst die Investitionspolitik maßgeblich. Für 2025 erwartet der IWF einen durchschnittlichen Ölpreis von 67 US-Dollar (US$) pro Barrel. Damit liegt das Preisniveau deutlich über der haushaltsrelevanten Schwelle von geschätzten 57 US$, sodass die fiskalische Lage als stabil eingeschätzt werden kann.

Zudem sorgen umfangreiche staatliche und private Investitionen für Wachstumsimpulse. Im Jahr 2024 wurden Aufträge im Gesamtwert von rund 11,4 Milliarden US$ vergeben. Das ist ein Plus von etwa 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders aktiv sind Projekte in den Bereichen Logistik, Wasserstoff sowie Industrieansiedlungen, etwa in der Sonderwirtschaftszone Duqm.

Auch die Binnennachfrage erholt sich. Die Inflation bleibt mit prognostizierten 1,6 Prozent niedrig, vor allem dank staatlicher Preisdeckel bei Energie und Grundnahrungsmitteln. Die Weltbank rechnet 2025 mit einem Konsumwachstum von 2,8 Prozent. 

Trotz dieser positiven wirtschaftlichen Dynamik bleibt Oman nicht frei von externen Risiken. Die angespannte geopolitische Lage in der Region stellt auch das Sultanat vor sicherheitspolitische und wirtschaftliche Herausforderungen.

Zwischen Vermittlerrolle und Verwundbarkeit

Die Eskalation zwischen Israel und dem Iran wirkt sich zumindest indirekt auch auf Oman aus. Als traditionell neutraler Akteur wird das Sultanat außenpolitisch als Vermittler im regionalen Dialog wahrgenommen.

Trotz der südlich der Straße von Hormus gelegenen Exporthäfen bleibt Oman geopolitisch exponiert. Das Land ist eng mit den regionalen Lieferketten verflochten, profitiert vom Transitverkehr durch die Meerenge und importiert viele Waren über diesen Seeweg. Die Umleitung von Routen über omanische Gewässer stärkt die Bedeutung nationaler Häfen, erhöht aber zugleich die Anforderungen an die Gewährleistung der maritimen Sicherheit. Die großen Schwankungen beim Ölpreis schlagen sich auf Staatseinnahmen, Inflationserwartungen und Investitionsentscheidungen nieder.

Alle wichtigen Kennzahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung finden Sie in unseren Wirtschaftsdaten kompakt Oman. Im überarbeiteten Design können Sie Indikatoren nun auch länderübergreifend vergleichen.

Außenhandel: Raffinerieexporte treiben Handelsbilanz

Im Jahr 2024 exportierte Oman Waren im Wert von rund 63 Milliarden US$. Die Importe betrugen rund 43 Milliarden US$. Für 2025 rechnet die Weltbank mit einem Exportwachstum von 3 Prozent, bei den Importen mit einem Zuwachs von 2,4 Prozent. Damit dürften die Exporte auf etwa 65 Milliarden US$ und die Importe auf rund 44 Milliarden US$ steigen.

Zu den wichtigsten Wachstumstreibern auf Exportseite zählen veredelte Ölprodukte, industrielle Güter außerhalb des Energiesektors sowie ein zunehmender Tourismus. Die Importstruktur wird weiterhin von Maschinen, Anlagen, Fahrzeugen und Elektronik geprägt.

Deutsche Perspektive: Kleiner Markt mit großen Einmaleffekten

Laut Eurostat lag das bilaterale Handelsvolumen zwischen Deutschland und Oman im Jahr 2024 deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Die deutschen Exporte stiegen moderat von 820 Millionen auf 850 Millionen Euro. Der Fokus lag dabei auf Maschinen, Fahrzeugkomponenten und elektrotechnische Erzeugnissen. Die Einfuhren aus Oman gingen hingegen stark zurück: Sie fielen um rund 72 Prozent von 514 Millionen auf 144 Millionen Euro. Hauptursache war das Auslaufen außergewöhnlich hoher Ölimporte im Jahr 2023. Wegen des vergleichsweise geringen Marktvolumens schlagen Einmaleffekte im Handel relativ stark zubuche.

Trotz der Herausforderungen bleibt das Land ein attraktiver Standort für Investoren, auch aus deutscher Sicht. Chancen ergeben sich insbesondere bei Elektrolyseurkomponenten, der Hafeninfrastruktur, Zertifizierungssystemen und beruflicher Qualifizierung. 

GTAI-Informationsangebote zu Oman

Weitere Informationen zu Oman bieten unter anderem unsere Reihen "Wirtschaftsstandort", "Wirtschaftsdaten kompakt" und "Branche kompakt". Ferner sind auf der GTAI-Länderseite zahlreiche Berichten zum Wirtschaftsumfeld, zu Branchen sowie Rechts- und Zollthemen zu finden.

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