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Ostafrika steigert die landwirtschaftliche Wertschöpfung
Der Nahrungsmittelsektor Ostafrikas wächst. Schwerpunkt der Projekte ist die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte und die Fischerei. (Stand: 30.04.2025)
12.06.2025
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Tansania: Vier neue Cashew-Fabriken und ein Fischereihafen
Die tansanische Regierung hat verkündet, dass sie während der Saison 2025/26 vier neue Verarbeitungsfabriken für Cashewnüsse im Süden des Landes bauen wird. Die Fabriken sind Teil der Strategie, die lokale Verarbeitung zu stärken und die Wertschöpfung für den Export zu erhöhen. Eine Fabrik soll im Maranje Industrial Cluster im Distrikt Mtwara entstehen. Zwei weitere in den Distrikten Tandahimba und Newala unter der Tandahimba and Newala Cooperative Union (TANECU) und eine vierte gehört zur Tunduru Agricultural Marketing Cooperative Union. Die neue TANECU-Fabrik soll eine Verarbeitungskapazität von 3.500 Tonnen pro Jahr erhalten. Die Bedeutung der Cashewnüsse als Devisenbringer nimmt in Tansania zu. Die Ernte 2023/24 brachte etwa 227 Millionen US-Dollar (US$) an Einnahmen. Nach Côte d’Ivoire gehört Tansania zu den größten Cashew-Exporteuren des Kontinents. Nachdem die Nüsse bisher überwiegend roh nach Indien und Vietnam geliefert werden, bemühen sich die afrikanischen Länder, die Verarbeitung selbst zu übernehmen.
Bau eines Fischereihafens in Tansania durch Chinesen schreitet voran
Laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua schreitet der Bau von Tansanias erstem Fischereihafen seitens der China Harbor Engineering Company weiter voran. Der Hafen in Kilwa Masoko in der Region Lindi soll der Fischereiindustrie und der Tiefseefischerei ein Schub verleihen. Der Hafen wird neben zwei Schiffsanlegeplätzen Kühllagereinrichtungen erhalten.
Kenia: Verarbeitung von Macadamianüssen, Fischen und Zucker nimmt zu
Kenias Regierung möchte die lokale Verarbeitung von Macadamia-Nüssen fördern und hat ein teilweises Exportverbot von rohen Macadamia-Nüssen wiedereingeführt. So hat die Agriculture and Food Authority (AFA) die Vergabe von Exportlizenzen für rohe Nüsse limitiert. Mit einem Marktanteil von etwa 13 Prozent ist Kenia der viertgrößte Produzent von Macadamianüssen weltweit. Der Sektor spielt als Devisenbringer eine wichtige Rolle, und da es vor allem Kleinbauern sind, die für die Produktion sorgen, schafft der Sektor eine Vielzahl an Arbeitsplätzen. Die Ernte von ungeschälten Nüssen erreichte im Jahr 2023 ein Volumen von etwa 45.000 Tonnen und soll bis 2027 auf 63.000 Tonnen steigen.
Fischereizentrum in Kisumu in Bau
Die kenianische Regierung hat mit dem Bau eines Fischereizentrums in Kabonyo Kanyagwal in der Nähe der Stadt Kisumu am Lake Victoria begonnen. Das Projekt wird mit rund 19,3 Millionen US$ veranschlagt. Der Bau soll im Dezember 2025 abgeschlossen sein und die Infrastruktur für die Fischerei in der Region verbessern. Die Einrichtung wird mit einer modernen Zuchtanstalt für bis zu sieben Millionen Jungfischen in drei Monaten ausgestattet. Damit sollen die Fischbestände im Lake Victoria wieder aufgestockt werden. Hinzu kommt eine Fischfuttermühle sowie Einrichtungen für Training und Forschung für Aquakultur. Der Lake Victoria ist für Kenias Fischerei die wichtigste Quelle. Laut des kenianischen Statistikamtes kamen von dort im Jahr 2023 rund 44 Prozent des gesamten Fischfangs, der insgesamt 161.000 Tonnen erreichte. Zuletzt konnte die lokale Nachfrage nicht mehr aus eigenen Gewässern bedient werden, sodass zunehmend importiert werden musste. Das Defizit soll bei rund 365.000 Tonnen liegen.
Rio Fish will Fischlagerung verbessern
Der kenianische Fischproduzent Rio Fish geht eine Partnerschaft mit der französischen Koolboks ein, um seine Fischlagerung und -haltbarmachung zu verbessern. Das nach eigenen Worten "soziale Unternehmen" ist an verschiedenen Orten am Lake Victoria aktiv und will die Situation der Kleinfischer in der Region verbessern. Die Kühllager sollen im County Migori gebaut werden, denn ein Teil des Fangs geht dadurch verloren, dass er nicht gekühlt gelagert werden kann.
Neues Kühlhaus von Cold Solutions bekommt LEED-Zertifikat
Das kenianische Logistikunternehmen Cold Solutions hat für sein neu gebautes Kühlhaus in Tatu City das LEED-Zertifikat vom US-Green Building Council erhalten und ist damit in Afrika das erste Kühlhaus, das diesen Status erhält. Das LEED-Siegel gilt als das weltweit am meisten verbreitete für nachhaltiges Bauen, ist aber in Kenia noch die Ausnahme. Es deutet an, dass grünes Bauen und Energieeffizienz auch in industriell genutzten Gebäuden eine zunehmende Rolle spielen könnten. Mit 15.000 Quadratmetern ist es eines der größten Kühllager in Kenia. Es werden vor allem Nahrungsmittel gelagert, aber auch Pharmazeutika.
Muwariziki Sugar Millers planen neue Zuckerfabrik in Homa Bay
Muwariziki Sugar Millers hat Anfang 2025 Pläne veröffentlicht, für rund 11,5 Millionen US$ eine neue Zuckerfabrik in Rangwe im County Homa Bay zu bauen. Die Anlage wird eine Produktionskapazität von 1.250 Tonnen Zuckerrohr pro Tag (Tons of Cane per Day; TCD) erhalten sowie eine Ethanol-Destillerie mit 20 Kilolitern pro Tag (KLPD). Mit der anfallenden Bagasse soll zudem ein 3 Megawatt-Kraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung betrieben werden.
Auch in anderen Regionen sind Investitionen geplant. Zum Beispiel baut Angata Sugar Mills derzeit eine 33,8 Millionen US$ teure Zuckerfabrik in Moyoi, Transmara, die im September 2025 die Produktion aufnehmen soll. Transmara Sugar wird die Soit Zuckerfabrik im Olomismis-Gebiet bauen mit einer Kapazität von 1.250 TCD mit der Möglichkeit, diese auf 2.500 TCD zu erweitern.
Hohe Betriebskosten führten zur Schließung einiger Fabriken und zu einer erhöhten Importabhängigkeit. Nach diversen Investitionen scheint sich der Trend aber zu drehen. Musste Kenia 2023 noch Zucker im Wert von rund 117 Millionen US$ importieren, waren es 2024 nur noch etwa 61 Millionen US$. Nandi und Kericho entwickeln sich zu neuen Anbaugebieten, gegenüber traditionellen Zuckerrohrregionen in Westkenia, wie Nyando, Mumias, Migori, Homa Bay und Kakamega.