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Branchen | Peru | Windenergie

In Peru ist grüne Energie im Aufwind

Peru hat großes Potenzial für Wind- und Solarenergie. Internationale Firmen planen immer mehr Projekte. Doch die regulatorischen Rahmenbedingungen hemmen die Entwicklung.

Von Janosch Siepen | Bogotá

Peru entwickelt sich zu einem der interessantesten Märkte für erneuerbare Energien in Lateinamerika. Laut dem Informationsdienstleister BNamericas liegt das Land bei den Solar- und Windprojekten, die bis Ende 2024 in den Bau gehen sollen, auf dem 3. Platz (2,6 Gigawatt). Gemessen an der Marktgröße gehört Peru laut der Beratungsfirma EY zu den 40 attraktivsten Märkten für erneuerbare Energien weltweit. 

Grüne Projekte nehmen Fahrt auf

Perus größter Windpark Punta Lomitas (260 Megawatt) ging 2023 in Betrieb. Weitere Großprojekte folgen. So soll 2024 der Windpark Vientos de Negritos in Betrieb gehen und der Bau des Windparks Caravelí starten. In Zukunft werden die Projekte noch größer. Die geplanten Windparks Quercus, Ciclón und Los Vientos sehen eine Kapazität von jeweils rund 400 Megawatt vor. Die Vorhaben liegen an der windreichen Küste im Norden Perus und im Bundesstaat Ica. Dort herrschen Windstärken von bis zu 9 Metern pro Sekunde. Das peruanische Energieministerium MINEM rechnet mit einem allgemeinen technischen Potenzial von über 20 Gigawatt installierter Windenergiekapazität in Peru.

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Neue Solarparks nutzen die erstklassige Sonneneinstrahlung

Die Bundesstaaten Arequipa, Moquegua und Tacna im Süden Perus gehören zu den Regionen mit der weltweit höchsten Sonneneinstrahlung von rund 6 Kilowattstunden pro Quadratmeter. Diesen Vorteil wollen neue Großprojekte nutzen. Im Januar 2024 begann das spanische Unternehmen Solarpack den Bau des mit 300 Megawatt bislang größten Solarparks Perus, San Martín Park. Noch vor Ablauf des Jahres starten Bauarbeiten für zwei ähnlich große Anlagen, Illa und Solimana. Der Solarpark Ruta del Sol ist in der Entwicklungsphase, und das Projekt Hanaqpampa wird im Dezember 2026 in Betrieb gehen. 

Pläne für grünen Wasserstoff nehmen zu

Aufgrund des großen Potenzials bei Wind- und Sonnenenergie kann Peru in Zukunft eine starke Industrie für grünen Wasserstoff aufbauen. Die potenziellen Produktionspreise gelten laut Studien der Internationalen Energieagentur als wettbewerbsfähig. Das chilenische Unternehmen Fenix weihte Anfang 2024 in einem Kraftwerk die erste Wasserstoffanlage ein, die mit Fotovoltaik betrieben wird. Horizonte de Verano plant ab 2025 für 12 Milliarden US-Dollar (US$) den Bau eines Gigaprojekts für grünen Wasserstoff und Ammoniak in Arequipa. MMEX Resources hat ein Projekt zur Produktion von grünem Wasserstoff mit Elektrolysetechnologie von Siemens an der Südküste des Landes angekündigt. Repsol führt mit Bergbaukonzernen Gespräche über den Einsatz von grünem Wasserstoff im Bergbau. Im März 2024 veröffentlichte der peruanische Kongress das Gesetz 31992 zur Förderung von grünem Wasserstoff.

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Bergbau als Treiber für grüne Energie in Peru

Ein entscheidender Treiber für den Ausbau von Perus Erneuerbaren wird der Bergbau. Mehrere Bergwerke nutzen bereits grüne Energie. Punta Lomitas versorgt die hochmoderne Kupfermine Quellaveco zu 100 Prozent mit grünem Strom. Deren Betreiber Anglo American möchte bis 2040 seinen weltweiten Bergbaubetrieb klimaneutral stellen. Die Bergbaukonzerne Glencore, Newmont, Las Bambas und BHP haben sich zu Klimaneutralität bis 2050 verpflichtet. Cerro Verde will ab 2026 fast ausschließlich erneuerbare Energien nutzen und Southern Copper plant in der Mine Toquepala den Einsatz von Solarenergie bei der Kathodenkupferproduktion.

Deutsche Firmen beliefern prominente Projekte

Verschiedene europäische Unternehmen sind bereits an Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien in Peru beteiligt oder planen ein Engagement. Spanische Unternehmen wie Grenergy, Ibereólica, Solarpack, Acciona und Ignis strukturieren eine Vielzahl von Projekten. Weitere Akteure sind Enel und Aros Solar aus Italien, CJR aus Portugal, Engie aus Frankreich, Statkraft aus Norwegen und die dänische Firma Vestas als Zulieferer. 

Die Dynamik ist auch im Nachbarland Kolumbien zu beobachten, in dem Wind- und Solarprojekte zunehmend vor Herausforderungen stehen. Das kolumbianische Unternehmen Celsia kündigte 2023 an, ein Windprojekt im peruanischen Arequipa kaufen zu wollen. Peru biete ein beneidenswertes Investitionsklima, attraktive natürliche Bedingungen und verschiedene Geschäftsgarantien, lautete die Argumentation.

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Auch deutsche Firmen spielen eine wichtige Rolle. Von Nordex kamen 30 Anlagen für den Ausbau des Windparks Wayra. Siemens Gamesa lieferte für Punta Lomitas 50 Windanlagen, baute den Windpark Duna und stellt 16 Turbinen für den Windpark Emma bereit. Viridi aus Heilbronn plant diverse Solarprojekte in Peru. 

Regulatorischer Rahmen hemmt Potenzial

Trotz des Potenzials ist Peru kein einfacher Markt für Projektentwickler. Die Stromerzeugung aus Gas weist gegenüber Erneuerbaren ein günstigeres Kosten-Nutzen-Verhältnis auf. Zudem verzögern die schleppende Umsetzung von Gesetzen, Verordnungen und Genehmigungsverfahren die Realisierung von Projekten. Seit 2016 hat keine Ausschreibung mehr stattgefunden.

"Peru hinkt noch hinter anderen Ländern in der Region hinterher. Dennoch gibt es diverse Geschäftschancen, etwa bei Wind oder Kleinwasserkraft. Mittelfristig könnte es auch die nötigen regulatorischen Fortschritte geben, um mehr Geschäftsmöglichkeiten zu eröffnen. Deutschen Firmen im Sektor rate ich, in Erwägung zu ziehen, lokale Partner zu suchen, wie etwa Branchenverbände oder die AHK.“

Fernando Parodi Geschäftsführer bei Siemens Energy in Peru

Weitere Hürden sind die regulatorischen Rahmenbedingungen. Insbesondere Solarenergie hat in der peruanischen Regulierung nicht die gleiche gesicherte Leistung (potencia firme) wie konventionelle Energiequellen. Dadurch bestehen Einschränkungen bei der Vergabe von Stromlieferverträgen. Die Regierung wartet darauf, dass der Kongress der Änderung des Gesetzes Nr. 28.832 zustimmt. Diese würde es der Wind- und Solarbranche ermöglichen, ihren Strom unabhängig vom "potencia firme"-Status und ohne die bisher bestehenden Einschränkungen zu vermarkten. Damit bekäme die Branche zusätzlich einen kräftigen Schub. Allerdings steckt das Projekt seit rund einem Jahr im Kongress fest und es sind keine unmittelbaren Fortschritte in Sicht. 

Das peruanische Energie- und Bergbauministerium strebt bis 2030 einen Anteil nicht konventioneller erneuerbarer Energien am Strommix von 20 Prozent an. Die Gesetzesverordnung Nr. 1.002 von 2008 soll den Strommix diversifizieren und ermöglicht dafür Steuervorteile und Ausschreibungen.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkung

Cámara de Comercio e Industria Peruano-Alemana (AHK Perú)

Deutsch-Peruanische Industrie- und Handelskammer

Ministerio de Energía y Minas (MINEM)

Energie- und Bergbauministerium

Organismo Supervisor de la Inversión en Energía y Minería (Osinergmin)

Aufsichtsbehörde für Investitionen in Energie und Bergbau

Comité de Operación Económica del Sistema Interconectado Nacional (COES)

Betreiber des nationalen Verbundsystems

Asociación Peruana de Energías Renovables (SPR)

Peruanischer Verband für erneuerbare Energien

H2 Perú

Peruanischer Wasserstoffverband

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