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Infrastruktur als Wachstumsmotor: Peru plant Großprojekte

Neue Bahnstrecken, Häfen, Straßen – Peru investiert Milliarden in Ausbau und Modernisierung der Infrastruktur. Davon profitieren auch deutsche Firmen mit Technik und Know-how.

Von Janosch Siepen | Bogotá

Die Einweihung des Megahafens Chancay an Perus Pazifikküste sorgte 2024 weltweit für Nachrichten. Doch der Hafen ist nicht das einzige große Infrastrukturprojekt in dem Andenstaat. Der Ausbau der Verkehrswege genießt wirtschaftspolitische Priorität. Die Regierung hat eine ganze Reihe von Programmen zum Infrastrukturausbau aufgelegt.

Der Nachhol- und Modernisierungsbedarf ist groß. So identifizierte die peruanische Nationalbank in ihrem September-Bericht "Reporte de Inflación" die Infrastruktur als eines der größten Hindernisse für die Entwicklung von Wirtschaft und Außenhandel. Auch die Bevölkerung erwartet Verbesserungen. Nur 24 Prozent der Peruaner sind zufrieden mit dem Zustand der Infrastruktur im Land.

Doch das soll sich ändern. Laut Prognosen des peruanischen Wirtschaftsministeriums werden Investitionen in die Infrastruktur einer der wichtigsten Faktoren für das Wirtschaftswachstum in den Jahren 2026 bis 2028 sein. Dabei setzt die Regierung auf öffentlich-private Partnerschaften (PPP). In den Jahren 2025 und 2026 möchte die staatliche Investitionsagentur ProInversión Projekte im Wert von über 8 Milliarden US-Dollar (US$) im Transportsektor vergeben, darunter vor allem Straßen, Häfen und Flughäfen.

Küstenbahn als Alternative zur Panamericana

Ein Schwerpunkt der Investitionen liegt auf dem Bau neuer Eisenbahnstrecken. Hierzu zählt das Megaprojekt einer Schienenverbindung entlang der Küste von Ecuador im Norden nach Chile im Süden. Das Vorhaben teilt sich in verschiedene Abschnitte. Bei den Strecken Lima - Ica, Lima - Barranca sowie Trujillo - Barranca sind Vorbereitungen bereits im Gang.

Hinzu kommen weitere Großprojekte. Hierzu zählt die Anbindung des Hafens Chancay an länderübergreifende Transportrouten wie den "Bioceanic Integration Railway Corridor" nach Brasilien sowie der Bau von Bahnstrecken in wichtigen Bergbauregionen (San Juan de Marcona - Andahuaylas, Lambayeque - Cajamarca). Damit schafft Peru die Voraussetzungen für das weitere Wachstum des Bergbaus.

Die Zugstrecke Huancayo - Huancavelica wurde im August 2024 an das Konsortium "Consorcio Concesionaria Ferroviaria del Centro" vergeben. In den kommenden Jahren sollen 565 Millionen US$ in die Modernisierung der 128 Kilometer langen Strecke fließen. Chancen bietet auch der Ausbau der Metrolinien im Großraum Lima.

Auswahl bedeutender Bahn- und U-Bahnprojekte in PeruInvestitionssumme in Millionen US-Dollar
Projekt

Investitionssumme

ProjektstandProjektträger
Neubau der Zugstrecke von Chancay nach Pucallpa (904 Kilometer)

14.380

Transportministerium erstellt MachbarkeitsstudieMinisterio de Transportes y Comunicaciones (MTC)
Neubau der Zugstrecke von Andahuaylas nach San Juan de Marcona (560 Kilometer)

8.200

Detaillierte PlanungsarbeitenMTC
Lima Metrolinie 3 (35 Kilometer)

6.924

Ausschreibung 2026 erwartet, Betrieb 2032Autoridad de Transporte Urbano para Lima y Callao (ATU)
Neubau der Zugstrecke von Lima nach Ica (280 Kilometer)

6.500

geplante Umsetzung im Rahmen eines Government-to-Government (G2G)-Modells; Deutschland zählt zu Ländern, die technischen Vorschlag eingereicht haben; geplanter Abschluss der technischen Studien: 2027MTC
Neubau der Zugstrecke von Lima nach Barranca (246 Kilometer)

5.600

Vorinvestitionsstudie soll bis Ende 2025 fertiggestellt sein.MTC
Lima – Callao Metrolinie 4 (32 Kilometer)

3.739

Im Bau, Betrieb ab 2028ATU
Quelle: BNamericas 2025; Recherchen von Germany Trade & Invest

Bergbau treibt Hafenprojekte voran

Auch im Hafensektor stehen viele Projekte an. Der Nordterminal des Hafens Callao im Großraum Lima sowie der Hafen Matarani im Süden des Landes sollen modernisiert werden. Kostenpunkt: rund 2 Milliarden US$. Matarani spielt eine wichtige Rolle für die Verschiffung von Rohstoffen. Da mittelfristig neue Bergbauprojekte wie die Kupferminen Zafranal und Tía María in der Region an den Start gehen, sind Investitionen von 705 Millionen US$ für einen neuen Pier, Wellenbrecher, mobile Kräne und die Vertiefung bestehender Docks erforderlich.

Hinzu kommen Pläne für den Bau eines weiteren Megahafens für Bergbauexporte. An der Küste der südperuanischen Region Arequipa soll mit dem Puerto Corío ein neuer Hafen mit einer dreimal größeren Umschlagskapazität als Chancay entstehen. Allerdings befindet sich das Projekt erst in der Machbarkeitsphase.

Ein neuer Hafen entsteht auch in San Juan de Marcona. Investor ist die chinesische Firma Jinzhao.

Auswahl bedeutender Hafenprojekte in PeruInvestitionssumme in Millionen US-Dollar
Projekt

Investitionssumme

ProjektstandProjektträger
Hafen Corío

7.000

Technische Machbarkeitsstudien werden vorbereitet.Autoridad Portuaria Nacional de la República del Perú (APN)
Modernisierung Hafen Callao (Nordterminal)

1.300

Plan für 2025: Investitionen in Höhe von rund 10 Millionen US$, darunter für Bau von neuer Stückgutzufahrt und Lagerplatz für Containerfracht; schrittweise ModernisierungAPM Terminals Callao
Modernisierung Hafen Matarani

708

Staatliche Genehmigung Ende 2025 erwartet; 65 Prozent der Investitionen erfolgen in nächsten 3 bis 4 Jahren.Terminal Internacional del Sur (TISUR)
Hafen San Juan de Marcona

405

an Konzessionär vergeben, geplanter Bau zwischen 2026 und 2029APN, Terminal Portuario Jinzhao Perú
Hafen Eten 

564

Technische Studien, geplanter Bau ab 2029APN, Autoridad Portuaria Regional Lambayeque
Almirante Miguel Grau Multipurpose Port Terminal (Region Tacna, Grenze zu Bolivien)

404

MachbarkeitsphaseAPN
Bau von neuem Terminal am Hafen Chimbote

274

Vergabe im 3. Quartal 2026 erwartetProInversión
Modernisierung des Binnenhafens Pucallpa

182

Vergabe im 3. Quartal 2026 erwartetProInversión
Ausbau und Modernisierung von Binnenhäfen in der Region Loreto

134

Vergabe im 3. Quartal 2026 erwartetProInversión
Quelle: BNamericas 2025; Recherchen von Germany Trade & Invest

Milliardenschwere Projekte im Straßenbau

Auch im Straßenbau gibt es zahlreiche Projekte. Hierzu zählen der Bau einer Ringstraße um Lima, der Ausbau der zentralen Nord-Süd-Verbindung durch die Andenregion (Longitudinal de la Sierra) sowie der Bau der Schnellstraße "Nueva Carretera Central" zwischen Lima und der Region Junín in Zentral-Peru. Für den Bau von letzterer Strecke gibt eine eine Government-to-Government (G2G)-Vereinbarung mit Frankreich. Das Unternehmen PMO Vías, ein Joint Venture der französischen Firmen Egis und Setec, stellt technische Assistenz unter anderem für die Prüfung von Studien und das Ausschreibungsverfahren zur Verfügung.

Auswahl bedeutender Straßenbauprojekte in PeruInvestitionssumme in Millionen US-Dollar
ProjektInvestitionssummeProjektstandProjektträger
Nueva Carretera Central Daniel Alcides Carrion (185 Kilometer)

6.566

Finale Studien werden derzeit abgeschlossen, geplanter Bau ab Januar 2026, Betrieb ab 2031Provías Nacional
Periphere Ringstraße Lima (35 Kilometer)

3.400

Vorbauarbeiten, Betrieb ab 2034MTC, Sociedad Concesionaria Anillo Vial
Vierter Abschnitt der Longitudinal de la Sierra (zentrale Nord-Süd-Verbindung durch die Andenregion; 148 Kilometer)

1.580

Konzession im Juli 2025 vergebenMTC, Concesionaria Vial del Centro
Umgehungsstraße in Cusco

866

Ausschreibung wird vorbereitet, Vergabe im dritten 3. 2026 erwartetMTC
Modernisierung der Schnellstraße Cerro de Pasco - Tingo María (238 Kilometer)

784

Neue Vergabe wird vorbereitet, Baubeginn auf 2026 verschobenProvías Nacional
Modernisierung von Schnellstraßen in der Region Ancash (508 Kilometer)

706

Ausschreibung soll Anfang 2026 beginnenMTC
Autobahnkorridor Chiguata - Santa Lucía - Distrikt Mañazo (608 Kilometer)

692

Vergabe im 3. Quartal 2026 erwartetMTC
Quelle: BNamericas 2025; Recherchen von Germany Trade & Invest

Lange Verfahren hindern Projekte

Eine der größten Schwächen der peruanischen Bauindustrie sind die langwierigen bürokratischen Verfahren. Seit 2008 hat sich die Dauer von Vergabeprozessen verdreifacht. Ursache sind zahlreiche Eingriffe staatlicher und regionaler Behörden sowie häufige Wechsel von Ministern und zuständigen Beamten. Viele Projekte liegen auf Eis. Eine ausführliche Analyse zu den Standortbedingungen bietet unser Wirtschaftsstandort Peru.

Doch es gibt Hoffnung auf Besserung: Ein neues Gesetz für öffentlich-private Partnerschaften – basierend auf den Gesetzentwürfen 10.512/2024-CR und 10.752/2024-CR – stärkt die Rolle der Investitionsagentur ProInversión. Verfahren sollen dadurch schlanker und kürzer werden. Auch ein neues Gesetz zum öffentlichen Beschaffungswesen (Nr. 32.069) soll Prozesse effizienter gestalten.

Deutsche Firmen sind wichtige Partner

Deutsche Firmen sind wichtige Zulieferer in Perus Infrastruktur- und Bergbausektor. So kommen beim Bau von Limas Metrolinien Tunnelbohrer mit einer Länge von 120 Metern und einem Durchmesser von 10 Metern von Herrenknecht zum Einsatz. Liebherr dominiert den Markt für mobile Hafenkräne in Peru und stellt für den Hafen Paracas (Region Ica) einen der größten Kräne des Landes bereit.

Zu den weiteren Firmen zählt der Gerüsthersteller Layher, der in Lima ein Lager auf 18.000 Quadratmetern betreibt. Die bayerische Firma Peri liefert Schalungen und Gerüste für den Brückenbau in Peru. Auch der Produzent von Befestigungstechnik Fischer ließ im Mai 2025 seine Marke in Peru registrieren. Die Deutsche Telekom interessiert sich laut Medienberichten für die Bereitstellung von Technologiedienstleistungen bei peruanischen Flughäfen, etwa dem Flughafen in Cusco.

Weiterführende Informationen

Folgende Akteure sind wichtige Adressen für deutsche Unternehmen im peruanischen Infrastruktursektor:

Folgende Regierungspläne sollen die Infrastruktur in Peru modernisieren:

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