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Special | Peru | Rohstoffsicherung

Kupfer aus Peru ist entscheidend für weltweite Rohstoffversorgung

Peru ist der zweitgrößte Kupferlieferant der Welt. Das Gros der Produktion geht nach China, das seine Bergbauaktivitäten ausweitet. Doch soziale Konflikte gefährden Projekte.

Von Janosch Siepen | Bogotá

Vorkommen: Enormes Potenzial konzentriert sich im Süden Perus

Peru ist eines der rohstoffreichsten Länder der Welt. Das gilt besonders für Kupfer. Der Andenstaat verfügt über die weltweit drittgrößten Vorkommen, nach Chile und Australien. Die Hälfte der Kupferreserven befindet sich in der Region Arequipa im Süden des Landes, gefolgt von Moquegua (17 Prozent) und Áncash (6 Prozent). Laut einem Bericht der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) sind jedoch nur 0,25 Prozent des peruanischen Territoriums erkundet. Und der Anteil des Landes an den weltweiten Ausgaben für Bergbauexplorationen ist seit Jahren rückläufig. Dabei könnte das Land seine Bergbauproduktion verdoppeln oder verdreifachen, so EY.

Rohstoffvorkommen in Peru *)
Rohstoff

Vorräte (in 1.000 t)

Weltanteil (in %)

Kupfer 

87.000

10,0

Zink

19.000

7,6

Blei

6.300

7,0

Molybdän

2.900

16,3

* alle Angaben Stand 2019.Quelle: DERA Rohstoffinformationssystem 2023

Erschließung: Kupferproduktion des Landes wichtig für Rohstoffsicherung

Peru ist nach Chile der zweitgrößte Kupferproduzent der Welt. Im Jahr 2022 förderte das Land fast 2,5 Millionen Tonnen des roten Metalls. Dabei konzentriert sich etwa die Hälfte der Produktion auf die Regionen Áncash, Arequipa und Apurímac.

Die Regierung möchte den Sektor modernisieren. Wichtige Eckpfeiler sind folgende Programme:

Die Strategien zielen unter anderem auf höhere Bergbauinvestitionen, eine effizientere Verwaltung des Sektors sowie weniger soziale Konflikte und Umweltbelastungen ab. Zwar ist der peruanische Bergbau reich an Ressourcen, und die Produktionskosten sind wettbewerbsfähig. Politische Unsicherheit, teilweise unklare Regulierungen sowie eine Fülle bürokratischer Verfahren und eine Vielzahl zuständiger Behörden gelten jedoch als Investitionshemmnisse.

"Peru kann Schlüssel für deutsche Rohstoffsicherung werden"

Im Interview mit Germany Trade & Invest (GTAI) spricht der Rohstoffexperte Jan Patrick Häntsche von der Deutsch-Peruanischen Industrie- und Handelskammer (AHK Peru) über die Bedeutung des peruanischen Kupfers für Deutschland.

 

Jan Patrick Häntsche, stv. Geschäftsführer und Leit, AHK Peru, Außenwirtschaftsförderung Jan Patrick Häntsche, stv. Geschäftsführer und Leit, AHK Peru, Außenwirtschaftsförderung | © jh@camara-alemana.org.pe

Herr Häntsche, welche Rolle spielt peruanisches Kupfer für Deutschland?

Peru ist ein Schwergewicht unter den Rohstoffnationen. Das Land kann mittel- und langfristig eine Schlüsselposition in der deutschen Rohstoffsicherung, insbesondere bei Kupfer, einnehmen. Peru steht im Vergleich noch am Anfang seiner Bergbauentwicklung. Allerdings hat es zahlreiche Vorkommen mit besserem Mineralgehalt als die regionalen Konkurrenten und diese sind dazu oft noch leichter abzubauen. Darüber hinaus sind die Energiekosten für den peruanischen Bergbau sehr gering. 

 

Trotz der hohen Kupferförderung verarbeitet Peru das Kupfer kaum selbst. Woran liegt das?

Das stimmt, Peru zählt nur eine Schmelze von Southern Copper, der Rest des Kupfers geht als Konzentrat vorwiegend nach China, aber auch zum Beispiel nach Deutschland. Die Bevölkerung hat in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Umweltverschmutzung durch Schmelzen polymetallischer Erze gemacht. Darüber hinaus sind Bergbaufirmen eher daran interessiert, finanzielle Ressourcen in die Förderung statt in den Ausbau von Weiterverarbeitungsanlagen zu stecken. Es kann auch sein, dass es für die Weiterverarbeitungsindustrie vorteilhaft ist, Erze beziehungsweise Konzentrate aus unterschiedlichen Bezugsländern zu verschneiden.

 

Gibt es dadurch Chancen für Deutschland?

Absolut. Chancen für deutsche Investitionen bestehen. Denn es ist makroökonomisch durchaus sinnvoll, das Kupfer direkt im Land zu verarbeiten, anstatt das Konzentrat, also eine Mischung aus Rohstoff und Abfallprodukten, über die Weltmeere zu verschiffen.

Großteil des Bergbauportfolios sind Kupferprojekte

Laut dem peruanischen Bergbauministerium (MINEM) umfasst Perus Bergbauportfolio Projekte im Wert von 53 Milliarden US-Dollar (US$). Rund 72 Prozent davon entfallen auf Kupferprojekte. Das spanische Kreditinstitut BBVA rechnet für 2024 mit einer Kupferproduktion von rund 2,6 Millionen Tonnen  - ein Anstieg um über 8 Prozent gegenüber 2022. Im Jahr 2023 litt der Sektor unter Produktionsausfällen. Grund dafür waren Unruhen und Blockaden nach der Absetzung des Ex-Präsidenten Castillo zu Beginn des Jahres.

Im September 2022 hat Anglo American die 5,3 Milliarden US$ teure Kupfermine Quellaveco in Betrieb genommen. Sie wird jährlich über 300.000 Tonnen Kupfer fördern. Damit wird die Kupferproduktion Perus in den nächsten Jahren deutlich steigen. Neben selbstfahrenden Lkw und der hundertprozentigen Nutzung erneuerbarer Energie kommt in der Mine auch Technik von Siemens zum Einsatz. Die Münchner liefern hochmoderne Motoren für die Förderbänder sowie Steuerungs- und Automatisierungssysteme. 

Rohstoffförderung in Peru *)
Rohstoff

Förderung (in 1.000 t)

Weltanteil (in %)

Kupfer

2.455

11,9

Silber

4

14,7

Molybdän

30

11,0

Zink

1.404

10,9

* alle Angaben Stand 2019.Quelle: DERA Rohstoffinformationssystem 2023

Perus Kupfersektor wird von wenigen multinationalen Großkonzernen dominiert. Größter Produzent des Landes war 2022 die Lagerstätte Antamina mit einem Marktanteil von 19 Prozent. Die Mine befindet sich mehrheitlich im Besitz der australischen BHP und der schweizerischen Glencore. Der Kupferproduzent Cerro Verde, ein Joint Venture aus Freeport-McMoRan (USA), Sumitomo (Japan) und Buenaventura (Peru), folgt auf Platz 2. Southern Perú Copper (USA) lag mit einem Anteil von 14 Prozent an 3. Stelle.

Verarbeitung: China hat großen Einfluss

Auch chinesische Unternehmen spielen eine wichtige Rolle. Das Bergwerk Las Bambas (China Minmetals, Guoxin International Investment, Citic) und die Mine Toromocho von Chinalco stehen für rund ein Fünftel der peruanischen Kupferproduktion. Und künftig dürfte die Präsenz der Volksrepublik weiter zunehmen. So befindet sich Toromocho im Ausbau, und bei der 2,5 Milliarden US$ teuren Mine Río Blanco werden technische Studien durchgeführt.

Die Vorhaben sollen den Rohstoffhunger Chinas langfristig stillen und sind Teil einer umfassenden Strategie, ganze Lieferketten zu kontrollieren. Inzwischen ist China der wichtigste Investor im peruanischen Bergbau und steht für knapp ein Fünftel des gesamten Bergbauportfolios des Landes. Kupfer macht etwa ein Drittel aller peruanischen Exporte aus. Mehr als 70 Prozent des Metalls gehen zur Weiterverarbeitung nach China. Dadurch ist Peru - wie der Kupfermarkt weltweit - stark von der Entwicklung der chinesischen Wirtschaft abhängig.

Rohstoffverarbeitung in Peru *)
Rohstoff

Verarbeitung pro Jahr (in 1.000 t)

Weltanteil (in %)

Arsen 

25

43,3

Zinn

20

5,6

Kadmium

1

2,7

Kupfer

308

1,5

* alle Angaben Stand 2019.Quelle: DERA Rohstoffinformationssystem 2023

ESG: Zahlreiche soziale Konflikte prägen den Bergbau in Peru

Der peruanische Bergbau ist regelmäßig Gegenstand von Konflikten mit der lokalen Bevölkerung. Dabei geht es um Themen wie mangelnde Grundversorgung in den Regionen, Landansprüche und die Beteiligung an Bergbauprofiten. Die Ombudsstelle in Peru (ein unabhängiges Verfassungsorgan zum Schutz der Grundrechte) zählte im Juli 2023 insgesamt 142 sozialökologische Konflikte im Land. Über zwei Drittel davon betrafen den Bergbau. Die Probleme gelten als chronisch. Immer wieder kommt es zu Blockaden wichtiger Transportwege. BBVA schätzt, dass soziale Konflikte im Jahr 2022 den Sektor 760 Millionen US$ gekostet haben.

ESG *): Stärken und Schwächen
 StärkenSchwächen
ÖkologieVerbesserte UmweltgesetzgebungBerichte über Umweltverschmutzung
Soziales Soziale Akzeptanz als wichtige Voraussetzung für ProjektzulassungSoziale Konflikte können Projekte blockieren
GovernanceRegierung gibt Ziele vorUnternehmensabgaben kommen nicht immer bei lokalen Gemeinden an
* Environmental, Social and Corporate Governance (deutsch: Umwelt-, Sozial- und Regierungs-, Amts- oder Unternehmensführung).Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Eine Genehmigung für ein Bergbauprojekt zu bekommen und zu behalten, ist in Peru eine Herausforderung. Mehrere große peruanische Bergbauprojekte wie Tía María haben sich in der Vergangenheit aufgrund von Umweltbedenken oder Gegenwind von lokalen Gemeinden verzögert. Die Umweltgesetzgebung hat sich jedoch verbessert. Für die Genehmigung von Projekten ist eine Umweltstudie erforderlich. Die zuständige Behörde OEFA überwacht die Einhaltung der Umweltvorschriften. Auch die Schließung von Minen ist geregelt. Zudem sieht die "Visión de la minería en el Perú al 2030" ESG-Ziele für den Bergbau bis 2030 vor. Dazu gehören Nachhaltigkeit, Inklusion und ein solider Governance-Rahmen. 

 

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