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Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung
Der Hochbau ist im 1. Halbjahr 2025 in allen Segmenten kräftig gewachsen. Bei Bürogebäuden und Wohnungen im mittleren Preissegment gibt es aber ein Überangebot.
01.12.2025
Von Boris Alex | Kuala Lumpur
Die Bauindustrie ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in den Philippinen. Der Sektor trug 2024 fast 8 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Die Bruttoanlageinvestitionen in der Bauindustrie legten seit 2021 um durchschnittlich 10 Prozent pro Jahr auf rund 59 Milliarden US-Dollar (US$) im Jahr 2024 zu, so die Daten der philippinischen Statistikbehörde PSA. Mit 4,5 Millionen Beschäftigten ist die Baubranche zudem ein wichtiger Arbeitgeber. Bis 2033 soll der Umsatz in der Baubranche um durchschnittlich 5 Prozent jährlich auf 60 Milliarden US$ zulegen, so die Prognose des Marktforschers Imarc.
Genehmigungen im Wohnungsbau mit deutlichem Plus
Das behördlich genehmigte Bauvolumen im Hochbau ist auf Basis des philippinischen Peso 2024 um fast 10 Prozent auf umgerechnet 10 Milliarden US$ gestiegen. Der Bau von Wohnflächen legte im vergangenen Jahr auf Peso-Basis um 16 Prozent auf 4,3 Milliarden US$ zu. Laut Statistikbehörde wurde 2024 der Bau von insgesamt 20 Millionen Quadratmetern Wohnfläche genehmigt. Davon entfielen zwei Drittel auf Einfamilien- und Duplexhäuser, was ungefähr dem Vorjahreswert entsprach. Die Genehmigungen von Wohnungen zogen an: So verzeichnete die genehmigte Fläche gegenüber 2023 ein Plus von 30 Prozent auf 6,4 Millionen Quadratmeter. Der Wert der erteilten Wohnungsbaugenehmigungen legte um 46 Prozent auf 1,6 Milliarden US$ zu.
Der positive Trend hat sich im 1. Halbjahr 2025 fortgesetzt. Für den Bau von Wohnflächen wurden Anträge mit einem Volumen von 2,1 Milliarden US$ genehmigt, ein Plus auf Peso-Basis von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das Wohnungsbausegment legte in den ersten sechs Monaten 2025 um 28 Prozent auf 740 Millionen US$ zu. Die Einfamilien- und Duplexhäuser verzeichneten ein Plus von 13 Prozent auf 1,4 Milliarden US$. Die Prognosen für das 2. Halbjahr 2025 sowie für 2026 fallen ebenfalls positiv aus - allerdings nicht für alle Sparten. Der Immobiliendienstleister Colliers erwartet im unteren Preissegment bis 63.500 US$ sowie bei Luxusimmobilien ab 211.500 US$ Zuwächse. Im mittleren Preissegment entwickelt sich die Nachfrage vor allem in den Ballungszentren wegen des Überangebots hingegen schwächer.
Bauprogramm für 6 Millionen Wohneinheiten bis 2028
Im Rahmen ihres 2022 initiierten nationalen Wohnungsbauprogramms "4PH" (Pambansang Pabahay Para sa Pilipinas) will die philippinische Regierung bis 2028 jährlich 1 Million Wohneinheiten errichten. Offiziellen Schätzungen zufolge fehlen fast 7 Millionen Wohnungen, vor allem in den Städten. Bis 2040 könnten es sogar bis zu 22 Millionen sein, so eine Prognose von UN Habitat. Die Regierung setzt bei ihrem Bauprogramm auch auf den Privatsektor. Im Juli 2025 haben vier Verbände aus der Immobilien- und Baubranche angekündigt, dass ihre Mitgliedsunternehmen in den nächsten drei Jahren insgesamt 250.000 Wohneinheiten im Rahmen des 4PH-Programms fertigstellen wollen.
| Bausegment | 2023 | 2024 | 1. HJ 2025 | Veränderung 1. HJ 2025/2024 (in Prozent)* |
|---|---|---|---|---|
| Wohnungsbau (Wohnungen, Einfamilien-/Duplexhäuser): | ||||
| Fläche (in Mio. qm) | 18,1 | 19,7 | 9,7 | 19,8 |
| Bauvolumen (in Mrd. US$) | 3,8 | 4,3 | 2,1 | 17,8 |
| Wirtschaftsbau |
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| Fläche (in Mio. qm) | 22,8 | 22,4 | 11,7 | 23,8 |
| Bauvolumen (in Mrd. US$) | 4,3 | 4,4 | 2,2 | 30,9 |
Wirtschaftsbau zieht 2025 wieder kräftig an
Der Wirtschaftsbau hat sich 2024 weniger dynamisch entwickelt. Die genehmigte Baufläche ging um 2 Prozent auf 22,4 Millionen Quadratmeter zurück. Der Wert der Baugenehmigungen stieg um 5 Prozent auf 4,4 Milliarden US$, was der Preissteigerung bei Baumaterialien entsprach. Im 1. Halbjahr 2025 hat das Segment allerdings wieder deutlich zugelegt: Laut Statistikbehörde wurden Bauanträge mit einer Fläche von knapp 12 Millionen Quadratmetern genehmigt, ein Plus von 24 Prozent. Der Wert der Genehmigungen erhöhte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast ein Drittel auf 2,2 Milliarden US$.
Schaut man allein auf den Büro- und Gewerbebau, legten die Baugenehmigungen in den ersten sechs Monaten 2025 um 24 Prozent auf 5,2 Millionen Quadratmeter im Wert von 933 Millionen US$ zu. Die Aussichten für den Bau neuer Büroflächen – insbesondere im Großraum Manila – sind verhalten. Der Leerstand war in der Hauptstadtregion im 2. Quartal 2025 mit 21 Prozent zwei Punkte höher als in der Vorjahresperiode. Der Immobiliendienstleister Santos Knight Frank erwartet einen Rückgang bei neuen Büroflächen. Dürften es 2025 noch 400.000 Quadratmeter sein, könnten 2026 nur noch 220.000 und 2027 lediglich 120.000 Quadratmeter auf den Markt kommen. Positive Impulse erhoffen sich die Developer von der Business-Process-Management-Branche (BPM). Die Unternehmen dürften 2025 landesweit rund 16 Prozent mehr Bürofläche absorbieren als im Vorjahr, insgesamt knapp 500.000 Quadratmeter.
Bau weiterer Einkaufszentren angekündigt
Deutlich positiver sind die Aussichten für Gewerbeflächen. Der Einzelhandel profitiert von den Konsumausgaben, die 2025 und 2026 um jeweils knapp 6 Prozent zulegen dürften. Allein in der Hauptstadtregion sollen bis 2029 jedes Jahr durchschnittlich 265.000 Quadratmeter an neuer Einzelhandelsfläche fertiggestellt werden. Die großen Immobilienentwickler SM Supermalls, Ayala Land und Megaworld wollen in den nächsten Jahren weitere Einkaufszentren bauen. SM will beispielsweise bis 2030 weitere zwölf Shopping-Malls eröffnen und hätte dann landesweit 100 Objekte im Portfolio. Parallel dazu werden ältere Einkaufszentren modernisiert und erweitert.
Logistiksektor und Datenzentren bieten Chancen im Industriebau
Die Genehmigungen von Industriebauten sind im 1. Halbjahr 2025 um 13 Prozent auf 2,2 Millionen Quadratmeter im Wert von 305 Millionen US$ zurückgegangen. Die verarbeitende Industrie, insbesondere die Elektronikbranche, dürfte wegen der US-Zollpolitik Neuinvestitionen zum Teil erst einmal zurückstellen. Wachstumsimpulse kommen dafür aus der Logistik- und Lagerindustrie, die von der positiven Entwicklung im Einzel- und Onlinehandel profitiert.
Zudem will die Regierung bestehende Industriezonen ausbauen und neue gründen. Im Mai 2025 wurde die erste Sonderwirtschaftszone für die Pharmaindustrie (Victoria Industrial Park) eröffnet, in der sich bis 2026 bis zu 20 Unternehmen ansiedeln sollen. Die Philippinen könnten sich auch als Standort für Rechenzentren etablieren. Laut Investitionsbehörde könnte sich der Markt hierfür bis 2030 auf 2 Milliarden US$ verdreifachen.