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Electronic circuit board with processor, close up. | © krasyuk/stock.adobe.com

Special | Philippinen | Beschaffung

Ein neuer Hub für die Halbleiterindustrie

Die Elektronikindustrie der Philippinen wächst und ist stark auf Exporte fokussiert. Um die globale Position zu stärken, sollen mehr internationale Investitionen angezogen werden.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Die Elektronikbranche gilt als eine der zentralen Säulen der philippinischen Wirtschaft und war schon 2022 ein wichtiger Konjunkturtreiber. Elektronikprodukte zeichneten dabei für über 62 Prozent der philippinischen Ausfuhren verantwortlich. Der Fachverband SEIPI (Semiconducutor and Electronics Industries in the Philippines) geht für 2023 von einem Wachstum der Branchenausfuhren in Höhe von 5 Prozent aus. Die ursprüngliche Prognose des Verbandes von Anfang des Jahres von 9 Prozent wurde aufgrund der schwächeren globalen Nachfrage nach unten korrigiert.

Schon 2022 waren die Elektronikexporte des Archipels um fast 7 Prozent auf 49 Milliarden US-Dollar (US$) angestiegen - trotz der weltweit trüben Stimmung im Konsumgütermarkt. Die Abwertung des philippinische Pesos spielte den lokalen Produzenten in die Karten: Die Landeswährung hatte im Jahresverlauf bis zu 15 Prozent an Wert im Vergleich zum US-Dollar verloren. Damit wurden die Erzeugnisse auf den Weltmärkten preislich konkurrenzfähiger.

Philippinen positionieren sich als weltweites Drehkreuz

SEIPI sieht die Philippinen als einen geeigneten Standort für eine Verlagerung der Produktion aus China. Die lokalen Firmen könnten im Elektronikbereich nicht nur Massenfertigung bieten, sondern auch kundenspezifische Produktion, Design sowie Forschung und Entwicklung. Auch würde ein bereits relativ hohes Niveau an Automatisierung vorherrschen. Die Branchenfirmen beliefern Abnehmersektoren rund um die Welt. Die Regierung geht davon aus, dass die Philippinen künftig den Status eines "Global Hub" für elektronische Erzeugnisse einnehmen können.

Im Jahr 2022 entfielen mehr als zwei Drittel der Exporte auf Halbleiter. Die Palette in diesem Bereich umfasst zudem unter anderem Büroausrüstungen sowie Telekommunikations- und Kfz-Elektronik. Die Philippinen gelten als weltweit viertgrößter Exporteur von Kabelbäumen, hinter Mexiko, China und Rumänien. Wichtigste Zentren der lokalen Elektronikindustrie sind Metro Manila, Calabarzon, Nord- und Zentral-Luzon sowie Cebu.

Nach Informationen der Statistikbehörde Philippine Statistics Authority ist China (inklusive Hongkong) der wichtigste Abnehmermarkt für philippinische Elektronikprodukte mit einem Anteil von rund 30 Prozent. Danach folgen Singapur und die USA mit jeweils 8 Prozent. Nach Deutschland gehen den Angaben zufolge 4 Prozent der Branchenexporte.

Neue Förderinstrumente für mehr ausländische Investitionen

Die Regierung bemüht sich um ein stärkeres Engagement ausländischer Firmen auf dem Archipel. Internationale Unternehmen profitieren von den guten Englischkenntnissen und einer starken Serviceorientierung der lokalen Beschäftigten. Der Ausbildungsgrad ist im regionalen Vergleich hoch. Auch die Produktionskosten im Elektronikbereich sind laut SEIPI im asiatischen Kontext wettbewerbsfähig.

Branchenvertreter hoffen auf die Ansiedlung weiterer Investoren im Elektronikbereich. Allerdings müssten dafür von der Regierung noch stärkere Anreize gesetzt werden. Der Präsident von SEIPI, Danilo Lachica, fordert in diesem Zusammenhang eine Revision der 2021 umgesetzten Steuerreform "Create" (Corporate Recovery and Tax Incentives for Enterprises Act). Im Zuge von Create wurden die Förderinstrumente auf dem Archipel neu angepasst. SEIPI befürchtet, dass ohne Revision Investitionen in Höhe von 3 Milliarden US$ in andere Länder der Region umgelenkt werden. So seien die Anreize beispielsweise in Vietnam höher als in den Philippinen.

Unzureichende Infrastruktur wird modernisiert

Als Nachteile des Standorts werden von Landeskennern die ausgeprägte Bürokratie, hohe Stromkosten und die mangelhafte Infrastruktur genannt. Allerdings bemüht sich die Regierung im Rahmen eines großen Investitionspakets, die Infrastruktur zu modernisieren.

Auch bereitem der Branche die zunehmende Inflation und steigende Preise für Vorprodukte Sorgen. Die Philippinen müssten laut SEIPI die Wertschöpfung ihrer Produkte erhöhen. Bisher verfüge das Land noch über keine Werke für die Wafer-Produktion. Auch die Verarbeitungskapazitäten der vorhandenen Rohstoffe wie Nickel, Kupfer und Kobalt müssten optimiert werden. Laut Beobachtern wolle die Regierung künftig einen Schwerpunkt ihrer Wirtschaftspolitik auf diesen Aspekt legen.

Internationale Investoren zeigen Interesse

Das lokale Industrieministerium verstärkt die Bemühungen um eine Intensivierung der Handelsbeziehungen und Investitionen von US-Firmen in den Philippinen, unter anderem durch eine Beteiligung an der diesjährigen Ausgabe der Consumer Electronics Show in Las Vegas. Der US-Verband Semiconductor Industry stuft die Philippinen als entscheidendes Bindeglied der globalen Chipindustrie sowie als wichtigen Hub für Montage und Testing von Halbleitern ein.

Im Rahmen einer Japanreise von Präsident Ferdinand Marcos im Februar 2023 wurden zahlreiche Investitionszusagen eingeholt. Dadurch sollen mehr als 10.000 Arbeitsplätze in der Halbleiter- und Elektronikindustrie geschaffen werden. Konkrete Investitionssummen wurden bisher nicht verlautbart.

Auch deutsche Firmen nutzen die Philippinen als Standort für die Herstellung elektronischer Komponenten. Continental stellt in den Exportförderzonen der Philippine Economic Zone Authority unter anderem Sicherheitssensoren für Kfz her. Weitere elektronische Hersteller "Made in Germany" in den Exportförderzonen sind unter anderem Nobile, Temic Automotive, Vishay, ZE Electronics Manufacturing Services und Zama Precision Industry Manufacturing Philippines.

Zama legte im Januar 2023 den Grundstein für eine Erweiterung der Fabrik in Batangas um 11.000 Quadratmeter. Die Ausgaben belaufen sich Presseangaben zufolge auf 16 Millionen US$. Die Arbeiten sollen im Februar 2024 abgeschlossen sein. Mit der Investition will Zama seine Kapazitäten zur Herstellung von elektromechanischen Produkten, Kabelbäumen und Textilmaterialien erhöhen. Nach Einschätzung der Auslandshandelskammer Manila ist das Projekt ein sehr gutes Beispiel dafür, wie europäische Firmen ihre Aktivitäten diversifizieren.

Hinweise zur Geschäftspraxis
  • Offene Konfrontation wird nicht geschätzt. Es empfiehlt sich, auch in Stresssituationen Geduld und Höflichkeit zu bewahren.
  • Aber: Höflichkeit bedeutet nicht zwingend Zustimmung.
  • Die Wirtschaft der Philippinen wird von wenigen Großkonzernen dominiert. Der Zugang zu diesen ist häufig sehr wichtig für das Netzwerk, aber nicht einfach zu bewerkstelligen und erfordert Geduld.
  • Die Unternehmen sind sehr hierarchisch organisiert. Entscheidungen werden meistens von hochrangigen Führungskräften getroffen.

Hinweise zu Transport und Logistik
  • Die Logistikkosten auf den Philippinen gelten im internationalen Vergleich als hoch.
  • Der Verkehr in den Großstädten wie Metro Manila ist sehr zäh und der Transport zwischen den zahlreichen Inseln des Archipels gilt als herausfordernd.
  • Die Regierung will Abhilfe schaffen: Seit mehreren Jahren läuft das gigantische Infrastrukturprogramm "Build Better More" mit umfangreichen Investitionen in die Verbesserung der Verkehrswege. Erste Fortschritte bei der Logistik zeichnen sich nach Einschätzung von Landeskennern bereits ab.

Informationen zu zollrechtlichen Regeln bietet unser Überblick zur Wareneinfuhr in die EU.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkung

AHK Philippinen

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Semiconductor and Electronics Industries in the Philippines (SEIPI)

Branchenverband für die Elektroindustrie

Philippine Subcon and Manufacturers Exhibition

Messe für die Elektroindustrie (26. bis 29. April 2023, Manila)

China Machinery & Electronic Brand Show (Philippines)

Messe für die Elektroindustrie (17. bis 19. August 2023, Manila)

World of Consumer Electronics Expo

Messe für die Elektroindustrie (9. bis 12. August 2023, Manila)

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