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Polen investiert in Recycling kritischer Rohstoffe
Polen ist ein wichtiger Standort für die Batterieproduktion. Jetzt will das Land auch abgenutzte Energiespeicher wiederverwerten. Die Regierung bezuschusst ein Recyclingwerk.
26.09.2025
Von Christopher Fuß | Warschau
Die polnische Firmengruppe Elemental Holding erhält von Polens Wirtschaftsministerium einen Zuschuss in Höhe von 250 Millionen Euro. Wie das Unternehmen mitteilte, fließen die Gelder in den Bau einer Recyclinganlage für Batterien und Elektroabfälle in der südpolnischen Stadt Zawiercie.
Das Projekt mit dem Namen Polvolt ist eines von EU-weit 47 Vorhaben, die von der Europäischen Kommission ausgewählt wurden, um die Versorgung mit kritischen Rohstoffen zu verbessern. Laut Elemental Holding kostet das Polvolt-Projekt zwischen 700 Millionen und 800 Millionen Euro. Es wäre eine der größten Investitionen eines privaten polnischen Unternehmens.
Zuvor hatte das Recyclingunternehmen am gleichen Ort ein Werk für die Verwertung von Lithium-Ionen-Batterien und Katalysatoren gebaut. Neben der Rückgewinnung verschiedener Edelmetalle wie Kupfer, Silber und Gold entsteht bei dem Recyclingprozess eine Substanz namens schwarze Masse – ein Gemisch aus kritischen Rohstoffen wie Grafit, Kobalt, Lithium, Nickel und Mangan. Die geplante Polvolt-Anlage gewinnt auch diese Substanzen aus der schwarzen Masse zurück.
Elemental sammelt und verwertet Abfälle an weltweit 50 Standorten. Ziel des Unternehmens ist es, 80 Prozent aller gewonnenen Materialien in Zawiercie weiterzuverarbeiten. Bis zum Jahreswechsel 2025/2026 soll außerdem ein strategischer Partner aus dem Bereich Urban Mining für das Polvolt-Projekt feststehen. Urban Mining bezeichnet die Rückgewinnung wichtiger Rohstoffe aus meist städtischen oder urbanen Abfällen.
Aufbereitungsanlagen erhalten Förderung
Polens Wirtschaftsministerium subventioniert Polvolt aus dem sogenannten Befristeten Krisen- und Übergangsrahmen (Temporary Crisis and Transition Framework, TCTF). Das EU-Programm erlaubt den Mitgliedstaaten, strategische Investitionen aus der Staatskasse zu bezuschussen, ohne dabei gegen Obergrenzen für öffentliche Beihilfen zu verstoßen. Polvolt ist eines von zwei Projekten in Polen, die im Rahmen des EU-Gesetzes über kritische Rohstoffe (Critical Raw Materials Act, CRMA) von der Europäischen Kommission als besonders wichtig eingestuft wurden.
Laut dem CRMA sollen ab 2030 mindestens 25 Prozent des EU-Bedarfs an strategischen Rohstoffen aus dem Recycling stammen.
Beim zweiten CRMA-Vorhaben in Polen handelt es sich um eine Raffinerie für Seltenerdmetalle. Das kanadische Unternehmen Mkango will eine entsprechende Anlage im ostpolnischen Puławy auf dem Gelände des Chemiekonzerns Azoty bauen. Die Raffinerie wird Rohstoffe aufbereiten, die aus einer geplanten Mine im afrikanischen Malawi stammen.
Stärkung des Batteriestandortes Polen
Wiedergewonnene Materialien aus Anlagen wie Polvolt könnten für Polens Batterieindustrie als Rohstoff interessant sein. Das Land zählt zu den europaweit führenden Standorten für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien.
Zu den wichtigsten Produzenten gehören LG Energy Solution in Wrocław, die Northvolt-Nachfolger Scania und Lyten sowie Impact Clean Power Technology in Pruszków, Mercedes-Benz und BMZ Poland.