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Wirtschaftsumfeld | Polen | Forschungsförderung

Forschungsgelder bieten Chancen für Innovationen

Polen schöpft Potenziale, die EU-Fonds und Wagniskapital zur Steigerung der Innovationsfähigkeit bieten, bislang nicht aus. Das gilt auch für dort aktive ausländische Unternehmen.  

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Polen sollte die zur Verfügung stehenden europäischen Mittel für Forschung und Entwicklung (F&E) sowie Innovationen stärker nutzen. Das mahnte der polnische Botschafter beim Europäischen Innovationsrat (European Innovation Council; EIC), Jerzy M. Langer, im Interview mit der Tageszeitung Rzeczpospolita an. Der EIC wurde im März 2021 als wichtige Neuerung im Rahmen des Programms Horizont Europa ins Leben gerufen. Er fasst mit den Programmen EIC Pathfinder, EIC Transition und dem EIC Accelerator wichtige EU-Instrumente zur Forschungsförderung unter einem Dach zusammen und vergibt 2023 EU-weit rund 1,6 Milliarden Euro an Start-ups, innovative kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Spitzenforschungsprojekte.  

EU-Förderung für neue Entwicklungen

Laut Langer sind 1,13 Milliarden Euro im Rahmen des Programms EIC-Accelerator für Start-ups bestimmt. Gefördert werden dabei auch F&E-Aktivitäten. Zudem soll erreicht werden, dass sogenannte Einhörner entstehen, Start-ups mit einer Bewertung von über 1 Milliarde Euro. Das Programm EIC-Pathfinder richtet sich an multidisziplinäre Forschungsteams für technologische Durchbrüche. EIC-Transition fördert die Anwendung von Forschungsergebnissen.

Seit 2018 erhielten laut Tageszeitung Rzeczpospolita lediglich 105 polnische Firmen Mittel aus dem Programm EIC-Accelerator, die sich auf annähernd 58 Millionen Euro summierten. In diesem Zeitraum förderte der EIC-Fonds über 1.600 Start-ups in der gesamten EU. Der mögliche Zuschuss beträgt jeweils bis zu 2,5 Millionen Euro. Beteiligungsinvestitionen von über 15 Millionen Euro durch den EIC sind bei Technologien von strategischem europäischen Interesse möglich.

Von den verschiedenen europäischen und inländischen Fördermitteln können auch in Polen tätige ausländische Unternehmen profitieren. Polen ist ein attraktiver Standort für die Auslagerung moderner Business Services, darunter F&E-Aktivitäten. Auch im Rahmen der EU-Kohäsionspolitik stehen Gelder für Innovationen zur Verfügung.

Landesprogramm für moderne Wirtschaft in Polen

Im Rahmen der EU-Kohäsionspolitik von 2021 bis 2027 hat Polen den Europäischen Fonds für eine moderne Wirtschaft (Fundusze Europejskie dla Nowoczesnej Gospodarki; FENG) aufgelegt. Er ersetzt das frühere Operationelle EU-Programm Inteligentny Rozwój (POIR; Intelligente Entwicklung) der vorherigen Förderperiode. FENG hat ein Budget von circa 8 Milliarden Euro und richtet sich an Unternehmen und Forschungszentren. Diese können daraus Fördergelder für Projekte im Bereich Forschung und Entwicklung sowie für die Einführung neuer Technologien in der Produktion erhalten.  Zur Verfügung stehen sowohl Zuschüsse als auch rückzahlbare Förderinstrumente.

Bestandteil von FENG sind Technologiekredite, die 14 Geschäftsbanken zur Förderung von Innovationen an KMU vergeben. Die staatliche Förderbank BGK (Bank Gospodarstwa Krajowego) gewährt anschließend Technologieprämien (insgesamt stehen 123 Millionen Euro zur Verfügung) und erstattet damit einen Teil der Kreditkosten. Vom 23. März bis voraussichtlich 31. Mai 2023 können KMU die Prämien über die 14 Banken bei der BGK beantragen. Insbesondere auch Start-ups könnten davon profitieren.

Ein Betrag von 4,4 Milliarden Euro ist im FENG-Budget für das Teilprogramm Ścieżka Smart (Smart Path) vorgesehen. Bereits im ersten Aufruf stehen laut dem polnischen Verband für Technologiefirmen SoDA (Software und IT) fast 1,1 Milliarden Euro daraus zur Verfügung.

Mangel an Wagniskapital

Die Pause zwischen den beiden Programmen, die durch die Anlaufphase des neuen Programms entsteht, führte laut Experten vielfach zu einer Finanzierungslücke bei Wagniskapital (Venture Capital; VC).

Wagniskapitalgeber in Polen werden zurückhaltender. Bis 2021 waren VC-Investitionen noch kräftig gestiegen, stagnierten aber 2022 auf Złoty-Basis. Erschwerend kommt hinzu, dass Polen bei der Wettbewerbsrunde des EIC-Accelerators vom Dezember 2022 leer ausging. Aus dem Land kamen nur wenige Anträge, die der Konkurrenz aus anderen Ländern nicht standhielten. Beides bringt Polens Start-ups in Bedrängnis.

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Bei der Förderung junger innovativer Firmen spielen auch große Unternehmen eine wichtige Rolle. So will der Mineralölkonzern PKN Orlen S.A. mit Start-ups im In- und Ausland kooperieren. Sein Fonds Orlen VC ist mit 100 Millionen Euro dotiert. Orlen beteiligt sich zum Beispiel mit 1,8 Millionen Euro an der Firma Apeiron Synthesis aus Wrocław (Breslau). Diese stellt ein spezielles Pulver als Halbfabrikat unter anderem für die Petrochemie her. Orlen VC investiert auch in andere VC-Fonds, wie in den schweizerischen Emerald Technology Ventures und den britischen Environmental Technologies Fund.

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