Wirtschaftsumfeld | Portugal | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
Löhne und Gehälter in Portugal zogen 2024 stark an. 2025 wollen die meisten Unternehmen die Vergütungen um bis zu 5 Prozent anheben.
03.09.2025
Von Friedrich Henle | Madrid
Im Umfeld von Fachkräftemangel und Wechselbereitschaft ging der Trend 2024 zu kräftigen Lohnzuwächsen. Der durchschnittliche Monatslohn stieg gegenüber dem Vorjahr nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation um 10,6 Prozent auf 1.171 Euro.
Rund 65 Prozent der circa 900 von der Personalberatung Hays befragten Unternehmen in Portugal wollen 2025 die Gehälter um maximal 5 Prozent anheben. Weitere 18 Prozent stellen sich auf Steigerungen oberhalb dieses Wertes ein. Rund 17 Prozent rechnen nicht mit Gehaltserhöhungen.
Die gesamten Arbeitskosten in Portugal bleiben im europäischen Vergleich niedrig. Eine Arbeitsstunde kostete 2024 inklusive Sozialabgaben laut Eurostat 18,20 Euro, gegenüber 25,50 Euro im Nachbarland Spanien und 43,40 Euro in Deutschland. Der EU-Durchschnitt betrug im selben Jahr 24,70 Euro.
Höhere Gehälter in Lissabon und Porto
In den beiden größten Städten Portugals, Lissabon und Porto, erhalten Arbeitskräfte meistens mehr Gehalt als in den anderen Landesteilen. Die Großräume beider Städte bilden die wirtschaftlichen Hotspots Portugals. Den regionalen Spitzengehältern stehen allerdings auch entsprechende Lebenshaltungskosten gegenüber, insbesondere für das Wohnen.
Für Arbeitgeber sind die Großräume Lissabon und Porto auch wegen der Bildungs- und Forschungsinfrastruktur und der Vernetzung mit anderen Unternehmen interessant. Zudem treffen sie auf einen zahlenmäßig großen Pool von potenziellen Arbeitskräften.
Manche Unternehmen siedeln sich allerdings im Umland der großen Städte an und fahren so günstiger. Einige Business Service Centres haben kleinere Universitätsstädte als Standorte gewählt. Dort können sie Personal rekrutieren und von geringeren Kosten profitieren. Wenn Tätigkeiten für mobiles Arbeiten geeignet sind, können auch günstige Standorte in der zweiten Reihe eine Alternative als Unternehmensstandort sein.
Mindestlohn steigt 2025 um 6 Prozent
Der Mindestlohn wird in Portugal schwerpunktmäßig im Hotel- und Gaststättengewerbe gezahlt. Die Höhe beträgt 2025 monatlich 870 Euro bei 14 vorgeschriebenen Monatszahlungen. Auf zwölf Monatszahlungen umgerechnet entspricht das 1.015 Euro pro Monat. Gegenüber 2024 wurde diese Untergrenze um 6,1 Prozent angehoben. Die beiden monatlichen Zusatzgehälter werden in der Regel im Juli/August (Urlaubsgeld) sowie im Dezember (Weihnachtsgeld) mit ausgezahlt.
Die portugiesische Statistik unterscheidet zwei verschiedene Bruttodurchschnittsverdienste: den monatlichen Grunddurchschnittsverdienst (Remuneração de base média mensal, RBMM) und den monatlichen Durchschnittsverdienst (Ganho médio mensal, GMM), der auch Überstunden und Variablen wie Essens- oder Transportkostenzuschüsse einschließt.
In den Bereichen Energiewirtschaft und Finanzwesen zahlten portugiesische Unternehmen laut den neuesten verfügbaren Daten die höchsten Gehälter. Hotellerie und Gastronomie bildeten das Schlusslicht der Statistik.
Branche | 2024 | Veränderung 2024/2023 |
---|---|---|
Durchschnittslohn | 1.171,4 | 10,6 |
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei | 933,8 | 7,0 |
Verarbeitendes Gewerbe | 1.112,2 | 13,1 |
Energiewirtschaft | 1.602,7 | 4,2 |
Wasserversorgung, Abfallwirtschaft | 1.110,9 | 8,5 |
Baugewerbe | 1.096,9 | 10,2 |
Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz | 1.053,1 | 9,7 |
Transport und Lagerung | 1.377,3 | 12,6 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 916,6 | 8,8 |
Informations- und Kommunikationsdienstleistungen | 1.682,8 | 12,0 |
Finanz- und Versicherungswesen | 1.567,1 | 4,6 |
Führungskräfte erzielten laut den neuesten Angaben für 2024 gut die Hälfte mehr als der Durchschnittslohn sowie etwa das zweieinhalbfache Einkommen verglichen mit Hilfskräften.
Position | 2024 | Veränderung 2024/2023 |
---|---|---|
Durchschnittslohn | 1.171 | 10,6 |
Führungskraft | 1.827 | 9,8 |
Personal mit akademischer Ausbildung | 1.596 | 10,2 |
Techniker:in | 1.238 | 9,7 |
Unterstützende Bürokraft | 992 | 9,0 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft | 910 | 9,2 |
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft | 868 | 9,7 |
Handwerker:in | 996 | 10,0 |
Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft | 1.028 | 7,8 |
Hilfskraft | 728 | 6,6 |
Weitere Lohnbestandteile
In den Arbeitsverträgen nimmt die Aufteilung in eine Basisentlohnung und eine erfolgsabhängige Komponente zu. Bei den circa 2.800 von der Personalberatung Hays befragten Fachkräften erhalten 55 Prozent einen Bonus. Wer eine variable Vergütung bekommt, erhält sie meist für gute Ergebnisse des Unternehmens (31 Prozent der Befragten), für persönliche Leistungen und Ziele (28 Prozent) oder für die Arbeit im Team oder in der Abteilung (21 Prozent). Diese drei Varianten sind am weitesten verbreitet.
Über das Gehalt hinausgehende Leistungen sind auch in Portugal ein wirksames Mittel, um die Arbeitnehmerschaft zu binden. Weit verbreitet ist hierzulande eine private Krankenzusatzversicherung. Diese deckt die Kosten von Krankenhausaufenthalten, Geburten, Arzneimitteln, Zahnarztbehandlungen, Brillen oder Prothesen ab (der sogenannte Plano Médico). Diese Leistung gewähren laut Hays-Umfrage 73 Prozent der Unternehmen.
Rund die Hälfte der Firmen bietet als Anreiz zusätzliche Urlaubstage über die vorgeschriebenen 22 Tage hinaus an. Weitere typische Leistungen sind beispielsweise privat nutzbare Firmenhandys (von 47 Prozent der befragten Unternehmen angeboten), privat nutzbare Dienstlaptops (46 Prozent) oder Essensgutscheine (46 Prozent).
Sozialversicherungsbeiträge
Die anteiligen Sozialversicherungsbeiträge sind seit einigen Jahren unverändert. Zur Anwendung kommt ein Einheitssatz, die sogenannte "taxa única" in Höhe von 34,75 Prozent auf den Bruttomonatslohn. Der Arbeitgeberanteil beläuft sich auf 23,75 Prozent. In diesem Satz sind unter anderem Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung, aber auch Elternzeit eingeschlossen. Der Arbeitnehmer entrichtet einen Anteil von 11 Prozent.
Die Arbeitsunfallversicherung trägt allein der Arbeitgeber. Sie wird bei einer privaten Versicherungsgesellschaft abgeschlossen. Die Kosten schwanken je nach Berufsgruppe zwischen 2 und 7 Prozent der gezahlten Gesamtjahresvergütung, wobei das jeweilige Berufsrisiko ausschlaggebend ist.
Einheitlicher Satz zur Sozialversicherung (Arbeitgeberanteil) | 23,75 |
Einheitlicher Satz zur Sozialversicherung (Arbeitnehmeranteil) | 11,0 |
Gesamter Beitragssatz "taxa única" | 34,75 |