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Die Bauaktivitäten in Ruanda nehmen seit 2021 wieder zu. Auch für deutsche Unternehmen gibt es Zuliefer- und Beratungschancen. Jedoch sind einige Hürden zu beachten.
09.06.2022
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Bei einer Fahrt durch die ruandische Hauptstadt Kigali im Mai 2022 fallen die zahlreichen Baustellen ins Auge. Die Stadt macht sich schön für das Commonwealth Heads of Government Meeting (CHOGM) Ende Juni, zu dem bis zu 10.000 internationale Besucher erwartet werden. Darüber hinaus geht es dem ruandischen Bausektor laut Branchenkennern seit Monaten wieder gut. Den Rahmen dafür bietet die gute Konjunktur seit dem Jahr 2021. Detaillierte Informationen hierzu bietet der GTAI-Wirtschaftsausblick; die SWOT-Analyse informiert über Vor- und Nachteile des Standortes.
Deutsche Firmen verfügen bei Bauvorhaben in Ruanda über vielfältige Geschäftschancen. So übernehmen bei staatlichen Infrastrukturprojekten mitunter Ingenieurdienstleister das Anfertigen von Studien und die Bauaufsicht. Bei hochwertigen Gebäuden besteht etwa die Möglichkeit eines Auftrags für Architekturbüros. Hinzu kommen Lieferchancen für Baumaschinen, Werkzeuge, Baustoffe und -chemikalien, Armaturen, Beschläge, Fassaden, Fenster, Inneneinrichtungen und Elektronik.
Der Umfang der Lieferchancen schwankt, da dieser projektabhängig ist. Aktuell gibt es zwar ein hohes Projektaufkommen, jedoch dürften die zuletzt stark gestiegenen Frachtkosten importierte Produkte deutlich verteuern und Liefergeschäfte mit privaten ruandischen Käufern zum Platzen bringen. Lieferungen kommen vor allem über den tansanischen Hafen Daressalam nach Ruanda, mitunter auch über den kenianischen Hafen Mombasa via Uganda. Ruanda gehört zur Zollunion EAC (East African Community). In der Regel werden die Waren bereits in Mombasa und Daressalam in Form eines Single-Customs-Entry verzollt und abgefertigt.
Bauzulieferer und Ingenieurdienstleister betreuen den Markt oft über regional aktive Vertriebspartner, meistens von Nairobi (Kenia) oder Kampala (Uganda) aus. Einige Distributoren betreiben zudem eine Niederlassung in Kigali. Für Unternehmen, die den Aufbau einer Niederlassung in Ruanda erwägen, bietet der GTAI-Bericht zum Investitionsklima detaillierte Informationen.
Händler | Baumaschinenhersteller | Kurzbeschreibung des Händlers |
---|---|---|
Hitachi, Terex, FRD Furukama | Kein Sitz in Ruanda; seit 2006 mit Niederlassungen in Kenia (Nairobi, Mombasa), Tansania und Uganda | |
JCB, Kaeser Kompressoren | Sitz in Kigali; Mutterkonzern ist Muscat Overseas in Oman | |
Bomag, Komatsu | Seit 1995 Sitz in Kigali; gehört zur belgischen Bia-Group, die in Westafrika sehr präsent ist | |
Wirtgen | Kein Sitz in Ruanda, Land wird von Niederlassung in Kampala (Uganda) bedient; im anglofonen West- und Ostafrika präsent; Hauptsitz ist Dubai | |
Caterpillar | Seit 2003 Sitz in Kigali; Tractafric ist vor allem in frankofonen Ländern West- und Zentralafrikas aktiv | |
Volvo | Kein Sitz in Ruanda; Niederlassungen in Kenia, Tansania und Uganda | |
Bell, Liebherr | Kein Sitz in Ruanda, Land wird von Tansania aus bedient; aktiv in mehreren Ländern West-/Zentralafrikas und im südlichen Afrika; Hauptsitz ist in Johannesburg (Südafrika) |
Ein beträchtlicher Teil des Baugeschäfts erwächst aus Infrastrukturmaßnahmen. Diese werden vor allem in den Bereichen Transport (Straßen, Flughäfen), Energie und Wasser durchgeführt. Viel Geld stellt die internationale Gebergemeinschaft zur Verfügung, beispielsweise die Weltbank, die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) oder auch KfW. Partnerschaften mit China, der Türkei, Katar und Israel gewinnen zudem an Bedeutung. Viel Wert legt die Regierung auf die Versorgung der jährlich um etwa 400.000 Menschen wachsenden Bevölkerung mit Wohnraum. Weil ein Großteil der Bewohner in Armut lebt, genießt das Thema Low-Cost-Housing Priorität. Etwa 60.000 zusätzliche Einheiten werden pro Jahr benötigt.
Ein Großteil der Infrastrukturprojekte wird von unterschiedlichen Ministerien oder den staatlichen Infrastrukturbetreibern ausgeschrieben. Baufirmen berichten positiv von vergleichsweise transparenten und korrekten Ausschreibungsverfahren. Gleichwohl wird über Probleme bei der Bezahlung insbesondere bei solchen Ausschreibungen berichtet, bei denen kein Geber als Finanzierer dahintersteht. Veröffentlicht werden die Ausschreibungen auf der zentralen Ausschreibungsplattform der Regierung. Mit dieser Plattform ist Ruanda auf dem Kontinent ein Vorreiter bei der Übersichtlichkeit staatlicher Beschaffungen.
Projektbezeichnung | Summe | Projektstand | Anmerkung/Ansprechpartner |
---|---|---|---|
Bugesera International Airport | 1.300 | 1. Phase seit 2017 im Bau; Fertigstellung 2025 | 2019 hat Qatar Airways 60% der Anteile übernommen; zwischenzeitlich ausgestiegene portugiesische Mota-Engil ist am Bau beteiligt |
Ruzizi III Hydropower Plant | 650 | geplante Fertigstellung 2026 | Kapazität: 147 Megawatt (MW); neben Ruanda sind Burundi und Kongo (Dem.) am Projekt beteiligt; Finanzierung: Weltbank, EU, AfDB, KfW und AFD (Agence française de développement) |
Rusumo Hydropower Plant | 468 | Im Bau; Fertigstellung war bereits für 2021 geplant | Kapazität: 80 MW; Finanzierung: Weltbank, AfDB; Gemeinschaftsprojekt von Ruanda, Burundi und Tansania; Auftragnehmer: CGCOC-Jiangxi Water & Hydropower Construction Company Joint Venture; beteiligt ist u.a. Andritz Hydro (Österreich) |
Methangas-Abfüllanlage am Kivu-See | 400 | Absichtserklärung mit ruandischer Regierung 2019 unterzeichnet | Entwickler: Gasmeth (US-nigerianisch-ruandisches Joint Venture) |
Sportstadien in Bugesera, Ngoma und Nyagatare | 27 | Im Bau | Baudurchführung: China Road & Bridge Corporation (CRBC) |
Modernisierung wichtiger Straßen in Kigali | 15 | Im Bau | Maßnahmen, die von verschiedenen Baufirmen im Vorfeld des Commonwealth Heads of Government Meeting (CHOGM) durchgeführt werden |
Ngoma-Nyanza-Road- Rehabilitation | 75,9 | 1. Phase im Bau | 130 km Länge; 1. Phase: Kibugabuga-Gasoro (finanziert durch die Weltbank); 2. Phase (geplant): Ngoma-Bugesera (japanische Finanzierung) |
Auch von privater Seite werden vermehrt Hochbauvorhaben durchgeführt. Gleichwohl fehlt es vielen, vor allem kleineren Akteuren aufgrund der Covid-19-Pandemie an Liquidität, sodass der Projektumfang limitiert ist. Speziell in Kigali entstehen trotz hoher Leerstandrate neue Hotels, Büros und Wohnhäuser. Allerdings dominieren im Hochbau inzwischen chinesische Baudurchführer, was die Beteiligungschancen für deutsche Zulieferer schmälert.
Bauzulieferer hoffen auf zukünftige Projekte im Bergbau, der gegenwärtig nur eine kleine Rolle in Ruanda spielt. Das Land verfügt über Vorkommen an Zinn, Tantal und Wolfram. Ebenso könnten die Großminen im benachbarten Kongo (Dem.) von Ruanda aus mit Geräten beliefert werden, die aufgrund der politischen Instabilität kein attraktiver Standort für die meisten Unternehmen ist. Der kürzlich erfolgte Beitritt des Kongo zur EAC sollte den Handel zwischen beiden Ländern mittelfristig spürbar vereinfachen.
Mit Horizon Group und NPD Cotraco gehören zwei der größten ruandischen Bauunternehmen der Regierungspartei RPF über deren Geschäftsarm Crystal Ventures. Darüber hinaus haben sich im Laufe der letzten zehn Jahre diverse Baufirmen aus dem Ausland in Kigali angesiedelt, vor allem aus China. Weitere führende Unternehmen sind unter anderem China Road & Bridge Corporation (CRBC) und China Civil Engineering Construction Corporation (CCECC), Fair Construction, SMEC sowie EPC Africa.
Bezeichnung | Anmerkungen |
---|---|
Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen | |
Institution der GIZ mit Büro in Kigali; Beratung deutscher Unternehmen u.a. bei Geberprojekten | |
Staatliche Beschaffungsbehörde | |
Zentrale Ausschreibungsplattform der RPPA | |
Für Ausbau der Infrastruktur zuständiges Ministerium | |
Aufsichtsbehörde für Straßen- und Eisenbahnbau; untersteht MININFRA | |
Aufsichtsbehörde für den Häuserbau; untersteht MININFRA | |
Untersteht MININFRA; zuständig für Projekte im Energiebereich über die beiden Töchter Energy Utility Corporation Limited (EUCL) und Energy Development Corporation Limited (EDCL) | |
Untersteht MININFRA; zuständig für Projekte für Wasserver- und Abwasserentsorgung | |
Finanzbehörde; zuständig für Verzollung | |
Normenamt | |
Führende Baumesse; nächste Veranstaltung vom 27. bis 29. April 2023 im Kigali Convention Centre geplant |