Im rumänischen Gesundheitswesen sind Infrastruktur und medizinische Ausrüstungen veraltet und unterfinanziert. Das ist eine Herausforderung für Modernisierungsvorhaben.
Das rumänische Gesundheitssystem ist unterfinanziert und zählt zu den schlechtesten in Europa. Rumänien verzeichnet EU-weit die höchsten Raten an Tuberkulosefällen und Sterbefällen von Kindern unter fünf Jahren. Pro Person betrugen die Ausgaben für das nationale Gesundheitssystem im Jahr 2024 nur 4,8 Prozent des BIP pro Kopf, das entspricht pro Kopf 858 Euro. Im EU-weiten Vergleich geben die 27 Mitgliedstaaten im Schnitt 3.685 Euro pro Kopf für Gesundheitsleistungen aus.
Rumänien gibt zu wenig Geld für Gesundheit aus
Das derzeitige Budget der Nationalen Krankenversicherung beträgt laut eigener Statistik etwa 77 Milliarden Lei (ca. 15,5 Milliarden Euro). "Um medizinische Leistungen und Ausgaben für Medikamente und Hygienematerialien zu tätigen, benötigen wir etwa 88 Milliarden (ca. 17,6 Milliarden Euro). Um mehr zu tun, um neue Dienstleistungen zu entwickeln, um neue Medikamente zu erstatten, brauchen wir etwa 100 Milliarden Lei (ca. 20 Milliarden Euro)", sagte Horatiu Moldovan, Chef der Nationalen Krankenversicherung, gegenüber der Zeitung Agerpres im Juli 2025.
Öffentliche Krankenhäuser haben in Rumänien einen schlechten Ruf
Der Investitionsstau im öffentlichen Gesundheitssektor ist riesig: Rumäniens Krankenhäuser sind alt, haben zu kleine Zimmer und sind mit 20 bis 30 Jahre alter Technik ausgestattet. Medien berichten regelmäßig über mangelnde Hygiene, Infektionen von Patienten durch Krankenhauskeime oder verdorbenes Essen. Für die Finanzierung der Krankenhäuser, des Rettungsdienstes sowie der Hausärzte ist die Nationale Krankenversicherung verantwortlich. Hierfür zahlen Arbeitnehmer einen Beitrag in Höhe von 10 Prozent ihres monatlichen Bruttogehalts. Dabei stehen 6 Millionen Beitragszahlern 17 Millionen Leistungsberechtigte gegenüber.
Zudem fehlt es in vielen Einrichtungen an medizinischem Personal und an Know-how, um mit moderner Medizintechnik umzugehen. Kliniken bieten dem behandelnden Personal kaum Weiterbildungen an. Sie wissen darum nicht, wie sie neue Geräte einsetzen können, berichten Branchenkenner.
Des Weiteren befinden sich viele Krankenhäuser in Gebäuden, die älter sind als 60 Jahre, berichtet der rumänische Rechnungshof. Mangelhaft seien nicht nur die Sanitäranlagen, sondern auch der Brandschutz und der Schutz vor Erdbeben, heißt es in dem Bericht.
Die Effizienz des rumänischen Gesundheitswesens leidet zusätzlich unter Korruption. Patienten und Patientinnen sind es gewohnt, für eine bessere Behandlung im öffentlichen System zusätzlich Geld zu zahlen. Dies führe in öffentlichen Krankenhäusern dazu, dass einige Erkrankte den Ärzten Geld zusteckten. In den urbanen Zentren und Großstädten sei Korruption weniger verbreitet, berichtet der rumänische Verband der Patienten mit chronischen Krankheiten, COPAC.
Der private Gesundheitsmarkt in Städten wächst
Private Dienstleister sind die größten Abnehmer von medizinischer Ausrüstung. Sie bieten das größte Potenzial für Geschäftskooperationen mit Lieferanten von Ausrüstung und Verbrauchsmaterialien, weil es einfacher ist, mit ihnen einen B2B-Kontakt herzustellen und weniger aufwendige Verwaltungsprozesse hinter Beschaffungsvorhaben stecken. Beschaffungsvorhaben in Rumänien registriert das Portal für öffentliche Aufträge, SEAP.
Die öffentliche Gesundheitsversorgung ist kostenlos
Ein Großteil der Gesundheitsversorgung in Rumänien ist zentral organisiert und kostenlos für alle, die an der Nationalen Krankenversicherung (rumänisch: Casa Națională de Asigurări de Sănătate, CNAS) teilnehmen. Alle Arbeitnehmer sind automatisch versichert. Die Beiträge zahlen dabei die Arbeitgeber. Die CNAS unterhält öffentliche Krankenhäuser und finanziert deren Ausstattung mit Personal und Ausrüstung. Des Weiteren subventioniert sie die Kosten für Medikamente.
Ein zunehmendes Problem ist zusätzlich der Personalmangel. Ärzte und Pflegekräfte dauerhaft zu binden, ist besonders für den öffentlichen Gesundheitssektor eine große Herausforderung. Für sie ist der Wettbewerb mit privaten Anbietern bei Lohnkosten etwa eine große Herausforderung.
Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Rumänien Indikator | Wert |
|---|
Einwohnerzahl (2024, in Mio.) | 19 |
Bevölkerungswachstum (2024, in % p.a.)* | 3,7 |
Altersstruktur der Bevölkerung (2024) | |
Anteil der unter 14-Jährigen (in %) | 15,7 |
Anteil der über 65-Jährigen (in %) | 19,4 |
Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2024, in Jahren) | 76,6 |
Monatliches Durchschnittseinkommen (2022, in Euro) | 1.702 |
Gesundheitsausgaben pro Kopf (2024, in Euro) | 858 |
Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2024, in %) | 4,6 |
Ärzte/100 Tsd. Einwohner (2024) | 333 |
Zahnärzte/100 Tsd. Einwohner (2024) | 95 |
Krankenhausbetten/100 Tsd. Einwohner (2024), davon | 728,8 |
privat | 68,8 |
öffentlich | 660 |
* Angabe inklusive zugewanderter Personen.Quelle: Eurostat, November 2025
Ausländische Anbieter mit starker Marktposition
Deutsche Firmen sind Marktführer bei den Gesamtimporten, gefolgt von den Niederlanden und China. Die großen ausländischen Produzenten moderner medizintechnischer Apparate setzen ihre Hightech-Medizintechnik über Vertretungen oder Vertriebspartner ab. Insgesamt gibt es in Rumänien etwa 300 Händler von Medizintechnik.
Vielfach handelt es sich dabei um kleine Unternehmen. Zu den internationalen Unternehmen, die Hightech-Produkte und Ausrüstungen in Rumänien vertreiben, zählen GE Healtcare, Siemens Healthineers, Medtronic, Philips, Varian, Johnson & Johnson, Olympus, Nihon Kohden, Beckmann Coulter, Samsung, Zeiss, Hartmann und Omron.
Deutschland liefert medizinische Geräte, Instrumente und VerbrauchsmaterialienImporte ausgewählter Medizinprodukte nach Rumänien und Anteil aus Deutschland in Millionen Euro ¹⁾, Anteil in Prozent| SITC 2⁾ | | Import (2024) | Anteil Import aus Deutschland |
|---|
| 774.1 | Elektrodiagnoseapparate und -geräte | 100,9 | 30,3 |
| 774.2 | Röntgenapparate etc. | 112,4 | 27,1 |
| 741.83 | Sterilisierapparate | 16,7 | 4,8 |
| 872.1 | Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g. | 64 | 42,9 |
| 872.21 | Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc. | 100,7 | 18,6 |
| 872.25 | Ophthalmologische Instrumente | 24,1 | 38 |
| 872.29 | Andere Instrumente, Apparate und Geräte | 241,8 | 27,1 |
| 872.3 | Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc. | 75,9 | 21 |
| 872.4 | Medizinmöbel etc. | 40,8 | 18,4 |
| 899.6 | Orthopädietechnik, Prothesen etc. | 200,1 | 19,2 |
1 eigene Berechnung: 1 Euro=1,0389 US-Dollar; 2 SITC=Standard International Trade Classification, deutsch: Internationales Warenverzeichnis für den Außenhandel. Quelle: UN Comtrade, November 2025
Zu den bedeutenden Importeuren von medizinischen Ausrüstungen gehören Centrul Medical Unirea, Fresenius Medical Care Romania, Tehno ElectroMedical Company, General Electric Medical Systems Romania, Gadagroup, Sante International und Gemedica. Bei orthopädischen Hilfsmitteln und orthopädischen Implantaten sind es Medical Technologies International, Silva Trading, Medical Ortovit, Bio Technic Romania und Valdomedica Trading.
Heimische Hersteller von medizinischen Geräten gibt es nicht. Lokale Produzenten fertigen lediglich Verbrauchsartikel wie Desinfektionsmittel, Wundversorgungsprodukte, Zahnprothesen und Brillen. So stellt zum Beispiel das rumänische Unternehmen Velfina Wundversorgungsprodukte und Verbrauchsartikel für Chirurgie und Operationssäle her.
Deutsche Unternehmen sind schon positioniert am MarktWichtige Branchenunternehmen in Rumänien: Umsatz in Millionen Euro und Marktanteil in Prozent| Unternehmen | Sparte | Umsatz (2023) | Marktanteil (2023) |
|---|
| Centrul Medial Unirea | Vertriebsunternehmen von Medizintechnik | 248 | 31,8 |
| Sanador | Medinischer Dienstleister | 142 | 18,2 |
| MedLife | Medizinischer Dienstleister | 127 | 16,3 |
| Fresenius Nephrocare | Medizinischer Dienstleister | 95,6 | 12,3 |
| Siemens Healthineers | Medizintechnik | 85 | 11 |
| B.Braun | medizinisches Verbrauchsmaterial | 74 | 9,5 |
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen 2025
Von Dominik Vorhölter
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Bukarest