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Branche kompakt | Kasachstan | Medizintechnik

Kasachstan ist auf ausländische Medizintechnik angewiesen

Viele Kliniken und medizinische Geräte in Kasachstan sind in die Jahre gekommen. Für die Ausstattung nach internationalen Standards muss das Land Ausrüstung importieren.

Von Viktor Ebel | Almaty

Ausblick der Medizintechnik in Kasachstan

Bewertung:

  • Gesundheitssystem im globalen Vergleich im unteren Mittelfeld
  • Hoher Modernisierungsbedarf in nahezu allen Bereichen
  • Gesundheitsausgaben hinken im internationalen Vergleich hinterher
  • Ausländische Anbieter dominieren den Markt für Medizintechnik
  • Preisdruck auf dem Markt durch Wettbewerb aus China

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Juli 2025

Markttrends

Im Health Care Index von Numbeo für 2025 belegt Kasachstan mit Rang 59 von 100 global gesehen einen Platz im unteren Mittefeld. Der auf Nutzerumfragen basierende Indikator spiegelt den Zustand des Gesundheitssystems wider, einschließlich der Qualität der medizinischen Versorgung, der Kosten und Zugänglichkeit sowie der Ausstattung. Die Regierung des rund 20 Millionen Einwohner zählenden Landes hat in diesen Bereichen bereits Verbesserungen angekündigt und mehrere Projekte ins Rollen gebracht, wie beispielsweise die im Jahr 2020 gestartete und seitdem laufend optimierte Pflichtkrankenversicherung.

5 %

des BIP will Kasachstan ab 2027 jährlich für das Gesundheitswesen aufwenden, nach 3-4 Prozent in den Vorjahren.

In den nächsten Jahren sollen neue Kliniken ihre Pforten öffnen und bestehende modernisiert werden, um das Diagnostik- und Therapieangebot zu erhöhen. Mit einem Programm für ländliche Regionen will das Gesundheitsministerium den Zugang zu medizinischen Dienstleistungen für 1 Million Dorfbewohner verbessern. Bei der medizinisch-technischen Ausstattung richtet sich Kasachstan nach internationalen Standards. Da Mittel knapp sind, setzt die Regierung im Gesundheitswesen auch auf Leasingmodelle und öffentlich-private Partnerschaften.

Mehr als die Hälfte der Umsätze entfällt auf Krankenhäuser

Laut dem kasachischen Statistikamt erwirtschafteten Gesundheitseinrichtungen im Jahr 2024 einen Umsatz von etwa 8 Milliarden US-Dollar (US$) und lagen damit inflationsbereinigt etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Etwa 55 Prozent der Umsätze entfielen in diesem Jahr auf Krankenhäuser. Regionale Praxen hatten lediglich einen Anteil von 16 Prozent, was auf eine unterentwickelte Primärversorgung hinweist. Der Staat, der 2024 mit über 5 Milliarden US$ für etwa zwei Drittel der medizinischen Leistungen aufkam, könnte mit mehr regionalen Praxen Geld sparen, da diese weniger Kosten verursachen als Krankenhäuser. 

Ein Schritt in die richtige Richtung ist das Programm "Modernisierung des ländlichen Gesundheitswesens", das zwischen 2023 und 2026 den Bau von 655 Einrichtungen für die primäre Gesundheitsversorgung vorsieht. Neben einem leichteren Zugang für die Bevölkerung und Kosteneinsparungen verspricht sich das Gesundheitsministerium dadurch auch eine verbesserte Prävention sowie eine schnellere Notfallversorgung. Für letzteres werden ausgewählte Standorte um Schlaganfallzentren, chirurgische Abteilungen und Entbindungsstationen erweitert.

Ausgewählte Investitionsprojekte im Gesundheitssektor in KasachstanInvestitionssumme in Millionen US-Dollar
Projekt

Investitionssumme

ProjektstandAnmerkungen
Modernisierung des regionalen Krankenhauses in Karagandy

etwa 17 

in Umsetzung; Abschluss im Jahr 2026 geplantVerwaltung des Gesundheitswesens in der Region Karagandy
Modernisierung des städtischen Krankenhauses Nr. 4 in Almaty

etwa 22

Beginn: März 2025; Projektdauer: 11 MonateVerwaltung des Gesundheitswesens der Stadt Almaty; Auftragnehmer: TOO BiGlobal 
Ausbau und Modernisierung eines chirurgischen Zentrums in Astana

etwa 26 

Beginn im Jahr 2024, geplante Fertigstellung Mitte 2026Nationales wissenschaftliches Zentrum für Chirurgie 
Bau eines kinderchirurgischen Zentrums in Astana

k.A.

geplante Fertigstellung Ende 2027Ministerium für Gesundheit
Bau des Nationalen Zentrums für pädiatrische Onkologie und Hämatologie in Almaty

k.A.

geplante Fertigstellung Ende 2028Ministerium für Gesundheit
Bau und Inbetriebnahme neuer Perinatalzentren in den Städten Astana, Saryagash, Atyrau, Oral, Kostanai, Schesqasghan, Schymkent, Kysylorda, Taras, Konaev, im Dorf Temirlanowka, Bezirk Ordabassy, Region Türkistan

k.A.

Projektzeitraum 2026 bis 2028Ministerium für Gesundheit
Modernisierung von sanitären und epidemiologischen Dienstleistungseinrichtungen

k.A.

geplante Fertigstellung Mitte 2026Ministerium für Gesundheit, Nationales Zentrum für Expertise
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Viele medizinische Einrichtungen und Geräte sind veraltet

Auf der Seite der Ausgaben im Gesundheitswesen schlagen Personalkosten mit 53 Prozent am stärksten zu Buche, gefolgt von ausgelagerten Labor-, Diagnose- und IT-Diensten mit 12 Prozent. Aus der kasachischen Statistik geht nicht eindeutig hervor, welcher Anteil des verbleibenden Drittels für den Kauf neuer Ausrüstung verwendet wird. In ihrem Konzept zum Aufbau der Gesundheitsinfrastruktur im Zeitraum 2024 bis 2030 gibt das Gesundheitsministerium an, dass die Investitionen in Sachanlagen im Gesundheitswesen, ausgehend von etwa 900 Millionen US$ im Jahr 2023, jährlich um mindestens 30 Prozent zunehmen sollen. Im Jahr 2024 stiegen die Investitionen jedoch nominal lediglich um 15 Prozent.

Kasachstan verfügt über eine unzureichende Ausstattung mit medizinischen GerätenAnzahl Geräte pro 1 Million Einwohner; im Vergleich zu OECD-Ländern mit geringer Bevölkerungsdichte
Medizinisches Gerät

OECD-Durchschnitt

Kasachstan

Magnetresonanztomograph (MRT)

18,0

6,0

Computertomograph (CT)

33,3

14,8

Positronen-Emissions-Tomograph (PET-CT)

2,4

0,5

Gammakamera

10,9

0,3

Mammograph

172,4

17,2

Linearbeschleuniger

9,0

0,7

Quelle: Konzept für die Entwicklung der Gesundheitsinfrastruktur im Zeitraum 2024 bis 2030

Ein weiteres Ziel bis 2030 ist es, den Anteil der renovierungsbedürftigen medizinischen Einrichtungen von nahezu 50 Prozent auf 30 Prozent zu reduzieren. Das schließt neben der bedarfsgerechten Unterbringung auch die Ausstattung ein. Der Verschleiß von Medizin- und Labortechnik betrug im Ausgangsjahr 2023 durchschnittlich 66 Prozent. Bei der Beschaffung neuer Ausrüstung wird besonderer Wert auf Wartung und Schulungsmöglichkeiten sowie flexible Mechanismen für die Finanzierung wie Leasing gelegt.

Coronapandemie hat Telemedizin einen Schub verpasst

Inzwischen erfolgen laut Angaben des Gesundheitsministeriums mehr als 8 Prozent der medizinischen Dienstleistungen im Fernzugriff. Im 1. Halbjahr 2025 entsprach dies 1,8 Millionen Konsultationen. Etwa 80 Prozent der medizinischen Einrichtungen wurden mit entsprechenden Kameras für die Identifikation der Patienten ausgestattet. 

Gerade im spärlich besiedelten ländlichen Raum des Flächenstaates sorgt dies für Entlastung. Gleiches gilt für die elektronische Patientenakte sowie die app-basierte Rezeptvergabe, die Abläufe beschleunigen und Wartezeiten verringern.

Branchenstruktur und Rahmenbedingungen

Kasachstan bezieht einen Großteil seiner Medizin- und Labortechnik sowie orthopädischen Geräte aus dem Ausland. Die wichtigsten Lieferländer sind China, die USA und Deutschland. Im Jahr 2023 stiegen die Einfuhren auf 420 Millionen US$, was wertmäßig einem Plus von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Zu den Höchstwerten des vorigen Jahrzehnts von 600 Millionen US$ und mehr fehlt aber noch ein ganzes Stück. 

Ausländische Unternehmen sind dennoch sehr an dem Markt interessiert. Davon konnte sich Germany Trade & Invest im Mai 2025 auf der Kazakhstan International Healthcare Exhibition, der größten Gesundheitsmesse Zentralasiens, selbst ein Bild machen. Am deutschen Gemeinschaftsstand waren 14 Unternehmen vertreten, die die Marktsituation insgesamt als positiv bewerteten. Herausforderungen seien lange Zertifizierungsverfahren sowie ein aggressiver Wettbewerb aus China. 

Lokale Produzenten noch schwach vertreten

Der Marktanteil einheimischer Produzenten soll Medienberichten zufolge bei rund 10 Prozent liegen. Hier strebt Kasachstan eine stärkere Eigenversorgung an. Von lokalen Produkten verspricht sich die Regierung geringere Kosten, da sie keinen Wechselkursschwankungen unterliegen und günstiger im Transport, in der Installation und in der Wartung sind. Mit GE Healthcare ist eine Lokalisierung der Produktion von Ultraschallgeräten und Computertomographen im Gespräch. Solche Produkte könnten bei Ausschreibungen in Zukunft einen Vorteil haben. 

Ausschreibungen und Zertifizierung 

Die Ausschreibungen für staatliche Beschaffungen von Medizintechnik werden im Internet auf der Vergabeplattform Goszakup veröffentlicht. Die staatliche Firma SK-Farmazija verantwortet unter anderem den zentralen Einkauf von Medizintechnik, die im Rahmen der kostenlosen medizinischen Grundversorgung eingesetzt wird. Die Finanzierung erfolgt dabei häufig über den staatlichen Leasinganbieter KasMedTech.

Medizintechnische Produkte sind zertifizierungspflichtig. Seit Anfang Mai 2017 greifen dabei die einheitlichen Regularien für den gemeinsamen Markt für Medizinprodukte in der Eurasischen Wirtschaftsunion. In Kasachstan ist das Nationale Zentrum für die Begutachtung von Arzneimitteln, medizinischen Materialien und Medizintechnik für die Registrierung zuständig.

Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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