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Special | Rumänien | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Industrie: Rumänien hat Dekarbonisierung noch nicht durchdacht

Nachhaltigkeit spielt für viele Unternehmen eine immer größere Rolle. Die meisten setzten dabei auf Energieeffizienz und Wasserstoff. 

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

In Rumänien verursachte die Industrie 2021 eine Umweltverschmutzung von rund 18,5 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent. Das sind rund ein Viertel der gesamten Verschmutzung mit Treibhausgasen, deren Höhe 2021 bei 74 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent lag. 

Rumänien hat sich das Ziel gesetzt, bis 2050 den Treibhausgasausstoß in der Industrie um 82 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Die Metallurgie, die Chemie- und Zementindustrie stehen dabei vor den größten Herausforderungen. Sie sind in Rumäniens Industrie die größten Verursacher der Kohlendioxidemissionen.

Überblick über die größten CO2-Verursacher in der rumänischen Industrie

Bezeichnung

Produktion

Emissionen  (in t CO₂-eq)*)

Liberty Galati

Stahl

4.394.990

Azomures

Düngemittel

1.096.758

Holcim

Zementproduktion

1.052.362

OMV

Erzeugnisse aus Kohlenwasserstoffen

1.042.156

Holcim Campulung Cement

Zement

888.902

CRH Ciment Medgidia

Zement

861.851

CRH Ciment Hoghiz

Zement

832.087

Heidelberg Cement Tasca

Zement

733.688

Heidelberg Cement Fieni

Zement

702.940

* CO₂-Äquivalente des Jahres 2021.Quelle: Energy Policy Group Mai 2023

Rumänien hat noch keine richtige Strategie zur Dekarbonisierung

Derzeit gibt es nur private Initiativen der größten Branchenunternehmen, den CO2-Fußabdruck zu senken. Alle diese Unternehmen befinden sich in Regionen, die vom Strukturwandel betroffen sind und somit zusätzliche Fördergelder der EU aus dem Just-Transition-Fonds erhalten.

Ein Weg, die Dekarbonisierung der Industrie zu schaffen, ist der Einsatz von grünem Wasserstoff, zusammen mit mehr Anstrengungen Energie zu sparen und sie klimaneutral zu erzeugen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Think Tanks Energy Policy Group. Rumänien habe zudem das Potenzial für die geologische Speicherung von abgespaltenem CO2. Infrage kommen dafür theoretisch ausgeförderte Erdöl- oder Erdgaslagerstätten oder Kohleflöze.

Laut einem EU-Report zu den CO2-Speicherkapazitäten in Europa verfügt Rumänien über 15 Grundwasserleiter für Salzwasser, die sich als geologische Speicher mit einer geschätzten Speicherkapazität von 21 bis 53 Gigatonnen CO2 eignen. Zudem bieten die ausgebeuteten Erdgasfelder des Landes eine Speicherkapazität von etwa 400 Megatonnen. Dabei ist aber unklar, wieweit diese technisch zugänglich gemacht werden können, da sich die meisten Kapazitäten im Gebirge der Südkarpaten befinden.

"Es ist eigentlich nicht klar, wie die Industrie die Dekarbonisierung schaffen wird. Zum Beispiel benötigt Rumäniens größter Stahlproduzent Liberty Galati Stromerzeugungskapazitäten von mindestens 2 Gigawatt, um Wasserstoff für den Betrieb des eigenen Kraftwerks zu erzeugen", sagt Mihai Constantin von der Energy Policy Group. Er bezweifelt, dass die betroffenen Unternehmen die Investitionen stemmen können. Die Unternehmen brauchen seiner Meinung nach eine stärkere Rückendeckung seitens der rumänischen Politik, um ihre Ziele zu erreichen. 

Denn die Rahmenbedingungen sind angesichts einer geschwächten Nachfrage auf den Exportmärkten und den zunehmend steigenden Kosten für Rohstoffe und Energie bereits jetzt für einige Unternehmen erdrückend. Schon in den vergangenen Jahren reagierte beispielsweise der Düngemittelhersteller Azomures empfindlich auf die steigenden Energiepreise und dünnte Produktionskapazitäten stark aus.

Stahlkonzern investiert in Wasserstoff

Der Gasversorger Romgaz plant eigenen Angaben zufolge in den kommenden vier Jahren Investitionen in Höhe von rund 3,2 Milliarden Euro in die Stromerzeugung. Ziel des Unternehmens ist es, neben der Gasproduktion die Wertschöpfung zu erhöhen. Romgaz ist zu 70 Prozent in staatlicher Hand.

Das Unternehmen hat mit dem größten rumänischen Stahlproduzenten, Liberty Galati, eine Vereinbarung über den Bau eines Gaskraftwerks geschlossen. Liberty Galati plant, innerhalb der kommenden zehn Jahre rund 1 Milliarde Euro in die Produktion von "grünem" Stahl zu investieren. Die Hochöfen will der Stahlkonzern langfristig unter anderem mit Strom betreiben und benötigt dafür mehr eigene Erzeugungskapazitäten für Elektrizität. 

Baustoffproduzent schafft Messgeräte an

Der rumänische Hersteller von Beton und mineralischer Wärmedämmung, Celcon, will beispielsweise sein Geschäft auf Recycling ausrichten und in seinen Produktionsstätten mehr Energie einsparen. Dafür will das Unternehmen nach eigenen Angaben moderne Messsysteme anschaffen. 

Unternehmen investieren zudem in Energieeffizienz, allein weil mittelfristig die Kosten für Emissionszertifikate und Energieverbrauch steigen. Einzelne Firmen setzen auch auf eine autarke Energieproduktion und bauen Solar- oder Biogasanlagen auf ihrem Firmengelände.

Ein Beispiel dafür ist das Chemieunternehmen Clairant, das in Rumänien nun Biokraftstoffe produziert. Das Schweizer Unternehmen hatte die Anlage, die aus Strohballen Bioethanol produziert, Ende 2021 in Podari errichtet. Die Europäische Union unterstützte dieses Projekt mit 40 Millionen Euro. Die dafür nötige Energie stellt ein Bioheizkraftwerk bereit, das Reststoffe aus der Produktion verfeuert.

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