Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Metallverarbeitung: Laser, schneiden aus Metall | © GettyImages/prescott09

Special | Rumänien | Beschaffung

Schrauben, Beschläge, Teile: Rumäniens Metallindustrie liefert

Die rumänische Metallindustrie hat Auftraggeber aus Deutschland, Frankreich und Italien und ist ein fester Bestandteil der europäischen Wertschöpfungsketten.

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Rumäniens metallverarbeitende Industrie exportiert hauptsächlich Wälzlager, Pumpen, Stahlrohre und Zubehör für Fördertechnik sowie Hebevorrichtungen aus Drahtseil. Größte Abnehmer rumänischer Metallerzeugnisse sind die europäische Automobil- und Elektroindustrie, unter anderem, weil Branchenunternehmen vor Ort Produktionsstätten besitzen. Bei den exportstärksten Unternehmen handelt es sich zum Teil um Firmen mit ausländischem Kapital. Ein Großteil der Firmen sind kleine und mittlere rumänische Unternehmen.

Die meisten Firmen sind eng in internationale Lieferketten eingebunden. Deutschland ist größter Handelspartner Rumäniens in der Metallbranche, gefolgt von Frankreich und Italien. Das geht aus der Handelsstatistik von Eurostat hervor. Für europäische Unternehmen wird der Beschaffungsmarkt Rumänien immer interessanter.

Unternehmen lagern Serienproduktionen zunehmend nach Rumänien aus

Neben den großen international agierenden Firmen bietet der Beschaffungsmarkt Rumänien zahlreiche Möglichkeiten für Einzel- und Serienfertigungen. Deutsche Unternehmen schätzen die Qualität der rumänischen Metallindustrie und beauftragen sie für Serienproduktionen von Metallkomponenten.

Die rumänische Metallindustrie ist eng in europäische Wertschöpfungsketten eingebunden. Sie liefert Schrauben, Beschläge und andere Komponenten. Die Produktion derartiger Erzeugnisse nach Rumänien auszulagern, kann sich lohnen, weil Produktionskosten im EU-Vergleich niedriger sind als in Deutschland  und die Anbieter trotzdem zum Teil eine vergleichbare Qualität erreichen. Rumänische Firmen bieten für den EU-Markt genormte Produkte an.

Zusätzlich kommen rumänische Branchenunternehmen als Dienstleister für Systemlösungen in Betracht. Beispielsweise konzipieren und montieren Sie Produktionsanlagen. Dieses Geschäftsfeld ist derzeit noch vergleichsweise klein. Es wächst aber, denn rumänische Firmen werden auch auf dem EU-Binnenmarkt zunehmend wettbewerbsfähiger.

Dazu tragen unter anderem EU-Förderprogramme bei. Diese unterstützen rumänische Unternehmen dabei, in Digitalisierung zu investieren und Produktionsanlagen zu modernisieren. Gleichzeitig steigt der Druck, das Personal weiterzubilden und der Wettbewerb um gut ausgebildete Fachkräfte verschärft sich. Rumäniens Betriebe haben noch Optimierungsbedarf bei der dualen Bildung.

Ein weiterer zukunftsträchtiger Geschäftszweig im Wettbewerb um ausländische Kunden ist die gezielte Vermittlung von fachspezifischen Dienstleistungen für Forschungs- und Entwicklungsprojekte, etwa im Bereich Industrie 4.0, Robotik oder autonomes Fahren.

Hinweise zur Geschäftspraxis
  • Seien Sie höflich, geben Sie Ihrem Gegenüber die Hand. Die Begrüßung entspricht ansonsten unseren Regeln in Westeuropa.
  • Konzentrieren Sie Gespräche auf das Geschäft, sofern Sie nichts Anderes gefragt werden.
  • Machen Sie keine Witze über die sozialistische Vergangenheit Rumäniens.
  • Seien Sie geduldig, wenn Gespräche nicht zum erwarteten Ziel führen.
  • Halten Sie Vereinbarungen schriftlich fest.

Weitere Informationen finden Sie in der GTAI-Publikation Verhandlungspraxis kompakt Rumänien.

Es gibt Cluster im Zentrum und im Westen des Landes

Rumäniens metallverarbeitende Industrie besteht überwiegend aus Unternehmen, die im Stahl- und Leichtmetallbau tätig sind. Rund 4.000 Firmen produzieren Metallkonstruktionen oder verarbeiten Stahl zu Bauteilen. Das sind laut Eurostat 55 Prozent der in der gesamten rumänischen Metallverarbeitung aktiven Unternehmen.

Die Metallbranche beschäftigt laut Eurostat insgesamt 86.717 Menschen in insgesamt 7.035 Unternehmen. Allein im Leichtmetall- und Stahlbau arbeiten rund 36.900 Menschen. Weitere bedeutende Teilsegmente sind Stahlveredelung mit 1.789 Unternehmen und rund 21.000 Beschäftigten sowie der Maschinenbau mit rund 900 Firmen, in denen rund 31.000 Menschen arbeiten. Die meisten Unternehmen befinden sich in der Hauptstadt Bukarest. Weitere Cluster sind die Regionen um die Städte Cluj-Napoca und Brasov im Zentrum des Landes und in der Region Timis im Westen.

In Rumänien betreiben die Stahlproduzenten Liberty Steel in Galati im Osten des Landes und ArcelorMittal in Hunedoara im Westen des Landes eine Produktion von flach gewalztem Stahl und von Drahterzeugnissen. Lokale metallverarbeitende Unternehmen sind daher für ihre Produkte weniger abhängig von Rohstofflieferungen aus dem Ausland. Der Stahlproduzent Liberty Steel hat angekündigt, bis 2030 seine Produktion klimaneutral umzustrukturieren und will dafür innerhalb der kommenden sieben Jahre rund 1 Milliarde Euro investieren. Der Konkurrent ArcelorMittal Hunedoara musste im Sommer vergangenen Jahres seine Produktion reduzieren, weil das Unternehmen nach eigenen Angaben zu wenige Aufträge generiert hatte. 

Schengen-Beitritt würde Geschäftschancen erhöhen

Perspektivisch wird der rumänische Beschaffungsmarkt einfacher erreichbar für Unternehmen aus West- und Zentraleuropa, denn Rumänien wird voraussichtlich Ende 2023 Teil des Schengen-Raums. Bei seinem Besuch in Bukarest Anfang April 2023 versprach der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz, bei den EU-Partnern für den Schengen-Beitritt Rumäniens zu werben.

Wenn Rumänien keine Kontrollen an den EU-Binnengrenzen mehr durchführen müsste, würden sich die Transportzeiten in die EU-Nachbarländer um bis zu zwei Stunden verkürzen. Zugleich würde somit eine wichtige Hürde für kleine und mittlere Unternehmen fallen, sich enger in europäische Wertschöpfungsketten einzuflechten.

Zudem investiert der rumänische Staat in den Ausbau der Autobahnen und Schienenwege. Dafür stehen bis 2027 weitere EU-Mittel bereit.

Hinweise zu Transport und Logistik

Rumänien entwickelt sich zu einem Logistikhub in Südosteuropa und hat das Potenzial, zu einem Drehkreuz im Warenverkehr zu werden. Dafür muss das Land jedoch seine Straßen und Schienen massiv ausbauen. Handels- und Transportunternehmen sehen diese Chancen und bauen derzeit Logistikzentren im Land. 

Weitere Informationen zu zollrechtlichen Regeln bietet unser Überblick zur Wareneinfuhr in die EU.

EU-Sanktionen gegen Russland wirken auf die rumänische Metallbranche 

Die Sanktionen, die die EU aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gegen russische Firmengeflechte verhängt hat, betriffen auch die rumänische Metallindustrie. Bis zum Krieg besaßen russische Geschäftsleute Anteile am Aluminiumproduzenten Alro Slatina und am Rohrhersteller Artrom Slatina. Durch die EU-Sanktionen waren kurzfristig Firmenkonten eingefroren, sodass Mitarbeitern der Lohn nicht ausgezahlt werden konnte. Beide Firmen beschäftigen zusammen etwa 4.000 Menschen und haben laut Medienberichten die Anteile in russischem Besitz verkauft, um auf dem EU-Markt geschäftsfähig zu bleiben. 

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkung

AHK Rumänien 

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Federatia Metalurgia

Branchenverband der Metallindustrie

Conpirom

Verband der Arbeitgeber 

Metal Show & TIB, Bukarest

Messe für Industrieausrüstung und Metallbearbeitung 

Demo Metal Vest

Messe für Metallbearbeitung und Schweißtechnik

Marketplace Romania

Lieferantenportal, B2B-Plattform

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