Wirtschaftsumfeld | Sambia | Wirtschaftsstruktur
Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur ist wichtige Aufgabe
Die sambische Wirtschaft ist stark vom Kupferexport abhängig. Krisen wie die Coronapandemie und damit verbundene Kurssprünge an den Rohstoffbörsen zeigen die Verwundbarkeit.
20.10.2023
Von Marcus Knupp | Berlin
Etwa 70 Prozent seiner Exporteinnahmen erzielt Sambia mit Kupfer. Die Entwicklung der Weltmarktpreise für das Metall hat daher erhebliche Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage. Die Regierung in Lusaka strebt die Diversifizierung des Bergbaus durch den Abbau weiterer Bodenschätze wie Gold, Kobalt oder Nickel an. Außerdem sollen Bodenschätze umfassender lokal weiterverarbeitet werden.
Beim Aufbau einer breiteren Konsumgüterindustrie steht Sambia im Wettbewerb mit anderen Ländern der Region, nicht zuletzt mit dem wirtschaftlich weiter entwickelten Südafrika. Erfolgversprechend erscheint aufgrund des großen landwirtschaftlichen Potenzials vor allem die Nahrungsmittelindustrie.
Klimawandel erfordert Anpassungen
Neue Herausforderungen stellen sich infolge der globalen Klimaveränderungen. Unregelmäßigere Niederschläge machen die Ernten wichtiger Nahrungsrohstoffe wie Mais weniger verlässlich. Häufigere Trockenperioden führen zudem zu tiefen Pegelständen in den Stauseen und begrenzen zeitweise die Stromproduktion, die zu rund 80 Prozent von der Wasserkraft abhängt. Engpässe in der Energieversorgung haben wiederum negative Folgen für die Produktivität in Bergbau und Industrie.
Mittelfristig muss Sambia in Anbetracht der steigenden Gefahr von Dürrejahren seine Landwirtschaft resistenter gegen temporären Regenmangel machen, etwa durch verbesserte Fruchtfolgen oder mithilfe von Bewässerungsanlagen. Zudem muss das Land die Elektrizitätserzeugung auf eine breitere Basis stellen, wofür sich wegen der hohen Sonneneinstrahlung vor allem die Solarenergie anbietet.
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Standort Sambia in Deutschland wenig bekannt
Es gibt nur eine Handvoll deutscher Unternehmen, die in Sambia vertreten sind. Regional steht das Land im Schatten Südafrikas. Auch deutsche Unternehmen wie Bayer oder BASF, für deren Agrarprodukte Sambia ein interessanter Markt ist, steuern ihre Aktivitäten weitgehend aus dem südlichen Nachbarland.
Bürokratie bremst wirtschaftliche Aktivität.
Medial genießt Sambia weniger Aufmerksamkeit in Deutschland als etwa Namibia oder Simbabwe. Die erratische Wirtschaftspolitik der Vorgängerregierung hat dem Land keine Popularität bei Unternehmen eingebracht. Die aktuelle Regierung hat die Probleme erkannt und ist bemüht, Hindernisse abzubauen. Noch immer bremsen allerdings zahlreiche bürokratische Regeln das Geschäft. Dazu gehören zum Beispiel multiple Zwangsmitgliedschaften in Berufsvereinigungen mit entsprechenden Gebühren, erläutert Mark Lüring, Vorsitzender des European Union-Zambia Business Club.
Sektoren: Bergbau bestimmt die Konjunktur
Der direkte Beitrag des Bergbausektors zur Bruttowertschöpfung liegt zwar nur bei etwa 13 Prozent, alle Folgewirkungen für andere Wirtschaftszweige eingerechnet wird der indirekte Anteil des Rohstoffsektors jedoch auf bis zu 50 Prozent geschätzt. Die Investitionen der Rohstoffunternehmen sorgen für positive Impulse in den Bereichen Bauwirtschaft, Transport und Kommunikation, Handel sowie Finanz- und Unternehmensdienstleistungen.
Verarbeitendes Gewerbe: Weiterverarbeitung ist Kernziel
Ein höherer Grad der Weiterverarbeitung inländischer Rohstoffe, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Verringerung der Abhängigkeit von importierten Konsumgütern wie Nahrungsmitteln sind die übergeordneten Ziele der sambischen Industriepolitik. Ein kleiner industrieller Grundstock ist bereits vorhanden. Lokale Firmen sind hauptsächlich in der Nahrungsmittelproduktion, der Herstellung von Haushaltschemikalien oder der Metallverarbeitung tätig.
Dienstleistungen: Bauprojekte sorgen für Bewegung
Mit Abstand der wichtigste Arbeitgeber ist der Handel mit rund 25 Prozent der Beschäftigten. Ein großer Teil der Kleinhändler ist dem informellen Sektor zuzurechnen. Der Einzelhandel profitiert stark von der wachsenden Mittelschicht. Nicht nur in der Hauptstadt Lusaka, sondern auch in den Städten des Kupfergürtels wie Ndola und Kitwe gibt es moderne Shopping Malls nach südafrikanischem Vorbild.
Etwa 5 Prozent der Berufstätigen finden in der Bauwirtschaft Arbeit. Dabei sorgen Projekte im Straßenbau nicht nur für temporäre Beschäftigungsmöglichkeiten. Die verbesserte Infrastruktur eröffnet auch neue wirtschaftliche Perspektiven, etwa für die Ansiedlung von Verarbeitungsbetrieben für landwirtschaftliche Produkte.
Sektoren | Anteil am BIP 2022 | Anteil an den Beschäftigten 2021 |
---|---|---|
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | 3,4 | 23,6 |
Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung) | 12,9 | 2,1 |
Verarbeitendes Gewerbe | 8,1 | 10,5 |
Energieversorgung | 1,5 | 0,3 |
Wasserversorgung | 0,5 | 0,4 |
Baugewerbe | 10,9 | 5,3 |
Dienstleistungen | 57,3 | 48,2 |
Regionen: Starke Konzentration auf Lusaka und den Kupfergürtel
Die wirtschaftlichen Zentren Sambias konzentrieren sich vor allem entlang des Nord-Süd-Transportkorridors, der sich von den Städten des Kupfergürtels über die Hauptstadt Lusaka nach Livingstone erstreckt. Lusaka ist nicht nur die bevölkerungsreichste Stadt des Landes, sondern auch das wichtigste Geschäfts- und Verwaltungszentrum. Hier liegen ausgedehnte Industriegebiete mit zahlreichen Fabrikationsstätten.
Der Kupfergürtel ist durch mehrere nahe beieinander gelegene Bergbaustädte geprägt. Kitwe, mit rund 840.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt des Landes, ist Standort der Nkana-Kupfermine und der Copperbelt University. Ndola ist mit etwas über 600.000 Einwohnern das industrielle Zentrum des Kupfergürtels, unter anderem mit Zementwerken (Lafarge und Dangote) und der Indeni-Erdölraffinerie. Westlich des traditionellen Kupfergürtels entsteht mit Solwezi ein weiteres Bergbauzentrum.
Der Süden des Landes ist in mehrfacher Hinsicht vom Wasser geprägt. Zentral sind dabei die großen Wasserkraftwerke am Sambesi (Kariba) und seinem Nebenfluss Kafue (Kafue Gorge). Das an den Viktoriafällen gelegene Livingstone ist die Touristenhochburg Sambias.
Zwischen den urbanen Zentren und den übrigen Landesteilen klaffen große Gegensätze. Viele ländliche Gebiete sind wenig entwickelt und durch Subsistenzlandwirtschaft geprägt. Die Armutsrate der Bevölkerung beträgt häufig bis zu 80 Prozent. In den Städten fällt dieser Wert mit etwa 30 Prozent weit geringer aus.