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Start-ups rücken Westbalkan als Entwicklungsstandort in den Fokus

Gründer im Westbalkan tüfteln an Innovationen, doch Risikokapital bleibt Mangelware. IKT- und Techlösungen überzeugen Anwender – auch aus Deutschland. Preis und Leistung stimmen.

Von Hans-Jürgen Wittmann | Belgrad

Die Start-up-Ökosysteme in Serbien, Bosnien und Herzegowina, Nordmazedonien, Albanien, Montenegro und Kosovo stehen vor ähnlichen Herausforderungen – vor allem beim regulatorischen Umfeld und beim Zugang zu Finanzierung. Doch eine gute Ausbildung in MINT-Fächern, vorhandene lokale Tech-Talente sowie eine gute Universitätslandschaft kurbeln die Entwicklung der Szene in der Region an.

Die Gründer setzen auf Internationalisierung, wichtigster Zielmarkt ist Deutschland. Für deutsche Firmen bieten sich Chancen, auf dem Westbalkan preiswert und zu hoher Qualität Lösungen entwickeln zu lassen. Vor allem in der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) hat die Region viel zu bieten, aber nicht nur.

Serbische Jungunternehmen erschließen neue Geschäftsfelder

Serbien ist der mit Abstand wichtigste Start-up-Markt. Die lokale Gründerszene erreicht ein neues Entwicklungsstadium. Das Ökosystem verbessert sich stetig und die Bewertung der Start-ups legt zu. Besonders der IKT- und Technologiesektor bringen Innovationen auf den Markt. Zudem entwickeln Start-ups verstärkt Lösungen in den Bereichen Bio- und Agritech sowie Gaming.

Den Schwerpunkt der Entwicklung bildet neben den regionalen Zentren Novi Sad und Niš die Hauptstadt Belgrad. Der Staat fördert die Branche durch steuerliche Anreize und Förderprogramme. Wichtige Hubs, Cluster, Inkubatoren und Accelerator wie Startit, ICT Hub, Impact Hub Belgrade und In Centar bieten Gründern Unterstützung und Vernetzung. Internationale Risikokapitalgeber zeigen wachsendes Interesse.

Start-ups in Bosnien und Herzegowina trotzen Herausforderungen

Das Start-up-Ökosystem Bosnien und Herzegowinas (BuH) steht hingegen vor strukturellen Herausforderungen: Die Marktgröße ist gering, die gesamtstaatliche Förderung ist unausgereift, der Zufluss an Risikokapital bleibt überschaubar. Als Entwicklungstreiber in der Entität Föderation Bosnien und Herzegowina fungieren die Städte Sarajevo und Mostar. Initiativen und Cluster wie SPARK sowie Veranstaltungen wie das PitchWise Festival unterstützen die lokale Start-up-Szene. Und auch das Engagement der Diaspora fördert durch Wissenstransfer und Finanzierung eine schrittweise Entwicklung der Branche.

Lokale Start-ups konzentrieren sich vor allem auf Lösungen in den Bereichen künstliche Intelligenz und Gaming. Als Aushängeschild für ein weltweit wettbewerbsfähiges Start-up dient das Softwareunternehmen NSoft.

Gründer in Montenegro fokussieren sich auf IT-Lösungen

Das Start-up-Ökosystem in Montenegro entwickelt sich von einer niedrigen Basis ausgehend dynamisch. Doch staatliche Förderung und Finanzierung stecken noch in den Kinderschuhen. Die Gründerszene profitiert von einer IT-affinen Bevölkerung und der Kooperation mit Start-ups aus anderen Westbalkanländern, vor allem mit Serbien. Die Hauptstadt Podgorica avanciert zum lokalen Gründerzentrum. Der Science and Technology Park (STP) will Start-ups in Hightech-Branchen fördern. Der Digital Den Hub und regionale Veranstaltungen wie Spark.me bieten lokalen Gründern eine internationale Bühne.

Jungunternehmen konzentrieren sich vor allem auf digitale Dienstleistungen. Zu den namhaften Gründern gehört Uhura Solutions, das KI zur Prozessautomatisierung nutzt und globale Kunden beliefert.

Moderne Infrastruktur soll albanische Start-up-Szene ankurbeln

Albaniens Start-up-Szene befindet sich in einem frühen Entwicklungsstadium, gewinnt aber zunehmend an Dynamik. Vorreiter ist die Hauptstadt Tirana mit dem Technologiepark Durana. Staatlich geförderte Initiativen wie der Albanian Council for Technology and Innovation (ACTI) beschleunigen die digitale Transformation. Der Ausbau der Infrastruktur soll mehr Venture Capital ins Land locken. Internationale Veranstaltungen wie Tirana Slush’D bieten Gründern Sichtbarkeit und Zugang zu Investoren.

Vorzeige-Start-ups wie Gjirafa überzeugen mit ihren Lösungen vor allem in den Bereichen digitale Medien und E-Commerce. Obwohl die Verfügbarkeit von Risikokapital noch begrenzt ist, machen die Innovationspolitik der Regierung, die verbesserte Infrastruktur und internationale Partnerschaften das Land zu einem aufstrebenden Start-up-Zentrum auf dem Westbalkan.

Nordmazedoniens Gründerszene stützt sich auf IT-Fachkräfte

Nordmazedoniens Gründerszene fokussiert sich vor allem auf IKT-Lösungen. Start-ups profitieren von jungen, gut ausgebildeten Fachkräften, einer IT-affinen Bevölkerung und einem zunehmenden Fokus auf die EU-Integration. Sie machen das Land zu einem attraktiven Standort für regionale Zusammenarbeit und branchenspezifische Innovationen. Trotz der relativ geringen Verfügbarkeit von Risikokapital entwickelt sich die Branche dynamisch, mit der Hauptstadt Skopje und Tetovo als wichtigsten Zentren. Initiativen wie Business Accelerator UKIM, Seavus Accelerator oder CEED Hub bieten Gründern Unterstützung durch Mentoring oder entsprechende Netzwerke. Wichtigstes Start-Up Event ist Accelerate 2030.

Start-ups wie EarthCare unterstreichen die Kompetenz des Landes in KI-gestützten Technologien, insbesondere in den Bereichen Klima- und Datenanalyse.

Kosovarische Start-ups entwickeln sich in schwierigem Umfeld

Die Start-up-Landschaft im Kosovo ist von überschaubarer Größe. Der kleine Binnenmarkt sowie geringe Zuflüsse von Venture Capital bremsen die Entwicklung. Wichtigstes Kapital des Landes ist seine junge Bevölkerung, die sich durch starke unternehmerische Aktivität, Weltoffenheit, sowie eine Affinität für Informations- und Kommunikationstechnologien auszeichnet. Wachstumstreiber Nummer eins ist die Software-Entwicklung.

Dreh- und Angelpunkt ist die Hauptstadt Pristina. Das Innovationszentrum Kosovo (ICK) fungiert als wichtigster Inkubator und bietet Sichtbarkeit und Schulungen an. Jährliche Veranstaltungen wie KosICT unterstreichen die Rolle des Landes in der regionalen Digitalwirtschaft. Start-ups wie Kutia, das IT-Dienstleistungen entwickelt und international exportiert, veranschaulichen die Standortvorteile Kosovos als Start-Up-Destination.

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