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Branchen | Simbabwe | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen

Ernährungssicherung hat Priorität

Nach ausgeprägten Engpässen in den vergangenen Jahren geht es in Simbabwe vor allem um eine zuverlässige Nahrungsmittelproduktion mit mehr lokaler Verarbeitung.

Von Marcus Knupp | Berlin

Für den Ausbau der Nahrungsmittelproduktion und -verarbeitung in Simbabwe gibt es zwei wesentliche Antriebe: Die Bevölkerung muss auch in Jahren mit schlechten Ernten sicher mit Lebensmitteln versorgt werden können. Und die Abhängigkeit von Importen soll möglichst gering sein. Devisenengpässe und Lieferschwierigkeiten infolge globaler Verwerfungen haben den zweiten Punkt zuletzt nochmal unterstrichen.

Trotz ausreichender Niederschläge und zufriedenstellender Getreideerträge verfügten nach Angaben des World Food Programm (WFP) über 5 Millionen Simbabwer 2021 nicht über eine gesicherte Versorgung mit Grundnahrungsmitteln. Sie sind "food insecure" und weiter auf Hilfen angewiesen. Die Regierung in Harare widerspricht und verweist auf die üppigen Ernten der letzten Saison. Maßgeblich sei aber laut WFP nicht die zur Verfügung stehende Gesamtmenge, sondern der tatsächliche Zugang zu Nahrungsmitteln auch für arme Bevölkerungsteile.

Die natürlichen Bedingungen in Simbabwe, früher als "Brotkorb des südlichen Afrika" bezeichnet, bieten grundsätzlich gute Voraussetzungen sowohl für den Anbau von Nahrungspflanzen und Cash Crops als auch für die Viehwirtschaft. Die wichtigsten Hemmschuhe für die Nahrungsmittelindustrie sind die geringe Marktorientierung, Mängel in der Infrastruktur und Logistik, hohe Nach-Ernte-Verluste sowie fehlende Betriebsmittel wie Dünger.

World Food Programme hilft bei Stabilisierung

Im Rahmen eines Country Strategic Plan (2022-2026) plant das World Food Programme, Simbabwe bei der Sicherung der Nahrungsmittelversorgung mit insgesamt 594 Millionen US$ zu unterstützen. Neben der direkten Hilfe durch Lebensmittel und finanzielle Zuwendungen an von Hunger betroffene Bevölkerungsgruppen sieht der Plan vor allem Unterstützung bei der Schaffung einer stabilen Nahrungsmittelproduktion vor.

Zu den Kernaktivitäten in städtischen Räumen gehört zum Beispiel die Pilzzucht, die Kleintierhaltung (insbesondere Kaninchen) oder der hydroponische Gemüseanbau. Frauen und junge Menschen im ländlichen Bereich sollen in der Aufbereitung und Vermarktung lokaler landwirtschaftlicher Produkte geschult werden. Hilfe erhalten insbesondere ländliche Gemeinden, die die Anpflanzung, Lagerung, Verarbeitung und Vermarktung klimaresilienter Produkte fördern. Unterstützung erhält Simbabwe dabei auch vom African Development Fund, der im Sommer 2022 Hilfsgelder in Höhe von 26,65 Millionen US$ zugesagt hat.

Ausbau der Fleisch- und Fischproduktion

Das Presidential Fodder Bank Program zielt drauf ab, die Fleischproduktion zu steigern und 300.000 kleine landwirtschaftliche Betriebe mit Saatgut für Futterpflanzen zu beliefern. Der Bestand an Rindern soll mittelfristig von derzeit 5,5 Millionen auf 6 Millionen wachsen. Gleichermaßen will die Regierung in Harare die Fischzucht ausdehnen. Hierzu ist insbesondere vorgesehen, in Bewässerungskanälen und Fischteichen Aquakulturen mit Käfighaltung aufzubauen.

Ein auf zehn Jahre angelegter Plan für die Zucht von Buntbarschen (Tilapia) soll die Fischmenge bis 2032 fast verdreifachen. Vorgesehen ist eine Steigerung von etwa 5.600 Tonnen auf 14.000 Tonnen im Jahr. Im Rahmen der von der Welternährungsorganisation (FAO) verfolgten Initiative zum Aufbau von Aquakultur-Wertschöpfungsketten in Afrika, der Karibik und im Pazifik (FISH4ACT) sollen hierbei Prinzipien der Nachhaltigkeit beachtet werden.

Wachstumsperspektiven in der Milchwirtschaft

Ein großer Importüberhang besteht bei Milchprodukten. Zwar konnten die simbabwischen Milchwirtschaftsbetriebe ihre Produktion 2022 um 14,3 Prozent auf 91,6 Millionen Liter steigern. Der inländische Bedarf an Rohmilch beträgt Schätzungen zufolge jedoch etwa 130 Millionen Liter im Jahr. Ziel ist es, die Milchproduktion bis 2025 auf 150 Millionen Liter zu steigern. Die Zahl der Milchkühe soll sich hierfür von knapp 40.000 auf circa 60.000 erhöhen.

Steigende Produktionskosten im wichtigsten Lieferland Südafrika werden auch in Simbabwe spürbar. Wegen mangelnder Kapazitäten im Land kann die Versorgungslücke aber bisher nicht mit einheimischen Produkten kompensiert werden. Eine Idee ist, eine größere Anzahl von Kleinbauern in eine kooperative milchwirtschaftliche Produktion einzugliedern. Melkanlagen und Kühlinfrastruktur könnten dann durch Molkereiunternehmen oder Genossenschaften zur Verfügung gestellt werden.

Die Weiterverarbeitung zu haltbaren Produkten könnte in größerem Maße auch direkt an den ländlichen Standorten beziehungsweise durch landwirtschaftliche Betriebe selbst erfolgen. Eine kleingewerbliche Käseherstellung war früher schon einmal verbreitet in Simbabwe. Seither wurde fast der gesamte Verarbeitungsprozess beim Dairy Marketing Board konzentriert. Dezentralisierung könnte die Produktion erhöhen und gleichzeitig Einkommen in ländlichen Kommunen schaffen.

Nachfrage nach Getreideprodukten nimmt zu

Deutliche Zuwächse im Umsatz vermeldete 2022 die National Foods Holdings Limited, wichtiger Hersteller einer Reihe von Lebensmitteln in Zimbabwe. Mit der Installation einer neuen Getreidemühle in Bulawayo hat das Unternehmen seine Mühlenkapazität um rund 2.000 Tonnen im Monat erhöht. Das schafft Spielraum, mehr nachgeordnete Produkte wie Nudeln herzustellen. Wegen der steigenden Nachfrage nach Pasta installierte National Foods eine neue Produktionslinie. Auch den Kauf zusätzlicher Anlagen zur Herstellung von Keksen hat die Firmenleitung jüngst beschlossen.

Mit Fokus auf eine stärkere regionale Zusammenarbeit haben sich im August 2022 Vertreter aus Simbabwe und Sambia getroffen. Ausgelotet wurden die Möglichkeiten einer gemeinsamen Agro-industriellen Gewerbezone (Common Agro-Industrial Park, CAIP). Eine entsprechende Vorstudie unterstreicht die Potentiale im Ausbau von Wertschöpfungsketten in den Bereichen Baumwolle, Weizen, Reis, Sojabohnen, Bohnen, Zucker, Gemüsebau und Rinderhaltung (Leder und Milch).

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