Vier Autofabriken und über 365 Zulieferer gehören zur slowakischen Fahrzeugindustrie. Viele Werke investieren in Elektromobilität und in die Senkung der Energiekosten.
Die slowakische Fahrzeugindustrie kann ihr Produktionspotenzial derzeit nicht voll ausnutzen. Der Pkw-Ausstoß blieb 2024 unter der Millionengrenze. Für 2025 rechnet der Branchenverband ZAP SR aber mit einem Anstieg um 16 Prozent auf 1,15 Millionen Fahrzeuge.
Im 1. Quartal 2025 registrierte das Statistikamt einen realen Umsatzzuwachs der Fahrzeugbranche um 14 Prozent zum allerdings schwachen Vorjahreszeitraum. Im Mai 2025 rutschten die Umsätze aber bereits unter das Vorjahresniveau. Auch bei den Neuaufträgen der Automobilindustrie gibt es kaum Bewegung. Sie entsprachen in den ersten fünf Monaten 2025 nahezu den Werten des Vorjahres.
Kia und Volkswagen dominieren die FertigungSlowakische Autoproduktion nach Herstellern; Stückzahlen; Veränderung in ProzentHersteller / Standort | 2022 | 2023 | 2024 | Veränderung 2024/2023 |
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Kia / Žilina | 311.000 | 350.000 | 351.000 | 0,3 |
Volkswagen / Bratislava | 268.700 | 329.000 | 341.000 | 3,6 |
Stellantis / Trnava | 312.500 | 265.000 | 181.000 *) | -31,7 |
Jaguar Land Rover / Nitra | 108.000 | 135.000 | 120.000 *) | -11,1 |
* Stellantis und Jaguar Land Rover haben für 2024 keine Zahlen veröffentlicht, es handelt sich hierbei um Schätzungen.Quelle: Slowakischer Automobilverband ZAP SR 2025; Unternehmensangaben 2025
Volkswagen ist wichtiger Auftraggeber
Beim Volkswagen-Werk in Bratislava machte sich die Absatzschwäche bei der Konzerntochter Audi bemerkbar. Das Personal wurde um einige Hundert Zeitarbeitende verringert. Die wichtigsten Absatzmärkte waren 2024, in Stückzahlen gemessen, Europa (61 Prozent), USA (16 Prozent) und China (12 Prozent). Die Bedeutung Chinas und der USA hat im Vergleich zu den Vorjahren nachgelassen.
Bratislava ist nach Wolfsburg der zweitgrößte Produktionsstandort des VW-Konzerns in Europa. Zwei Drittel der Produktion entfallen auf große SUV wie VW Touareg, Porsche Cayenne, Audi Q7 und Q8. Die Produktion stieg 2024 um 4 Prozent auf 341.000 Fahrzeuge. Fast jedes zweite Fahrzeug hatte dabei einen elektrifizierten Antrieb (inklusive Mild-Hybrid). Außerdem produziert Volkswagen in seinem Werk in Martin Komponenten für Getriebe und Fahrwerke wie Differentiale, Synchronringe und Wellen.
Volkswagen Slovakia investiert kontinuierlich in den Ausbau der Produktion, allein 2024 rund 275 Millionen Euro. Das Unternehmen kaufte 2024 Vorprodukte für 3 Milliarden Euro von slowakischen Lieferanten ein (29 Prozent der Aufträge von Volkswagen Slovakia). Etwa ein Drittel seiner Komponenten wird aus Deutschland bezogen, vor allem Motoren, Getriebe und Batterien. Weitere 17 Prozent des Einkaufsvolumens gehen an das Schwesterwerk Audi Hungaria in Győr.
Mit einem internen Programm "goTOzero Impact Factory" will Volkswagen Slovakia die Umweltauswirkungen der Produktion verringern. Investitionen fließen in die Dekarbonisierung, Kreislaufwirtschaft und Vermeidung von Plastikmüll.
Kia produziert künftig Elektroautos in Žilina
Der südkoreanische Autohersteller Kia erzielte 2024 an seinem slowakischen Standort Žilina einen Produktions- und Gewinnrekord. Die 351.000 Pkw gingen an Kunden in 83 Ländern. Zwei Drittel der Produktion entfallen auf das SUV-Modell Sportage, der Rest auf den Kompaktwagen Ceed.
Kia produziert in der Slowakei auch Motoren, der Ausstoß stieg 2024 auf mehr als 540.000 Antriebseinheiten. Das Unternehmen verdoppelte seine Investitionen 2024 auf über 80 Millionen Euro. Unter anderem wurden neue Roboter für die Lackiererei und für den Karosseriebau angeschafft. Damit bereitete sich Kia auf die Produktion von Elektroautos vor. Seit August 2025 läuft das elektrische Kompaktmodell EV4 in Žilina vom Band. Der Standort hofft außerdem auf das Einstiegsmodell EV2.
Auch Kias wichtiger Zulieferer Mobis baut seinen slowakischen Standort Gbeľany bei Žilina aus. Dort werden künftig Bremssysteme und Airbags für Elektroautos produziert. In Nováky errichtet Mobis für über 170 Millionen Euro ein neues Komponentenwerk für Elektromotoren.
Bei Stellantis in Trnava haben sich die Produktionszahlen in den letzten zwei Jahren nahezu halbiert. Das Werk hat unter anderem seinen Bestseller Peugeot 208 verloren. Mehrere Hundert Beschäftigte wurden entlassen. Hoffnungen ruhen nun auf den Modellen Citroën C3 und Opel Frontera, die auch als Elektrofahrzeuge vom Band rollen sollen.
Jaguar Land Rover in Nitra installiert derzeit eine neue Lackieranlage, die laut einer Sprecherin unbegrenzte Farbvariationen und hochwertige Fahrzeugveredelung ermöglichen.
Neuer Polestar soll in Košice vom Band laufen
Weiter auf Hochtouren laufen die Bauarbeiten an der fünften slowakischen Autofabrik bei Košice. Inzwischen wurde bekannt, dass dort ab 2028 die Produktion des Kompakt-SUV Polestar 7 geplant ist. Zum Start der Fabrik 2027 dürfte aber ein Volvo-Modell der nächsten Generation als erstes vom Band laufen.
Vorerst zerplatzt scheinen die Träume einer eigenen slowakischen Automarke. Das einheimische Unternehmen Patak Motors plante in der Region Banská Bystrica die Fertigung von zweisitzigen Roadster-Modellen. Inzwischen berichten Medien über Zahlungsschwierigkeiten und steigende Außenstände bei Patak Motors, ohne dass die Produktion in Gang gekommen wäre.
Führende Produzenten der Kfz-Industrie in der SlowakeiUmsätze in Millionen Euro; Veränderung in ProzentUnternehmen, Standort | Tätigkeitsbereiche | Umsatz 2023 | Umsatz 2024 | Veränderung 2024/2023 |
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Volkswagen Slovakia, Bratislava | Pkw-Produktion in Bratislava, Komponentenproduktion in Martin | 11.757 | 12.521 | 6,5 |
Kia Slovakia, Teplička nad Váhom | Pkw-Produktion, Motoren | 8.014 | 8.078 | 0,8 |
Stellantis Slovakia, Trnava 1) | Pkw-Produktion, Batteriemodule | 3.278 | 2.029 | -38,1 |
Mobis Slovakia, Gbeľany | Armaturenbretter, Achsen, Puffer, Bremssysteme | 1.983 | 2.000 | 0,9 |
Continental Tires, Púchov 2) | Reifen für Pkw, leichte Nutzfahrzeuge, SUV, Lkw und Busse | 1.375 | 1.751 | 27,3 |
Motherson SAS Automotive Systems and Technologies Slovakia, Bratislava | Innenraumausstattung | 1.055 | k.A. | k.A. |
Faurecia Automotive Slovakia (Forvia), Bratislava | Armaturenbretter, Türkomponenten, Autositze, Auspuffe | 894 | 944 | 5,6 |
ZF Slovakia, Trnava | Kupplungen, Schwungräder, Wandler | 797 | 882 | 10,7 |
Magna PT, Kechnec | Getriebesysteme für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge | 635 | 702 | 10,5 |
Schaeffler Kysuce, Kysucké Nové Mesto | Spezialwälzlager für die Kfz-Industrie | 755 | 765 | 1,3 |
1 gehört seit Januar 2021 zu Stellantis; 2 bis 2023 Continental Matador Rubber und Continental Matador Truck TiresQuelle: Finstat 2025; Wirtschaftsmagazin Trend 2025; Register der Jahresabschlüsse 2025; Unternehmensangaben 2025
Führende Zulieferer mit eigenen Werken im Land
Mehr als 350 direkte Zulieferunternehmen sind laut Investitionsagentur SARIO in der Slowakei aktiv. Darunter sind führende Tier-1-Lieferanten wie Continental, ZF oder Magna. Sie finden im Land ein enges Netzwerk an Tier-2-Zulieferern vor, die zum Beispiel Kunststoffteile, Kabelbäume oder Sensoren produzieren.
SARIO hat eine neue Datenbank "Find in Slovakia" gestartet, über die slowakische Zulieferunternehmen gefunden werden können.
Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in der Slowakeiin Millionen EuroVorhaben | Investitionssumme | Projektstand | Anmerkungen |
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Slovnaft / Abfallverbrennungsanlage für Abfall aus der Kfz-Industrie in Bratislava | 200 | Abfall aus Kfz-Betrieben und Hausmüll aus der Westslowakei sollen zur Wärmeproduktion für Haushalte genutzt werden | Slovnaft |
MH Invest / Ladeparks mit Schnellladestationen landesweit | 177,2 | 35 Ladeparks mit 251 Ladesäulen für Pkw und Lkw; Auftrag im Juni 2025 ausgeschrieben; Förderung aus dem Aufbau- und Resilienzplan | MH Invest (staatlicher Betreiber von Industrieparks) |
ŠKST / Logistikzentrum für Automobilindustrie in Zlaté Moravce | 10 | Lager mit 27.000 qm für Kfz-Teile; Fertigstellung für Mitte 2027 geplant | ŠKST Bratislava |
Neuman Aluminium / Erweiterung der Produktion von Kfz-Teilen in Žarnovica | 9,7 | Neue Technologie zur Wärmebearbeitung von Komponenten für die Kfz-Industrie und Energiebranche; Investitionsanreize von 1,1 Mio. Euro genehmigt | Neuman Aluminium Fließpresswerk Slovakia |
MSK Plast - MSK Group / neue Halle zur Kunststoffproduktion für Kfz-Teile in Lipany | 6,5 | Kunststoffteile für Kfz-Industrie, Maschinenbau, Flugzeugbau; Baubeginn für 2026 und Fertigstellung für 2027 geplant | MSK Group |
Inalfa Roof Systems / Technologiezentrum in Trnava | k.A. | Entwicklung von Dachsystemen für die Automobilindustrie | Inalfa Roof Systems |
Stellantis / Bau eines Solarkraftwerks in Trnava | k.A. | Solaranlage mit 35,7 MW Leistung; Energieversorgung für die Autofabrik Trnava, Überschüsse kommen ins Netz | Stellantis Slovakia |
Quelle: Pressemeldungen 2025; SARIO 2025; Unternehmensangaben 2025; Fachmedien 2025
Handel vor allem mit Deutschland und den Nachbarländern
Der slowakische Autosektor ist eng in die globalen Lieferketten eingebunden und hat 2024 allein in der Kategorie SITC 784 Kfz-Teile und Komponenten im Wert von 6,6 Milliarden Euro exportiert. Mehr als doppelt so groß war das Importvolumen mit 13,8 Milliarden Euro. Fast ein Drittel davon kam aus Deutschland. Wichtige Lieferländer für Kfz-Teile sind außerdem die Nachbarländer Tschechien, Ungarn und Polen.
Beim Export ergibt sich ein ähnliches Bild mit Deutschland, Tschechien und Frankreich als den größten Abnehmern. Allerdings spielen auch Italien, Spanien und das Vereinigte Königreich eine wichtige Rolle.
In den ersten vier Monaten 2025 schlug die schwächere Dynamik auf den globalen Automobilmärkten auch beim Teilehandel durch. Die slowakischen Exporte in der Kategorie SITC 784 stiegen nur noch um 1 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode.
Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile in die Slowakeiin Millionen Euro; Veränderung in Prozent | 2024 | aus Deutschland 2024 | Veränderung Januar bis April 2025 / Januar bis April 2024 |
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SITC 778.3 Kfz-Elektrik | 1.318 | 204 | 6,8 |
SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc. | 13.873 | 4.288 | 8,7 |
SITC 773.13 Zündkabelsätze | 1.882 | 267 | 8,3 |
SITC 713.2 Motoren | 2.079 | 437 | 21,6 |
Summe | 19.151 | 5.195 | 9,9 |
Quelle: Eurostat 2025
Von Gerit Schulze
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Bratislava