Aus diesem Fördertopf fließen in der Slowakei bis 2030 rund 1,4 Milliarden Euro in die Modernisierung der Wärmewirtschaft und die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen.
Der slowakische Umweltfonds hat Ende Juli 2022 die ersten Mittel aus dem Modernisierungsfonds (MoF) ausgeschrieben. Dieses Förderinstrument der Europäischen Union (EU) unterstützt in zehn einkommensschwächeren Mitgliedsländern Mittel- und Osteuropas bis 2030 den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Es soll komplementär zu anderen Förderprogrammen wirken.
Der MoF profitiert von der erwarteten positiven Entwicklung des europäischen Emissionshandels (EU-ETS) in der vierten Handelsperiode 2021 bis 2030. In dem Zeitraum stehen ihm 2 Prozent der Zertifikatsmenge zur Verfügung. Mindestens 70 Prozent der erlösten Mittel müssen Projekten in fünf vorrangigen Bereichen zufließen.
Prioritäten des Modernisierungsfonds nach ETS-Richtlinie
- Erzeugung und Nutzung von erneuerbaren Energien
- Energieeffizienz
- Energiespeicherung
- Modernisierung der Energienetze, einschließlich Fernwärme
- Gerechter Strukturwandel in Kohleregionen
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Bis zu 30 Prozent können nicht-vorrangige Projekte unterstützen. Diese werden dann besonders geprüft hinsichtlich ihres Beitrags zu einer klimafreundlichen Energiewirtschaft. Die Slowakei bezieht mit rund 16,9 Millionen Zertifikaten 6,1 Prozent der zur Verfügung stehenden Gesamtmenge. Geschätzt wird das Mittelvolumen bis 2030 auf mindestens 1,4 Milliarden Euro.
Für deutsche Technologieanbieter im Energiesektor ergeben sich durch den Modernisierungsfonds in der Slowakei eine ganze Reihe von Geschäftschancen. Sie reichen von hochwirksamen Blockheizkraftwerken über Speichersysteme bis hin zu Software oder Mess- und Regeltechnik. Slowakische Töchter deutscher Unternehmen wiederum können prüfen, ob sich diese Förderquelle für ihre Energie-, Effizienz- oder Emissionseinsparungsprojekte eignet.
Investitionsprojekte in der Pipeline
Das Interesse der unter Dekarbonisierungsdruck stehenden Energiewirtschaft und Industrie ist groß. Schon in der Vorbereitungsphase, als es darum ging, die Investitionsstrategie zu erstellen, erhielt das für den Modernisierungsfonds zuständige Umweltministerium 124 Projektvorschläge. Der Gesamtwert der geplanten Investitionen: 4 Milliarden Euro. Eine Kommission stellte daraus eine Liste zusammen, die sie an die Europäische Investitionsbank (EIB) sandte. Eine solche Übersicht ist jährlich zu übermitteln, um daraus die Investitionspläne des Landes für die folgenden zwei Kalenderjahre ablesen zu können.
Mit Blick auf Vorhaben, die 2022 und 2023 umsetzbar sind, umfasst diese erste indikative Liste 19 Projekte des Heizkraftsektors und ein Förderschema zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen. In dem Zeitraum stehen der Slowakei etwa 240 Millionen Euro zur Verfügung.
Zwei Förderprogramme mit Geld ausgestattet
Das Umweltministerium hat 2021 zwei staatliche Förderschemata veröffentlicht, über die die Slowakei den Großteil der Mittel des Modernisierungsfonds umsetzen will. Sie erhielten die Zustimmung der EIB, die für die Auszahlung der Mittel verantwortlich ist.
Das erste Schema richtet sich an den Heizkraftsektor, die zentralen Wärme- und Kühlungsversorger. Als umsetzende Instanz tritt der Umweltfonds auf. Das zweite Förderschema unterstützt die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen. Die Umsetzung obliegt dem Wirtschaftsministerium. Zu beiden Programmen hatte die EIB bis Sommer 2022 die Auszahlung von insgesamt fast 170 Millionen Euro für prioritäre Investitionen bestätigt.
Erste Mittel für den Heizkraftsektor
Ende Juli 2022 konnte der Staatliche Umweltfonds dadurch die ersten 149,5 Millionen Euro aus dem Modernisierungsfonds ausrufen. Adressat dieses Aufrufs MoF-1/2022 ist der Heizkraftsektor. Unterstützt werden Investitionen in die Modernisierung der Energiesysteme einschließlich Energiespeicherung und verbesserter Energieeffizienz. Auf der einen Seite soll der Anteil hocheffizienter Kraftwärmekopplung (KWK) an der Strom- und Wärmeproduktion steigen, auf der anderen Seite die Fernwärmedistribution moderner und effizienter werden.
Förderfähig ist zum Beispiel die Beschaffung von Sachanlagen bei Bau/Erweiterung, Rekonstruktion oder Modernisierung der Fernwärmedistribution (samt Speichersysteme) und der Energiequellen (im Rahmen hocheffizienter KWK). Gefördert wird auch die Beschaffung von Software, digitalen Systemen, Mess- und Steuertechnik, die Erhöhung der Intelligenz und der Cybersicherheit der Wärmeverteilung.
Der Aufruf ist offen, bis die Mittel erschöpft sind. Weitere werden folgen. Bis 2030 kann die Heizkraftwirtschaft aus dem Modernisierungsfonds mit Fördermitteln in Höhe von 1 Milliarde Euro rechnen.
Einzelheiten enthält das im Handelsanzeiger veröffentlichte Förderschema für den Heizkraftsektor.
Mehr Strom aus erneuerbaren Energien
Ein Förderaufruf für Investitionen in die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen stand Ende August 2022 noch aus. Die Slowakei braucht mehr davon, um den grünen Energieanteil am Bruttoendverbrauch bis 2030 weiter zu erhöhen. Ursprünglich sollten erneuerbare Energien durch Auktionen einen neuen Schub bekommen. Doch kam dann der Modernisierungsfonds als Quelle für Investitionshilfen gelegener.
Ob Neubau, Rekonstruktion oder Modernisierung von Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen – mit Projekten sollen sich in den geplanten Förderrunden kleine und mittlere Unternehmen, aber auch Großunternehmen, selbstversorgende Betriebe und Kommunen bewerben können. Es geht dabei um die Energiequellen Wasser, Sonne, Wind, Geothermie (auch in der kombinierten Produktion von Strom und Wärme) und bei der Stromerzeugung mithilfe von KWK auch um feste Biomasse, Biogas, Deponiegas und Kläranlagengas.
Einzelheiten enthält das im Handelsanzeiger veröffentlichte Förderschema für die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen.
Potenzielle weitere Investitionsfelder
Als mögliche weitere Investitionsfelder in den kommenden Jahren könnten hinzukommen: Kohleersatz in industriellen Energieerzeugungsanlagen, Energieeffizienz und Emissionssenkung in der Industrie, Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Quellen, mehr Energieeffizienz bei der Stromerzeugung. In der Umsetzung kann das über weitere Förderschemata oder individuelle Projekte erfolgen.
Von Miriam Neubert
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Bratislava