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Branchen | Spanien | Solarenergie

Fotovoltaik wächst durch Großanlagen und Eigenverbrauch

Große Solarparks, der Eigenverbrauch und die Perspektive auf grünen Wasserstoff geben der Fotovoltaik Impulse. Hürden hängen zumeist mit Formalitäten und Wartezeiten zusammen.

Von Oliver Idem | Madrid

Dank günstiger Rahmenbedingungen wird die Fotovoltaik in Spanien immer intensiver genutzt. Private und staatliche Akteure setzen große und kleine Vorhaben in Gang.

Im Jahr 2022 stieg der Anteil der Fotovoltaik an der Stromerzeugung auf 10,1 Prozent. Damit gewann diese Energiequelle gegenüber dem Vorjahr zwei Prozentpunkte hinzu. Durch die ehrgeizigen staatlichen Ausbauziele des Energie- und Klimaplans PNIEC 2030 wird allerdings auch ein hohes Tempo bei der Installation neuer Anlagen benötigt. Der Plan gibt einen Zubau von 60.000 Megawatt erneuerbare Energien bis 2030 vor.

Der Staat leistet mit einem Mindestausbauziel von 19.440 Megawatt bis 2025 seinen Beitrag dazu. Dieses soll durch die staatlichen Auktionen erreicht werden. Hinzu kommen Vorhaben, die von Unternehmen in Eigenregie umgesetzt werden. Die Ausbauziele könnten revidiert werden, weil für die Erzeugung von grünem Wasserstoff noch mehr Kapazitäten benötigt werden als ursprünglich angenommen. Im Januar 2023 spekulierte die Wirtschaftszeitung Expansión über ein Ausbauziel von möglicherweise 100.000 Megawatt. Unternehmen aus der Energiebranche setzen sich demnach intensiv für eine Erhöhung der Ziele ein.

Gestiegene Kosten und Formalitäten als Hürden für die Ausbauziele

Aufgrund gestiegener Kosten, einer geringen Kalkulierbarkeit der künftigen Energiepreise und der staatlichen Preisuntergrenzen verzeichnete die Regierung jedoch Rückschläge bei den letzten beiden Ausschreibungen für Kontingente von erneuerbaren Energien. Diese Auktionen funktionieren wie umgekehrte Versteigerungen mit einem Zuschlag für die günstigsten Anbieter.

Für die Umweltverträglichkeitsprüfungen von Anlagen mit 50 Megawatt und mehr liegt die Verantwortung zentral beim spanischen Umweltministerium. Dieses konnte Ende Januar 2023 das drohende Scheitern einer ganzen Reihe von Vorhaben aufgrund eines Fristablaufs verhindern. Damit können 27,8 Megawatt an neuen Kapazitäten allein im Bereich der Fotovoltaik vorangetrieben werden. Nach der Überprüfung von 202 Vorhaben soll über 300 weitere ausstehende Projekte kurzfristig entschieden werden.

Im Gegensatz dazu konnten vier Autonome Gemeinschaften des Landes für mindestens 50 kleinere Vorhaben keine rechtzeitige Überprüfung mehr durchführen. Das berichtete die Tageszeitung El País. Genehmigungen und Prüfungen mit ihren Wartezeiten gehören zu den Hemmnissen im Bereich der erneuerbaren Energien in Spanien. Auch das Problem von "Geisterprojekten" mit beantragten Genehmigungen aber unsicherer Umsetzung spielt trotz Gegenmaßnahmen noch immer eine Rolle. 

Lokale und ausländische Unternehmen setzen auf Fotovoltaik

Dabei ist das Interesse seitens der Wirtschaft an Solarprojekten in Spanien ungebremst hoch. Das bezieht sich sowohl auf die Umsetzung von Vorhaben als auch auf Besitzerwechsel bei bestehenden Solarparks.

Branchenunternehmen und Investmentsfonds aus dem In- und Ausland kauften im Dezember 2022 und Januar 2023 Fotovoltaikparks im großen Stil. Die Wirtschaftszeitung Expansión errechnete einen Gesamtwert von 10 Milliarden Euro Investitionen innerhalb von nur vier Wochen.

Offenbar setzen diese Unternehmen darauf, dass Spanien für die künftige Energie- und Wasserstoffversorgung Europas eine wichtige Rolle spielen wird. Im Rahmen des Strategieplans für erneuerbare Energien und Wasserstoff nutzt die spanische Regierung EU-Fördermittel von 6,9 Milliarden Euro. Damit will sie zusätzliche privatwirtschaftliche Investitionen von knapp 9,5 Milliarden Euro auf den Weg bringen. 

Solarprojekte in Spanien (Auswahl)

Projektbezeichnung, Standort

Leistung (MW)

Unternehmen

Status

Investitionssumme
(in Mio. Euro)

"Aura Solar", Guadalajara (Kastilien-La Mancha)

700

Audax Renovables

in der Planung

414

Bau von drei PV-Anlagen: "Somozas Solar" (182 MW) und "Maragato Solar" (182 MW), León und "Fausita Solar" (250 MW), Murcia

614

Statkraft

Umweltverträglichkeitsprüfung erfolgt; geplanter Baubeginn 2024

350

Bau von fünfzehn PV-Anlagen in den Provinzen Zaragoza, Teruel, Ciudad Real und Cuenca

685

OPDEnergy

Umweltverträglichkeitsprüfung erfolgt

350

Bau von drei PV-Anlagen, 250 MW in Tabernas (Almería), 172 MW in Ayora (Valencia) und 50 MW bei dem rückgebauten Kernkraftwerk "José Cabrera", Guadalajara.

472

Grenergy 

Umweltverträglichkeitsprüfung erfolgt

k.A.

Bau von sechzehn PV-anlagen in den Provinzen Murcia und Alicante

401

Soltec Power Holdings und TotalEnergies

Umweltverträglichkeitsprüfung erfolgt, Baubeginn 1. Halbjahr 2023, Inbetriebnahme Ende 2024

über 270

Bau einer PV-Anlage, Lorca (Murcia)

386 

X-Elio

Umweltverträglichkeitsprüfung erfolgt

270

Ausrüstung von neun Flughäfen (darunter Madrid-Barajas und Barcelona-El Prat) mit Solarmodulen zur Selbstversorgung

350

Aena (staatlicher Flughafenbetreiber)

Abschluss 2026

250

Bau von PV-Anlage, Villalba de Guardo, Palencia (Kastilien-León)

350

Iberdrola

Umweltverträglichkeitsprüfung erfolgt

217

Bau von fünf PV-Anlagen in den Regionen Andalusien, Valencia und Kastilien-La Mancha.

140 

Projektentwickler: Enerparc. Auftraggeber: Ingka Group

In der Planung; geplante Inbetriebnahme 2023

100

Quelle: Pressemeldungen; Recherchen von GTAI 2023

Eigenverbrauchslösungen gefragt

Nach der Beseitigung rechtlicher und finanzieller Hürden nahm der Eigenverbrauch von erneuerbaren Energien seit 2018 Fahrt auf. Die hohen und schwankenden Energiepreise des Jahres 2022 wirkten als zusätzliche Treiber für den Eigenverbrauch von Solarenergie.

Die Voraussetzungen sind an vielen Standorten sehr günstig. Rund 3.000 Sonnenstunden pro Jahr machen Spanien zu einem privilegierten Land bei der Nutzung von Fotovoltaik. Mittlerweile hat die Selbstversorgung ihre Nische verlassen und ist ins Blickfeld von Unternehmen und Privatleuten gerückt.

Auch auf der Finanzierungsseite bewegt sich etwas. Der Zentralstaat fördert über Programme zum Eigenverbrauch die Nutzung von erneuerbaren Energien. Banken vermarkten offensiver und zum Teil gemeinsam mit Partnern Finanzierungen für Eigenverbrauchslösungen.

Die Installation der Anlagen wird durch den schnellen Hochlauf der Nutzung zu einem Engpass. Die Montageunternehmen sind dem Vernehmen nach so stark ausgelastet, dass der Ausbau der Selbstversorgung dadurch gebremst wird.

Hohe Abhängigkeit von China bei wichtigen Komponenten

Die Ausrüstung für Solarprojekte stammt häufig aus China. Im Januar 2023 stellte die Tageszeitung El Mundo Daten der internationalen Energieagentur zusammen. Diese belegen eine starke Abhängigkeit von der Produktionskapazität in China. Das gilt vor allem für grundlegende Komponenten. Wafer stammen demnach nahezu vollständig aus der Volksrepublik. Auch bei Zellen liegt der chinesische Anteil an den Fertigungskapazitäten bei mehr als 80 Prozent. Einzig bei Solarmodulen kommen alle anderen Länder zusammen auf einen Anteil von etwa 25 Prozent.

Sowohl in Spanien als auch in der EU mehren sich Stimmen, die den Aufbau von Produktionskapazitäten in Europa unterstützen. Damit könnten Abhängigkeiten reduziert werden. Zudem würden mehr Wertschöpfung und Kapital auf dem europäischen Kontinent verbleiben. 

Die European Solar Initiative geht auf eine industriepolitische Initiative der EU-Kommission zurück und setzt bis 2025 auf den Aufbau eines Ökosystems für Solar-Hardware. 

In Spanien bildet die German Spanish Solar Initiative ein Netzwerk von Unternehmen, das ebenfalls in die Richtung einer Neubelebung der lokalen Fertigung von Fotovoltaik-Ausrüstung zielt.

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