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Special | Südafrika | Start-ups

Südafrikas Start-up-Finanzierung unter Druck

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen - Business Angels, Universitäten und zahlreiche Förderprogramme sorgen für Rückenwind in Südafrikas Start-up-Ökosystem.

Von Jenny Tala | Johannesburg

Die Finanzierung südafrikanischer Start-ups ist 2024 deutlich zurückgegangen. Laut dem "African Tech Startups Funding Report" von Disrupt Africa belief sich das Gesamtvolumen auf nur 100,4 Millionen US-Dollar (US$), basierend auf öffentlich dokumentierten Venture-Capital-Investitionen. Investiert wurde dabei in lediglich25 Start-ups. Zum Vergleich: 2022 waren es 89. Damit fiel Südafrika auf Platz 4 im kontinentalen Vergleich zurück. Auch die durchschnittliche Finanzierung pro Start-up halbierte sich nahezu.

Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig: Die globale Kapitalverknappung infolge steigender Zinsen in den USA und Europa veranlasste Investoren, sich auf stabilere Märkte zu konzentrieren. Zusätzlich sorgten Inflation, geopolitische Risiken und die Unsicherheit vor den Wahlen 2024 in Südafrika für Zurückhaltung. Laut dem Global Startup Ecosystem Index war das 1. Quartal 2024 weltweit das zweitschlechteste für die Finanzierung von Start-ups seit 2018.

Während 2023 noch viele spätere Finanzierungsrunden wie Series A verzeichnet wurden, dominierte 2024 die Frühphasenfinanzierung (Pre-Seed und Seed), die in der Regel geringere Summen umfasst. Der Fintech-Sektor blieb dabei der wichtigste Treiber: Er machte fast ein Viertel der Deals aus und zog rund 28 Millionen US$ an.

Start-up Act: Hoffnung auf politische Impulse

Der geplante "Start-up Act" Südafrikas soll strukturelle Hürden abbauen und das Land wieder zu einem attraktiveren Standort für Gründer machen. Die Initiative wurde bereits 2019 angestoßen und seither von einem breiten Bündnis aus Unternehmern, Investoren und Innovationsförderern vorangetrieben. Ziel ist es, unter anderem Devisenkontrollen zu lockern, steuerliche Anreize für Frühphaseninvestitionen zu schaffen und den Zugang zu internationalen Talenten zu erleichtern - etwa durch ein spezielles Start-up-Visum.

Bislang verläuft der Gesetzgebungsprozess jedoch schleppend, was in der Branche für Ungeduld sorgt - insbesondere da andere afrikanische Hubs wie Ghana und Tunesien längst eigene Start-up Acts verabschiedet haben.

Business Angels und Universitäten stärken das Ökosystem

Mehrere Netzwerke individueller Investoren, die sogenannten Business Angels, spielen eine zentrale Rolle bei der Finanzierung junger Unternehmen. Die African Angel Academy (AAA) hat sich seit ihrer Gründung 2020 als Ausbildungsplattform für neue Angel-Investoren etabliert. Bis 2025 wurden über 700 Fachkräfte aus 26 afrikanischen Ländern geschult.

Einen besonderen Fokus auf Gründerinnen legt der Fonds Dazzle Angels, der von erfahrenen Geschäftsfrauen geführt wird. Neben Kapital bringen die Investorinnen auch ihr Know-how und ihre Netzwerke ein. Dazzle Angels verfolgt das Prinzip der sogenannten "Zebra Companies" - Unternehmen, die sowohl wirtschaftlich tragfähig als auch gesellschaftlich wirksam sind.

Afrika braucht eigene Innovationsmodelle

Das Netzwerk "Jozi Angels" aus Johannesburg investiert gezielt in innovative Start-ups in der Frühphase. Es verfolgt das Ziel, Finanzierungsrunden mit höheren Volumina zu ermöglichen, um Start-ups nicht nur mit kleinen Beträgen in der Frühphase zu unterstützen, sondern ihnen auch in späteren Entwicklungsstufen Zugang zu substanziellem Kapital zu verschaffen. So soll die Abhängigkeit von ausländischem Kapital verringert und afrikanisches Vermögen stärker lokal investiert werden.

Ein Ansatz, den auch der Kapstädter Start-up-Berater Will Green unterstützt. Er fordert ein Umdenken in der Branche: "Viele afrikanische Start-ups sind stark von ausländischen Kapitalgebern, Programmen und Denkweisen abhängig - dabei entstehen Geschäftsideen in Afrika oft vor ganz anderen Hintergründen als in Europa oder den USA", so Green. Afrika brauche mehr sogenannte Ecosystem-Builder - "Menschen, die Brücken schlagen zwischen Acceleratoren, Inkubatoren, Unternehmen, Universitäten, VCs und Regierungsstellen".

Universitäten als Innovationsmotoren

Auch Südafrikas Hochschulen fördern Gründungen aktiv. Im Zentrum steht dabei die Verknüpfung junger Tech-Unternehmen mit universitärer Forschung. Zudem finanzieren universitäre Investitionsfonds wie der "Wits Innovation Investment Fund" der University of the Witwatersrand junge Unternehmen. In diesem Umfeld ist auch der Tshimologong Innovation Precinct angesiedelt, der mit Unterstützung der GIZ unter anderem Start-ups der boomenden Gaming-Branche fördert.

Zahlreiche internationale Förderprogramme

Parallel dazu gibt es zahlreiche internationale Initiativen. Hervorzuheben ist das panafrikanische Projekt ENRICH in Africa, das von der EU gefördert wird und seinen Hauptsitz in Kapstadt hat. Es vernetzt europäische und afrikanische Innovationsakteure und bietet Soft-Landing-Programme für internationale Start-ups - etwa über das Twinning Program, eine sechsmonatige strukturierte Partnerschaft zwischen Innovationsakteuren aus Afrika und Europa. Zandile Ntuli, die das Büro von ENRICH in Africa leitet, wünscht sich eine größere Beteiligung europäischer und insbesondere deutscher Start-ups an den Programmen.

Auch Deutschland engagiert sich aktiv in der Förderung südafrikanischer Gründer. Über das Programm "develoPPP Ventures" der GIZ können Start-ups bis zu 100.000 Euro erhalten. Neben finanzieller Unterstützung bietet das Programm in Kooperation mit Partnern wie VC4A und Jozi Angels auch technische Hilfe.

Deutsche Investitionen setzen Impulse

Ein konkretes Beispiel für deutsche Finanzierung ist der südafrikanische Online-Versicherer Naked, der von der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) unterstützt wird. Im Rahmen einer internationalen Finanzierungsrunde konnte das Unternehmen insgesamt 38 Millionen US$ einsammeln - darunter 4 Millionen US$ Beteiligungskapital von der DEG. Bereits 2023 hatte sich die DEG erstmals an Naked beteiligt. Die aktuelle Investition soll die Automatisierung und den Einsatz von KI-Technologien vorantreiben sowie die Produktpalette und Marktpräsenz erweitern.

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