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Special | Südafrika | Start-ups

Umfang der Finanzierung steigt seit 2020 stark an

Von etwas mehr als 54 Millionen US-Dollar (US$) im Jahr 2015 hat sich die jährliche Finanzierung von Start-ups bis 2021 auf 336 Millionen US$ erhöht.

Von Marcus Knupp | Berlin

Südafrikas Start-ups erhalten mehr Geld. Seit 2018 haben sich die Investitionen in junge Tech-Unternehmen jedes Jahr stärker erhöht. Dabei hat sowohl die Zahl der Start-ups zugenommen, die eine Finanzierung erhalten haben, als auch die Summe der Investitionen. Seit 2015 sind nach den Erhebungen von Disrupt Africa circa 994 Millionen US$ in südafrikanische Start-ups geflossen, etwa die Hälfte davon allein in den Jahren 2020 und 2021. Andere Darstellungen von Risikokapitalströmen, die auch Start-ups mit einbeziehen, kommen zu noch deutlich höheren Investitionssummen. Berücksichtigt wurden in diesen Darstellungen Start-ups, die zwar in Afrika aktiv sind, deren Sitz jedoch woanders ist.

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Investoren in südafrikanische Start-ups kommen sowohl aus dem Ausland als auch aus dem Inland. Rund ein Drittel der Unternehmen, Organisationen oder Personen, die in Tech-Firmen am Kap investiert haben, sind lokal verankert. Damit ist die Start-up-Landschaft in Südafrika weniger abhängig von ausländischen Investoren, als dies in anderen wichtigen afrikanischen Zielländern wie Kenia oder Nigeria der Fall ist. Internationale Risikokapital-Firmen bilden zwar auch in Südafrika die Mehrheit der Investoren. Besonders in der frühen Phase der Gründungen sind aber vor allem lokale Anleger aktiv.

Hilfe durch Business Angels

Mehrere Netzwerke von individuellen Investoren, sogenannten Business Angels, unterstützen Start-ups in Südafrika. Bereits in über 30 junge Unternehmen hat das Netzwerk Joziangels aus Johannesburg investiert. Der Fokus liegt hier auf der innovativen ersten Phase der Unternehmensgründung. Das Ziel der 2020 gestarteten Initiative African Angel Academy ist, die Zahl der Förderer zu erhöhen. Die Weiterentwicklung und Vernetzung der Gruppen von Business Angels untereinander hat sich das African Business Angels Network (ABAN) auf die Fahnen geschrieben. Einen besonderen Ansatz verfolgt das Netzwerk Dazzle Angels. Dieser Fonds wird von erfahrenen Geschäftsfrauen geführt, die mit Geld und Beratung jungen Frauen bei der Unternehmensgründung zur Seite stehen.

Erfolgreiche Übernahmen

Das Interesse am Erwerb erfolgreicher Start-ups aus Südafrika ist vergleichsweise groß. Nach Informationen von Disrupt Africa haben etablierte Firmen oder andere Start-ups seit 2015 insgesamt 35 junge Tech-Unternehmen übernommen, deutlich mehr als an den anderen drei großen Standorten auf dem Kontinent, Ägypten, Nigeria und Kenia. Fast die Hälfte dieser Übernahmen entfiel dabei auf den Bereich FinTech. An die Börse ist bisher kein Start-up-Unternehmen aus Südafrika gegangen.

Schwieriger ist generell die Startphase. Ein Grund ist die verhältnismäßig geringe Zahl an kaufkräftigen Südafrikanerinnen und Südafrikanern. Viele Investoren steigen daher lieber mit eher kleinen Beträgen ein und warten ab, ob die Geschäftsidee trägt. Hierdurch ist insbesondere die erste Wachstumsphase für Start-ups beschwerlich. Staatliche Stellen helfen mit Steuererleichterungen (Treasury), Hilfen für Forschung und Entwicklung (Department of Science and Technology) oder sogar direkter Startfinanzierung (seed funding), wie es die Technology Innovation Agency (TIA) macht. Neu geschaffen wurde das Department of Small Business Development. Hier ist die Small Enterprise Development Agency (SEDA) angesiedelt, die Kleinunternehmen, also auch Neugründungen, beim Geschäftsaufbau unterstützt.

Zusammenarbeit mit Konzernen

Etablierte größere Unternehmen und Konzerne treten in Südafrika zunehmend als Partner oder Investoren von Start-ups auf. Vor allem handelt es sich dabei um Banken und Telekommunikationsunternehmen. Zu den aktiven Spielern auf diesem Feld zählt beispielsweise die 2019 gegründete Start-up-Schmiede des Medienkonzerns Naspers, Naspers Foundry, die Technologieentwickler in Südafrika unterstützt. Daneben blickt Naspers aber auch über die Grenzen des Kontinents hinaus. Im Jahr 2018 hat der Konzern zum Beispiel 775 Millionen US$ in das deutsche Start-up Delivery Hero investiert.

Die Perspektive auf den gesamten afrikanischen Kontinent hat VC4A, das sich seit 2007 zu einem der führenden Netzwerke auf diesem Gebiet entwickelt hat. Rund 180 Unternehmen haben sich in der Southern African Venture Capital and Private Equity Assiciation (SAVCA) zusammengeschlossen. Das Netzwerk verfügt über umfangreiches Kapital im Portfolio. SAVCA kümmert sich daneben vor allem auch um die Verbesserung der rechtlichen und regulativen Bedingungen für Risikokapitalbeteiligungen in Ländern des südlichen Afrikas.

Initiativen der Universitäten

Die Hochschulen in Südafrika sind sehr aktiv bei der Unterstützung von Start-ups beziehungsweise der Vorbereitung ihrer Studierenden und Absolventen auf eine Unternehmensgründung. Im Zentrum stehen die Verknüpfung der jungen Tech-Unternehmen mit der universitären Forschung. Einerseits wird Technologietransfer gefördert, andererseits werden Gründer in eigenen Inkubatoren aktiv begleitet. Beispiele hierfür sind der GSB Solution Space an der Cape Town University, das LaunchLab der Stellenbosch University oder der University of Pretoria Business Incubator.

Eine andere Strategie ist die Finanzierung junger Unternehmen durch eigens dafür eingerichtete Investitionsfonds wie den "Wits Innovation Investment Fund" der University of the Witwatersrand. An der Wits University ist auch der Tshimologong Innovation Precinct angesiedelt. Dort fördert das Tshimologong Incubation Hub seit Juni 2022 Start-ups der in Südafrika boomenden Gaming-Branche.

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