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Markttrends

Südkorea gibt fast jedes Jahr mehr für Nahrungsmittel und Getränke aus. Fertiggerichte, Nahrungsergänzungsmittel, Käse und Wein gewinnen an Bedeutung.

Von Frank Robaschik | Seoul

Umsatz mit Nahrungsmitteln und Getränken wächst 

Südkoreas Einzelhandelsumsatz mit Nahrungsmitteln und Getränken betrug 2021 etwa 113 Milliarden US-Dollar (US$). Von 2010 bis 2021 stieg er pro Jahr im Schnitt um mehr als 5 Prozent. Das Marktvolumen lag nach Angaben des Ministry of Food and Drug Safety (MFDS) 2020 bei 141 Milliarden US$. Im Jahr 2021 hat es wahrscheinlich 150 Milliarden US$ überschritten.

Die Aussichten für die kommenden Jahre sind gut. Südkorea war 2021 die zehntgrößte Volkswirtschaft der Welt mit einem Bruttoinlandsprodukt von etwa 35.000 US$ pro-Kopf vergleichbar mit dem von Italien. Grenzen für das Wachstum setzt allerdings die Schrumpfung der Bevölkerung. Diese setzte 2021 ein und dürfte in den kommenden Jahren stärker werden.

Südkoreaner geben relativ viel Geld für Essen aus

Ein südkoreanischer Haushalt gab 2021 im Schnitt 645 US$ pro Monat für Essen und Trinken im Handel und in Gaststätten aus. Weniger als deutsche Haushalte wendeten Südkoreaner für Molkereiprodukte, alkoholfreie und alkoholische Getränke auf. Dafür sind für Koreaner Fisch, Fischwaren und Meeresfrüchte wichtiger. Brot wird weniger gegessen, und es ist in der Regel weiß, weicher und etwas süß.

Ausgaben privater Haushalte für Nahrungsmittel und Getränke in Südkorea 2021 (in US$ pro Monat und pro Kopf)

2019

2020

2021

Nahrungsmittel und Getränke

123,17

140,07

153,35

  Fleisch, Fleischwaren

21,66

26,40

29,60

  Obst

13,44

14,11

15,90

  Fisch, Fischwaren, Meeresfrüchte

12,62

14,48

15,52

  Gemüse, Kartoffeln

11,94

14,61

15,44

  Getränke

12,71

13,82

15,22

  Molkereiprodukte

9,12

9,89

11,09

  Süßwaren

8,95

9,67

9,97

  Backwaren *)

7,95

8,69

9,76

Gastronomie

118,62

109,10

120,03

*) einschließlich ReiskuchenQuelle: Statistics Korea; Berechnungen von Germany Trade & Invest

 

Die Haushalte werden immer kleiner. Daher wächst der Markt für Fertiggerichte. Schon sehr lange gibt es das Segment der Fertiggerichte in den Convenience-Geschäften. Dies waren zumeist fertige Gerichte, die nur noch erhitzt werden mussten. Seit 2016 entwickelt sich – auch dank Dr. Oetker als erstem ausländischen Lieferanten – zunehmend ein Markt für Tiefkühlpizza. Im Jahr 2020 lag der Umsatz nach Meldungen der südkoreanischen Presse erstmals oberhalb von 100 Millionen US$. Dazu kommen weitere Fertig-Segmente. Deutlich stieg in der Pandemie etwa der Umsatz mit Fertigsuppen in Standbodenbeuteln, die nur noch erhitzt werden müssen.

Seit Jahren wächst das Segment der Nahrungsergänzungsmittel. Neben kleineren Haushaltsgrößen und der guten Einkommensentwicklung profitiert dieses auch von der rapiden Alterung der Bevölkerung. Südkorea importiert dabei vor allem Vitamine und Probiotika.

Markt für Fleisch und Käse legt zu

Der Verbrauch von Rind-, Schweine- und Hühnerfleisch stieg nach Angaben der Korea Meat Trade Association von 1,9 Millionen Tonnen im Jahr 2010 auf 2,7 Millionen Tonnen im Jahr 2020. Lediglich 2020 gab es angesichts strenger Auflagen beim Social Distancing einen leichten Rückgang beim Konsum. Im Jahr 2021 wuchsen die Importmengen bei Schweine- und Rindfleisch. Das Korea Rural Economic Institute erwartet 2022 einen weiteren Anstieg der Nachfrage nach Fleisch.

Der Verbrauch von Käse hat sich von 2010 bis 2020 mehr als verdoppelt. Die Menge an eingeführter Rohmilch verdoppelte sich ebenfalls. Die Importmengen bei Käse stiegen bis 2021 auf das Zweieinhalbfache von 2010. Zum einen essen Südkoreaner mehr Käse als früher. Andererseits steigt die Nachfrage nach Pizza und anderen Lebensmitteln, in denen Käse verwendet wird.

Investitionsprojekte laufen zurzeit unter anderem zur Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln, Getränken, Kochboxen und Soßen.

Ausgewählte Investitionsvorhaben bei Nahrungsmitteln und Getränken in Südkorea (in Millionen US$)

Firma

Summe

Projektstand

Anmerkung

HY *)

100

Absichtserklärung vom 28.9.2021

Erweiterung des Werks in Nonsan in der Provinz Süd-Chungcheong: Bau einer Fabrik für Probiotika für circa 60 Millionen US$ und eines Logistikzentrums für rund 40 Millionen US$

Dongwon Systems

80

2022 bis 2024

Bau einer zweiten Fabrik für aseptisch abgefüllte Getränke in Hoengseong in der Provinz Gangwon

Ildon Foods

33

Absichtserklärung vom 15.2.2022

Bau eines dritten Werks für Nahrungsergänzungsmittel auf Proteinbasis in Chuncheon in der Prozinz Gangwon

Woongjin Food

25

2022 bis 2026

Erweiterung der Getränkefabrik in Gongju in der Provinz Süd-Chungcheong

SL&C

15

Absichtserklärung vom 7.3.2022

Bau eines Werks zur Produktion von „Kochboxen“ und Soßen im Industriekompley Seonggeo in der Provinz Süd-Chungcheong

*) ehemals Yakult KoreaQuelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Wichtige Importsegmente bei Nahrungsmitteln sind Fleisch sowie Fische und Wassertiere. Hohe Wachstumsraten der Einfuhren gab es seit 2010 unter anderem bei Nahrungsergänzungsmitteln, Zuckerwaren, Fleisch, Kindernahrung, Molkereierzeugnissen sowie Keksen und Waffeln. Bei Schokolade und Kakaoerzeugnissen betrug der Importzuwachs von 2010 bis 2021 „lediglich“ 89 Prozent.

Ausgewählte Importe von Nahrungsmitteln in Südkorea 2021 (in Millionen US$, Veränderung gegenüber 2010 und Anteile in Prozent)

Segment

Wert

Zunahme

Anteile Top-Wettbewerber

Anteil Deutschland

Nahrungsmittel

32.592

100,3

USA 26,1; China 11,4

1,7

  Fleisch

6.308

189,7

USA 43,1; Australien 24,9

0,2

    Rindfleisch

3.560

229,5

USA 58,8; Australien 35,3

0,0

    Schweinefleisch

1.756

153,4

USA 26,4; Spanien 22,8

0,7

  Molkereiprodukte

1.281

177,8

USA 28,2; Niederlande 14,3

8,2

    Käse und Quark

685

164,9

USA 42,3; Neuseeland 16,8

7,7

  Back-, Süßwaren 1)

977

139,3

USA 18,1; China 13,7

9,1

  Nahrungsergänzungsmittel

912 2)

306,7

USA 50,9; Kanada 9,7

9,1

  Kindernahrung

105

184,3

Neuseeland 23,0; Frankreich 14,5

40,7

1) Backwaren, Schokolade, Zuckerwaren; 2) Angabe für 2020Quelle: MFDS, Korea International Trade Association (KITA)

Importe von Wein und Kaffee steigen

Bei Bier sanken die Importe wegen eines weitgehenden Boykotts von Waren aus Japan im Jahr 2019 und der Umstellung der Besteuerung auf eine Steuer pro Liter seit 2020. Bis 2018 waren die Einfuhren von Bier noch gestiegen. 

Darüber gewann Craftbier in den vergangenen Jahren an Bedeutung. Inzwischen ist gibt es auch eine gewisse Nachfrage nach alkoholfreiem Bier. Bei Wasser stiegen die Importe ebenfalls bis 2019. Seitdem sind sie rückläufig.

Wein profitierte davon, dass 2020 und 2021 in der Pandemie das gemeinsame Trinken in Gaststätten nicht im üblichen Umfang möglich war. Daher tranken viele Koreaner allein zu Hause griffen weniger häufig als früher zum heimischen Soju, sondern öfter zu Wein.

Bei Kaffee und Kaffeemitteln steigen die Importe nach wie vor. In den Jahren 2020 und 2021 war das Land noch vor China der viertgrößte außereuropäische Importeur in diesem Bereich.

Ausgewählte Importe von Getränken und Kaffee in Südkorea 2021 (in Millionen US$, Veränderung gegenüber 2010 und Anteile in Prozent) *)

Segment

Wert

Veränderung

Anteile Top-Wettbewerber

Anteil Deutschland

Getränke

1.247

160,6

Frankreich 16,6; Vereinigtes Königreich 13,2

2,9

  Alkoholische

1.075

146,8

Frankreich 18,1; Vereinigtes Königreich 15,1

2,4

    Wein

564

396,8

Frankreich 32,2; USA 16,2; Italien 16,2

1,0

    Bier

223

409,9

Niederlande 19,5; China 16,5; Belgien 12,4

7,0

    Spirituosen

239

-8,7

Vereinigtes Königreich 67,3; China 6,4

0,9

  Alkoholfreie

173

299,0

China 28,0; USA 13,4

6,4

    Limonaden

117

242,7

USA 19,6; Thailand 14,6

9,3

    Wasser

56

510,1

China 68,1; Frankreich 12,1

0,3

Kaffee

1.050

151,3

Kolumbien 13,1; USA 12,7

4,1

*) Abweichungen durch RundungQuelle: MFDS, KITA

Deutsche Produkte stärker gefragt

Deutschland war 2020 der zweitwichtigste Lieferant von Schweinefleisch nach Südkorea. Aufgrund der Vorlieben der Verbraucher lieferten deutsche Anbieter vor allem Schweinebauch. Seit September 2020 ist der Import von Schweinefleisch aus Deutschland allerdings verboten. Hintergrund ist ein Fall von Afrikanischer Schweinepest bei einem Wildschwein in Deutschland. 

Vor dem Verbot war Südkorea 2019 der weltweit viertgrößte Käufer von deutschem Schweinefleisch. Deutschland und die Europäische Union (EU) versuchen Südkorea davon zu überzeugen, dass es das Regionalisierungskonzept der EU anerkennt, damit beim Ausbruch von Krankheiten nicht ganz Deutschland gesperrt ist, sondern nur betroffene Regionen.

Auch außerhalb von Schweinefleisch gibt es inzwischen signifikante Lieferungen von Nahrungsmitteln und Getränken aus Deutschland nach Südkorea. Im Jahr 2021 beliefen sich diese auf 571 Millionen US$. Stark wuchsen in den vergangenen Jahren die Exporte von Molkereierzeugnissen, von Schokolade, Süßwaren und Kaffee. Daneben ist inzwischen eine breite Palette an Lebensmitteln aus Deutschland in Südkorea vertreten. Bei Getränken gilt das etwa auch für Bier, Wein und Sekt.

Gute Chancen bei Nahrungsergänzungsmitteln, Käse und Wein

Gute Chancen zum Ausbau der deutschen Lieferungen bestehen etwa bei Nahrungsergänzungsmitteln, bei Molkereiprodukten wie etwa Käse und bei Wein. Nahrungsergänzungsmitteln kommt das hohe Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher mit einem starken Ansehen von „made in Germany“ zu Gute. Bei Käse und anderen Molkereiprodukten fallen weiter Zölle. Bei Wein wächst der Markt schnell, der Anteil deutscher Produkte ist gering und hat Potenzial nach oben.

Ausgewählte Importe von Nahrungsmitteln aus Deutschland (in Millionen US$)

Segment

2010

2020

2021

Schweinefleisch

14,0

291,7

12,1 *)

Molkereiprodukte

11,9

96,4

105,0

  Käse und Quark

3,9

54,4

52,8

Schokolade, Kekse, Zuckerwaren

11,8

97,4

87,6

Nahrungsergänzungsmittel

k.A.

83,2

k.A.

Kindernahrung

0,5

35,9

42,8

*) Produkte von vor dem Verbot der Einfuhr können noch importiert werdenQuelle: KITA

Ausgewählte Importe von Kaffee und Getränken aus Deutschland (in Millionen US$)

Segment

2010

2020

2021

Kaffee

3,5

39,2

43,0

Bier

3,0

17,7

15,6

Gemüse-, Fruchtsäfte

3,4

11,7

13,2

Limonade

1,0

8,5

10,9

Wein

3,0

3,1

5,5

Quelle: KITA


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