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Branche kompakt | Thailand | Chemische Industrie

Thailands Chemieindustrie will sich stärker spezialisieren

Thailand hat eine breit aufgestellte Chemieindustrie aufgebaut. Weltweite Überkapazitäten zwingen nun zur Spezialisierung. Insbesondere die Pharmaproduktion soll gestärkt werden. (Stand: April 2025)

Von Frank Malerius | Bangkok

Ausblick der chemischen Industrie in Thailand 

Bewertung:

  • Staatliche Unterstützung fließt zunehmend in andere Branchen.
  • Weltweite Überkapazitäten setzen heimische Unternehmen unter Druck.
  • Petrochemie ist immer stärker auf importiertes Öl und Gas angewiesen.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: März 2025

  • Markttrends

    Die globalen Überkapazitäten verschärfen auch in Thailand den Wettbewerb. Ohne Investitionen in höherwertige Produkte könnte die Vorzeigebranche ins Abseits geraten.

    Thailands Chemieindustrie wurde nach den Ölpreisschocks in den 1970er Jahren mit staatlichen Hilfen nach und nach aufgebaut. Seitdem hat sie sich zu einem der führenden Chemiestandorte in Südostasien entwickelt.

    Die Wachstumsraten der volatilen Branche schwanken allerdings stark. Die Produktion wuchs 2024 um knapp 3 Prozent, nachdem sie in den beiden Vorjahren geschrumpft war. Auch 2025 wird ein schwieriges Jahr erwartet. Weltweite Überproduktionen und geringe Weltmarktpreise machen auch der Chemieindustrie in Thailand zu schaffen. Sie muss die aktuelle Schwächephase ohne staatliche Förderpläne überwinden. Die Managerin eines deutschen Chemiekonzerns beklagt, dass die thailändische Regierung heute Ressourcen für öffentlichkeitswirksamere Branchen wie Automatisierung oder Robotik bereitstellt.

    37 Millionen

    Tonnen pro Jahr beträgt die Kapazität der Petrochemie in Thailand.

    Starke Petrochemie

    Herzstück der thailändischen Chemiebranche ist die Petrochemie, die zu den 20 größten der Welt zählt. Sie ist im Cluster Map Ta Phut in der Provinz Rayong angesiedelt. Die Branche ist im Vergleich zu anderen Industriezweigen des Königreiches sehr produktiv und erzielt die mit Abstand höchste Wirtschaftsleistung pro Beschäftigten. Die Petrochemie ist zudem gut in in- und ausländische Lieferketten integriert und deckt die gesamte Produktionskette ab. Sie verarbeitet Öl und Gas zu zahlreichen Zwischenprodukten, aus denen später Kunststoffe, Farben, Düngemittel, Kosmetika oder Medikamente hergestellt werden.

    In Map Ta Phut sind knapp 60 petrochemische Großbetriebe angesiedelt. Der Industriepark verfügt neben Raffinerien auch über Kraft- und Stahlwerke sowie einen Chemiehafen. Der Tiefseehafen Map Ta Phut wird derzeit in einer dritten Stufe ausgebaut und erhält zusätzliche Terminals und Lager für Gas und Flüssigstoffe.

    Die thailändischen Raffinerien erzeugen unter anderem Naphta (Rohbenzin), das in der Upstream-Industrie 70 Prozent des eingesetzten Rohstoffs ausmacht. Die Upstream-Hersteller erzeugen daraus Grundchemikalien, die wiederum zu 80 Prozent an lokale Hersteller von Zwischen- und Downstream-Produkten geliefert werden.

    Deren Erzeugnisse gehen anschließend zu mehr als 50 Prozent ins Ausland. Hauptabnehmer sind China und südostasiatische Länder. Die wichtigsten inländischen Endabnehmer von petrochemischen Erzeugnissen sind zu 38 Prozent Firmen aus dem Verpackungssektor sowie aus der Textilbranche (18 Prozent), der Automobilindustrie (12 Prozent) und dem Bereich Elektronik (11 Prozent). 

    Risiken steigen und neue Strategien müssen her

    In der heimischen Petrochemie geht es seit Frühjahr 2025 nach einem schwierigen Jahr 2024 etwas aufwärts. Ein Risiko ist allerdings die US-Zollpolitik. Sie könnte dazu führen, dass chinesische Chemieunternehmen Produktionsüberschüsse nach Südostasien umleiten und dort die Preise noch stärker unter Druck geraten. Inländische Anbieter wären gezwungen, in Marktnischen auszuweichen wie Verpackungen, Medizinanwendungen oder Elektronik.

    Angesichts der Stagnation will die Branche auf höherwertige und innovative Produktionen umstellen. Dies führt zu verstärkten Investitionen zum Beispiel in Spezialchemikalien oder Bioplastik. Auch die Analysten des Bankhauses Krungsri erwarten, dass sich immer mehr Chemiebetriebe auf Produktionen von höherwertiger Spezialchemie konzentrieren werden. Dazu zählen biobasierte Kunststoffe, für die eine stark steigende Nachfrage erwartet wird.

    Lokale pflanzliche Rohstoffe wie Zuckerrohr, Maniok, Mais oder Holz stehen in großen Mengen zur Verfügung. Es gibt bereits mehrere Initiativen: Das in den Niederlanden ansässige Unternehmen TotalEnergies Corbion stellt unter anderem Bioplastik (Polylactide; PLA) aus Zuckerrohr in Rayong her. Die österreichische Lenzing Gruppe betreibt seit 2022 das weltgrößte Lyocell-Werk mit einer Jahreskapazität von 100.000 Tonnen in Prachinburi. Die Holzfasern gehen hauptsächlich an Textilfirmen.

    Ausgewählte Projekte der chemischen Industrie in ThailandInvestitionssumme in Millionen US-Dollar
    Akteur, Projekt

    Investitionssumme

    StandAnmerkungen
    AGC (Japan), Ausbau Chlor-Alkali Prozess

    680

    Inbetriebnahme 2025Ausbau der Kapazitäten für Natronlauge, Vinylchloridmonomer und Polyvinylchlorid; in Rayong
    NatureWorks, Herstellung von Biopolymeren aus Polymilchsäure (PLA)

    600

    Inbetriebnahme 2025Kapazität pro Jahr: 75.000 t; Rohstoff Zuckerrohr; in der Provinz Nakhon Sawan.
    Braskem Siam (Brasilien/Thailand), Produktion von Bioethylen

    570

    AnkündigungKapazität pro Jahr: 200.000 t; aus Zucker, Cassava und Mais; in Rayong
    Denka SCGC Advanced Materials, Produktion von Acetylenruß

    400

    Inbetriebnahme 2026Kapazität pro Jahr: 11.000 Tonnen;, Joint Venture aus Denka (Japan) und SCG Chemicals, in Rayong.
    Yuzhou Fine Chemical (China), Produktion von Spezialchemie

    45

    AnkündigungVorprodukte für Leiterplatten (Printed Circuit Boards, PCBs), in der Provinz Prachinburi
    Birla Carbon (Indien), Produktion von Industrieruß

    k. A.

    AnkündigungKapazität pro Jahr: 120.000 t (2025), danach Ausbau auf 240.000 t, in Rayong
    Quelle: Medienberichte 2025, Unternehmensangaben 2024

    Schwache Pharmaproduktion soll zulegen

    Ein Schwachpunkt der thailändischen Chemiebranche ist die Pharmaproduktion, die überwiegend einfache Generika erzeugt. Anspruchsvollere Medikamente müssen im Wert von 3 Milliarden bis 4 Milliarden US-Dollar (US$) jährlich importiert werden. Wichtigste Lieferanten von Medikamenten sind Deutschland, die USA und China. Den Importen stehen Medikamentenexporte im Wert von nur 600 Millionen bis 700 Millionen US$ gegenüber, 90 Prozent der thailändischen Produktion ist für den heimischen Markt bestimmt. Um diese Schwäche zu überwinden, sollen sich neue Hersteller von Medikamenten ansiedeln. Die Entwicklung dieses Sektors ist Teil des laufenden gesamtwirtschaftlichen Fünfjahresplans, des National Economic and Social Development Plan 2023 bis 2027.

    Der staatliche Board of Investment (BOI) genehmigte 2024 insgesamt 224 ausländische Investitionsprojekte in der chemischen und petrochemischen Industrie. Sie summieren sich auf einen Gesamtwert von 1,8 Milliarden US$. Dazu kommen noch 32 ausländische Projekte der pharmazeutischen Industrie im Wert von 200 Millionen US$. Der BOI fördert grundsätzlich Investitionen in hochwertige Fertigungen. Die Investoren erhalten Steuerbefreiungen von drei bis acht Jahren und andere Privilegien.

    Handelsdefizit steigt

    Thailand führte 2024 chemische Erzeugnisse im Wert von 30,2 Milliarden US$ ein. Größte Posten unter den Importgütern sind Erzeugnisse aus Kunststoffen und Industriechemikalien. Seit 2014 fährt die Chemiebranche ein Außenhandelsdefizit ein, das zudem wächst. Im Jahr 2024 betrug es 4,4 Milliarden US$. Das ist der zweithöchste Wert nach 2022. Etwa die Hälfte des Defizits entfällt auf Importe von Pharmazeutika. Ein großes Defizit besteht auch bei Düngemitteln. Hier sind China und Saudi-Arabien die wichtigsten Lieferanten.

    Deutschland bei Arzneimitteln gut im GeschäftEinfuhren chemischer Erzeugnisse nach Thailand (in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent)
    Bezeichnung (HS-ZTPos.)

    2024

    Veränderung 2024/2023

    2024 aus Deutschland

    Industriechemikalien (28, 29)

    7.412

    3,7

    199

    Arzneimittel (30)

    3.061

    -2,3

    422

    Düngemittel (31)

    2.561

    13,0

    17

    Farben und Lacke (32)

    1.548

    6,1

    84

    Kosmetika (33)

    2.036

    10,7

    17

    Reinigungsmittel (34)

    912

    10,1

    63

    Verschiedene chemische Erzeugnisse (38)

    5.015

    -14,4

    215

    Kunststoffe und Waren daraus (39)

    10.578

    8,0

    274

    Sonstige (35, 36, 37)

    615

    -0,6

    26

    Chemie insgesamt (28 bis 39)

    33,736

    2,4

    1.316

    Quelle: Ministry of Commerce 2025

    Bei Kunststoffen in Primärform erwirtschaftet Thailand allerdings einen deutlichen Überschuss. Sie werden vor allem nach China, Indien, Japan und in die ASEAN-Länder geliefert. Einen Überschuss gibt es ebenfalls bei Waschmitteln und Kosmetika.

    Von Frank Malerius | Bangkok

  • Branchenstruktur

    Die Petrochemie befindet sich überwiegend in staatlicher Hand. Aber auch deutsche Unternehmen stellen in Thailand ein breites Spektrum an chemischen Erzeugnissen her.

    Thailand hat eine große und gut ausgebaute Chemiebranche. Sie bietet von der Verarbeitung von Öl und Gas über die Produktion von Zwischenprodukten bis hin zur Herstellung von Endprodukten einen gut integrierten Industriesektor. Laut eines Rankings des deutschen Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) erzielte die thailändische Chemiebranche 2023 einen Umsatz von 29,7 Milliarden Euro (inklusive der pharmazeutischen Industrie: 32,3 Milliarden Euro) und ist damit die viertgrößte der ASEAN, hinter Indonesien, Singapur und Malaysia.

    Nach Angaben des Department of Industrial Works, das zum Industrieministerium gehört, gibt es in Thailand 3.000 Chemieanlagen mit 125.000 Beschäftigten. Hinzu kommen 1.200 Anlagen der vorgelagerten Öl- und Gasindustrie mit weiteren 18.000 Mitarbeitern. Nach der Nahrungsmittel- und der Elektronikbranche ist die Chemie inklusive Pharma der drittgrößte Industriezweig des Landes.

    Große Kapazitäten bei Kunststoffen, Fertigung geht aber leicht zurückKapazität und Produktion 2024
    SparteKapazität in Mio. tProduktionsmenge in Mio. tWert in Mio. US$

    Veränderung 2024/23 in %

    Polyethylen

    4,9

    3,9

    4.648

    -8,5

    Polypropylen

    3,1

    2,0

    2.277

    -2,6

    Ethylen-Harz

    5,2

    4,4

    2.155

    8,8

    Chemiefasern

    1,6

    1,0

    1.514

    2,9

    PET-Harz

    1,5

    1,3

    1.407

    2,6

    Propylen

    2,4

    2,0

    1.200

    -6,0

    Körperpflegemittel

    0,7

    0,4

    1.024

    2,3

    Farben und Lacke 

    0,4

    0,3

    782

    -6,1

    Benzol

    1,5

    1,4

    779

    11,3

    Durchschnittskurs 2024: 1 US$ = 35 Baht; 2023: 1 US$ = 34 Baht.Quelle: Office of Industrial Economics 2025

    Öl- und Gasverarbeitung in staatlicher Hand

    Die Basis der thailändischen Chemiebranche ist die Öl- und Gasverarbeitung. Sie befindet sich weitgehend in staatlicher Hand. Größter Marktteilnehmer ist PTT Global Chemical mit seinen Tochterunternehmen ThaiOil und IRPC. Die Subunternehmen der PTT Group decken ein breites Produktspektrum bis hin zur Spezialchemie ab.

    Der Mischkonzern Siam Cement Group (SCG) ist auch in der Petrochemie aktiv. Er erweitert derzeit seine Kapazitäten und errichtet in Vietnam einen 5,4 Milliarden US-Dollar (US$) teuren Petrochemiekomplex. Eigentlich wollte SCG seine Chemiesparte 2023 an die Börse bringen. Wegen schwacher Resonanz wurden diese Pläne jedoch abgesagt.

    Wichtige Chemieunternehmen in Thailand Umsatz 2023 in Milliarden US-Dollar

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz

    PTT Global ChemicalPetrochemie, insbesondere Olefine und Aromaten 

    18,1

    ThaiOil (PTT-Gruppe)Petrochemie

    13,1

    IRPC (PTT-Gruppe)Petrochemie, insbesondere Olefine, Aromaten, Styrol

    9,1

    SCG Chemicals Petrochemie

    6,8

    TOA PaintFarben, Lacke, Beschichtungen

    0,6

    Global Green Chemicals (PTT-Gruppe)Pflanzliche Stoffe wie Methylester, Fettalkohol, raffiniertes Glyzerin 

    0,5

    Birla Carbon (Thailand)Industrieruß (carbon black) 

    0,4

    Durchschnittskurs 2023: 1 US$ = 35 Baht.Quelle: Stock Exchange Group 2024, Unternehmensangaben 2024

    Thailands Petrochemie verarbeitet überwiegend heimisches Öl und Gas aus dem Golf von Thailand. Derzeit schreibt die Regierung die Entwicklung von neun Ölfeldern aus, denn angesichts sinkender Fördermengen muss das Land einen immer größeren Anteil der benötigten Mengen importieren. Im Jahr 2024 kauften thailändische Raffinerien Rohöl im Wert von 33 Milliarden US$ im Ausland ein. Es kam vor allem aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien und wird vor allem zu Benzin und Diesel verarbeitet. Darüber hinaus wurde für fast 10 Milliarden US$ Erdgas importiert, das überwiegend aus Myanmar, Katar und Australien stammt und überwiegend für die Stromerzeugung genutzt wird. 

    Strategische Investitionen im Ausland

    Die thailändischen Chemiefirmen investieren wegen der weltweiten Überkapazitäten, des steigenden Wettbewerbs, der schwächelnden Nachfrage sowie sinkender Preise weniger in neue Kapazitäten. Vielmehr wollen sie sich stärker in Fertigungen von Hochleistungsprodukten und innovativen Erzeugnissen am Ende der Wertschöpfungskette engagieren. Dazu bedarf es auch Übernahmen.

    PTT Global Chemical erwarb im Januar 2022 das in Frankfurt am Main ansässige Spezialchemieunternehmen Allnex, das Beschichtungsharze und Additive produziert. Die Gruppe kommt damit der steigenden Nachfrage nach hochleistungsfähigen und umweltfreundlichen Beschichtungslösungen nach. Der Kaufpreis lag nach Presseangaben bei 4 Milliarden Euro. Dies war die größte Auslandsakquisition eines thailändischen Unternehmens seit 2012.

    Indorama Ventures ist nach eigenen Angaben mit 148 Chemiefabriken in 35 Ländern der weltgrößte Hersteller von Polyethylenterephthalat. Das Unternehmen will nun Kosten reduzieren und Vermögenswerte, hauptsächlich in Europa, abstoßen. Der größte Produzent von Anstrichmitteln, TOA Paint, expandiert hauptsächlich in die südostasiatischen Nachbarmärkte. Die Nachfrage nach Anstrichmitteln im Bausektor und in anderen Industriezweigen nimmt derzeit zu. Weitere lokale Hersteller von Farben und Lacken sind AkzoNobel, Jotun oder Sika.

    Auch deutsche Chemieunternehmen zieht es nach Thailand

    Thailand ist der größte Standort des US-amerikanischen Chemieriesen Dow in Asien. Die Dow Thailand Group betreibt gemeinsam mit SCG 13 petrochemische Werke mit einer Gesamtkapazität von 2,1 Millionen Tonnen. Beide Unternehmen engagieren sich auch im Kunststoffrecycling.

    Deutsche Firmen der chemischen Industrie stellen in Thailand ein breites Spektrum an Produkten her: BASF erzeugt Polyurethan, Beschichtungen, Care Chemicals und Bauchemie. Covestro produziert Polycarbonat, technische Kunststoffe und Spezialfolien vor allem für den Export. Evonik fertigt Kieselsäure sowie Wasserstoffperoxid für den lokalen Markt und internationale Kunden. Beiersdorf produziert Körperpflegemittel, Henkel Klebstoffe und Kosmetika. Linde stellt Industriegase her und Bayer produziert Pflanzenschutzmittel.

    Nach Angaben der Bundesbank waren 2022 sogar 23 deutsche Chemieunternehmen in Thailand aktiv. Sie beschäftigten ungefähr 4.000 Mitarbeiter und erzielten einen Umsatz von 3,2 Milliarden Euro. Das bedeutet: Gegenüber 2021 nahmen zwei weitere deutsche Chemieunternehmen Geschäftstätigkeiten in Thailand auf, andere erweiterten ihre Anlagen. Dadurch ist der gemeinsame Umsatz um etwa ein Viertel gestiegen. Laut einer VCI-Mitgliederumfrage vom November 2024 nennen deutsche Chemieunternehmen Thailand als einen möglichen Standort für eine Diversifizierung außerhalb der USA.

    Von Frank Malerius | Bangkok

  • Rahmenbedingungen

    Thailands Vorschriften für den Umgang mit und die Kennzeichnung von Chemikalien sind Teil internationaler Regelungen. Mehrere Behörden sind für Gefahrstoffe zuständig.

    In Thailand zählt das Gesetz über den Umgang mit gefährlichen Stoffen (Hazardous Substances Act 1992) zu den maßgeblichen Vorschriften für die Chemieindustrie. Es regelt die Einfuhr, Herstellung, Vermarktung und den Besitz von gefährlichen Chemikalien wie Industriechemikalien, Pestiziden und Bioziden. Das Gesetz enthält sechs Anhänge, die verschiedene Gefahrstoffe und die zuständigen Behörden benennen.

    Zuständige Behörden für den Chemiesektor

    1. Gefahrstoffe in der Industrie: Department of Industrial Works
    2. Gefahrstoffe in der Landwirtschaft (Pestizide etc.): Department of Agriculture
    3. Gefahrstoffe in der Fischerei und Aquakulturen: Department of Fisheries
    4. Gefahrstoffe in der Tierproduktion: Department of Livestock Development
    5. Gefahrstoffe im Haushalt und Gesundheitswesen: Food and Drug Administration
    6. Gefahrstoffe in Mineralölprodukten: Department of Energy Business

    Umgang mit gefährlichen Stoffen genau geregelt

    Die Listen und die Umgangsregelungen mit gefährlichen Substanzen werden regelmäßig aktualisiert. Das Department of Industrial Works (DIW) passt die Liste und Verfahren auf Anforderung an, zum Beispiel um Vorgaben des Internationalen Stockholmer Übereinkommens über persistente organische Schadstoffe zu erfüllen.

    Je nach Produkt bestehen Kennzeichnungspflichten, die dem Internationalen System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien (Globally Harmonized System of Classification and Labelling of Chemicals; GHS) entsprechen. Thailand hat 2012 das GHS für chemische Substanzen und im Jahr 2017 das GHS für Gemische umgesetzt.

    Das Thai Industrial Standards Institute informiert über die erforderlichen Standards für chemische Erzeugnisse. Dienstleister wie TÜV Rheinland, TÜV Nord und des TÜV Süd unterstützen Unternehmen vor Ort bei der Einhaltung und Umsetzung der Normen.

    Tipps für den Markteinstieg

    • Unternehmen, die Maschinen und Ingenieurdienstleistungen an die Chemieindustrie verkaufen möchten, benötigen Nähe zum Kunden und frühe Marktinformationen. 
    • Auftraggeber vertrauen in der Regel etablierten Anbietern von Ausrüstungen und im Anlagenbau. 
    • Die Deutsch-Thailändische Handelskammer kann beim Markteintritt unterstützen.

    Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit der EU 

    Die Einfuhr von hochgiftigen Chemikalien ist genehmigungspflichtig. Genehmigungen erteilt das DIW, auch online. Über die aktuellen Einfuhrabgaben informiert die thailändische Zollbehörde. Zudem stellt GTAI ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Thailand hat insgesamt 14 Freihandelsabkommen bei der Welthandelsorganisation WTO notifiziert. Das Königreich gehört zudem zu den Gründungsmitgliedern des asiatisch-pazifischen Freihandelsabkommens (Regional Comprehensive Economic Partnership Agreement; RCEP) von 2020.

    Europäische Lieferanten von chemischen Erzeugnissen hoffen auf den baldigen Abschluss eines Freihandelsabkommens zwischen der EU und Thailand. Beide Seiten haben im September 2023 die Verhandlungen wieder aufgenommen, die aus politischen Gründen 2014 abgebrochen worden waren. Im März 2025 findet in Brüssel die fünfte Runde statt. Ob die Verhandlungen bis Jahresende 2025 abgeschlossen werden, bleibt abzuwarten.

    Von Frank Malerius | Bangkok

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Thailand

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Thailand Board of Investment

    Investitionsförderstelle
    Department of Industrial WorksAufsichtsbehörde für Industriebetriebe und für die Zulassung von Chemikalien
    Petroleum Institute of ThailandInformationsplattform und Interessenvertretung der Petroleum- und Petrochemie-Industrie

    Petrochemical Industry Club

    Fachverband Petrochemie
    Chemical Industry ClubFachverband Chemie
    Thai Fertilizer Producer Trade AssociationVerband der Hersteller von Düngemitteln 
    Thai Plastic Industry AssociationVerband der Hersteller von Kunststoffen
    The Thai Cosmetic Manufacturers AssociationVerband der Hersteller von Körperpflegmitteln und Kosmetika
    InterPlas ThailandFachmesse der Kunststoffindustrie: 18. bis 21. Juni 2025 in Bangkok
    Surface & CoatingsFachmesse für Beschichtungen, Farben, Lacke: 18. bis 21. Juni 2025 in Bangkok
    Thailand Oil & Gas RoadshowFachmesse und Seminare zu Öl, Gas & Petrochemie: 17. bis 18. Juli 2025 in Rayong
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