Die Küche der Welt kann auch halal

Thailand verfügt über eine bedeutende Nahrungsmittelindustrie. Das Königreich liegt unter den Exportländern für Lebensmittel weltweit auf Rang 13. Der Branchenverband Thai Food Processors Association erwartet für die Ausfuhren 2022 ein Plus von 10 Prozent auf umgerechnet rund 37 Milliarden US-Dollar (US$).

Das Königreich bezeichnet sich wegen seiner kulinarischen Vielfalt als Kitchen of the World. Um langfristig erfolgreich zu sein, will die Branche neuartige, funktionelle, organische und Halal-Lebensmittel produzieren.

Fachleute schätzten den Weltmarkt für Halal-Nahrungsmittel im Jahr 2021 auf circa 1,3 Billionen US$. Sie prognostizieren bis 2025 eine kräftige Zunahme auf 1,7 Billionen US$. Die 57 Mitgliedsländer der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIZ) sind die größten Abnehmer von Halal-Produkten.

Verkaufsschlager Halal-Reis

Die vier wichtigsten Erzeugerländer, die Lebensmittel an die OIZ-Staaten lieferten, waren im Jahr 2020 Brasilien mit Ausfuhren im Wert von 16,5 Milliarden US$, Indien (15,4 Milliarden US$), die USA (13,2 Milliarden US$) und Russland (12,7 Milliarden US$). Thailand exportierte im selben Jahr Lebensmittel im Wert von 4,2 Milliarden US$ in diese Länder und lag damit auf Rang 13. Der Ausfuhrwert legte 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 6,2 Prozent zu. Wichtigstes Ausfuhrprodukt des Königreichs ist Reis, der unter dem Zollkapitel Getreide gelistet ist.

China, Indien und die USA sind neben den OIZ-Staaten weitere wichtige Abnehmer von thailändischen Nahrungsmitteln, die als halal zertifiziert wurden. Insbesondere China gewinnt als Absatzmarkt an Gewicht.

Kleiner Binnenmarkt, aber Regierung will mehr Investitionen

Von den 70 Millionen Einwohnern in Thailand bekennen sich die meisten zum Buddhismus und ungefähr 1,4 Millionen zum Islam. Die meisten Muslime leben im Süden des Landes. In dieser Region liegt daher eine relativ hohe Nachfrage nach Halal-Lebensmitteln vor.

Die staatliche Investitionsagentur Thailand Board of Investment (BOI) möchte die südliche Region und speziell die Provinz Narathiwat, die an Malaysia grenzt, zu einem Hub der Halal-Industrie ausbauen. Sie fördert aber auch landesweit Investitionen in Lebensmittelfabriken, wenn sie moderne Technologien einsetzen.

Die meisten der circa 10.000 lebensmittelverarbeitenden Unternehmen haben westlich und südöstlich der Hauptstadt Bangkok ihre Fabriken errichtet. Sie sehen auch Halal-Lebensmittel als Wachstumsmarkt. Die wichtigen Nahrungsmittelkonzerne haben viele Waren als halal zertifizieren lassen und erweitern ihre Angebote.

Das Unternehmen Thai Union, der weltweit größte Hersteller von Thunfischerzeugnissen, produziert auch in Deutschland. Die Thunfischöl-Raffinerie von Thai Union bei Rostock wird künftig halal- und koscher-zertifiziertes Öl erzeugen und exportieren.

Auch der Konzern CP Foods, einer der weltweit größten Produzenten von Futtermitteln und Hühnerfleisch, setzt auf den Trend und lässt weitere Werke und Artikel als halal zertifizieren. So kann er beispielsweise auch mehr Hühnerfleisch nach Saudi-Arabien liefern.

Thailand und das arabische Königreich haben im Januar 2022 wieder diplomatischen Beziehungen aufgenommen, nachdem diese einige Jahrzehnte unterbrochen waren. Thailand möchte 2022 rund 10.000 Tonnen halal-zertifiziertes Hühnerfleisch nach Saudi-Arabien exportieren.

Breit gefächerte Unterstützung für das Halal-Geschäft

Die Regierung hat verschiedene Programme aufgelegt, die am Halal-Business interessierte Unternehmen unterstützen. Das Industrie- und das Landwirtschaftsministerium, die Organisation Central Islamic Council of Thailand (CICOT), das Halal Standard Institute of Thailand und das Halal Institute der Prince of Songkla Universität haben 2022 eine Taskforce gegründet, welche die Aktivitäten bündeln und Geschäfte mit Halal-Food vorantreiben soll.

Das Halal Institute der Songkla Universität unterstützt Fertigung und Export von Halal-Food und bietet Trainingskurse im Halal-Business-Management an. Die renommierte Universität Chulalongkorn hat im Jahr 2003 ein Halal-Wissenschaftszentrum eingerichtet, das Unternehmen dabei unterstützt, einen Halal-Nachweis zu erlangen. Geräte im Halal Science Center der Uni können Verunreinigungen erkennen, die für die Herstellung von Halal-Lebensmitteln schädlich sind, wie zum Beispiel tierische Fettsäuren, Proteine, DNA, Gelatine, Alkohol oder mikrobielle Verunreinigungen.

Die Produkte können dann vor Ort in Thailand zertifiziert werden. Diese Aufgabe übernimmt der CICOT in Bangkok. Er wendet dabei die etablierten Standards des OIZ-Instituts The Standards and Metrology Institute for Islamic Countries an.