Branchen | Thailand | Wasser- und Abwassertechnologie
Thailand will groß in die Wasserwirtschaft investieren
Die Herausforderungen im Hochwasserschutz, bei der Wasserversorgung und im Abwassersektor sind riesig. Anstehende Projekte benötigen Know-how und Technik aus dem Ausland.
28.07.2025
Von Frank Malerius | Bangkok
Die thailändische Regierung will die Herausforderungen der Wasserwirtschaft in den kommenden zwölf Jahren bewältigen und bringt eine Reihe von Projekten auf den Weg. Grundlage der Planungen bildet der Water Resources Management Master Plan von 2018 bis 2037. Seine Ziele lauten: Steigerung der Effizienz der Wasserwirtschaft, Schutz vor Hochwasserkatastrophen sowie ausreichend Wasser für Landwirtschaft, Industrie und Haushalte.
Neue Dämme und Entwässerungssysteme sollen Überschwemmungen verhindern, zusätzliche Reservoirs Haushalte und Landwirtschaft in Trockenphasen ausreichend mit Wasser versorgen und neue Wasserleitungen in entlegene Dörfer gelegt werden. Geplant sind auch Abwasserentsorgungs- und Wiederaufbereitungsanlagen für Haushalte und Industrie. Der Küstenschutz wird gestärkt, auch um das Eindringen von Salzwasser in das Grundwasser zu verhindern. Und selbst das sogenannte "Cloud Seeding", die künstliche Erzeugung von Regen über das Ausstreuen von chemischen Substanzen aus Flugzeugen, ist angedacht.
Alte Errungenschaften reichen nicht mehr
Das Tropenland verfügt eigentlich über genügend Niederschläge, um Menschen, Landwirtschaft und Industrie ausreichend mit Wasser zu versorgen. Doch die Wassermengen sind zeitlich und räumlich ungleich verteilt. Sowohl Überflutungen als auch Dürreperioden plagen deshalb Teile des Königreiches immer wieder. Thailand hatte in der Vergangenheit bei der Versorgung mit Wasser große Fortschritte erzielt. Nach Angaben des Statistikamtes sind ungefähr 95 Prozent aller Haushalte an Leitungsnetze angebunden, das Wasser genügt hohen Trinkwasseranforderungen aber nicht. Die allermeisten Menschen lassen ihr Trinkwasser daher in großen Behältern anliefern oder kaufen Wasserflaschen im Handel.
Eine außergewöhnlich lange Trockenheit im Jahr 2020 sorgte im Agrarsektor für enorme Verluste. Wegen der dramatischen Lage wurden Menschen in betroffenen Regionen sogar aufgefordert, kürzer Zähne zu putzen. Auch der Tourismus leidet an vielen Orten unter Wasserknappheit, daher mussten in mehreren Urlaubsregionen bereits energieintensive Wasserentsalzungsanlagen installiert werden. Auch die Industrie benötigt immer größere Mengen an Wasser.
Noch kritischer ist die Lage bei der Abwasserentsorgung. Nach Angaben der Weltbank sind nur etwa 15 Prozent der Menschen in Thailand an Entsorgungsnetze angeschlossen. In den meisten Gebäuden werden Abwässer in septischen Gruben entsorgt, die regelmäßig entleert werden müssen. Nach letztverfügbaren Weltbank-Zahlen wurden 2020 nur 24 Prozent der Abwässer der Haushalte umweltsicher behandelt.
Zahlreiche Großprojekte in der Pipeline
Abertausende Wasserprojekte im Wert von vielen Milliarden US-Dollar sollen die Auswirkungen von Naturkatastrophen mildern und darüber hinaus die Wasserver- und -entsorgung für Mensch und Industrie sicherstellen. Die Projekte sind vielfältig und kaum zu überschauen. Der Thai Water Plan listet mehr als 5.000 Vorhaben auf, die sich über das gesamte Land verteilen. Ob sie sinnvoll oder erfolgreich sind, ist aufgrund der Vielzahl schwer einzuschätzen. Allein die 2.700 Projekte im Hochwasserschutz und für die Dürrebekämpfung belaufen sich 2024 und 2025 auf 224 Millionen US$.
Neben vielen kleinen gibt es auch große Vorhaben. Ein Entwässerungsprojekt am Unterlauf des Chao Praya, dem größten Fluss Thailands, soll Bangkok vor Hochwasser schützen. Dafür werden zwischen der alten Königsstadt Ayutthaya und der Provinz Pathum Thani 22 Kanäle auf einer Gesamtlänge von 463 Kilometern verbreitert, vertieft und mit Pumpsystemen versehen. Das knapp 3 Milliarden US$ teure Projekt soll 2026 starten und 2031 abgeschlossen sein. Es befindet sich noch in der Studienphase und wird für die Vorlage beim Kabinett zur Haushaltsgenehmigung vorbereitet. Die Regierung Thailands beantragte dafür bei der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) ein Darlehen in Höhe von 1,6 Milliarden US$.
Ein weiteres Großprojekt ist die sogenannte Southern Land Bridge mit einem Gesamtwert von knapp 3 Milliarden US$. Es befindet sich in der Vorausschreibungsphase und umfasst unter anderem Hochwasserschutz sowie Wasserversorgungssysteme für Häfen und Industrie. Die Ausschreibung wird für Dezember 2025 erwartet, der Baubeginn ist für 2026 geplant.
Insbesondere die Großprojekte benötigen Know-how und Technologien aus dem Ausland wie ingenieurstechnische Planung und Beratung, die Installation von Filtrationstechnik und Pumpsystemen sowie die Lieferung von Sensoren und anderer Mess- und Regeltechnik. Thailand hat mittlerweile auch die Mittel, um diese Technologien und Dienstleistungen selbst zu bezahlen. Entwicklungsorganisationen wie die deutsche GIZ, die JETRO aus Japan oder K-Water (Südkorea) sind aber beratend im Umweltbereich tätig.
Deutsche Anbieter liefern Technologie
Zahlreiche ausländische Anbieter sind bei der Metropolitan Waterworks Authority (MWA) in Bangkok und der Provincial Waterworks Authority (PWA) als qualifizierte Lieferanten von Ausrüstungen für die Wasserversorgung und -aufbereitung gelistet. Ausländische Unternehmen können bei öffentlichen Ausschreibungen von Wasserprojekten so als Technologielieferanten oder Subkontraktoren zum Zuge kommen. Deutsche Unternehmen wie KSB oder Wilo liefern über ihre Vertretungen Wasserpumpen an diverse Projekte.
Grundsätzlich können Privatunternehmen auch im Rahmen von Public-Private Partnership (PPPs) an der Entwicklung öffentlicher Dienstleistungen teilhaben. Die Modelle umfassen Build-Own-Operate-Transfer (BOOT), Build-Transfer-Operate (BTO) und Build Own Operate (BOO). Die Vertragslaufzeiten betragen typischerweise 25 bis 30 Jahre.
Einen Überblick über Akteure und aktuelle Entwicklungen in der Branche gibt die jährliche Messe ThaiWater (nächster Termin: 1. bis 6. Juli 2026) in Bangkok.
Name | Verantwortlich für |
---|---|
Office of the National Water Resources (ONWR) | Nationales Wasserressourcenmanagement |
Department of Water Resources (DWR) | Oberflächenwasserressourcen und Hochwasserschutz |
Department of Groundwater Resources | Grundwasserressourcen |
Royal Irrigation Department (RID) im Landwirtschaftsministerium | Landwirtschaftliche Bewässerungssysteme |
Metropolitan Waterworks Authority (MWA) | Wasserversorgung und -aufbereitung im Großraum Bangkok |
Provincial Waterworks Authority (PWA) | Wasserversorgung und -aufbereitung in Provinzen außerhalb Bangkoks |
Wastewater Management Authority | Abwasserbehandlung und Schadstoffkontrolle |
Drainage and Sewerage Department in Bangkok | Abwasserbehandlung und -entsorgung in Bangkok |
Department of Pollution Control (DPC) | Wasserqualität und Standards der Wasseraufbereitung |