Wirtschaftsumfeld | Thailand | Investitionsförderung
Praxischeck
Investoren sollten lokale Fähigkeiten, Kosten und juristische Besonderheiten beachten.
21.11.2022
Von Thomas Hundt | Bangkok
Ausländische Engagements im Dienstleistungssektor sind diffizil
Das Gesetz über Geschäftstätigkeiten von Ausländern (Foreign Business Act) trat im Jahr 1999 in Kraft. Es verbietet natürlichen und juristischen Personen aus dem Ausland bestimmte wirtschaftliche Tätigkeiten oder erlaubt sie nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Der Foreign Business Act enthält unter anderem eine Liste mit den Branchen, in denen thailändische Staatsangehörige noch nicht bereit seien, mit Ausländern zu konkurrieren. Die Liste schützt insbesondere nationale Dienstleistungsbetriebe und die Bauwirtschaft vor internationalen Wettbewerbern.
Ausländische Personen, die in diesen Branchen tätig werden möchten, benötigen eine "Foreign Business License", die sie bei einer Behörde des Handelsministeriums, dem Department of Business Development (DBD), beantragen können. Das DBD prüft, ob die Geschäftstätigkeit der ausländischen Firma für Thailand vorteilhaft ist. Das Verfahren gilt als aufwändig, langwierig und sein Ausgang ist ungewiss.
Investitionen in Produktionen werden gefördert
Ausländische Unternehmen, die in Thailand Waren produzieren oder exportieren möchten, können relativ einfach eine eigene Gesellschaft gründen. Der Staat fördert entsprechende Aktivitäten.
Die Regierung hatte bereits 1954 das erste Investitionsfördergesetz in Asien verabschiedet. Das Board of Investment (BOI) unterscheidet nicht zwischen in- und ausländischen Investoren. Es passt aber die Liste der spezifisch geförderten Aktivitäten regelmäßig an.
Kammern und Anwälte helfen mit Rat und Tat
Die Deutsch-Thailändische Handelskammer (AHK Thailand) und die European Association for Business and Commerce (EABC) geben ihre Erfahrungen mit ausländischen Engagements gerne weiter. Die 1962 gegründete AHK Thailand zählt 540 deutsche und thailändische Mitgliedsunternehmen und gehört zu den größten bilateralen Kammern des Landes.
Die Experten empfehlen bei der Standortsuche, nicht nur auf übliche Kriterien wie Qualität und Kosten von Arbeitskräften, Zulieferungen, Energie, Wasser, Transport und Logistik zu achten, sondern auch auf lokale Besonderheiten. Gebäude sollten gegen extreme Überschwemmungen wie zuletzt im Jahr 2011 gerüstet sein. Die anvisierten Standorte müssen bei der Entsorgung von Abfällen und Abwässern internationalen Standards genügen.
Anwälte empfehlen, einen genauen Investitionsplan und Investitionsziele festzulegen. Nach diesen Vorgaben können sie eine geeignete Rechtsform und Kapitalstruktur vorschlagen. Die meisten Investoren gründen eine Private Limited Liability Company. Das BOI bietet als Sonderform auch das "Trade and Investment Support Office" (TISO) an, dessen Aktivitäten keine Foreign Business License erfordern und das sich unter anderem für Großhandel und für den Service von Maschinen eignet.
Relativ gut in Rankings bewertet
Thailand liegt bei den Rahmenbedingungen für Geschäfte und Investitionen auf mittleren Plätzen. Das Geschäftsumfeld verbesserte sich 2020 gemäß dem Ease of Doing Business Ranking der Weltbank um sechs Ränge auf Position 21 von 141 Ländern.
Korruption kann Probleme bereiten. Beim Corruption Perceptions Index von Transparency International lag das Königreich 2021 auf Rang 110 von 180 Ländern. Auch bei der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, gemessen vom World Economic Forum (WEF), verschlechterte sich der Standort 2019 um zwei Ränge auf Position 40.
Gute Noten vergab das WEF in den Kategorien Finanzsystem und Business Dynamik. Die Stromversorgung wird ebenfalls als relativ gut und sicher bezeichnet. Rechtssicherheit ist theoretisch gegeben. Anwälte raten aber zu außergerichtlichen Einigungen. Ein bilaterales Investitionsschutzabkommen, das in der Fassung von 2004 gilt, schützt zusätzlich deutsche Investitionen.
Ausländische Firmen sollten das Umfeld vorab erkunden
Eine schwache Note erhält Thailand beim Kriterium Binnenwirtschaft. Gut vernetzte Großkonzerne beherrschen ganze Geschäftszweige. Einsteiger treffen dort auf einen nicht fairen Wettbewerb. Produkte thailändischer Firmen, die es auf eine staatliche Innovationsliste schaffen, werden auch in der öffentlichen Beschaffung bevorzugt.
Das Land verfügt zwar über einen recht gut funktionierenden Arbeitsmarkt, schneidet beim Faktor Bildung aber schwach ab. Universitäten und berufsbildende Schulen bilden zu wenig Fachkräfte aus. Investoren, die sehr anspruchsvolle Produktionen und Dienstleistungen planen, sollten vorher den Markt entsprechend prüfen.
Die Hochschul- und Berufsbildung wird immerhin verbessert. Fachliche Unterstützung kommt aus Japan, Singapur oder China. Deutschland unterstützt im Rahmen des Vorhabens German-Thai Dual Excellence Education Projekte in der dualen Berufsausbildung.
Unternehmen in Thailand geben insgesamt zu wenig für Forschung und Entwicklung aus. Aber sowohl in- als auch ausländische Firmen forschen und entwickeln durchaus neue Produkte und Verfahren. Die führenden Universitäten in Bangkok haben einige interessante Forschungsinstitute gegründet, die sich für Kooperationen anbieten.
Kriterien | Thailand | Deutschland |
---|---|---|
Binnenwirtschaft | 51 | 11 |
Internationaler Handel | 37 | 8 |
Internationale Investitionen | 33 | 7 |
Beschäftigung | 4 | 12 |
Preise | 31 | 46 |
Öffentliche Finanzen | 29 | 21 |
Steuerpolitik | 7 | 54 |
Institutioneller Rahmen | 41 | 12 |
Rechtsvorschriften für Unternehmen | 38 | 18 |
Gesellschaftlicher Rahmen | 44 | 11 |
Produktivität und Effizienz | 47 | 15 |
Arbeitsmarkt | 13 | 21 |
Finanzen | 27 | 13 |
Management Praktiken | 22 | 27 |
Haltungen und Werte | 25 | 37 |
Grundlegende Infrastruktur | 22 | 24 |
Technologische Infrastruktur | 34 | 33 |
Wissenschaftliche Infrastruktur | 38 | 2 |
Gesundheit und Umwelt | 51 | 6 |
Bildung | 53 | 23 |