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Branchen | Tschechische Republik | Energiespeicherung, Batterien

Mehr Großspeicher für Tschechiens Energietransformation

Noch fehlt die Speicherung von Energie im Gesetz, doch der Markt kommt langsam in Bewegung. Allein der Stromkonzern ČEZ plant bis 2030 rund 300 Megawatt an Batteriespeichern. 

Von Miriam Neubert | Prag

Durch den neuen Solarboom wächst in Tschechien der Druck auf die Netze und der Bedarf an Energiedienstleistungen, die Schwankungen ausgleichen oder Regelleistung anbieten. Große Batteriespeicher gelten als ein Instrument, um die Netze zu stabilisieren. Seit 2021 können sie als Ausgleichsleistungserbringer für den Übertragungsnetzbetreiber ČEPS fungieren. Dadurch beginnt sich der Markt zu bewegen.

Mega-Batteriespeicher in Ostrava

Die ČEZ-Group, das größte tschechische Energieversorgungsunternehmen, hat mit dem schrittweisen Aufbau von stationären Stromspeichern begonnen. Die Tochtergesellschaft ČEZ ESCO errichtet in Ostrava Vítkovice den bislang größten Batteriespeicher des Landes. Seine Leistung beträgt 10 Megawatt. Er ist so groß wie ein Einfamilienhaus und soll in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 voll funktionsfähig sein.

„Unser Ziel ist es, 300 Megawatt an Speicherleistung bis zum Jahr 2030 aufzubauen; wir arbeiten intensiv an den ersten großen Projekten“, sagte der ČEZ-Vorstandsvorsitzende Daniel Beneš mit Verweis auf das Projekt in Vítkovice. In anderen Kraftwerksarealen seien weitere in Vorbereitung.

Der Großspeicher besteht aus einem halben Dutzend Batteriecontainern mit insgesamt 34 Batteriemodulen, drei Kühlungseinheiten und drei Transformatoren. Die Technologie lieferte der US-basierte Entwickler von Lithium-Ionen-Batteriezellen KORE Power. Installiert ist die Mega-Batterie im Energocentrum Vítkovice in der nordmährischen Stadt Ostrava. Dieses versorgt Industrie, Haushalte und die öffentliche Hand in der Region mit Wärme. Im Jahr 2018 war bereits die Heizkesselanlage ausgetauscht und von Steinkohle auf Erdgas in Verbindung mit Blockheizkraftwerken umgestellt worden.

Dekarbonisierung als Chance für Erneuerbare und Speicher 

Der Energiespeicher erlaubt neben der klassischen Speicherung verschiedene Frequenzausgleichsleistungen, besonders der Primärregelung. „Neben unterstützenden Dienstleistungen kann das Batteriesystem den Tagesbedarf von 1.300 Haushalten abdecken“, erklärt Kamil Čermák, Generaldirektor von ČEZ ESCO in einer Pressemeldung. Die Dekarbonisierung der tschechischen Energiewirtschaft schaffe Chancen für ökologische Quellen in Kombination mit intelligenten Lösungen. Für Unternehmen, die die eigene Versorgungssicherheit über eine solche Reserve stärken wollen, bietet ČEZ ESCO Speicherlösungen schlüsselfertig an. Bereits seit 2019 betreibt ČEZ auf dem Gelände des Kohlekraftwerks Tušimice einen Batteriespeicher. Die größten Energiespeicher der Gruppe aber sind Pumpspeicherkraftwerke. 

Die fünf größten Energiespeicher der ČEZ-Gruppe in Tschechien

Standort

Betriebsstart

Speicherkapazität (in MWh)

Pumpspeicherkraftwerk Dlouhé stráně

1996

3.700

Pumpspeicherkraftwerk Dalešice

1978

2.300

Pumpspeicherkraftwerk Štěchovice II

1947, Modernisierung im Jahr 1996

200

Batterie - Energetika Vítkovice

2023

9,45

Batterieprojekt BAART - Tušimice

2019

2,8

Quelle: ČEZ 2023


Geplanter Energie-Hub in Sokolov

In der sich wandelnden Energielandschaft setzen auch andere Unternehmen auf Batterie-Großspeicher. Ende Januar 2023 nahm die Firma SUAS Bess auf dem Gelände des Bergbau- und Energieunternehmens Sokolovská uhelná in Nordwestböhmen einen mit einer Kapazität von 7,5 Megawattstunden in Betrieb. Die Firma gehört zu SUAS Group, die als Schwestergesellschaft der Sokolovská uhelná die grüne Ausrichtung des Kohleförderers vorantreibt. Die Speichertechnologie lieferte der niederländische Anbieter Alfen. „Batteriespeicher gehören zu unserem geplanten Energie-Hub. Dieser verbindet die bisherigen Energiequellen von Sokolovská uhelná, Gasdampfkraftwerk, Heizkraftwerk, bereits vorhandene und in Vorbereitung befindliche Fotovoltaik und Windkraftwerke“, beschreibt Miroslav Rohla, Geschäftsführer von SUAS Bess, die Pläne.

Schon 2019 setzte die Energiegesellschaft C-Energy in Planá nad Lužnicí auf einen Batteriespeicher, der mit 4 Megawatt die Flexibilität der Stromgeneratoren erhöht und Ausgleichsleistungen im übergeordneten Netz ermöglicht. Der Speicher beruht auf der Technologie Siestorage von Siemens. C-Energy plant im Jahr 2024 ein Fotovoltaik-Kraftwerk mit einer Kapazität von 8 Megawatt Peak und einen Batteriespeicher mit einer Leistung von 6 Megawatt und einer Kapazität von 6 Megawattstunden.

Solarprojekte stärken die Nachfrage

Viele weitere große Solarprojekte werden die Nachfrage nach Speicherlösungen beflügeln. Ein führender Betreiber und Entwickler von Solaranlagen ist das tschechische Unternehmen Solar Global. Mit einem Batterieprojekt aus dem Jahr 2017 und Technologie von Alfen gehörte es in Tschechien zu den Pionieren in diesem Speichersegment. Solar Global plant 31 Megawatt an installierter Solarleistung in den Regionen Zlín, Mährisch-Schlesien und Mittelböhmen. Zu den Solarkraftwerken sollen Batteriespeicher mit einer Kapazität von 11 Megawattstunden kommen. An drei Standorten will das Unternehmen Energie auch über die Produktion grünen Wasserstoffs speichern.

Ein tschechischer Entwickler und Anbieter von Batteriespeicherlösungen ist AERS, eine Tochter des Herstellers von Elektroheizungen Fenix. Sie hat neben Speicherstationen mit einer Kapazität von bis zu 41 Kilowattstunden für Familienhäuser und kleine Betriebe auch große modulare Batteriespeicher mit 400 bis 600 Kilowattstunden für die Industrie im Angebot.

Lang erwartete Gesetzesnovelle in Arbeit

Richtig in Fahrt aber kommt der Markt erst, wenn das Speichern von Energie auch in das tschechische Energiegesetz Eingang gefunden hat. Das fordert der tschechische Verband für die Speicherung von Energie AKU-BAT seit fünf Jahren. Nun sieht er Licht am Horizont. Das Ministerium für Industrie und Handel arbeitet daran, Speicherung und Aggregierung von Speichern über eine Transpositions-Novelle im Gesetz zu verankern.

Zuvor aber kommt 2023 eine andere Novelle des Energiegesetzes (sogenannte Lex OZE II) in den Abstimmungsprozess, die für Batteriespeicher ebenfalls wichtig werden kann. Sie erlaubt es den Bürgern, Energiegemeinschaften zu gründen und örtlich erzeugte Energie gemeinsam zu nutzen. Als neue Marktteilnehmer werden Energiegemeinschaften und Gemeinschaften für erneuerbare Energien eingeführt. Das soll unter anderem kommunale Projekte zur Produktion und Teilung von Strom leichter machen.  Fotovoltaik und Speicherlösungen werden aktuell besonders aus dem Aufbauplan und dem Modernisierungsfonds gefördert.

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