Die Region Iwano-Frankiwsk weist keine einzelne dominierende Branche auf. Großhandel und Stromversorgung, die Sektoren mit den größten Umsätzen, machen nur entsprechend 22 und 11 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Zudem werden mehrere der zehn umsatzstärksten Branchen jeweils nur von wenigen Unternehmen dominiert. So generiert beispielsweise der Kupferproduzent ZZKS-Werk 90 Prozent der Umsätze der Oblast im Bereich Metallurgie.
Der Entwicklungsplan der Oblast für den Zeitraum 2021 bis 2027 macht das stärkste Transformationspotenzial von Iwano-Frankiwsk in folgenden Branchen aus:
- nichtmetallische Mineralprodukte (unter anderem Zement, Glas, Keramik, Ziegel),
- Holzverarbeitung und Herstellung von nicht möbelbezogenen Holzprodukten (unter anderem Parkett, Sperrholz, Holzplatten),
- Lebensmittelverarbeitung,
- Chemische Industrie,
- Maschinenbau und Ausrüstungen,
- Förderung von Öl, Gas und anderen mineralischen Rohstoffen,
- Stromerzeugung,
- Wohn- und Gastronomiedienstleistungen,
- IT und Beratung.
Diese Prioritäten spiegeln die Standortfaktoren der Region wider: umfangreiche Waldflächen, mineralische Rohstoffvorkommen und ein ausgeprägtes Tourismuspotenzial, während die relative Sicherheit während Kriegszeiten zusätzliche Vorteile bietet.
Der Tourismus gehört zu den Schlüsselbranchen der Oblast. Er wird insbesondere von den Karpaten im Süden getragen, die vielfältige Möglichkeiten für Ski-, Wander- und Ökotourismus bieten. Resorts wie Bukowel ziehen ganzjährig Gäste an. Städte wie Jaremtsche profilieren sich darüber hinaus als Ziele für Kultur- und Wellnesstourismus.
Wirtschaftliche Kennzahlen im Durschnitt, die Stimmung nicht
Die Inflation in der Oblast Iwano-Frankiwsk folgt dem landesweiten Trend: der Preisauftrieb lag in den letzten vier Jahren nahe am landesweiten Durchschnitt.
Der Business Expectations Index der Nationalbank der Ukraine (NBU) lag in den letzten zwei Jahren unter dem nationalen Durchschnitt und signalisiert eine vorsichtige Unternehmensstimmung in Iwano-Frankiwsk. Neben der IT-Branche sind zwei sektorale Cluster-Initiativen in der Oblast Iwano-Frankiwsk aktiv: der Prykarpattia Öko-Energie-Cluster und der Prykarpattia Industriecluster. Letzteres verfolgt das Ziel, die Stadt Kalush als regionales Zentrum für hochmoderne, integrierte Industrielösungen zu positionieren.
Bis Januar 2025 beherbergte Iwano-Frankiwsk Büros von 9 der 50 größten IT-Unternehmen der Ukraine, drei mehr als im Jahr 2022. Die Hauptstadt der Region zählt zu den beliebtesten inländischen Umzugszielen für IT-Spezialisten. Der Sektor wird vom IT-Cluster Iwano-Frankiwsk unterstützt. Dieser bringt mehr als 100 Unternehmen mit Regierungs- und Bildungspartnern zusammen, um das IT-Umfeld voranzutreiben. Im Jahr 2024 arbeiteten etwa 4.500 IT-Spezialisten in der Oblast. Damit verfügte die Region nach Lwiw über den zweitgrößten Pool an Talenten der Westukraine und den siebtgrößten landesweit.
Investitionen leicht über Vorkriegsniveau
Der Wert ausländischer Direktinvestitionen (FDI) in Iwano-Frankiwsk belief sich Ende 2024 auf 571 Millionen US-Dollar (US$), 11 Prozent über dem Vorkriegsniveau. Davon entfielen knapp 12 Millionen US$ auf deutsche Investoren. Die größten Investitionsbeträge stammten aus der Schweiz (264 Millionen US$) und Zypern (109 Millionen US$). Ein Teil davon dürfte sogenanntes Round-Tripping sein, also die Reinvestition zuvor ins Ausland exportierten Kapitals durch ukrainische Unternehmen. Im Jahr 2024 belegte Iwano-Frankiwsk landesweit Platz 20 unter 22 berücksichtigen Regionen nach FDI-Zuflüssen. Der Abfluss von Investitionen lag bei knapp 36 Millionen US$.
Fünf der 100 umsatzstärksten Unternehmen der Region haben ausländische Anteilseigner. Die dänische Firma Goodvalley gehört zu den größten Schweinefleischproduzenten in der Ukraine. Getreide und Industriepflanzen bauen die Continental Farmers Group, eine Tochtergesellschaft des saudischen Unternehmens SALIC, sowie das deutsche Unternehmen Stern Agro, an. In der Region Iwano-Frankiwsk produziert Electrolux aus Schweden Waschmaschinen, während Tarkett aus Frankreich Linoleum herstellt.
Die European Business Association listet sieben Mitgliedsunternehmen in der Oblast Iwano-Frankiwsk. Nur eins davon ist ausländisch geführt: Die Niederlassung der deutschen Viva Decor, die sich auf Tapeten spezialisiert hat. Das Unternehmen ist Mitglied der Deutsch-Ukrainischen Industrie- und Handelskammer (AHK Ukraine).
Deutsche Präsenz ausbaufähig
Zu den größeren mit Deutschland verbundenen Unternehmen in der Oblast Iwano-Frankiwsk zählen ferner PAS Ukraine, die zur Mayer-Kuvert-Network GmbH gehörende Kuvert-Ukraine, Carpathian Steel im Besitz der HAMMEL Recyclingtechnik GmbH, Inprosped, Dihlmann Organic, Regen Ukraine sowie das Regionalbüro des ukrainisch-deutschen Gemeinschaftsunternehmens Infocom.
Die aktuellsten regionalen Daten zur Korruption in der Ukraine (2021) werfen kein gutes Licht auf Iwano-Frankiwsk. Demnach gaben 94 Prozent der Befragten an, Korruption sei recht weit verbreitet, was auf erhebliche Risiken in der Oblast hinweist. Zum Vergleich: Im Landesdurchschnitt waren 88 Prozent der Befragten dieser Meinung. Die Spanne reichte dabei von 69 Prozent in Charkiw bis hin zu 95 Prozent in Tschernihiw.