Im Rahmen der Strategie für intelligente Spezialisierung der Stadt Kyjiw hat die dortige Verwaltung den Pharmasektor aufgrund seiner starken Innovationsfähigkeit und seines Exportpotenzials als prioritär eingestuft. Die bekanntesten Pharmahersteller sind Farmak, Darnytsia, YURiA-PHARM und die Kyiv Vitamin Plant. Weitere Schlüsselbranchen sind die Lebensmittelverarbeitung, die Feinmechanik, die Kreativwirtschaft und die IT.
Im Januar 2025 waren in der Stadt Kyjiw 45 der 50 größten IT-Unternehmen der Ukraine angesiedelt – zwei mehr als im Jahr 2022. In der Stadt befindet sich auch der Hauptsitz der größten IT-Community des Landes, der IT Ukraine Association, die Unternehmen, Regierungen und internationale Partner zusammenbringt, um die Entwicklung der ukrainischen IT-Branche voranzutreiben. Im Jahr 2024 arbeiteten rund 81.000 IT-Fachkräfte in der Hauptstadtregion, damit liegt sie landesweit auf Platz 1. Zu den zehn wichtigsten Branchen der Stadt Kyjiw zählen neben der stark wachsenden Drohnenproduktion auch die vielfältigen Verwaltungs- und Dienstleistungsfunktionen als Hauptstadt.
Die Industriestruktur der Oblast Kyjiw weist andere Schwerpunkte auf. Eine führende Rolle nehmen dort die Herstellung von biologischen und funktionellen Lebensmitteln, Nahrungsergänzungsmitteln, Futtermittelzusatzstoffen und Tierarzneimitteln ein. Daneben bilden weitere Schlüsselindustrien wie Fleischwaren, Backwaren, Papierprodukte, Chemikalien, Pharmazeutika, Gummi- und Glaswaren, Maschinenbau und Möbelherstellung die Grundlage der Strategie der intelligenten Spezialisierung der Oblast. In der Oblast Kyjiw spielen auch Handel, Landwirtschaft und die Herstellung verschiedener Metallgüter – von Getränkedosen aus Aluminium über öffentliche Verkehrsmittel bis hin zu Versorgungsmaschinen und militärischer Ausrüstung, eine wichtige Rolle. Im Jahr 2023 waren rund 30 Prozent der Unternehmensstandorte der Oblast im rechtsufrigen Bezirk Butscha registriert. Dieser grenzt an den westlichen Teil der Stadt Kyjiw und nimmt nur rund zehn Prozent der Fläche der Oblast ein – ein Hinweis auf die hohe wirtschaftliche Konzentration in diesem Gebiet.
Mit Abstand beliebtester Investitionsstandort im Land
Im Jahr 2024 belegte die Hauptstadtregion mit insgesamt 2,2 Milliarden US-Dollar (US$) neuer ausländischer Direktinvestitionen (FDI) landesweit den 1.Platz. Etwa 1,6 Milliarden US$ davon waren reinvestierte Gewinne. Der FDl-Bestand in der Hauptstadtregion belief sich Ende 2024 auf 18,5 Milliarden US$ – der mit Abstand höchste Wert unter allen Regionen. Im Vergleich zum Vorkriegsniveau, also zum Jahr 2021, ist er aber um fast 10 Prozent zurückgegangen. Der größte Teil ausländischer Direktinvestitionen (13,7 Milliarden US$) stammt aus den EU-Mitgliedstaaten, davon 864 Millionen Euro aus Deutschland. Die meisten Mittel kamen aus den Niederlanden (4,2 Milliarden US$) und Zypern (2,2 Milliarden US$) – ein Teil davon dürfte sogenanntes "Round-Tripping" ukrainischer Unternehmen sein, also die Reinvestition zuvor exportierten Kapitals. Die Bedeutung ausländischer Investoren in der Hauptstadtregion spiegelt auch die Anzahl ausländischer Unternehmen unter den Top 100 umsatzstärksten Unternehmen wider: In der Stadt Kyjiw sind es 27, in der Oblast 23.
Auch deutsche Unternehmen tragen zur industriellen Basis der Hauptstadtregion bei: Henkel betreibt beispielsweise eine Baustofffabrik in Wyschhorod, Knauf betreibt ein großes Gipskartonplattenwerk in der Stadt Kyjiw, und Kostal stellt Automobilelektronik in Perejaslaw und Boryspil her. Im Jahr 2024 waren acht der 100 umsatzstärksten Unternehmen in der Oblast Kyjiw deutsch: AWT Bayern Ukraine, MAN Truck & Bus Ukraine, die bereits erwähnten Henkel Bautechnik Ukraine und Kostal Ukraine, sowie Andreas Stihl, Kärcher, Automotoren und Kühne+Nagel. In der Hauptstadt selbst stammen zwei der 100 umsatzstärksten Unternehmen aus Deutschland: METRO Cash & Carry (über die tschechische Tochtergesellschaft) und Bayer. Weitere namhafte deutsche Unternehmen in der Hauptstadtregion sind unter anderem auch AL-KO, B. Braun, Beiersdorf, Classen, Hager, Hans Einhell Ukraine, Horsch, Hörmann, Knauf, Kreisel, Leal-Glas, MC-Bauchemie, Naturprodukt-Vega (Vertreiber von Dr. Theiss Medizinprodukten), Peri, Rhenus Logistik, Ropa, Simba Spielzeug Ukraine, Schmitz Cargobull, Veka, Winkhaus Ukraine und Wilo.
Die größten ausländischen Investoren in der HauptstadtregionNach Jahresumsatz 2024| Rang | Firma | Branche | Herkunftsland |
|---|
| 1. | Philip Morris | Tabakindustrie | USA |
| 2. | ADM | Nahrungsmittelindustrie | USA |
| 3. | British American Tobacco | Tabakindustrie | Vereinigtes Königreich |
| 4. | JTI International Company | Tabakindustrie | Japan |
| 5. | Metro Cash & Carry | Groß- und Einzelhandel | Deutschland |
| 6. | Louis Dreyfus Company | Nahrungsmittelindustrie | Niederlande |
| 7. | AT Cargill | Nahrungsmittelindustrie | USA |
| 8. | Vodafone | Telekommunikation | Vereinigtes Königreich |
| 9. | Samsung Electronics | Elektronik | Südkorea |
| 10. | Toyota | Kfz | Japan |
Quelle: YouControl Market Data 2025
Entwicklungen des Kriegsgeschehens hemmen Optimismus
Der Geschäftsklimaindex in der Hauptstadtregion schwächelt. Im 2. Quartal 2025 fiel der Index der Geschäftserwartungen der Region auf Platz 12 von 21 und damit zum ersten Mal seit Beginn der Umfrage im Jahr 2014 unter den nationalen Durchschnitt. Der Rückgang der Geschäftsaussichten lässt sich vermutlich insbesondere auf die sich verschlechternde Sicherheitslage zurückführen.
Die Preisentwicklung verläuft in Stadt und Oblast Kyjiw unterschiedlich: Während die Oblast in den vergangenen drei Jahren dem Landesdurchschnitt entsprach, lag die Hauptstadt konstant rund einen Prozentpunkt darüber.
Vor der russischen Vollinvasion galt Korruption auch in der Hauptstadtregion als große Herausforderung. Zwar wies die Stadt Kyjiw damals den drittniedrigsten Wert im ganzen Land auf, dennoch hielten knapp 80 Prozent der Befragten Korruption für weit verbreitet. In der Oblast lag der Anteil mit 87 Prozent etwas höher, aber immer noch leicht unter dem Landesdurchschnitt von 88 Prozent. Seither wurden Reformen eingeführt, um das Risiko einzudämmen. Auf regionaler Ebene liegen keine aktuellen Umfragen vor, doch der Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International dient als Richtwert: Zwischen 2021 und 2024 verbesserte sich die Ukraine darin um 17 Plätze auf Rang 105 von 180 untersuchten Ländern.