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Wirtschaftsumfeld | Ukraine | Investitionsstandort Region Winnyzja

Investitionsstandort: Region Winnyzja

Die Oblast Winnyzja entwickelt sich zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort mit stabiler Sicherheit, starker Landwirtschaft und wachsender Innovationskraft.

Von Maria Repko (Centre for Economic Strategy), Maksym Samoiliuk (Centre for Economic Strategy), Andrii Akymenko (Centre for Economic Strategy) | Kyjiw

Die Oblast Winnyzja zählt noch nicht zu den wirtschaftlichen Schwergewichten der Ukraine. Auch ist die Präsenz ausländischer Investoren noch überschaubar. Aber der Zufluss von Investitionen wächst, denn die bisher auf Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion basierende Industriebasis wird breiter. Die Region verfügt über einen wachsenden IT-Sektor. Chancen bestehen ferner in der agroindustriellen Entwicklung, Gesundheitsdienstleistungen und erneuerbaren Energien. Die Infrastruktur ist solide, wenngleich ausbaufähig bei Innovationsförderung und kommunaler Digitalisierung. Winnyzja bietet Investoren stabile Rahmenbedingungen, ein im Landesvergleich sehr gutes Geschäftsklima und gilt als relativ sicherer Standort mit geringer Kriegsbelastung. 

  • Investitionspotenzial

    Vom wirtschaftlichen Außenseiter zur Zukunftsregion: Winnyzja glänzt mit dem höchsten Geschäftserwartungsindex der Ukraine.

    Die Oblast Winnyzja zählt nicht zu den traditionellen wirtschaftlichen Schwergewichten der Ukraine. Aufgrund ihrer historisch eher schwach ausgeprägten industriellen Basis liegt sie außerhalb der Top 5-Regionen nach Wirtschaftsleistung. 

    Optimistischer Blick nach vorne

    Das könnte sich künftig allerdings ändern: Winnyzja weist inzwischen bei vielen Entwicklungsindikatoren solide Daten und vielversprechende Wachstumspotenziale auf – sowohl für Einwohner als auch für Unternehmen und Investoren. Besonders hervorzuheben sind die Bereiche Gesundheits- und Wellnessdienstleistungen sowie die agroindustrielle Produktion, die zunehmend durch technologische Innovationen geprägt wird.

    Zudem verfügt die Region über ein kompaktes Cluster von Industrieparks und rangiert seit Ende 2023 in den Unternehmensumfragen der Nationalbank der Ukraine durchgehend unter den führenden Regionen des Landes – ein Zeichen für ein stabiles und investitionsfreundliches Geschäftsumfeld.

    Laut Schätzungen des Zentrums für Wirtschaftsstrategie erwirtschaftete Winnyzja im Jahr 2024 rund 3,4 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Leistung der Ukraine. Diesen Anteil hat die Region seit Beginn des russischen Angriffskriegs konstant gehalten. Damit rangiert sie landesweit auf Platz acht von 25 Regionen. Der Inflationsindex der Oblast Winnyzja entsprach im Jahr 2024 weitgehend der landesweiten Entwicklung und lag zum Jahresende etwa 1 Prozentpunkt unter dem nationalen Durchschnitt.

    Beste Geschäftserwartung in der Ukraine

    Ein deutliches Alleinstellungsmerkmal zeigte sich jedoch bei der Unternehmensstimmung: Im 1. Quartal 2025 verzeichnete Winnyzja den höchsten Wert im Geschäftserwartungsindex der Nationalbank der Ukraine (NBU). Das dürfte ein Hinweis auf die optimistischsten wirtschaftlichen Aussichten im gesamten Land sein.

    Die Umfrageergebnisse unterstreichen die wirtschaftliche Resilienz der Region: Rund ein Viertel der befragten Unternehmen erwartete eine Verbesserung ihrer Geschäftslage, die Mehrheit ging von einer Stabilität aus, und kein einziges Unternehmen prognostizierte eine Verschlechterung. Dieses Ergebnis wurde nur in vier von 21 untersuchten Regionen erreicht und spricht für ein robustes und zukunftsorientiertes Geschäftsklima in Winnyzja.

    Landwirtschaft ist Zugpferd der Region

    Die fruchtbaren Schwarzerdeböden der Oblast Winnyzja sorgen auch weiterhin dafür, dass Landwirtschaft und die Lebensmittelindustrie die wirtschaftlichen Hauptsäulen der Region bilden.

    Ihre verkehrsgünstige Lage macht Winnyzja zu einem wichtigen Knotenpunkt: Die Region verbindet die westlichen Landesteile mit der Republik Moldau sowie weiterführend mit Rumänien und der EU – ebenso wie den Logistikstandort Odessa im Südosten. Diese geografischen Vorteile stärken die langfristige Attraktivität der Region für logistikbezogene Investitionen. Obwohl einige wenige Unternehmen mit deutschen Verbindungen im Getreide- und Obstanbau tätig sind, ist ihre Präsenz bislang begrenzt. Am stärksten vertreten ist das Bergbauunternehmen Quarzwerke-Gruppe, das sich auf die Förderung von Kaolin konzentriert.

    Winnyzjas Bevölkerung wächst

    Mit einer Bevölkerung von knapp 1,4 Millionen Menschen liegt Winnyzja auf Platz 7 unter den ukrainischen Regionen. Bemerkenswert ist, dass sie zu den wenigen Regionen gehört, die zwischen 2019 und 2024 einen Bevölkerungszuwachs verzeichnete.

    SWOT-Analyse der Region Winnyzja

    Die Stärken und Schwächen der Region in der Übersicht

    S

    Stärken Strengths

    • Starke landwirtschaftliche Basis, wobei insbesondere die Zuckerrübenproduktion landesweit führend ist
    • Eine der sichersten Regionen der Ukraine, mit wenigen kriegsbedingten Zwischenfällen
    • Besonders optimistische Geschäftserwartungen und wachstumsorientiertes Wirtschaftsklima
    • Gut ausgebildete und kostengünstige Arbeitskräfte
    • Gute Straßen- und Bahnverbindungen zu Kyjiw, Odessa, in die Republik Moldau und nach Polen
    W

    Schwächen Weaknesses

    • Begrenzte Diversifikation mit starker Dominanz von Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion bei geringer industrieller Vielfalt
    • Wenig entwickelte kommunale Digitalinfrastruktur mit unterdurchschnittlicher Internet- und Mobilfunkversorgung
    • Schwache institutionelle Leistungsfähigkeit mit mäßiger Effizienz
    • Geringe FDI-Zuflüsse und begrenzte Präsenz deutscher Unternehmen strahlen kaum Signalwirkung aus
    • Unzureichende Innovationsinfrastruktur und begrenzte Forschungskapazitäten
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    Chancen Opportunities

    • Gute geografische Lage mit Nähe zu Kyjiw, Odessa, Lwiw und zur Republik Moldau
    • Integration von Agrartechnologie und IT bietet großes Transformationspotenzial für Ausbau agroindustrieller Produktion
    • Große Infrastrukturprojekte ermöglichen öffentlich-private Partnerschaften
    • Gute Bedingungen für den Ausbau erneuerbarer Energien
    • Industriepark-Cluster mit steuerlichen Vorteilen und Infrastrukturförderung
    • Stärke in medizinischer Ausbildung und relative Sicherheit fördern Wachstum im Gesundheits- und Wellnesssektor
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    Risiken Threats

    • Ökologische Belastung durch Überbewirtschaftung sowie geringe Wasserreserven
    • Wenige attraktive Greenfield- und Brownfield-Projekte der Gemeinden führen zu Mangel an investitionsreifen Projekten
    • Missverhältnis zwischen Qualifikationen und Gehaltsvorstellungen bei hoher Zahl offener Stellen führt zu Arbeitsmarktungleichgewicht
    • Der Wiederaufbau des internationalen Flughafens erfordert erhebliche Investitionen

  • Wirtschaftsprofil

    Winnyzja ist ein wachsendes agroindustrielles Zentrum mit stabiler Sicherheitslage, starkem Geschäftsklima und Potenzial in IT, Gesundheit und Erneuerbaren.

    Winnyzja zählt zu den führenden agroindustriellen Zentren der Ukraine. Kurz vor Beginn des Krieges produzierte die Region über 8  Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Erzeugnisse des Landes. Das ist der höchste Anteil aller ukrainischen Oblasten.

    Agrarindustrie dominiert das Wirtschaftsprofil

    Die Wirtschaft der Oblast Winnyzja wird klar von der Landwirtschaft und der Lebensmittelverarbeitung dominiert. Diese beiden Sektoren erwirtschaften gemeinsam rund 40 Prozent des Gesamtumsatzes aller Unternehmen in der Region und beschäftigen nahezu die Hälfte aller Erwerbstätigen.

    Zuckerrüben sind dabei das wichtigste Anbauprodukt: Bei der Ernte 2024 machten sie laut zuständigem Ministerium etwa ein Drittel der gesamten landwirtschaftlichen Produktion Winnyzjas aus. Die Region lieferte rund ein Fünftel der landesweiten Zuckerrübenernte. Das entspricht dem höchsten Anteil in der Ukraine.

    Auch die industrielle Produktion in der Stadt Winnyzja ist stark agrarisch geprägt: Während des Krieges entfielen fast die Hälfte des Umsatzes auf Lebensmittel und Getränke. Maschinenbau und Holzverarbeitung spielen eine Außenseiterrolle und trugen jeweils etwa 10 Prozent zum Gesamtumsatz bei.

    Gesundheits- und IT-Bereich bieten Transformationspotenzial

    Die Analyse der intelligenten Spezialisierung zeigt: Winnyzja besitzt in zwei Bereichen besonders hohes Entwicklungspotenzial. Erstens im Gesundheits- und Wellnesssektor – gestützt durch die historische Rolle der Region in der medizinischen Hochschulbildung, insbesondere durch die Nationale Pirogov-Gedächtnis-Medizinische Universität, sowie durch die vergleichsweise hohe Sicherheit. Zweitens in der agroindustriellen Produktion, die zunehmend von Agrartechnologien geprägt ist und digitale Innovationen aus der IT-Branche integriert.

    Großer Pool an Talenten im IT-Bereich

    Im IT-Sektor zeigt sich ein dynamisches Wachstum: Bis Januar 2025 waren in Winnyzja 13 der 50 führenden IT-Unternehmen der Ukraine ansässig und damit ein Unternehmen mehr als im Jahr 2022. Der Sektor wird durch die IT-Association Vinnytsia unterstützt, die Technologieunternehmen, lokale Behörden und Hochschulen miteinander vernetzt, um das regionale Innovationsökosystem zu stärken.

    Im Jahr 2024 arbeiteten rund 7.000 IT-Fachkräfte in Winnyzja. Damit verfügt die Region über den drittgrößten Talentpool in der Zentralukraine nach Kyjiw und Tscherkassy - und den sechstgrößten landesweit.

    Ausländische Direktinvestitionen nur im Mittelfeld

    Die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) beliefen sich Ende 2024 auf insgesamt 476 Millionen US-Dollar (US$). Das entspricht einem Rückgang von 12 Prozent gegenüber dem Vorkriegsniveau im Jahr 2021. Davon entfielen 28 Millionen US$ auf Investitionen aus Deutschland. Die größten Investitionen kamen mit rund 141 Millionen US$ aus Zypern ein Teil davon könnte sogenanntes "Round-Tripping" ukrainischer Unternehmen darstellen, also die Reinvestition zuvor exportierten Kapitals – sowie mit 48 Millionen US$ aus den USA. Das spiegelt auch die relativ starke Präsenz amerikanischer Agrarunternehmen in der Region wider. Im Jahr 2024 belegte Winnyzja landesweit Platz 10 bei den ausländischen Direktinvestitionen mit Zuflüssen von 60 Millionen US$. Dabei handelt es sich vor allem um reinvestierte Gewinne.

    Deutsches Unternehmen in den regionalen Top 10

    Von den 100 umsatzstärksten Unternehmen der Oblast Winnyzja befinden sich zwölf in ausländischem Eigentum. Die Mehrheit dieser Unternehmen ist in der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion tätig. Ein Unternehmen mit deutschem Eigentümer – die AKW Ukrainian Kaolin Company, eine Tochter der Quarzwerke GmbH – ist im Bergbau aktiv und betreibt ihre Produktion auf einem der größten Kaolinvorkommen Osteuropas im Dorf Hlukhivtsi. Sechs der Top-100-Unternehmen stammen aus den USA und sind in der Landwirtschaft tätig. Vier davon gehören zur Agroprosperis-Gruppe, einem der führenden Agrarkonzerne mit internationaler Beteiligung.

    Darüber hinaus gibt es 15 weitere Unternehmen mit deutschen Verbindungen, die nicht zu den umsatzstärksten 100 zählen. Besonders hervorzuheben sind LetyShops (Cashback-Dienste). Zudem gibt es Unternehmen aus den Bereichen Zuckerproduktion, Getreideanbau, Straßengüterverkehr und Stromerzeugung, die enge Verbindungen nach Deutschland haben. Weitere erwähnenswerte deutsche Beteiligungen sind Agrobuh und Sonyashnyi Dvir (beide im Getreideanbau) sowie eine zweite Kaolin-Minen- und Aufbereitungsanlage in Hlukhivtsi – ebenfalls ein Standort der Quarzwerke-Gruppe.

    Die größten ausländischen Investoren in der Region Lwiwnach Jahresumsatz 2024
    RangFirmaBrancheHerkunftsland
    1.AgroprosperisNahrungsmittelindustrieUSA
    2.Barlinek InvestHolzverarbeitungPolen
    3.Playtika UkraineIKTIsrael
    4.OSI Food Solutions UkraineNahrungsmittelindustrieUSA
    5.Agrana Fruit UkraineLandwirtschaftÖsterreich
    6.Kusto Agro FarmingLandwirtschaftKasachstan
    7.Austria Juice UkraineNahrungsmittelindustrieÖsterreich
    8.AKV Ukrainian Kaolin CompanyBergbauDeutschland
    9.Pfanner BarNahrungsmittelindustrieÖsterreich
    10.Valrom UkraineKunststoffindustrieItalien
    Quelle: YouControl Market Data 2025

    Winnyzja mit guter Platzierung bei der Korruptionswahrnehmung

    Im Jahr 2021 belegte Winnyzja Platz 2 unter den ukrainischen Regionen beim Thema Korruptionswahrnehmung und liegt damit auf einem der besten Plätze. Weniger als drei Viertel der Befragten gaben an, dass Korruption in der Region "eher weit verbreitet" sei. Das ist zwar hoch,  aber deutlich unter dem landesweiten Durchschnitt von 88 Prozent. Das beste Ergebnis wurde in Charkiw mit 69 Prozent erzielt. Obwohl die Zahlen weiterhin hoch sind, deuten sie auf einen relativen Vorteil Winnyzjas gegenüber den meisten anderen Regionen bei der Bekämpfung systemischer Korruption hin.

  • Investitionsförderung und -chancen

    Die Kriegsschäden sind gering und Winnyzja bietet große Investitionschancen. Künftig könnten Industrie- und Innovationsparks Potenziale für Investitionen freisetzen.

    60 Mio.

    US-Dollar betrug der Zufluss ausländischer Investitionen 2024.

    Quelle: Ukrainische Zentralbank 2025

    Die Wiederaufbaukosten für die Oblast Winnyzja werden auf rund 5,1 Milliarden US-Dollar (US$) geschätzt. Das entspricht etwas über 1 Prozent der landesweiten Gesamtkosten. Damit verbleibt für in- und ausländische Investoren nur ein vergleichsweise kleiner Pool an Wiederaufbauprojekten. Abseits vom Wiederaufbau haben die regionalen Behörden aber Infrastrukturvorhaben im Umfang von etwa 8,6 Milliarden US$ geplant. Dadurch weist Winnyzja die drittgrößte Finanzierungslücke zwischen verfügbaren und benötigten Mitteln auf und somit attraktive Betätigungsmöglichkeiten für private Investoren eröffnet.

    Attraktivität für Investoren muss erhöht werden

    Die jüngste Investitionsübersicht, die von den Gemeinden (Hromadas) auf ihren offiziellen Webseiten veröffentlicht wurde, listet laut dem Zentrum für Wirtschaftsstrategie bislang nur rund 20 Greenfield- und 10 Brownfield-Projekte auf. Die geringe Anzahl unterstreicht die Notwendigkeit, die Investitionsanreize gezielt zu verbessern. Auch die Stadt Winnyzja konzentriert sich fast ausschließlich auf Wiederaufbauprojekte und kaum auf neue Vorhaben, die für private Investoren von Interesse sein könnten.

    Da Winnyzja im Krieg vergleichsweise geringe Schäden erlitten hat, ist der Wiederaufbaubedarf entsprechend niedrig. Der Bausektor macht lediglich 1,8 Prozent der öffentlichen Ausschreibungen der Oblast aus – deutlich unter dem nationalen Durchschnitt von 4,2 Prozent. Mit knapp 200 aktiven Projekten im Gesamtwert von rund 11 Millionen Euro rangiert Winnyzja landesweit nur auf Platz 19 beim Ausschreibungsvolumen.

    Privates Kapital ist auch deshalb weiterhin knapp. Die neue Nussverarbeitungsanlage von Roshen stellt nahezu das einzige Vorzeigeprojekt dar, das seit Beginn des russischen Angriffskriegs realisiert wurde. Auf der Investitionskarte der Ukraine sind derzeit keine vollständig vorbereiteten, investitionsreifen Projekte für die Oblast verzeichnet.

    Die sektorale Verteilung der Bankkredite spiegelt die wirtschaftliche Struktur der Region deutlich wider: Fast 47 Prozent der Kredite fließen in die Landwirtschaft, gefolgt vom verarbeitenden Gewerbe mit 27 Prozent und dem Handel mit 19 Prozent. Diese Zahlen unterstreichen die starke Dominanz des Agrarsektors in Winnyzja.

    Industrieparks könnten Potenziale freisetzen

    Wie in vielen ukrainischen Regionen befinden sich auch in Winnyzja mehr Industrieparks in Planung als im Betrieb. Ein Park ist allerdings vollständig funktionsfähig, drei weitere befinden sich derzeit im Bau. Alle befinden sich in unmittelbarer Nähe zueinander. Dieses kompakte Cluster unterscheidet Winnyzja von anderen Industriezentren des Landes und könnte die effiziente Verknüpfung von Produktions- und Logistikressourcen zu einem integrierten, leistungsfähigen Ökosystem ermöglichen. Mit staatlicher Unterstützung können Industrieparks beträchtliche Zuschüsse für Infrastrukturmaßnahmen und Stromanschlüsse erhalten. Darüber hinaus profitieren Unternehmen in Schlüsselbranchen wie Fertigung, Abfallwirtschaft sowie Forschung und Entwicklung von einer zehnjährigen Befreiung von der Körperschaftssteuer.

    Erster Innovationspark vor der Fertigstellung

    Die Stadt Winnyzja steht zudem kurz vor der Fertigstellung des ersten kommunalen Innovations- und Technologieparks der Ukraine: Crystal. Ende Mai 2025 wurde die erste Projektphase abgeschlossen. Finanziert wurde diese Phase überwiegend durch einen GIZ-UNDP-Zuschuss in Höhe von 1 Million US$ aus dem Jahr 2023, der für die Ausstattung zweier Forschungszentren mit Möbeln und Hightech-Geräten verwendet wurde. Der Park kann bereits als Plattform für horizontale Kooperationen genutzt werden.

    Das Gesamtbudget des Projekts beläuft sich auf 9 Millionen US$. Der Stadtrat von Winnyzja ist derzeit auf der Suche nach externen Finanzierungspartnern, um die zweite Bauphase umzusetzen. Die aktuellen Forschungskapazitäten der Region sind jedoch noch begrenzt: Es existiert lediglich ein spezialisiertes Forschungsinstitut – das Institut für Futtermittelforschung und Landwirtschaft von Podillya.

    In der Oblast Winnyzja sind derzeit drei sektorale Clusterinitiativen außerhalb des IT-Bereichs aktiv: Der Dnister International Agricultural Cluster, der Cluster Agrovin Agrocluster sowie der Vinnytsia Automation and Instrument Making Cluster, letzterer mit Spezialisierung auf Elektronik.

    Institutionelle Leistungsfähigkeit auf mäßigem Niveau

    Die Verwaltungskapazitäten der Oblast bleiben hinter ihrer wirtschaftlichen Bedeutung zurück. Zwar beschäftigt die Region die fünftgrößte staatliche Belegschaft der Ukraine, doch liegt das durchschnittliche Monatsgehalt von Fachkräften mit rund 500 € nur auf Platz 17. Finanziell stehen die Gemeinden (Hromadas) der Oblast landesweit auf Rang 8, wobei die finanzielle Kapazität von rund 65 Prozent der Gemeinden als "hoch" oder "optimal" eingestuft wird. Insgesamt deutet dies auf eine starke administrative Präsenz hin – bei gleichzeitig nur durchschnittlicher institutioneller Leistungsfähigkeit.

    Wichtige Ansprechpartner für Investoren in der Region Winnyzja:

    1. Regionale Entwicklungsagentur der Region Winnyzja
    2. Investitionsagentur der Stadt Winnyzja

  • Arbeitsmarkt und Bildungswesen

    Bevölkerungszuwachs, stabile Mieten, günstige Arbeitskräfte und ein starker Fokus auf medizinische Ausbildung prägen die Region.

    Mit rund 1,4 Millionen Einwohnern – etwa 4,5 Prozent der Gesamtbevölkerung der Ukraine – ist die Oblast Winnyzja die sechstgrößte Region des Landes. Zwischen 2019 und 2024 verzeichnete sie einen Bevölkerungszuwachs von rund 65.000 Personen und damit um knapp 5 Prozent, während die Gesamtbevölkerung der Ukraine im selben Zeitraum um 16,5 Prozent zurückging. Zwar emigrierte auch aus Winnyzja ein Teil der Einwohner, dies wurde aber mehr als ausgeglichen durch die Neuansiedlung von etwa 142.000 Binnenvertriebenen. Damit zählt die Region zu den fünf wichtigsten Aufnahmeregionen außerhalb der Frontgebiete.

    Trotz dieses Zustroms blieben die Wohnungsmieten in den letzten 18 Monaten weitgehend stabil. Vor Beginn des Krieges lebte rund die Hälfte der Bevölkerung in städtischen Gebieten – ein Anteil, der seither kontinuierlich steigt. Gleichzeitig verzeichnen die ländlichen Regionen einen anhaltenden Bevölkerungsrückgang zugunsten der Städte.

    Arbeitskosten günstiger als im Landesdurchschnitt

    Knapp ein Viertel der Bevölkerung (rund 320.000 Personen) war offiziell beschäftigt, davon rund 40 Prozent in Großunternehmen. Damit rangiert Winnyzja auf Platz acht unter den Regionen mit der größten offiziellen Erwerbsbevölkerung und stellt 3,7 Prozent der nationalen Gesamtzahl. Die Arbeitskosten liegen etwa 13 Prozent unter denen der fünf größten Wirtschaftszentren des Landes. In Bezug auf das durchschnittliche Monatsgehalt platziert sich Winnyzja landesweit auf Platz 15: rund 427 Euro unterbieten den Landesdurchschnitt um etwa 17 Euro.

    Nicht alle Stellen können besetzt werden

    Der Schock der Vollinvasion und die Binnenmigration wirkten sich auf den Arbeitsmarkt ähnlich stark aus wie im Landesdurchschnitt. Die Zahl der offenen Stellen ging deutlich zurück, während die Zahl der Bewerber pro Stelle in 2022 zeitweise auf 19 stieg – über dem nationalen Höchstwert von 17. Bereits bis zum Sommer 2023, nur anderthalb Jahre nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs, zeigte sich die Wirtschaft erholt und der Arbeitsmarkt stabilisiert: Das Verhältnis sank in Winnyzja auf 2,3 (im Landesdurchschnitt 1,7). Anfang 2025 stieg die Zahl jedoch wieder leicht an.

    Die Zahl der offenen Stellen bleibt hoch: Winnyzja liegt unter den regionalen Zentren landesweit auf Platz sechs. Dies deutet auf ein Missverhältnis zwischen Qualifikationen und Gehaltsvorstellungen hin.

    Medizinische Ausbildung bleibt ein Schwerpunkt

    Die meisten Hochschulen der Region befinden sich in der Stadt Winnyzja. Lediglich eine Einrichtung liegt in der Stadt Bar nahe der Grenze zur Oblast Chmelnyzkyj. Rund 26.000 Studierende sind in Vollzeit eingeschrieben. Besonders gefragt sind Studiengänge in Medizin, Sekundarschulbildung und Management. Im Jahr 2024 nahmen zehn staatliche und fünf private Hochschulen neue Studierende auf. Eine davon – die Nationale Pirogov-Gedächtnis-Medizinische Universität – zählt zu den 20 beliebtesten Universitäten der Ukraine.

  • Infrastruktur und Energie

    Winnyzja punktet mit guter Anbindung, fruchtbaren Böden und gut ausgebauter Solarenergie – doch bei Infrastruktur und kommunaler Digitalisierung besteht Nachholbedarf.

    Die Oblast Winnyzja verfügt über eine gute Verkehrsanbindung und nimmt eine strategisch wichtige Rolle in der nationalen Logistik ein. Zwei bedeutende Fernstraßen durchqueren die Region: die M30 in West-Ost-Richtung und die M21 in Nord-Süd-Richtung. Die Stadt Winnyzja ist zudem ein zentraler Eisenbahnknotenpunkt mit Direktverbindungen nach Kyjiw (Fahrzeit unter drei Stunden), Odessa, in die Republik Moldau und via Lwiw nach Polen.

    In Bezug auf Fläche und Straßendichte liegt die Oblast im landesweiten Mittelfeld: Mit rund 26.500 Quadratkilometern rangiert sie auf Platz 11, während sie mit lediglich 76 Metern Nationalstraße pro Quadratkilometer Platz 16 bei der Straßendichte belegt. Damit zählt sie infrastrukturell nicht zu den führenden Regionen.

    Der internationale Flughafen Winnyzja (VIN) befand sich kurz vor der vollständigen russischen Invasion in der Umbauphase, wurde jedoch zu Kriegsbeginn durch Raketenangriffe zerstört. Eine Wiederinbetriebnahme erfordert daher erheblicher Investitionen und Planungsaufwände.

    Investitionen in Verkehrsinfrastruktur notwendig

    Die wirtschaftlichen Herausforderungen der Region werden durch die "Strategie für eine ausgewogene regionale Entwicklung der Oblast Winnyzja bis 2027" adressiert, die im April 2025 aktualisiert wurde. Darin wird unter anderem festgestellt, dass ein erheblicher Teil des lokalen Straßennetzes weiterhin in schlechtem Zustand ist und umfangreiche staatliche Investitionen für Sanierung und Modernisierung erforderlich sind.

    Landwirtschaft dominiert in vielen Teilen der Oblast

    Separate Wirtschaftszonen existieren in der Oblast nicht. In den meisten Hromadas dominiert die Landwirtschaft. Ausnahmen bilden die Hromadas Winnyzja und Kalynivka, wo Handel und Industrie die größten Einnahmequellen darstellen, sowie Schmerynka und Kosjatyn mit einem Schwerpunkt auf Transportdienstleistungen. In Ladyschyn wiederum sind industrielle Fertigung sowie Energieversorgung die wichtigsten wirtschaftlichen Säulen.

    Die Region zeichnet sich durch außergewöhnlich fruchtbare Böden aus und gehört gemeinsam mit benachbarten Gebieten in der Zentral- und Südukraine zum produktivsten Agrargürtel des Landes. Dieser natürliche Vorteil macht Winnyzja zu einem Schlüsselstandort für den Anbau von Nutzpflanzen und die Entwicklung der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Im Gegensatz dazu sind die mineralischen Rohstoffe der Region begrenzt und wenig bedeutend. Sie bestehen überwiegend aus Baumaterialien (76 Prozent), gefolgt von Grundwasserreserven (9 Prozent) und Torf (5 Prozent).

    Gute Platzierung bei Solarenergie

    Im Bereich der erneuerbaren Energien liegt Winnyzja zwar hinter den nationalen Spitzenreitern zurück, übertrifft jedoch den Landesdurchschnitt. Das liegt vor allem an Solarenergie. Die Oblast verfügt über knapp 10 Prozent der Solaranlagen der Ukraine und erzeugt rund 6,5 Prozent der nationalen Solarstrommenge, womit sie landesweit auf Platz 5 rangiert. Biokraftstoffanlagen tragen knapp 5 Prozent zur installierten Kapazität bei, während Wasserkraft mit unter 2 Prozent eine untergeordnete Rolle spielt. 

    Windkraft ist bislang nicht vorhanden. Geplant ist aber der Bau von Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von bis zu 600 Megawatt in der Region. Besonders die DTEK-Gruppe, ein ukrainischer Energieversorger, prüft den Bau eines großen Windparks im Süden der Oblast. Zwar ist die Region nicht so bekannt für Windenergie wie beispielsweise die Küstenregionen, in Teilen der Oblast sind die Windverhältnisse aber günstig. Die Sonnenbedingungen sind ebenfalls günstig: Der jährliche Photovoltaikertrag liegt im Norden der Oblast bei etwa 1.170 Kilowattstunden pro Kilowattpeak und steigt im Süden auf rund 1.240 Kilowattstunden pro Kilowattpeak. Das ist vergleichbar mit benachbarten Regionen und höher als in den meisten Teilen Mittel- und Osteuropas.

    Betriebe zeichnen sich durch Resilienz aus

    Die Energiesicherheit für Unternehmen ist bemerkenswert hoch: Nur ein Viertel der Betriebe berichteten von Stromausfällen während landesweiter Versorgungsunterbrechungen – ein Wert, der deutlich unter dem nationalen Durchschnitt von über 50 Prozent liegt. Das zeigt zum einen die hohe operative Resilienz und zum anderen spiegelt es die wenigen Angriffe auf die Region wider.

    Die digitale Konnektivität ist hingegen nur mäßig ausgeprägt. Mit 129 Mobilfunk-SIM-Karten pro 100 Einwohner und einem festen Internetzugang in 55 Prozent der Haushalte liegt die Region unter dem Landesdurchschnitt. Beim öffentlichen WLAN belegt Winnyzja Platz 13 und erreicht einen Wert von 0,71 im Internet Development Index.

    Die Bankinfrastruktur ist vergleichsweise gut entwickelt: Mit 198 Filialen (4 Prozent der landesweiten Gesamtzahl und 17 pro 100.000 Erwachsene) liegt die Oblast auf Rang 7. Seit Januar 2022 ist die Zahl der Bankfilialen jedoch um 10 Prozent zurückgegangen.

  • Sicherheitslage

    Die Risiken in der Region sind im Vergleich zur restlichen Ukraine gering. Die größte ökologische Herausforderung besteht in der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung. 

    Die Oblast Winnyzja liegt am westlichen Rand der Zentralukraine und zählt zu den sichersten Regionen des Landes. Sie weist eine der niedrigsten Zahlen kriegsbedingter Zwischenfälle auf. Der von der Regierung veröffentlichte Offline-Bildungsrisikoindex, der die Sicherheit des Präsenzunterrichts in jeder Hromada bewertet, stuft den Großteil der Oblast Winnyzja als "zufriedenstellend" mit dem niedrigsten Risiko ein. Höhere Risikoeinstufungen gelten lediglich für die Hromadas Winnyzja und Koziatyn sowie für einige südliche Gemeinden an der Grenze zur Republik Moldau und zur Oblast Odessa. Grundsätzlich bestehen durch den russischen Angriffskrieg aber auch in der gesamten Oblast Winnyzja Risiken fort.

    Keine Luft- oder Drohnenangriffe im 1. Halbjahr 2025

    Mit 73 kriegsbedingten Vorfällen seit 2022 (2,8 pro 1.000 km²) liegt Winnyzja deutlich unter dem Niveau anderer Regionen, etwa Lwiw mit 95 Vorfällen (4,4 pro 1.000 km²). In der 1. Jahreshälfte 2025 wurden keinerlei Luft- oder Drohnenangriffe registriert. Das ist ein Spitzenwert, der sonst nur von Transkarpatien, der sichersten Oblast der Ukraine, erreicht wird.

    Kriegsrisikoversicherung in Winnyzja grundsätzlich verfügbar

    Winnyzja erfüllt die gängigen Kriterien für verschiedene Kriegsrisikoversicherungen: Alle Vermögenswerte befinden sich mehr als 100 Kilometer von der Frontlinie entfernt und können versichert werden. Allerdings erfolgt die Bewertung einzelfallbasiert. Dennoch mangelt es – wie im gesamten Land – an ausreichenden Versicherungsmöglichkeiten.

    Zu den ökologischen Herausforderungen zählen neben der intensiven Bodennutzung auch die äußerst begrenzt nutzbaren Reserven an Trink- und Brauchwasser, die zu den niedrigsten in der Ukraine gehören. Diese könnte durch verbesserte Bewirtschaftungspraktiken und EU-konforme Maßnahmen deutlich entschärft werden.

    Für die Ukraine gilt aufgrund der bestehenden Sicherheitslage eine Reisewarnung. Sie gilt grundsätzlich für alle Reisenden unabhängig vom Reisezweck. Institutionen und Personen die aus übergeordneten Gründen in die Ukraine reisen oder für einen längeren Zeitraum dort tätig sein wollen, müssen die Notwendigkeit und das individuelle Risiko jeder Reise sehr genau abwägen und in eigener Verantwortung entscheiden. Teil dieser Abwägung müssen das Bewusstsein einer möglichen individuellen Gefährdung sowie ein sorgfältig und professionell ausgearbeitetes Sicherheitskonzept sein. Konsularische Betreuung ist  nur sehr eingeschränkt möglich. Alle, die sich trotz Reisewarnung für einen Aufenthalt vor Ort entscheiden, müssen - ggf. mit Hilfe von Sicherheitsdienstleistern - für ihre eigene Sicherheit und ihr eigenes Evakuierungskonzept Sorge tragen. Wir empfehlen in diesem Fall außerdem, sich in die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amts einzutragen. Auf die aktuellen Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts einschließlich des Haftungsausschlusses wird verwiesen. Zu beachten ist ferner, dass bei Reisen in die Ukraine auch eine akute nachrichtendienstliche Bedrohung für schützenswerte Inhalte dienstlicher und privater Natur besteht.

    Sollte eine Reise unabdingbar sein, müssen sich Reisende selbst über die derzeitige Lage informieren, worüber zahlreiche privatwirtschaftliche Plattformen aktuelle Informationen anbieten:

    1. War Risks in Ukraine Data Platform
    2. Armed Conflict Location & Event Data
    3. DeepStateMAP
    4. Institute for the Study of War
    5. LiveUAMap

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