Die Oblast Winnyzja verfügt über eine gute Verkehrsanbindung und nimmt eine strategisch wichtige Rolle in der nationalen Logistik ein. Zwei bedeutende Fernstraßen durchqueren die Region: die M30 in West-Ost-Richtung und die M21 in Nord-Süd-Richtung. Die Stadt Winnyzja ist zudem ein zentraler Eisenbahnknotenpunkt mit Direktverbindungen nach Kyjiw (Fahrzeit unter drei Stunden), Odessa, in die Republik Moldau und via Lwiw nach Polen.
In Bezug auf Fläche und Straßendichte liegt die Oblast im landesweiten Mittelfeld: Mit rund 26.500 Quadratkilometern rangiert sie auf Platz 11, während sie mit lediglich 76 Metern Nationalstraße pro Quadratkilometer Platz 16 bei der Straßendichte belegt. Damit zählt sie infrastrukturell nicht zu den führenden Regionen.
Der internationale Flughafen Winnyzja (VIN) befand sich kurz vor der vollständigen russischen Invasion in der Umbauphase, wurde jedoch zu Kriegsbeginn durch Raketenangriffe zerstört. Eine Wiederinbetriebnahme erfordert daher erheblicher Investitionen und Planungsaufwände.
Investitionen in Verkehrsinfrastruktur notwendig
Die wirtschaftlichen Herausforderungen der Region werden durch die "Strategie für eine ausgewogene regionale Entwicklung der Oblast Winnyzja bis 2027" adressiert, die im April 2025 aktualisiert wurde. Darin wird unter anderem festgestellt, dass ein erheblicher Teil des lokalen Straßennetzes weiterhin in schlechtem Zustand ist und umfangreiche staatliche Investitionen für Sanierung und Modernisierung erforderlich sind.
Landwirtschaft dominiert in vielen Teilen der Oblast
Separate Wirtschaftszonen existieren in der Oblast nicht. In den meisten Hromadas dominiert die Landwirtschaft. Ausnahmen bilden die Hromadas Winnyzja und Kalynivka, wo Handel und Industrie die größten Einnahmequellen darstellen, sowie Schmerynka und Kosjatyn mit einem Schwerpunkt auf Transportdienstleistungen. In Ladyschyn wiederum sind industrielle Fertigung sowie Energieversorgung die wichtigsten wirtschaftlichen Säulen.
Die Region zeichnet sich durch außergewöhnlich fruchtbare Böden aus und gehört gemeinsam mit benachbarten Gebieten in der Zentral- und Südukraine zum produktivsten Agrargürtel des Landes. Dieser natürliche Vorteil macht Winnyzja zu einem Schlüsselstandort für den Anbau von Nutzpflanzen und die Entwicklung der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Im Gegensatz dazu sind die mineralischen Rohstoffe der Region begrenzt und wenig bedeutend. Sie bestehen überwiegend aus Baumaterialien (76 Prozent), gefolgt von Grundwasserreserven (9 Prozent) und Torf (5 Prozent).
Gute Platzierung bei Solarenergie
Im Bereich der erneuerbaren Energien liegt Winnyzja zwar hinter den nationalen Spitzenreitern zurück, übertrifft jedoch den Landesdurchschnitt. Das liegt vor allem an Solarenergie. Die Oblast verfügt über knapp 10 Prozent der Solaranlagen der Ukraine und erzeugt rund 6,5 Prozent der nationalen Solarstrommenge, womit sie landesweit auf Platz 5 rangiert. Biokraftstoffanlagen tragen knapp 5 Prozent zur installierten Kapazität bei, während Wasserkraft mit unter 2 Prozent eine untergeordnete Rolle spielt.
Windkraft ist bislang nicht vorhanden. Geplant ist aber der Bau von Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von bis zu 600 Megawatt in der Region. Besonders die DTEK-Gruppe, ein ukrainischer Energieversorger, prüft den Bau eines großen Windparks im Süden der Oblast. Zwar ist die Region nicht so bekannt für Windenergie wie beispielsweise die Küstenregionen, in Teilen der Oblast sind die Windverhältnisse aber günstig. Die Sonnenbedingungen sind ebenfalls günstig: Der jährliche Photovoltaikertrag liegt im Norden der Oblast bei etwa 1.170 Kilowattstunden pro Kilowattpeak und steigt im Süden auf rund 1.240 Kilowattstunden pro Kilowattpeak. Das ist vergleichbar mit benachbarten Regionen und höher als in den meisten Teilen Mittel- und Osteuropas.
Betriebe zeichnen sich durch Resilienz aus
Die Energiesicherheit für Unternehmen ist bemerkenswert hoch: Nur ein Viertel der Betriebe berichteten von Stromausfällen während landesweiter Versorgungsunterbrechungen – ein Wert, der deutlich unter dem nationalen Durchschnitt von über 50 Prozent liegt. Das zeigt zum einen die hohe operative Resilienz und zum anderen spiegelt es die wenigen Angriffe auf die Region wider.
Die digitale Konnektivität ist hingegen nur mäßig ausgeprägt. Mit 129 Mobilfunk-SIM-Karten pro 100 Einwohner und einem festen Internetzugang in 55 Prozent der Haushalte liegt die Region unter dem Landesdurchschnitt. Beim öffentlichen WLAN belegt Winnyzja Platz 13 und erreicht einen Wert von 0,71 im Internet Development Index.
Die Bankinfrastruktur ist vergleichsweise gut entwickelt: Mit 198 Filialen (4 Prozent der landesweiten Gesamtzahl und 17 pro 100.000 Erwachsene) liegt die Oblast auf Rang 7. Seit Januar 2022 ist die Zahl der Bankfilialen jedoch um 10 Prozent zurückgegangen.