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Wirtschaftsumfeld | Ukraine | Investitionsstandort Region Lwiw

Investitionsstandort: Region Lwiw

Lwiw ist eine dynamische Wirtschaftsregion mit EU-Nähe, stabiler Lage und großem Potenzial für Investitionen.

Von Maria Repko (Centre for Economic Strategy), Maksym Samoiliuk (Centre for Economic Strategy), Andrii Akymenko (Centre for Economic Strategy) | Kyjiw

Lwiw ist eine der dynamischsten Wirtschaftsregionen der Ukraine. Die westlich gelegene Oblast punktet mit EU-Nähe, stabiler Sicherheitslage und wachsender Bevölkerung. Sie ist ein bedeutendes Zentrum für Industrie, IT und Logistik. Besonders attraktiv sind Investitionen im Bausektor, in erneuerbare Energien und in der verarbeitenden Industrie. Im Katalog investitionsbereiter Projekte stehen mehr als 1.000 Vorhaben. Dafür fehlt aber häufig noch die Finanzierung, obwohl die Region gut ausgebildete Fachkräfte sowie eine starke digitale Infrastruktur bietet und zu den sichersten Gebieten des Landes zählt. Aus Deutschland sind vor allem Unternehmen aus dem Mittelstand präsent.

  • Investitionspotenzial

    Lwiw ist die drittgrößte Wirtschaftsregion der Ukraine. Ein wachsendes Industrie-, IT- und Logistikzentrum mit EU-Anbindung und hoher Standortattraktivität.

    Die Oblast Lwiw zählt zu den wirtschaftlich bedeutendsten Regionen der Ukraine. Lwiw ist sowohl in Bezug auf die Wirtschaftsleistung als auch auf die Bevölkerung (2,3 Millionen Einwohner) die drittgrößte Region der Ukraine. Auch bei der offiziellen Erwerbsbevölkerung liegt sie mit etwa 670.000 Beschäftigten auf Rang drei. Das Verwaltungszentrum, die Stadt Lwiw mit rund 780.000 Einwohnern, ist ein bedeutendes Industrie- und Bildungszentrum sowie ein kultureller und touristischer Hotspot im Westen der Ukraine.

    Dank der Nähe zur Grenze mit Polen fungiert die Oblast als Tor zur Europäischen Union. Wichtige Straßen- und Eisenbahnverbindungen verlaufen durch Lwiw und verbinden die ukrainischen Städte mit Krakau und Lublin. Geografisch liegt die Region nach Transkarpatien am weitesten von Russland entfernt, was mit vergleichsweise geringeren Sicherheitsrisiken einhergeht. Dies zeigt sich auch statistisch in einer niedrigeren Zahl von Drohnen- und Raketenangriffen.

    Wachstumsregion mit starker Industrie und IT-Branche

    Die Oblast Lwiw trägt über 6  Prozent zur nationalen Wirtschaftsleistung im Jahr 2024 bei. Das entspricht einem Anstieg gegenüber dem Vorkriegsniveau von 5 Prozent und unterstreicht die zunehmende Bedeutung Lwiws, so die Analyse des Centre for Economic Strategy (CES). Diese Entwicklung ist vor allem auf verstärkte Transitaktivitäten und Binnenmigration während des Krieges zurückzuführen. Das hat die Bevölkerungszahl sowie Löhne und die Gesamtproduktion der Region in die Höhe getrieben.

    Die Region profitiert von einem dichten Straßennetz, strategisch wichtigen Bodenschätzen und einer gut entwickelten industriellen Basis. Handel und Lebensmittelproduktion dominieren mit einem Anteil von fast 62 Prozent den regionalen Unternehmensumsatz.

    Die Nähe zur EU, eine leistungsfähige digitale Infrastruktur, moderne Kommunikationsnetze und ein lebendiges Stadtleben sowie geringere Kriegsrisiken machen Lwiw besonders attraktiv für die IT-Branche. Mit rund 51.000 Fachkräften ist die Region das zweitgrößte IT-Zentrum der Ukraine und ein bedeutender Standort für Softwareentwicklung.

    Viel Potenzial für erneuerbare Energien

    Die Oblast Lwiw bietet hohes Potenzial für erneuerbare Energien. Sie belegt Platz drei bei der Windenergiekapazität und liegt bei der Solarkapazität deutlich über dem Landesdurchschnitt. Insgesamt generiert die Region 16 Prozent des nationalen Wind- und 6 Prozent des Solarstroms.

    SWOT-Analyse der Region Lwiw

    Die Stärken und Schwächen der Region in der Übersicht

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    Stärken Strengths

    • Gute strategische Lage mit Auto- und Eisenbahn-Grenzübergängen nach Polen und damit in die EU – ideal für Handel und Logistik.
    • Hohe IT-Kompetenz dank zweithöchster Konzentration an IT-Spezialisten und 23 der 50 größten IT-Unternehmen der Ukraine
    • Drittgrößte Erwerbsbevölkerung und zahlreiche Hochschulabsolventen sorgen für großes Arbeitskräftepotenzial
    • Höchste Straßendichte im Westen und bedeutende Eisenbahnknotenpunkte garantieren gute Verkehrsinfrastruktur
    • Relativ geringe Anzahl kriegsbedingter Vorfälle
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    Schwächen Weaknesses

    • Der internationale Flughafen Lwiw ist seit Kriegsbeginn außer Betrieb und schränkt die internationale Anbindung ein
    • Mangelhaftes Abfallmanagement und Verschmutzung durch Industrie und Bergbau belasten die Umwelt
    • Wirtschaft ist stark auf Logistik und Transit ausgerichtet, was sie für Unterbrechungen anfällig macht
    • Teilweise veraltete Industrie- und Verkehrsinfrastruktur mit großem Investitionsbedarf
    • Geringere Löhne als in Kyjiw sind zwar gut für Arbeitgeber, aber potenziell nachteilig für Fachkräftebindung
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    Chancen Opportunities

    • Über 1.000 investitionsbereite Projekte bieten Chancen für Unternehmen aus verschiedensten Bereichen
    • Der Flughafen in Lwiw könnte als erster des Landes wieder öffnen und so die internationale Anbindung stärken
    • Nähe zur EU-Grenze bietet Chancen für grenzübergreifende Fördermittel und Investitionen
    • Ausbau erneuerbarer Energien und nachhaltiger Industrieprozesse kann Impulse für Wachstum setzen
    • Starke IT-Branche treibt digitale Dienstleistungen voran
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    Risiken Threats

    • Auch wenn relativ sicher, bleibt das Risiko durch Luftangriffe und geopolitische Instabilität bestehen
    • Brain Drain durch Migration in sicherere oder wirtschaftlich attraktivere Länder
    • Abhängigkeit von ausländischen Investitionen und Exporten macht die Region anfällig für globale Krisen
    • Klimawandel mit zunehmenden Wetterextremen könnten Infrastruktur und Landwirtschaft belasten
    • Hohe Korruption ist potenzielle Hürde für Investoren und bei Unternehmensgründungen

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  • Wirtschaftsprofil

    Handel, Lebensmittelproduktion und der IT-Sektor prägen die Wirtschaft. Auch deutsche Investoren setzen Impulse.

    Die Wirtschaft der Oblast Lwiw wird durch Handel und Lebensmittelproduktion getragen, die zusammen fast 62 Prozent des Gesamtumsatzes aller Unternehmen der Region ausmachen.

    Die Nähe zu Polen und damit zur EU unterstreicht die Rolle der Region als Straßenverkehrstor der Ukraine und als bedeutender Knotenpunkt für den internationalen Handel.

    Guter Standort für die Produktion von Maschinen und Ausrüstungen

    Eine gut entwickelte industrielle Basis in Kombination mit der günstigen geografischen Lage verschafft Lwiw einen klaren Wettbewerbsvorteil. Die verarbeitende Industrie dominiert die Wirtschaftsstruktur der Region und erzeugt fast 70 Prozent der industriellen Produktion. Maschinen, Ausrüstungen und Komponenten werden vor allem für die Landwirtschaft, den Straßen- und Schienenverkehr sowie für die Lebensmittel- und Textilindustrie produziert. Zudem spielt die IT-Industrie eine herausragende Rolle. Diese Sektoren wurden als strategische Prioritäten für die Umsetzung der intelligenten Spezialisierung in der Region benannt.

    Zwei sektorale (nicht-IT) Cluster-Initiativen sind in der Oblast Lwiw aktiv: 

    1. Das Lviv Cluster of Medical Business fördert die Entwicklung der medizinischen Industrie
    2. Das IRON Cluster konzentriert sich auf Verteidigungstechnologien und stärkt die Innovationskraft in sicherheitsrelevanten Bereichen.

    Drei größten IT-Firmen der Ukraine sitzen in Lwiw

    Mit Stand Januar 2025 ist Lwiw Heimat von fast der Hälfte der 50 führenden IT-Unternehmen der Ukraine. Das entspricht derselben Anzahl wie im Jahr 2022, auch wenn sich die Zusammensetzung der Firmen teilweise verändert hat. Zu den bedeutendsten zählen die drei größten Akteure der Branche: EPAM Ukraine, SoftServe und GlobalLogic. Die lokale IT-Landschaft wird vom Lviv IT Cluster getragen. Das Unternehmensnetzwerk vereint führende Technologieunternehmen der Region und fördert die Entwicklung des Sektors aktiv. Im Jahr 2023 waren in Lwiw über 51.000 IT-Fachkräfte beschäftigt, womit die Stadt nach Kyjiw das zweitgrößte IT-Zentrum der Ukraine darstellt.

    Unternehmen aus der Region blicken optimistisch in die Zukunft

    Die Inflationsentwicklung in der Oblast Lwiw verlief während des russischen Angriffskriegs weitgehend im Einklang mit den nationalen Trends. Dennoch lagen die Geschäftserwartungen durchgehend über dem Landesdurchschnitt – und seit Mitte 2024 hat sich dieser Abstand weiter vergrößert. Dies deutet auf eine ausgeprägt optimistische wirtschaftliche Stimmung in der Region hin.

    Beim Thema Korruption belegt die Oblast einen Platz im hinteren Feld. Im Jahr 2021 lag Lwiw beim wahrgenommenen Korruptionsniveau auf dem siebtschlechtesten Platz unter den 24 Regionen der Ukraine – besser als Odessa, aber schlechter als Kyjiw.

    Lwiw liegt bei ausländischen Investitionen weit vorne

    Die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in Lwiw beliefen sich Ende 2024 auf insgesamt 1,7 Milliarden US-Dollar (US$), was unter dem Vorkriegsniveau liegt und einem Rückgang von 12 Prozent gegenüber 2021 entspricht. Dennoch rangierte Lwiw landesweit auf Platz vier beim Gesamtbestand an FDI – hinter der Stadt Kyjiw, der Oblast Dnipropetrowsk und der Oblast Kyjiw. Deutschland trug mit 109 Millionen US$ zu diesem Bestand bei. Die größten Beiträge kamen aus Zypern (736 Millionen US$) – ein Teil davon könnte sogenanntes „Round-Tripping“ ukrainischer Unternehmen darstellen (also die Reinvestition zuvor exportierten Kapitals) – sowie aus Polen (431 Millionen US$). Auch bei den FDI-Zuflüssen belegte Lwiw im Jahr 2024 den vierten Platz: Über 160 Millionen US$ entfielen auf reinvestierte Gewinne, die gesamten Direktinvestitionen beliefen sich auf 217 Millionen US$. Zehn der 100 umsatzstärksten Unternehmen in der Oblast Lwiw befinden sich in ausländischem Besitz.

    Die größten ausländischen Investoren in der Region Lwiwnach Jahresumsatz 2024
    RangFirmaBrancheHerkunftsland
    1.LPP UkraineEinzelhandelPolen
    2.Leoni Wiring Systems UA GmbHNahrungsmittelindustrieUSA
    3.Swiss KronoNahrungsmittelindustrieNiederlande
    4.TIS CoalLogistikUngarn
    5.Odesa Cognac PlantNahrungsmittelindustrieLiechtenstein
    6.AutoDoc UkraineHandelDeutschland
    7.TransInvest ServiceLogistikUngarn
    8.IZTLogistikGriechenland
    9.MSHK UkraineLogistikItalien
    10.PotokyNahrungsmittelindustrieZypern
    Quelle: YouControl Market Data 2025

    Mehr als 40 deutsche Firmen vor Ort

    Die Präsenz deutscher Unternehmen ist zwar überschaubar, aber wirtschaftlich relevant. Unter den 100 umsatzstärksten Firmen der Region ist Bader Ukraine das einzige deutsche Unternehmen. Auch LEONI Wiring Systems Ukraine, Teil einer in Deutschland ansässigen Unternehmensgruppe, zählt zu den wichtigen Akteuren.

    Darüber hinaus sind mehrere mittelständische deutsche Unternehmen in der Region aktiv, darunter:

    • Fuchs Mastyla Ukraina (Schmierstoffe),
    • Josera Ukraine (Tiernahrung),
    • Klingspor (Baumaterialien),
    • Sun Garden (Heimtextilien),
    • Häfele Ukraine (Möbelbeschläge),
    • ODW-Elektrik (Fahrzeugtechnik).

    Ergänzt wird dieses Bild durch mindestens 40 kleinere deutsche Firmen, die ebenfalls zur wirtschaftlichen Vielfalt der Region beitragen.

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  • Investitionsförderung und -chancen

    Lwiw bietet großes Investitionspotenzial: geringe Kriegsschäden, viele Projekte, eine hohe Finanzierungslücke und starke Nachfrage im Bausektor.

    217 Mio.

    US-Dollar betrug der Zufluss ausländischer Investitionen 2024.

    Quelle: Ukrainische Zentralbank 2025

    Die Oblast Lwiw benötigt 4,1 Milliarden US-Dollar (US$) für den Wiederaufbau, was knapp 1 Prozent des gesamten Wiederaufbaubedarfs der Ukraine ausmacht. Da die Region im Vergleich zu anderen Landesteilen nur geringfügig vom Kriegsgeschehen betroffen ist, besteht ein geringerer unmittelbarer Wiederherstellungsbedarf. Dennoch sind über 550 Wiederaufbauprojekte geplant, die das wirtschaftliche Potenzial der Region stärken sollen. Zusammen haben sie ein geschätztes Gesamtvolumen von fast 9 Milliarden US$. Bisher wurden jedoch nur 262 Millionen US$ davon gesichert. Damit weist Lwiw die größte Finanzierungslücke im ganzen Land auf und bietet somit eine große Chance für Investoren.

    Investitionschancen im Bau- und Industriesektor

    Der Bausektor zählt zu den vielversprechendsten Investitionsfeldern in der Oblast Lwiw: Er macht 5 Prozent der öffentlichen Beschaffungsausgaben aus. Dieser Wert liegt über dem Landesdurchschnitt und nimmt den siebthöchsten Rang unter allen ukrainischen Regionen ein. Lwiw belegt landesweit den fünften Platz beim Ausschreibungsvolumen, mit fast 500 aktiven Projekten im Wert von 46 Millionen Euro.

    Über 1.000 Projekte warten auf Investoren

    Bis Ende Juni 2025 sind in der Oblast Lwiw rund 630 Greenfield- und 450 Brownfield-Projekte investitionsbereit. Die Abteilung für Wirtschaftspolitik der regionalen Staatsverwaltung Lwiw koordiniert die Investorenansprache. Zusätzlich listet die Investitionskarte der Ukraine fünf gebündelte Projekte mit einem Gesamtvolumen von 100 Millionen Euro, die ebenfalls bereit für Investitionen sind.

    Wichtige Ansprechpartner für Investoren in der Region Lwiw:

    1. Regionale Entwicklungsagentur der Region Lwiw
    2. Investitionsagentur der Stadt Lwiw

    Zu den größten privaten Investitionen während des Krieges zählen der 29-Millionen-Euro-Komplex der Kokhavynska-Papierfabrik des lokalen Unternehmers Mykhailo Tytykalo sowie die 26-Millionen-Euro-Tabakfabrik von Philip Morris International.

    Die bevorzugten Branchen kommerzieller Banken in der Region sind Industrie und Handel. Diese dominieren die Kreditvergabe mit jeweils knapp einem Drittel des gesamten Kreditvolumens.

    Verwaltung und Innovationsinfrastruktur mit Nachholbedarf

    Industrie- und Wissenschaftsparks existieren in der Oblast Lwiw bislang überwiegend nur auf dem Papier. Von 17 registrierten Industrieparks sind lediglich zwei teilweise in Betrieb. Im Rahmen staatlicher Förderprogramme können diese Parks jedoch erhebliche Zuschüsse für Infrastruktur- und Stromanschlusskosten erhalten. Teilnehmende Unternehmen profitieren zudem von einer zehnjährigen Körperschaftsteuerbefreiung in Schlüsselbranchen wie Produktion, Abfallwirtschaft sowie Forschung und Entwicklung.

    Zwei Wissenschaftsparks – ursprünglich gegründet zur Steigerung der Innovationskraft und zur wirtschaftlichen Verwertung wissenschaftlicher Forschung – sind in bestehende Institute integriert. Sie verfolgen jedoch nur in begrenztem Maße wirtschaftliche Zielsetzungen. Für ihre Nutzer bestehen keine staatlichen Förderanreize. In der Region existieren rund zehn spezialisierte Forschungsinstitute, die jedoch überwiegend geisteswissenschaftlich ausgerichtet sind – ein Hinweis auf das geringe Vorhandensein technischer Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten.

    Trotz ihrer wirtschaftlichen Relevanz und strukturellen Herausforderungen verfügt die Oblast Lwiw nur über eine begrenzte Verwaltungskapazität. Zwar belegt sie landesweit den vierten Platz bei der Beschäftigung im öffentlichen Dienst, rangiert jedoch mit einem durchschnittlichen Fachkräftegehalt von 560 Euro monatlich lediglich auf Platz 12 von 24 Regionen.

    Finanziell rangieren die Gemeinden (Hromadas) der Oblast auf Platz 10 von 24, wobei 62 Prozent als hoch oder optimal leistungsfähig eingestuft werden. Dies deutet auf eine starke administrative Präsenz, aber nur moderate institutionelle Leistungsfähigkeit hin.

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  • Arbeitsmarkt

    Der Arbeitsmarkt in der Oblast Lwiw zeigt sich trotz des Krieges stabil und ist geprägt durch eine wachsende Bevölkerung und gut ausgebildete Fachkräfte. 

    Die Oblast Lwiw ist mit rund 2,3 Millionen Einwohnern oder knapp 8 Prozent der ukrainischen Gesamtbevölkerung die drittbevölkerungsreichste Region des Landes. Zwischen 2019 und 2024 wuchs die Einwohnerzahl um fast 44.000 Personen. Eine zweiprozentige Zunahme steht im drastischen Gegensatz zur landesweiten Entwicklung: Das Land hat im gleichen Zeitraum knapp 17 Prozent seiner Bevölkerung, hauptsächlich wegen der kriegsbedingten Emigration, verloren. Teilweise lässt sich dies durch die Binnenmigration aus stärker vom Krieg betroffenen Regionen erklären. Trotz des Bevölkerungsanstiegs blieben die Mietpreise für Wohnraum in den letzten 18 Monaten nahezu stabil.

    Starke Erwerbsbasis und stabile Arbeitsmarktdaten

    Die Oblast Lwiw hat fast 203.000 Binnenvertriebene aufgenommen. Sie ist damit nach der Stadt und der Oblast Kyjiw die zweitgrößte Aufnahmeregion außerhalb der Frontgebiete. Dieser Zustrom hat die Abwanderung ins Ausland teilweise kompensiert. Bereits vor dem Krieg lebten rund 61 Prozent der Bevölkerung in städtischen Gebieten. Dieser Anteil nahm stetig zu, während die ländlichen Bezirke kontinuierlich Einwohner verloren.

    Etwa 29 Prozent der Bevölkerung (rund 671.000 Personen) sind offiziell erwerbstätig, mehr als die Hälfte davon in Großunternehmen. Damit belegt die Region landesweit den dritten Platz bei der Größe der formellen Erwerbsbevölkerung und beheimatet knapp 8 Prozent aller Erwerbstätigen des Landes. Beim durchschnittlichen Gehalt liegt Lwiw mit etwa 494 Euro auf dem zweiten Platz hinter der Hauptstadt Kyjiw. Der landesweite Durchschnitt liegt bei 444 Euro.

    Der Arbeitsmarkt in Lwiw wurde durch den Angriffskrieg und die Binnenmigration weniger stark getroffen als in anderen Regionen. Zwar sank die Zahl offener Stellen vorübergehend, doch das Verhältnis von Arbeitssuchenden pro Stelle erreichte mit 10 nur einen vergleichsweise moderaten Höchstwert – im Landesdurchschnitt waren es zeitweise fast doppelt so viele. Innerhalb von sieben Monaten normalisierte sich die Lage: Das Verhältnis kehrte auf das Vorkriegsniveau von 3 zurück und sank ab April 2023 weiter auf einen stabilen Durchschnitt von unter 2. Trotz dieser Erholung bleibt die Zahl offener Stellen hoch. Lwiw belegt landesweit den zweiten Platz unter den regionalen Zentren. Dies deutet auf ein strukturelles Missverhältnis zwischen Qualifikationen und Gehaltserwartungen hin.

    Lwiw bietet breiten Pool an Talenten

    Lwiw verfügt über ein breites Angebot an gut ausgebildeten Talenten. Vor dem Krieg zählte die Region zu den fünf ukrainischen Spitzenreitern mit dem höchsten Anteil an Hochschulabsolventen. Heute bietet sie qualifizierte Fachkräfte zu einem im Vergleich mit Kyjiw niedrigeren Gehaltsniveau. Die meisten Hochschulen der Oblast befinden sich in der Stadt Lwiw, einige wenige im südlich gelegenen Bezirk Drohobytsch. Rund 82.000 Studierende sind in Vollzeit eingeschrieben. Besonders gefragt sind Studiengänge in Informatik, Management und Rechtswissenschaften.

    Im Jahr 2024 nahmen 13 staatliche und 10 private Hochschulen neue Studierende auf, darunter vier Universitäten, die zu den 20 beliebtesten des Landes zählen: die Lwiwer Nationale Medizinische Universität, die Iwan-Franko-Universität Lwiw, die Lwiwer Polytechnische Nationale Universität sowie die Lwiwer Nationale Kunstakademie. Darüber hinaus beherbergt die Region zwei der größten privaten Hochschulen der Ukraine: die Ukrainische Katholische Universität und die Lwiwer Universität für Handel und Wirtschaft.

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  • Infrastruktur und Energie

    Lwiw punktet mit gut ausgebauter Infrastruktur. Die Region ist ein Knoten für Logistik, Industrie und erneuerbare Energien.

    Die Oblast Lwiw ist die westlichste Region der Ukraine im Vorgebirgsraum der Karpaten mit einer relativ kleinen Fläche von 21.800 Quadratkilometer. Die Region lässt sich in vier wirtschaftliche Zonen unterteilen:

    1. Grenzgebiete, die sich auf Logistik und internationalen Handel konzentrieren,
    2. eine Kohle-Mikroregion, spezialisiert auf Metallverarbeitung und andere verarbeitende Industrien,
    3. eine Gebirgsregion, die sich auf Bodenschätze, Verarbeitung und Tourismus konzentriert,
    4. die Agglomeration der Stadt Lwiw als wirtschaftliches, logistisches sowie Innovations- und Bildungszentrum – und Heimat von nahezu der Hälfte der Gesamtbevölkerung der Region.

    Obwohl die Oblast Lwiw 11 Prozent des ukrainischen Öls und 5 Prozent des Erdgases fördert, gilt Holz als wichtigster regionaler Rohstoff. Die Holzindustrie bietet großes Potenzial für Investitionen und eine Weiterentwicklung in Richtung höherer Wertschöpfung.

    Von rund 570 bestätigten Rohstofflagerstätten werden derzeit weniger als die Hälfte genutzt. Viele davon sind nahezu erschöpft, die Fördertechnik gilt als veraltet. Der Bergbau trägt daher lediglich 8 Prozent zum industriellen Gesamtumsatz bei. Dieser Anteil ist seit dem Vorkriegsjahr 2021 konstant geblieben. Aufgrund hoher Anfangsinvestitionen gilt der Sektor kurzfristig nicht als besonders attraktiv für Investoren.

    Großes Potenzial für erneuerbare Energien

    Die Region bietet günstige Bedingungen für den Ausbau erneuerbarer Energien. Auf den windreichsten 10 Prozent der Fläche beträgt die mittlere Leistungsdichte in 100 Metern Höhe etwa 420 Watt je Quadratmeter, in den südlichen Gebirgsregionen sogar 800 Watt je Quadratmeter. Diese Werte sind vergleichbar mit benachbarten Regionen und übertreffen jene in vielen Teilen Mittel- und Osteuropas. Auch die Photovoltaikleistung ist mit jährlich rund 1.100 Kilowattstunden je installierten Kilowattpeak auf einem Niveau mit Deutschland, Tschechien und Polen.

    Unter den ukrainischen Regionen belegt Lwiw:

    • Platz 10 bei der Gesamtkapazität grüner Energie mit einer installierten Leistung von 450 Megawatt,
    • Platz 6 bei Solarenergie mit installierten 350 Megawatt,
    • Platz 3 bei Windenergie mit installierten 88 Megawatt.

    Die vier Windparks der Region liefern fast 16 Prozent der ukrainischen Windkapazität, während rund 80 Solarkraftwerke über 6 Prozent zur nationalen Solarkapazität beitragen.

    Trotzdem bleibt die Region energieunterversorgt, da ein Großteil der kritischen Infrastruktur durch russische Angriffe beschädigt wurde. Lwiw bildet hier keine Ausnahme. Dennoch zeigen lokale Unternehmen eine bemerkenswerte Resilienz: Während häufiger Stromausfälle verzeichneten nur 3 von 10 Betrieben einen Arbeitszeitverlust von bis zu 25 Prozent, und nur wenige bis zu 50 Prozent. Insgesamt erlebten nur 38 Prozent der lokalen Unternehmen strombedingte Störungen. Im Landesdurchschnitt ist es zum Vergleich mehr als jedes zweite Unternehmen.

    Lwiw ist wichtigster Logistikkorridor im Westen der Ukraine

    Die Verkehrsinfrastruktur der Oblast Lwiw zählt zu den stärksten im Land und bietet strategische Vorteile für Handel und Logistik:

    • Der Westen der Oblast grenzt an Polen und verfügt über sieben Straßen- und zwei Eisenbahngrenzübergänge, die gleichmäßig entlang der Grenze verteilt sind.
    • Lwiw ist ein zentrales Transitdrehkreuz: Zwar liegt die Region bei der Gesamtlänge national bedeutender Straßen mit 2.000 Kilometern nur auf Platz 9, doch bei der Straßendichte belegt sie Rang 5 unter den 20 Regionen mit verfügbaren Daten.
    • Das gut ausgebaute Transportsystem gilt als leistungsfähigstes im Westen der Ukraine und ermöglichte bereits vor dem Krieg einen stetigen Anstieg des Frachtvolumens. Seit 2022 hat sich Lwiw zu einem der wichtigsten Logistikkorridore des Landes entwickelt, sowohl für den Export und Import als auch für die militärische Versorgung.
    • Der Internationale Flughafen Lwiw (LWO) ist seit Beginn des russischen Angriffskriegs geschlossen, gilt jedoch als wahrscheinlich erster Flughafen, der wiedereröffnet wird. 

    Digitale Infrastruktur ist gut ausgebaut

    Die Bank- und digitale Infrastruktur der Oblast Lwiw ist gut ausgebaut und breit verfügbar. Die digitale Konnektivität ist hoch: Auf 100 Einwohner kommen 150 Mobilfunk-SIM-Karten. Dreiviertel der Haushalte verfügen über einen Festnetz-Internetanschluss. In Bezug auf die Verfügbarkeit öffentlichen WLANs belegt die Region den 9. Platz landesweit.

    Auch im Bankensektor ist Lwiw stark aufgestellt: Mit 399 aktiven Filialen liegt die Region landesweit auf Platz 3. Nahezu jede zehnte Bankfiliale in der Ukraine ist hier ansässig, was etwa 21 Filialen je 100.000 Erwachsene entspricht.

    Die wichtigsten Herausforderungen der Region werden im Rahmen der Entwicklungsstrategie der Oblast Lwiw für die Jahre 2021-2027 angegangen, die im Dezember 2024 aktualisiert wurde.

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  • Sicherheitslage

    Lwiw zählt zu den sichersten Regionen der Ukraine – mit vergleichsweise geringem Kriegsrisiko und stabiler Lage für Unternehmen.

    Die Risiken in der Oblast Lwiw gelten als niedrig bis moderat im ukrainischen Vergleich. Die staatliche Risikobewertung für Präsenzunterricht dient als guter Indikator für das Kriegsrisiko: Die meisten Gemeinden der Oblast Lwiw wurden als "zufriedenstellend" eingestuft, was relativ sicheren Präsenzunterricht ermöglicht. Im Gegensatz dazu wurden die Stadt Lwiw und einige nahegelegene Vororte als mäßig bis hoch risikobehaftet eingestuft. Die Stadt als Verwaltungssitz und als wirtschaftliches und infrastrukturelles Zentrum ist theoretisch stärker gefährdet.

    Weniger kriegsbedingte Vorfälle als in anderen Landesteilen

    Zwischen Februar 2022 und April 2025 wurden in der Oblast Lwiw 95 kriegsbedingte Vorfälle registriert (4,4 Vorfälle pro 1.000 Quadratkilometer). Damit gehört die Region zu den sichersten Gebieten der Ukraine. Zum Vergleich: In der Zentral- oder Südost-Ukraine gab es in diesem Zeitraum 156 bzw. 323 Vorfälle je 1.000 Quadratkilometer. Die Oblast stand insgesamt 744 Stunden oder 3 Prozent der Zeit unter Luftalarm. In der ersten Hälfte des Jahres 2025 galt weniger als jeder hundertste Luft- und Drohnenangriffe dieser Region.

    Lwiw erfüllt gängige Kriterien für Kriegsrisikoversicherung

    Lwiw erfüllt die gängigen Kriterien für diverse Kriegsrisikoversicherungen. Diese sind in der Regel für Vermögenswerte verfügbar, die mindestens 100 Kilometer von aktiven Frontlinien entfernt liegen, wobei die Bewertung einzelfallbasiert erfolgt. Allerdings gibt es, wie auch im übrigen Land, nicht genügend Versicherungsangebote für Kriegsrisiken.

    Die wichtigsten Umweltprobleme betreffen die Abfallwirtschaft und industrielle Rückstände: Verschmutzung durch Bergbau-, Chemie- und Maschinenbauanlagen, Verunreinigung von Oberflächengewässern durch unbehandelte oder unzureichend behandelte Abwässer, geringes Umweltbewusstsein in der Bevölkerung, niedrige Recyclingquoten und ein Mangel an technisch geeigneten Deponien.

    Für die Ukraine gilt aufgrund der bestehenden Sicherheitslage eine Reisewarnung. Sie gilt grundsätzlich für alle Reisenden unabhängig vom Reisezweck. Institutionen und Personen die aus übergeordneten Gründen in die Ukraine reisen oder für einen längeren Zeitraum dort tätig sein wollen, müssen die Notwendigkeit und das individuelle Risiko jeder Reise sehr genau abwägen und in eigener Verantwortung entscheiden. Teil dieser Abwägung müssen das Bewusstsein einer möglichen individuellen Gefährdung sowie ein sorgfältig und professionell ausgearbeitetes Sicherheitskonzept sein. Konsularische Betreuung ist  nur sehr eingeschränkt möglich. Alle, die sich trotz Reisewarnung für einen Aufenthalt vor Ort entscheiden, müssen - ggf. mit Hilfe von Sicherheitsdienstleistern - für ihre eigene Sicherheit und ihr eigenes Evakuierungskonzept Sorge tragen. Wir empfehlen in diesem Fall außerdem, sich in die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amts einzutragen. Auf die aktuellen Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts einschließlich des Haftungsausschlusses wird verwiesen. Zu beachten ist ferner, dass bei Reisen in die Ukraine auch eine akute nachrichtendienstliche Bedrohung für schützenswerte Inhalte dienstlicher und privater Natur besteht.

    Sollte eine Reise unabdingbar sein, müssen sich Reisende selbst über die derzeitige Lage informieren, worüber zahlreiche privatwirtschaftliche Plattformen aktuelle Informationen anbieten:

    1. War Risks in Ukraine Data Platform
    2. Armed Conflict Location & Event Data
    3. DeepStateMAP
    4. Institute for the Study of War
    5. LiveUAMap

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