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Wirtschaftsausblick | Kroatien

Kroatien bleibt auch 2026 auf Wachstumskurs

Trotz nachlassender Dynamik wächst die Wirtschaft über EU-Schnitt. Investitionen in die Verteidigung bieten Chancen für Partnerschaften mit deutschen Unternehmen. 

Von Kirsten Grieß | Zagreb

Top-Thema: Rüstungsausgaben setzen Impulse

In Zagreb bestimmt in diesem Herbst die Verteidigung die politische Agenda: Die Regierung treibt den Ausbau der Streitkräfte voran und positioniert die eigene Rüstungsindustrie für internationale Märkte. Der Wehretat wurde 2025 um 18,2 Prozent angehoben; bis 2027 sollen die Verteidigungsausgaben auf 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen. Zusätzlich beantragt Kroatien 1,7 Milliarden Euro aus der EU-Kreditlinie SAFE. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht ab Januar 2026 ist beschlossen, Beschaffungsprogramme laufen. Um heimische Unternehmen zu stärken, fördert die Regierung Auftritte auf internationalen Rüstungsmessen.

Das Interesse an Rüstungsprojekten ist groß: Laut kroatischer Handelskammer (HGK) haben zuletzt mehr als 150 Betriebe ihre Beteiligungsbereitschaft signalisiert. Erste Kooperationen stehen: DOK-ING, spezialisiert auf Entminungsroboter, entwickelt mit Rheinmetall unbemannte Bodenfahrzeuge. Der Energieausrüster Končar steigt zusammen mit dem polnischen APS in die Drohnenabwehr ein. Đuro Đaković will für KNDS die Wartung kroatischer Leopard-2-Panzer übernehmen. Der geplante Bau neuer Korvetten könnte angeschlagenen Werften eine Perspektive bieten. Für die Industrie eröffnet der Rüstungsboom neue Wachstumsmöglichkeiten.

Wirtschaftsentwicklung: Das Wachstum bleibt über dem EU-Durchschnitt

Das kroatische BIP-Wachstum dürfte 2026 unter die Marke von 3 Prozent fallen. Schon 2025 wächst die Wirtschaft mit erwarteten 3,2 Prozent langsamer als in den Vorjahren. Für 2026 rechnet die EU-Kommission mit 2,9 Prozent. Die abgeschwächte Dynamik ist Folge eines verhalteneren Konsums und nachlassender Investitionstätigkeit. 

Gleichwohl bleibt das kroatische Wirtschaftswachstum gut doppelt so hoch wie das der EU insgesamt (Prognose 2026: 1,4 Prozent). Für 2027 erwarten EU-Analysten, dass sich die Konjunktur weiter abkühlt und Kroatiens Vorsprung zu anderen Mitgliedstaaten schrumpft. Wichtigster Wachstumstreiber bleibt die robuste Binnennachfrage.

Der private Konsum verliert an Kraft

Die privaten Konsumausgaben könnten in den nächsten Jahren nur noch moderat zulegen. Nach einem kräftigen Anstieg der Nominaleinkommen um 9,9 Prozent erwarten Analysten der Raiffeisen Bank für 2026 ein Plus von 3,8 Prozent. Zwar sinkt die Inflation voraussichtlich auf 3 Prozent, doch die Realeinkommen wachsen damit merklich geringer. Der Spielraum für zusätzliche Ausgaben der Haushalte ist somit begrenzt. Dank eines stabilen Arbeitsmarktes bleibt die private Nachfrage insgesamt aber solide.

Investitionen setzen weiter Impulse

Staatliche Programme und EU-Mittel bleiben zentrale Treiber der Investitionstätigkeit. Kroatien kann auf hohe Zuwendungen aus Brüssel zurückgreifen: Während der Wiederaufbaufonds Ende August 2026 ausläuft, stehen große Teile der rund 13 Milliarden Euro aus dem regulären EU-Haushalt noch bis 2030 bereit. Der Abruf dieser Mittel läuft bislang nur schleppend - was das Investitionstempo in den nächsten Jahren dämpfen könnte.

Investiert wird vor allem in Infrastrukturprojekte, wovon die Bauwirtschaft profitiert. Allerdings dürfte die Bauleistung 2026 und 2027 schwächer wachsen als zuletzt. In den ersten acht Monaten 2025 lag die Zahl der Baugenehmigungen 2,3 Prozent unter dem Vorjahreswert. Fehlende Fachkräfte und Lieferengpässe belasten die Branche zusätzlich. Impulse kommen aus dem Tourismussektor, in dem private Investitionen anziehen.

Steigende Touristenzahlen, geringere Einnahmen

Der Tourismus bleibt ein zentraler Pfeiler der kroatischen Wirtschaft. Im Jahr 2025 hat sich das Wachstum vor allem in die Nebensaison verlagert, was auf eine erfolgreiche Strategie zur Verlängerung der Tourismussaison, aber auch auf höhere Preise zurückzuführen ist. Analysten erwarten, dass die Hotel- und Restaurantpreise 2025 über dem europäischen Durchschnitt liegen werden. Die hohe Inflation bei Dienstleistungen und Lebensmitteln setzt die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts unter Druck. Schon jetzt führen steigende Kosten zu real sinkenden Einnahmen im Gastgewerbe.

Industrieproduktion und Exporte erholen sich

Die Industrie dürfte ihren Erholungskurs 2026 fortsetzen. Erste Projekte in der Verteidigungsindustrie könnten dann anlaufen, doch getragen wird der Trend vor allem von der starken Inlandsnachfrage und einer leichten Belebung wichtiger Auslandsmärkte. Nach zwei Jahren rückläufiger Produktion verzeichnete das verarbeitende Gewerbe in den ersten neun Monaten 2025 ein Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr - mit steigender Tendenz: Im September lagen die Produktionszahlen bereits 5,8 Prozent über dem Vorjahreswert.

Bei den Exporten sind die Aussichten für 2026 verhalten. Die Nachfrage auf wichtigen europäischen Absatzmärkten wird wohl nur langsam zulegen - auch wegen des Zollkonflikts mit den USA. Direktlieferungen in die Vereinigten Staaten sind abseits der Pharmabranche gering. Doch über die engen Wertschöpfungsketten mit europäischen Partnern ist Kroatien indirekt betroffen. In den ersten acht Monaten 2025 stiegen die Warenexporte laut Eurostat mit 4,7 Prozent stärker als die Importe mit 3,1 Prozent. 

Deutsche Perspektive: Der Austausch intensiviert sich

Die wirtschaftlichen Beziehungen zu Deutschland entwickeln sich 2025 positiv. Von Januar bis August stiegen die kroatischen Warenexporte um 11,3 Prozent, vor allem bei Generatoren und elektrischen Geräten. Die Importe aus Deutschland nahmen um 4,6 Prozent zu. Bereits zur Jahresmitte wurden deutsche Neuinvestitionen in Höhe von 237 Millionen Euro registriert, nahezu so viel wie im gesamten Jahr 2024.

Parallel gewinnt der wirtschaftspolitische Dialog an Bedeutung. Im Herbst reisten mehrere deutsche Wirtschaftsdelegationen nach Zagreb. Anfang November 2025 wurde die bilaterale Arbeitsgruppe beider Wirtschaftsministerien reaktiviert. Im Dezember besucht Ministerpräsident Andrej Plenković mit 55 kroatischen Unternehmen Berlin. Geplant ist auch ein Treffen mit deutschen Firmen, um neue Partnerschaften auszuloten.

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