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Wirtschaftsausblick | Malaysia

Stabile Konjunktur, aber USA verschaffen sich Wettbewerbsvorteile

Malaysias Wirtschaft wächst in einem schwierigen Umfeld solide. Ein Zoll-Deal mit den USA steht, die Auswirkungen könnten deutsche Unternehmen negativ spüren.

Von Boris Alex | Kuala Lumpur

Top-Thema: Malaysia und USA schließen Handelsabkommen

Malaysia und die USA haben Ende Oktober 2025 das Handelsabkommen "Agreement on Reciprocal Trade" (ART) unterzeichnet. Darin setzen die USA den reziproken Zusatzzoll auf Importe aus Malaysia auf 19 Prozent. Auf 1.711 Produkte, darunter wichtige Ausfuhrgüter wie Halbleiter, Palmöl und Gummierzeugnisse, werden nach Angaben des malaysischen Handelsministeriums noch niedrigere Sätze oder gar keine Zölle erhoben. 

Die USA waren 2024 mit 54 Milliarden US-Dollar (US$) Malaysias wichtigster Exportmarkt. Um den Marktzugang weiterhin zu sichern, gewährt die malaysische Regierung US-Produkten bevorzugten Marktzugang. So sollen beispielsweise Importzölle je nach US-Produkt auf 0 bis 15 Prozent sinken oder innerhalb von bis zu neun Jahren schrittweise entfallen.

Zudem muss Malaysia beim Import von US-Nahrungsmitteln die Standards von US-Behörden akzeptieren. Die für eine Lebensmittelzulassung in Malaysia benötigte Halal-Zertifizierung soll für US-Waren ebenfalls gelockert werden und für bestimmte Industriegüter wie Kosmetikartikel, Arzneimittel und Medizintechnik ganz entfallen. Beim Import von US-Fahrzeugen muss Malaysia künftig die Sicherheits- und Emissionsstandards der USA akzeptieren.

Wirtschaftsentwicklung: Wirtschaft in robuster Verfassung

Die Verunsicherung lässt nach der Einigung im Zollstreit nach. Die Zentralbank Bank Negara Malaysia (BNM) erwartet für das Gesamtjahr eine reale Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) am oberen Ende des Prognosekorridors von bis zu 4,8 Prozent. Der Internationale Währungsfonds (IWF) war im Oktober etwas zurückhaltender und erwartet für 2025 einen realen Anstieg um 4,1 Prozent. Für 2026 bewegt sich die BIP-Prognose der Zentralbank zwischen 4 und 4,5 Prozent. Der IWF prognostiziert für 2026 und 2027 jeweils 4 Prozent BIP-Wachstum. 

Steigende Reallöhne sorgen für positive Konsumentwicklung

Die malaysischen Verbraucher lassen sich ihre Kauflaune nicht verderben. Der private Konsum legte im 3. Quartal 2025 um 5 Prozent zu. Dazu trugen die mit 3 Prozent niedrige Erwerbslosenquote und eine geringe Teuerungsrate von 1,3 Prozent bei. Für 2025 und 2026 erwartet die Weltbank bei den privaten Konsumausgaben ein reales Plus von jeweils etwa 5 Prozent. Ein Grund ist, dass die Regierung die Verbraucher entlasten will. Beispielsweise subventioniert der Staat Benzinpreise. Seit Ende September 2025 kann jeder malaysische Führerscheininhaber monatlich bis zu 300 Liter Benzin zu einem reduzierten Preis tanken.

Investitionsdynamik kühlt etwas ab

Die Bruttoanlageinvestitionen dürften 2026 real um 4,7 Prozent zulegen, so die Prognose der Weltbank. Das heißt nicht mehr ganz so stark wie im Vorjahr. Im 1. Halbjahr 2025 genehmigte Malaysias Investitionsbehörde MIDA noch ein Fünftel mehr an Investitionsprojekten als im Vorjahreszeitraum. Sie hatten insgesamt ein Volumen von 45 Milliarden US$. 

In der verarbeitenden Industrie haben nach dem Ende der Coronakrise viele Unternehmen neue Kapazitäten aufgebaut. Der nächste größere Investitionszyklus wird daher erst in zwei bis drei Jahren erwartet. Stärkere Impulse dürften hingegen von öffentlichen Investitionen ausgehen. Die malaysische Regierung hat in ihrem Haushalt für 2026 rund 4,2 Milliarden US$ für Projekte im Transportsektor vorgesehen, 7 Prozent mehr als 2025.

Im Außenhandel stehen die Zeichen weiter auf Wachstum: Die Exporte sollen 2025 um rund 2 Prozent und 2026 um knapp 4 Prozent zulegen. Bei den Importen erwartet die Zentralbank Zuwächse von rund 3 und 2026 sogar von 6 Prozent.

Deutsche Perspektive: Handelsabkommen mit den USA bedroht deutsche Exporte

Mit dem im Handelsabkommen beschlossenen Abbau von tarifären und nichttarifären Handelsbarrieren genießen US-Produkte gegenüber deutschen Erzeugnissen künftig Vorteile beim Martkzugang. Ein Beispiel ist Medizintechnik, bei der deutsche Anbieter für bestimmte Produkte weiterhin den zeit- und kostenintensiven Halal-Zertifizierungsprozess durchlaufen müssen, während er für US-Waren entfallen soll. Deutschland exportierte 2024 nach Malaysia Medizintechnik im Wert von 181 Millionen US$, ein Plus von 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr, und lag damit unter den Lieferländern auf dem 4. Platz hinter Singapur, USA und China.

Die Verpflichtung Malaysias, bis 2030 Maschinen zur Halbleiterproduktion und Ausrüstungen für Rechenzentren im Wert von fast 150 Milliarden US$ von US-Unternehmen zu kaufen, könnte wiederum in diesen beiden Wachstumsbranchen deutsche Ausrüstungsanbieter aus den geplanten, milliardenschweren Großprojekten verdrängen.

Deutsche Exporte 2025 mit leichtem Abwärtstrend

Malaysia ist für deutsche Unternehmen hinter Singapur der zweitgrößte Absatzmarkt in Südostasien. Die deutschen Ausfuhren nach Malaysia wuchsen 2024 um 5 Prozent auf mehr als 7 Milliarden US$. 

Die deutschen Exporte verzeichneten in den ersten sechs Monaten 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Minus von rund 3 Prozent. Die Importe legten in dem Zeitraum um 5 Prozent zu. 

Der bilaterale Handel dürfte einen neuen Schub erhalten. Die Verhandlungen zwischen der Europäischen Kommission und dem malaysischen Handelsministerium über ein Freihandelsabkommen gehen im Februar 2026 in die dritte Runde und sollen dem Vernehmen nach 2026 abgeschlossen werden. Das Abkommen und der damit verbundene Abbau von Zöllen und nicht-tarifären Handelshemmnissen dürfte dann wieder mehr Chancengleichheit europäischer Anbieter im Wettbewerb mit den USA herstellen. 

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