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Branche kompakt | USA | Energiewirtschaft

Der Ausbau der Erneuerbaren geht in den USA weiter

Auch wenn sich die Rahmenbedingungen merklich verschlechtert haben, bleibt die Pipeline an Projekten vorerst gut gefüllt. 

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Ausblick der Energiewirtschaft in den USA

Bewertung:

  • Vorzeitiges Ende von Steuergutschriften lässt Anzahl ganz neuer Projekte sinken.
  • Ausbau von Wind- und landgestützter Solarenergie geht vorerst weiter.
  • Starker administrativer Gegenwind für Offshore-Windkraft.
  • Andere erneuerbare Energien bleiben Randerscheinung.
  • Verschiedene Zölle verteuern Projektkosten.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Oktober 2025

  • Politische Ziele

    Die US-Regierung unter Donald Trump steht den Erneuerbaren ablehnend gegenüber. Anders sieht die Lage in verschiedenen Bundesstaaten aus.

    Die wesentlichen Ziele der Trump-Administration sind die Förderung der fossilen Energieträger Gas und Erdöl. Das Ziel besteht darin, die Bevölkerung mit billigem Benzin und Gas zu versorgen. Bereits an seinem ersten Amtstag erließ Donald Trump ein entsprechendes Dekret, in dem er den Energienotstand verkündete und die Bundesbehörden zur Förderung fossiler Energien anwies.  

    Öl und Gas statt Wind und Sonne

    Die Öl- und Gasgesellschaften können mit einer großzügigeren Genehmigungspraxis bei Bohrung und Förderung oder dem Bau von Gasterminals rechnen, auch in Gebieten, die bislang etwa aus Umweltschutzgründen sakrosankt waren. Da sich die USA bereits jetzt ausreichend selbst mit Gas und Öl versorgen kann, werden die Exporte weiter steigen. Insbesondere bei Flüssiggas geht die Energy Information Agency bis 2040 von einer Vervierfachung der Nettoausfuhren aus.

    Trump lehnt insbesondere Offshore-Windkraft ab

    Den erneuerbaren Energien und dem Klimaschutz steht Washington im Gegenzug sehr kritisch beziehungsweise ablehnend gegenüber. So bezeichnete Donald Trump - unter anderem vor der UN-Vollversammlung im Herbst 2025 - den Kampf gegen den Klimawandel als den "größten Betrug", der jemals auf der Welt begangen wurde. Auch macht der US-Präsident aus seiner Abneigung gegenüber der Offshore-Windkraft öffentlich keinen Hehl. 

    Dabei handelt es sich um keine leere Drohungen. Ebenfalls am ersten Tag seiner zweiten Amtszeit unterzeichnete er ein Dekret zum Austritt der Vereinigten Staaten aus dem Pariser Übereinkommen. Zwar handelte sich dabei um reine Symbolpolitik. Doch folgten dem innerhalb kürzester Zeit konkrete Schritte. Die unter seinem Amtsvorgänger im Rahmen des Inflation Reduction Act (IRA) erlassenen Steuervergünstigungen wurden im Rahmen des "One Big Beautiful Bill Act" (OBBBA) größtenteils vorzeitig beendet. Zugleich behindern die Behörden den Bau von Windkraft- und Solaranlagen. 

    Nettostromerzeugung im Jahr 2024In Terawattstunden und Prozent
     

    Nettostromerzeugung

    Anteil 

    Gas

    1.654,4

    41,2

    Kernenergie

    777,1

    19,4

    Kohle

    648,3

    16,2

    Windkraft

    446,8

    11,1

    Wasserkraft

    242,3

    6,0

    Solar

    201,1

    5,0

    Biomasse

    19,1

    0,5

    Geothermie

    16,0

    0,4

    Öl

    9,9

    0,2

    Quelle: Energy Information Agency 2025

    Bundesstaaten verfolgen eigene Klimaschutzziele 

    Nun sind die USA ein föderal organisiertes Land, in dem Washington vergleichsweise wenig in die Befugnisse der einzelnen Bundesstaaten hineinreden kann. Tatsächlich verfolgt eine Mehrheit von ihnen eigene Klimaschutzziele. Allerdings wird deren Durchsetzung ohne entsprechende Bundesmittel oder Subventionen schwieriger. 

    Auch wenn es den Demokraten gelingen sollte, bei den sogenannten Midterm-Wahlen im November 2026 die Mehrheit in den beiden Abgeordnetenkammer (Senat und Kongress) zu erlangen, werden sie in Sachen Klimaschutz keinen grundlegenden Politikwechsel durchsetzen können. Mittelfristig - also bis zum nächsten anstehenden Amtswechsel im Weißen Haus zum 20. Januar 2029 - wird sich nicht viel an der Situation ändern. 

  • Markttrends

    Der Ausbau erneuerbarer Energien geht unter der Trump-Administration abgebremst weiter. Solarenergie mausert sich zur führenden Sparte.

    Laut American Clean Power waren zum Ende des 2. Quartal 2025 in den USA regenerative Stromerzeugungskapazitäten im Umfang von über 330 Gigawatt installiert. Dazu zählt der Verband allerdings nur die Sparten Solar- und Windkraft sowie Energiespeicherung. Die Energy Information Agency (EIA) prognostiziert fürs Gesamtjahr 2025 für sämtliche Erneuerbaren (einschließlich Wasserkraft, Biomasse und Geothermie) einen Wert von gut 400 Gigawatt.

    Pipeline an Projekten bleibt vorerst prall gefüllt

    Nach dem Amtsantritt von Donald Trump ist es nicht zu einem plötzlichen Einbruch beim Zuwachs von erneuerbaren Energien gekommen. So zählt der Verband fürs 1. Halbjahr 2025 entsprechende Neuinstallationen im Umfang von 19 Gigawatt. Das ist lediglich ein Rückgang von 2,5 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Insgesamt befanden sich Ende Juni 2025 Vorhaben im Umfang von 186 Gigawatt in der Pipeline, ein Plus von 13 Prozent auf Jahresbasis.

    186 Gigawatt

    beträgt die Gesamtkapazität der Projekte, die sich in der Pipeline befinden.

    Die Federal Energy Regulatroy Commission erwartet für den Zeitraum vom Juli 2025 bis zum August 2028 einen Zuwachs an Stromerzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energie im Umfang von gut 300 Gigawatt. Über drei Viertel soll auf Solarenergie entfallen. Die International Energy Agency ist deutlich pessimistischer: Bis 2030 geht sie in ihrem Bericht vom September 2025 von einem Zuwachs von 250 Gigawatt aus. Damit hat sie ihre Prognosen von 2024 nahezu halbiert.

    Aber: Komplett neue Vorhaben bleiben Mangelware

    Eines ist klar: Die Rahmenbedingungen für erneuerbare Energie haben sich verschlechtert. Insbesondere die vorzeitige Beendigung der Steuergutschriften des Inflation Reduction Act (IRA) wird die Anzahl komplett neuer Projekte nach unten treiben. Kurzfristig wird es allerdings zu einer kleinen Sonderkonjunktur kommen. Investoren versuchen, ihre Projekte zu beschleunigen, um noch vor der "magischen" Deadline fertig zu werden.

    Projekte im Bereich Wind- und Solarenergie, die bis zum 4. Juli 2026 in die Phase des Baustarts eingetreten sind, müssen erst bis Ende 2030 in Betrieb gehen, um noch die Förderungen des IRA zu erhalten. Das lässt Investoren einen gehörigen Gestaltungsspielraum, denn der Begriff "Baubeginn" lässt sich relativ weit fassen.

    Für andere regenerative Energieformen wie Geothermie, Wasserkraft oder Stromspeicher laufen die Steuergutschriften wie im IRA vorgesehen bis 2034 weiter. Allerdings spielen sie keine große Rolle und werden auch laut der langfristigen Prognosen der EIA bis 2050 eine Randerscheinung bleiben. 

    Angesichts der neuen Rahmenbedingungen werden in den nächsten Jahren vor allem Projekte umgesetzt, die sich aktuell bereits in einer späten Planungsphase befinden, sodass die ersten Bauarbeiten bis zum 4. Juli 2026 starten können. Ganz neue Vorhaben dürften indes Mangelware bleiben.

    Starker Gegenwind für die Offshore-Windkraft

    Bei Offshore-Windkraft kommen zusätzliche Widerstände hinzu. Die Verpachtung von Land und die Genehmigungsverfahren wurden Anfang 2025 vorübergehend ausgesetzt. Die Trump-Administration verhängte für das Projekt "Revolution Wind" im August 2025 sogar einen Baustopp. Der Windpark vor der Küste Rhode Islands (mit einer Kapazität rund 700 Megawatt) war zu diesem Zeitpunkt bereits zu 80 Prozent fertiggestellt, berichtet der am Projekt beteiligte Konzern Oersted. Im September 2025 hob ein Gericht den Baustopp wieder auf. 

    Doch der Schaden bleibt immens. Der US-Innenminister verkündete im September 2025 laut dem Nachrichtensender CNBC sogar, dass Offshore-Windkraft in den USA unter der Trump-Administration keinerlei Zukunft habe. Vor einem Amtswechsel im Weißen Haus Anfang 2029 wird sich damit kaum ein Investor für neue Vorhaben stark machen. Ein Vertreter von Siemens Energy berichtete im Gespräch mit Germany Trade & Invest, dass es keine neuen Projekte gebe. 

    Offshore-Windkraft spielt jedoch in den USA ohnehin keine große Rolle. Darin wird sich auch sehr langfristig betrachtet eher wenig ändern. Zwar sagt die EIA bis 2035 einen Anstieg der Erzeugungskapazitäten um 40 Gigawatt voraus. Danach soll es bis 2050 aber keinen nennenswerten Zubau mehr geben. Zur Mitte des Jahrhunderts wird die Offshore-Sparte (gemessen an den installierten Kapazitäten) lediglich auf einen Anteil von knapp 8 Prozent im Vergleich zur gesamten Windkraft kommen. Gemessen an allen Erneuerbaren soll sich sogar nur ein Wert von rund 3 Prozent ergeben. Zum Vergleich: In Deutschland lag die entsprechende Quote 2024 doppelt so hoch, berichtet das Windenergieberatungsunternehmen Deutsche Windguard.

    Solarenergie verzeichnet deutliche Zugewinne

    Bei Solarenergie stehen die Zeichen weiter auf Expansion. Die Solar Energy Industry Association (SEIA) erwartet zwischen 2025 und 2030 einen Zuwachs an entsprechenden Stromerzeugungskapazitäten im Umfang von rund 250 Gigawatt. Damit hat der Verband seine vor dem Inkrafttreten des One Big Beautifull Bill Act erstellte Prognose lediglich um 4 Prozent nach unten korrigiert. Von allen neu ans Netz angeschlossenen Stromerzeugungskapazitäten entfielen im 1. Halbjahr 2025 zwei Drittel auf die Solarkraft. Das traditionell republikanisch geprägte Texas war Vorreiter bei den Neuinstallationen. Kalifornien folgte auf Rang zwei. 

    Von Roland Rohde | Washington, D.C.

  • Branchenstruktur

    Die Technologie für Solarparks kommt vielfach aus dem Ausland. Bei Windkraft ist die Importabhängigkeit geringer. 

    In den USA gibt es 2025 laut IBIS World 440 Hersteller von Turbinen für Windräder und anderen Ausrüstungen für Windkraftanlagen. Sie beschäftigen knapp 40.000 Mitarbeiter und sollen einen Umsatz von 12 Milliarden US-Dollar (US$) erzielen. Letztendlich wird der Markt aber von zwei großen Mitspielern dominiert: General Electric und Vestas. Sie bringen es 2025 auf einen Marktanteil von 60 beziehungsweise 27 Prozent. Siemens Gamesa liegt mit einer Quote von 2,5 Prozent auf Rang drei. 

    Ausländische Hersteller mit Vorsprung bei Offshore-Windkraft

    Ausländische Hersteller haben insbesondere im Offshore-Bereich einen deutlichen Wettbewerbsvorsprung gegenüber General Electric. Insgesamt betrachtet unterliegen die Hersteller im Windsektor einer moderaten Importkonkurrenz. So sollen sich die entsprechenden Einfuhren gemäß IBIS World 2025 auf 3,6 Milliarden US$ belaufen. Insbesondere die elektronischen Komponenten für die Motorgondeln und Turbinen stammen überwiegend aus dem Ausland. Die wichtigsten Zulieferländer sind China, Japan und Mexiko. Auch Bauteile aus Spezialaluminium oder -stahl etwa für die Rotorblätter und Türme müsse teilweise importiert werden, da es keine ausreichende einheimische Produktion gibt. Sie werden dann vor Ort montiert.

    Völlig anders sieht die Lage bei Solartechnik aus. Die Vereinigten Staaten hatten vor mehr als einem Jahrzehnt nahezu die gesamte Produktion ins Ausland verlagert. Mit Hilfe des Inflation Reduction Acts (IRA) von 2021 sollte die Industrie komplett neu aus dem Boden gestampft werden. Laut der Solar Energy Industry Association (SEIA) kündigten Unternehmen im Laufe der Jahre 2022 und 2023 Investitionen in Fabriken zur Produktion von Photovoltaikanlagen im Umfang von rund 100 Milliarden US$ an. Der Verband errechnete, dass die Produktionskapazitäten für die gesamte Wertschöpfungskette bis 2026 auf 155 Gigawatt und bis 2033 auf knapp 670 Gigawatt anwachsen würden. 

    OBBBA beendet den Aufbau einer einheimische Solartechnik-Industrie

    Nach der Verabschiedung des One Big Beautiful Budget Act (OBBBA) und der vorzeitigen Beendigung der Steuergutschriften erwartet SEIA bis 2030 nur noch eine Fertigungskapazität von 50 Gigawatt. Damit wird der Aufbau einer integrierten Solartechnologie-Wertschöpfungskette, die groß genug wäre, um mit den riesigen Wettbewerbern in China Schritt zu halten, nicht mehr stattfinden. Die Produktionskapazität in der Volksrepublik lag Mitte 2025 bei 1.200 Gigawatt. Das entspricht 80 Prozent der weltweiten Kapazitäten, berichtet die Internationale Energieagentur. Zugleich wird China den US-Amerikanern technologisch weiter davoneilen.

    Markt für Wind- und Solartechnologie in den USAPrognosen für das Jahr 2025
     

    Windkraft

    Solarkraft

    Anzahl Hersteller

    439

    22

    Angestellte

    39.390

    3.830

    Umsatz (in Mrd. US$)

    12,1

    21,4

    Gewinn (in Mrd. US$)

    0,5

    1,9

    Gewinnmarge (in %)

    4,0

    9,0

    Importe (in Milliarden US$)

    3,6

    18,6

    Exporte (in Milliarden US$)

    1,5

    0,1

    Quelle: IBIS World 2025

    Insgesamt gibt es 2025 laut IBIS World in den USA gut 20 Hersteller von Solarausrüstungen. Mit knapp 4.000 Angestellten werden sie einen Umsatz von mehr als 21 Milliarden US$ generieren. Führender Anbieter mit einem Marktanteil von 20 Prozent ist First Solar. Die Importkonkurrenz ist sehr stark. So sollen sich sich die entsprechenden Einfuhren gemäß IBIS World auf knapp 19 Milliarden US$ belaufen. 

     

    Wichtige Branchenunternehmen in den USAUmsatz in Milliarden US$ (2025)

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 2025

    General Electric VernovaWindkraft (landgestützt)

    7,3

    First SolarSolarkraft

    4,5

    Vestas Windkraft

    3,3

    Siemens GamesaWindkraft

    0,3

    SunpowerSolarkraft

    0,1

    PrognoseQuelle: IBIS World 2025

    Zölle auf Solar- und Windkrafttechnik

    Selbst mithilfe der Steueranreize des IRA ist die einheimische Industrie preislich nicht wettbewerbsfähig. Zu stark ist die Konkurrenz aus China. Daher wurde bereits unter der Biden-Regierung auf Importe von Solarzellen aus der Volksrepublik ein Zollsatz von 50 Prozent eingeführt. Seitdem importieren die Vereinigten Staaten vorwiegend Solarausrüstungen aus Südostasien. Die Trump-Regierung prüft entsprechende Zölle auf Einfuhren aus den wichtigsten Herstellerländern in der Region. 

    Die Einfuhren von Windturbinen unterliegen noch keinem direkten Zoll. Doch die Trump-Administration prüft beziehungsweise plant entsprechende Schritte. Für die Branchenimporte spielt der bereits jetzt geltende (anteilige) Zollsatz auf Stahl und Aluminium in Höhe von 50 Prozent eine wichtige Rolle. Die Hersteller von Komponenten von Windkraftanlagen müssen mit weiteren Problemen rechnen: So fallen durch den OBBBA die Zuschüsse des bislang geltenden Advanced Manufacturing Tax Credit Ende 2027 komplett weg. Viele kleinere Anbieter dürften dann nicht mehr wettbewerbsfähig sein und vom Markt verschwinden.

    Dass der Aufbau grüner Industrien ins Stocken kommt, muss unter gesamtökonomischer Perspektive nicht schädlich sein. Branchenanalysten haben berechnet, dass in den USA hergestellte Solarzellen etwa viermal so teuer sind wie Importe aus China. Bei Windkraftanlagen sei die Differenz nicht ganz so groß. Doch auch hier ist eine einheimische Produktion nur mit hohen Subventionen möglich. Tatsächlich dürften Importe trotz hoher Zölle vielfach immer noch wesentlich günstiger sein als lokal gefertigte Produkte. 

    Stark unterschiedliche Standortbedingungen 

    Bei den Betreibern von Wind- und Solarparks dominieren vor allem große Unternehmen. Hier gibt es Konzerne, die seit vielen Jahrzehnten im Strom- und Energiesektor tätig sind, über einen großen Stamm an Endkunden verfügen und in den letzten Jahren - insbesondere seit dem IRA - stark in erneuerbare Energien investiert haben. Dem stehen Firmen gegenüber, die sich schwerpunktmäßig auf grüne Energien konzentrieren und erst seit wenigen Jahren existieren. Bedeutende Mitspieler wie Vistra, Arevon oder Clearway Energy wurden vor weniger als zehn Jahren gegründet. 


     

    Von Roland Rohde | Washington, D.C.

  • Marktorganisation und Rahmenbedingungen

    Wer mit dem Bau von Wind- und Solarparks bis zum 4. Juli 2026 beginnt, kann sich mit der Inbetriebnahme bis Ende 2030 Zeit lassen. Zölle und "local content" erhöhen die Kosten

    Ein wesentliches Förderinstrument für erneuerbare Energie war der 2021 erlassene Inflation Reduction Act (IRA), der auf umfangreiche Steuergutschriften setzte. Durch den One Big Beautiful Budget Act (OBBBA) wurden 2025 zahlreiche Subventionen vorzeitig beendet. Darunter leiden vor allem die Sparten Wind- und Solarenergie. Allerdings gibt es eine relativ großzügige Karenzzeit. Projekte, deren Konstruktion 2025 begann, müssen bis Ende 2029 in Betrieb gehen, wenn sie noch in den Genuss der Steuervorteile kommen wollen. 

    OBBBA beendet Teile des IRA vorzeitig, lässt aber Spielraum

    Bei Vorhaben, die bis zum 4. Juli 2026 starten, haben die Investoren sogar bis Ende 2030 Zeit. Das lässt ihnen immerhin einen gehörigen Gestaltungsspielraum, denn der Begriff "Baubeginn" lässt sich relativ weit fassen. Das Finanzministerium spricht lediglich von "signifikanten Aktivitäten", die auch außerhalb des eigentlichen Geländes ("off site") erfolgen können. So können beispielweise die Kapitalgeber erst einmal die Zufahrtswege bauen und sich anschließend mit dem Kernprojekt Zeit lassen. Bei Vorhaben, deren Bau nach dem 4. Juli 2026 stattfindet, endet die Frist indes Ende 2027. Für andere regenerative Energieformen wie Geothermie, Wasserkraft oder Stromspeicher werden die Steuergutschriften wie im IRA vorgesehen bis 2034 weiterlaufen. 

    Lokale Wertschöpfungsanteile steigen auf 55 Prozent

    Der OBBBA sieht darüber hinaus lokale Wertschöpfungsanteile vor. Für Projekte, deren Baustart vor dem 16. Juni 2025 stattfand, liegen sie bei 40 Prozent (Offshore-Windkraft 20 Prozent). Für Vorhaben, deren Konstruktion nach dem 16. Juni 2025, aber vor dem 1. Januar 2026 startet, steigen sie auf 45 Prozent (beziehungsweise 27,5 Prozent). Für 2026 gilt ein Satz von 50 Prozent (35 Prozent), ab 2027 einheitlich von 55 Prozent. Auf Ebene der Bundesstaaten und der Kommunen können noch eigene Local-content-Vorschriften existieren. 

    Diese dürften sich als wesentliches Geschäftshindernis herausstellen. Viele Komponenten müssen importiert werden, da es keine einheimischen Hersteller gibt. Investoren können in diesem Fall gegenüber dem sogenannten "Made in America"-Office Ausnahmegenehmigungen beantragen. Dies lief nach Aussagen von US-Beamten unter der Regierung Biden relativ reibungslos. Zur aktuellen Praxis fehlen noch Erfahrungsberichte.

    Da ein Großteil der Einfuhren aus China kommt, fallen entsprechend Zölle an. Unter Joe Biden wurde bereits ein Satz von 50 Prozent für Solarzellen aus chinesischer Produktion eingeführt. Außerdem gibt es noch die länderspezifischen Zölle auf chinesische Importe in Höhe von 30 Prozent. Die Trump-Administration prüft beziehungsweise plant Zölle auf Einfuhren aus Malaysia, Thailand, Vietnam und Kambodscha. Dies sind die wichtigsten Lieferländern für die Vereinigten Staaten. Sie sind für rund 80 Prozent der Branchenimporte verantwortlich. Die dortigen Fabriken befinden sich oftmals im Besitz chinesischer Investoren.

    Darüber hinaus fallen anteiligen Zölle von 50 Prozent auf Stahl und Aluminium sowie zahlreiche Derivate an. Diese dürften sich vor allem in der Windkraftsparte als wesentlicher Kostentreiber erweisen, denn die Anlagen haben einen hohen Metallanteil. Zudem führen die Zölle zu einem erheblichen bürokratischen Mehraufwand. Windräder bestehen aus Tausenden von Einzelteilen. Für jede Schraube müssen beim Lieferanten Metallgehalt, Herkunft und Einkaufspreis angegeben werden. 

    Weitere branchenspezifische Zölle zeichnen sich ab. Am 13. August 2025 leitete der Handelsminister eine Untersuchung gemäß Section 232 (19 U.S.C. 1862) ein, um die Auswirkungen der Einfuhren von Windturbinen und deren Teile und Komponenten auf die nationale Sicherheit zu ermitteln. 

    Tipps für den Markteinstieg

    • sehr hohe Flexibilität mitbringen, da sich die Rahmenbedingungen rasch ändern können
    • engen Kontakt zu lokalen Behörden und "Communities" suchen und aufbauen
    • Fachkräftemangel und Lohnkosten nicht unterschätzen
    • Zölle und Vorgaben zu lokalen Wertschöpfungsanteilen genau studieren

    Doch die Regierung hat noch weitere Möglichkeiten, die Erneuerbaren auszubremsen. Sie muss entsprechende Vorhaben auf staatlichem Bundesland genehmigen. Im Herbst 2025 etwa konnte sie dadurch das größte Solarkraftvorhaben der USA - Esmeralda mit einer Erzeugungskapazitäten von 6.200 Megawatt - vorübergehend ausbremsen, bis ein Gericht den Stopp aufhob. Doch auch bei auf privatem Land geplanten Projekten kann unter Umständen eine Genehmigung der Bundesregierung - etwa aus Umweltschutzgründen - notwendig sein. Allerdings spielen Umweltaspekte in der Trump-Administration eine untergeordnete Rolle. Das Umweltschutzministerium wird personell immer weiter ausgedünnt. 

    Vorübergehend keine Genehmigungen für neue Offshore-Windprojekte

    Im Bereich der Offshore-Windkraft sind besonders viele Bundesbehörden involviert und die Regierung muss entsprechendes Land verpachten. Am 20. Januar 2025 - am Tag seiner Amtseinführung - erließ Donald Trump ein Dekret, demzufolge die Landvermietung und das Genehmigungsverfahren für Offshore-Projekte innerhalb der 200-Meilen-Zone der USA vorübergehend ausgesetzt wird. 

    Trotz der hohen politischen und administrativen Hürden wird der Ausbau der regenerativen Energie weitergehen. Dafür sorgt alleine schon der stark steigende Strombedarf. Die großen IKT-Konzerne pumpen Hunderte von Milliarden US-Dollar (US$) in künstliche Intelligenz und Datencenter. Diese haben sich als enorm energiehungrig erwiesen. Die Tech-Riesen investieren daher bereits direkt in Stromerzeugungskapazitäten. Damit werden sie zu einem wichtigen Mitspieler im Bereich erneuerbarer Energien. 

    Die USA sind kein einheitlicher Strommarkt

    Die USA sind kein einheitlicher Strommarkt. In jedem Bundesstaat können sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen herrschen. Es existiert noch nicht einmal ein einheitliches nationales Stromnetz, sondern einige größere Netze. So gibt es die Stromverbünde Nordosten, Nordatlantik, Nordzentral, Südost, Zentral, Südwest und Nordwest. Kalifornien und Texas haben eigene Systeme und sind nicht in andere Netz integriert. Das ist einer der größten Standortnachteile. Verfügen doch beiden Staaten über die größten Stromerzeugungskapazitäten an erneuerbaren Energien, können aber Überschüsse nicht exportieren. 

    Insgesamt 14 Bundesstaaten haben einen deregulierten Strommarkt. Die meisten liegen an der Ostküste oder im Nordosten des Landes: Connecticut, Delaware, Illinois, Maine, Maryland, Massachusetts,  New Hampshire, New Jersey, New York (State), Ohio, Pennsylvania, Rhode Island, Texas und Washington DC. Vier weitere sind teilliberalisiert: Kalifornien, Michigan, Oregon und Virginia. 

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Roland Rohde | Washington, D.C.

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade and Invest Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Factsheets der Exportinitiative Energie

    Factsheets mit allgemeinen Energieinformationen zum Land (teilweise mit Technologie- oder Anwendungsfokus)

      

    AHK USA

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Energy Information Agency (EIA)

    Umfangreiche Informationen zum Energiesektor

    Solar Energy Industries Association (SEIA)

    Verband der Hersteller von Solartechnologie

    Renewable Energy Association

    Verband erneuerbare Energien

     

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