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Das Geschäft mit der Schönheit boomt in den USA

Der US-Markt für Schönheitsmedizin ist der größte weltweit. Und die Nachfrage wächst stetig. Die Branche lockt immer mehr Private-Equity-Investoren an.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Der Berliner Gesundheitsdienstleister M1 Kliniken bereitet gerade seinen Markteintritt in den USA vor. Nachdem das Unternehmen dort bereits eine Tochtergesellschaft gegründet hat, wird es voraussichtlich 2024 in Florida ein medizinisches Fachzentrum für ästhetische Medizin eröffnen.

Die Pläne von M1 Kliniken kommen nicht von ungefähr. Denn der US-Markt für Schönheitsmedizin ist der größte weltweit: Zwei Drittel aller nicht-chirurgischen kosmetischen Eingriffe entfallen auf das Land. Und die Nachfrage wächst schnell. Von 2017 bis 2022 hat sich die Zahl der ästhetischen Eingriffe auf gut 9,2 Millionen nahezu verdoppelt, meldet die Amerikanische Vereinigung für Plastische Chirurgie (ASPS).

Besonders stark zugelegt hat dabei die Anzahl nicht-chirurgischer Eingriffe: Ihr Anteil stieg von 2017 bis 2022 von 68 auf 80 Prozent. Umsatzsteigerungen verzeichneten in den letzten Jahren jedoch vor allem kosmetische Operationen, besonders am Körper und an der Brust.

Die größten Umsätze erzielte die Schönheitsmedizin in den USA 2022 mit Bauchstraffen (gut 1,5 Milliarden US-Dollar (US$)) sowie Brustvergrößern (1,2 Milliarden US$) und Fettabsaugen (1,1 Milliarden US$). Danach folgten Facelifting, Hautbehandlungen, Bruststraffen und das Entfernen von Brustimplantaten, die 2022 Umsätze in Höhe von jeweils mehr als 500 Millionen US$ generierten.

Und die Nachfrage wächst weiter: Die Analysten von Triton Market Research gehen davon aus, dass der nordamerikanische Markt für kosmetische und ästhetische Eingriffe bis 2028 jährlich im Schnitt um rund 6,3 Prozent zulegen wird. Das ist beachtlich angesichts der Größe, die der Markt bereits jetzt umfasst: Allein in den USA erreichte er laut dem Marktforschungsunternehmen IBISWorld 2022 knapp 29 Milliarden US$.

Hollywood und Social Media prägen das Schönheitsideal

Faltenfreie Haut, volle Lippen und eine kleine Nase zählen in den USA zum Schönheitsideal. Hollywood und soziale Medien beeinflussen die Nachfrage dabei erheblich. Im Streben nach ewiger Jugend und Schönheit lassen viele Stars Eingriffe im Gesichtsbereich wie Facelifting, Augenlidstraffungen und weitere Schönheitsoperationen über sich ergehen.

Ein noch junger, aber zunehmend beliebter Trend ist die Entfernung von Wangenfett – ein Eingriff, der ebenfalls zahlreichen Hollywood-Stars nachgesagt wird. Natürlichkeit spielt dabei nicht immer die größte Rolle. So zählt die Brustvergrößerung zu den am häufigsten durchgeführten kosmetischen Operationen in den USA. Im Jahr 2022 wurden im Land rund 255.000 entsprechende Eingriffe durchgeführt.

Ästhetische Medizin rückt in den Bereich von Unterhaltung und Mode

Über soziale Netzwerke verbreiten sich Informationen über angesagte Behandlungen schnell. Gleichzeitig tauschen die Menschen immer offener ihre Erfahrungen untereinander aus. Somit rücke ästhetisch-plastische Chirurgie auch zunehmend aus der Tabuzone heraus, sagt Darren Smith, ein plastischer Chirurg in New York City. Befeuert werde diese Entwicklung noch durch Reality-TV-Shows wie Botched und Nip/Tuck, welche die Schönheitschirurgie zusehends in den Bereich von Unterhaltung und Mode rückten.

Frauen bilden die Hauptklientel: Laut einer Studie des Medical Center der University of Mississippi entfallen 94 Prozent aller kosmetischen Operationen in den USA auf Frauen. Oft sind es sogar jüngere, was vor allem dem Einfluss von Influencern und mit Schönheitsfiltern optimierten Social-Media-Fotos zugeschrieben wird. Bei Umfragen der genannten Studie gaben zudem 43 Prozent der Patienten im College-Alter (etwa 18 bis 26 Jahre) an, sich in Zukunft weiteren Eingriffen unterziehen zu wollen.

Private-Equity- und Finanzinvestoren zeigen ungebrochen starkes Interesse

In der Branche tummeln sich gut 14.000 Anbieter, darunter auch Allgemeinmediziner, die ihr medizinisches Fachgebiet gewechselt haben. Viele Firmen werden dabei als Private-Equity-Unternehmen geführt und nicht mehr wie früher als private Einzelpraxis. Denn die Schönheitschirurgie hat sich immer mehr zu einer unternehmerischen Branche entwickelt, was Finanzinvestoren anzog. Viele Ärzte versuchen daher, ihre Praxis weiter auszubauen, bevor sie in den Ruhestand gehen, um dadurch einen attraktiven Übernahmepreis zu erzielen.

Die Beteiligungsgesellschaft Hidden Harbor zum Beispiel hat 2021 gleich in zwei verschiedene Praxen für plastische Chirurgie und Ästhetik investiert: Inspire Aesthetics und Garramone Plastic Surgery. Das Interesse von Private-Equity- und Finanzinvestoren ist aufgrund der anhaltend hohen Renditeerwartungen weiterhin groß und dürfte den Konsolidierungstrend noch beflügeln. Allerdings erhöht sich dadurch auch der Renditedruck.

Parallel dazu lockt die weiter steigende Nachfrage aber auch neue Anbieter an. Der wachsende Wettbewerb führt bei einigen Behandlungen zu Kostensenkungen, zumindest real betrachtet. So kostet ein Facelifting in den USA laut ASPS im Schnitt etwa 8.000 US$. Der Kostenanstieg blieb in den letzten fünf Jahren hinter dem allgemeinen Anstieg der Verbraucherpreise zurück.

Allerdings umfasst dieser Betrag nur das Honorar des Chirurgen. Dazu kommen die Kosten für das Krankenhaus oder die chirurgische Einrichtung sowie weitere damit verbundene Ausgaben wie Anästhesie, Tests und Rezepte für Medikamente. Die durchschnittliche Gewinnmarge einer Praxis für kosmetische Chirurgie dürfte daher vermutlich weiterhin bei komfortablen 25 bis 30 Prozent liegen. Die Vorzeichen für das Geschäft mit der Schönheit stehen damit weiterhin gut – und damit auch für Anbieter chirurgischer und medizinischer Geräte.

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