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Branchen | USA | Wasser-, Hochwasserschutz

Immer mehr Gebiete in den USA kämpfen gegen Hochwasser

Die Ausgaben für Maßnahmen zum Schutz vor Überflutung steigen in einigen Regionen kräftig. Extremwetterereignisse häufen sich. Um den Jahreswechsel 2022/2023 traf es Kalifornien.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Dürre, Kältewellen und Überschwemmungen - Extremwetterereignisse in den USA häufen sich. Ein Grund dafür ist der Klimawandel. Zuletzt wurde im Winter 2022/23 der Sonnenstaat Kalifornien von Stürmen und Überschwemmungen heimgesucht. Die wirtschaftlichen Schäden sind enorm: laut Schätzungen rund 30 Milliarden bis 35 Milliarden US-Dollar (US$).

Kalifornien plant Milliardensummen für den Hochwasserschutz

Um sich gegen künftige Katastrophen zu rüsten, verfolgen US-Bundestaaten milliardenschwere Investitionsprogramme. So sieht der im Januar 2023 veröffentlichte Hochwasserschutzplan für das Kalifornische Längstal (Central Valley) in den nächsten 30 Jahren Investitionen in Höhe von bis zu 30 Milliarden US$ vor. Neben der Stärkung von Deichen empfiehlt der Plan vor allem, natürliche Überschwemmungsgebiete entlang von Flüssen wiederherzustellen. Das vermindere nicht nur das Hochwasserrisiko, sondern helfe außerdem, das Grundwasserdefizit infolge des intensiven Einsatzes von Agrarpumpen wieder aufzufüllen.

Manche Teile des Central-Valley-Gebiets sind besonderen Hochwasserrisiken ausgesetzt, darunter das Gebiet um Stockton südlich von Sacramento. Um den Druck auf die Deiche dort zu verringern, sieht der Plan daher zudem den Ausbau von lokalen Umgehungsstraßen vor.

Insurtech will den US-Hochwasserversicherungsmarkt erweitern

Laut dem auf Risikoanalysen spezialisierten US-Unternehmen RMS haben bisher nur wenige Haushalte in Kalifornien eine Hochwasserversicherung abgeschlossen. Das verwundert kaum, denn der Golden State hat in den letzten Jahren vor allem mit Dürre von sich reden gemacht. Doch häufen sich auch Überschwemmungen im gesamten Bundesstaat.

Flood Flash erkennt hier eine Marktlücke und ist daher im Januar 2023 in den US-Versicherungsmarkt eingetreten: Das Londoner Versicherungstechnologieunternehmen, an dem auch Munich Re beteiligt ist, will Firmen, die sonst keine Chance auf Versicherungsschutz hätten, eine Hochwasserversicherung anbieten. Dabei setzt es Sensortechnologien für das Internet der Dinge (IoT), verschiedene Computermodelle und Cloud-Software ein.

Plötzliche Wintereinbrüche stellen nicht nur Energieversorger vor Probleme

Auch andere Teile der USA litten in den letzten Monaten unter gewaltigen Niederschlägen, allerdings in Form von Schnee und Eis. So wurden um die Weihnachtszeit 2022 massive Schneefälle, Eisstürme und enorme Windgeschwindigkeiten für viele Menschen in Iowa, Michigan, Minnesota, New York, Ohio und Wisconsin zur tödlichen Falle.

In Texas mussten erneut Petrochemieanlagen abgeschaltet werden, wie schon im Winter 2020/21. Seit den schweren Ausfällen damals zwingen neue Gesetze die Energieversorger dazu, Kraftwerke und Leitungen winterfest zu machen. Andernfalls drohen hohe Geldstrafen. Einige Ausnahmen bestehen indes für Gaskraftwerke.

Auch zusätzliche Stromleitungen in benachbarte Bundesstaaten könnten das Problem mildern. Das würde aber eine stärkere Regulierung durch Bundesbehörden erfordern, was Texas bislang ablehnt. Die jüngste Kältewelle führte erneut zu Stromausfällen und geplatzten Wasserrohren, darunter in Krankenhäusern. Auch Landwirte und die Lebensmittelbranche traf der Kälteeinbruch stark.

Überschwemmungen an US-Golfküste erfordern unterschiedliche Lösungen

Steigende Meerespegel und immer mehr Wirbelstürme haben dem Großraum New Orleans (Louisiana) und Florida in den letzten Jahren reichlich Überschwemmungen beschert. Probleme resultieren aus einer Kombination von mehreren Faktoren: „Die Bebauung nimmt zu, die Regenwassersysteme veralten, es gibt mehr Niederschlag und an den Küsten werden die Gezeiten extremer“, sagt Dana Eller, Chef des Pumpenherstellers Moving Water Industries (MWI).

Vor allem im Süden Floridas setzen Extremniederschläge nach Hurrikanen große Landstriche im Nu unter Wasser, sodass es einer komplizierten Infrastruktur aus Deichen, Sperren und Pumpen bedarf. Die für den Schutz und die Verwaltung der Wasserressourcen zuständige Behörde, der South Florida Water Management District (SFWMD), schlägt für die nächsten Jahre Pumpenprojekte und andere Hochwasserschutzvorhaben im Wert von rund 2,5 Milliarden US$ vor. MWI will daher seine Produktionskapazitäten in den nächsten fünf Jahren verdoppeln.

In manchen Regionen richten Schutzdeiche aber auch Schäden an, wie ein Blick auf das Mississippi-Delta zeigt: Wegen des steigenden Meeresspiegels sind dort bereits riesige Flächen überflutet. Staustufen verhindern den Sedimentnachschub, sodass kein neues Land entsteht. Daher werden künstliche Sandbänke geschaffen, auf denen sich Salzwiesen entwickeln, die wiederum Orte südlich von New Orleans vor Überflutung schützen sollen.

Miami Beach legt Parks mit großen unterirdischen Regenwasserspeichern an. Außerdem will die Inselstadt im Süden Floridas Straßen höherlegen und mithilfe neuer Bauvorschriften Haus- und Grundbesitzer dazu bringen, dasselbe mit ihren Immobilien zu tun. New Orleans hat Wiederaufbauprogramme für Familien mit niedrigem und mittlerem Einkommen aufgelegt, die Anreize bieten, neue Häuser in höhergelegenen Gebieten zu bauen. Einige US-Bundesstaaten kaufen auch sturm- und überflutungsgefährdete Grundstücke und Immobilien auf und widmen sie als „natürliche Puffer“ in Naturschutzgebiete um.

In New York bleiben Schutzvorrichtungen vor Überschwemmung großenteils unsichtbar

Auf Hochwasserschutz durch mehr Parks mit Bäumen setzt auch New York City. Im Rahmen des knapp 1,5 Milliarden US$ teuren East Side Coastal Resiliency Project entsteht gerade in Manhattan ein neuer Park – und darunter ein fast 4 Kilometer langer Flutwall. Ähnliche Projekte gibt es auch auf der West Side am Hudson River. Zudem will New York bis zum Jahr 2035 insgesamt 1 Milliarde Austern in seinen Gewässern ansiedeln. Denn Austernkolonien verlangsamen die Strömung und bilden somit natürliche Sturmbarrieren.

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