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Branchen | Vereinigte Arabische Emirate | Nahrungsmittel

Biolebensmittel im Aufschwung

Lebensmittel aus organischem Anbau sind in den VAE bislang eine Marktnische. Ein kontinuierliches Wachstum bietet ausländischen Unternehmen die Chance, Marktanteile auszubauen.

Von Heena Nazir | Dubai

Der Markt für Biolebensmittel im Golfstaat ist noch relativ klein und hat einen Anteil von circa 0,1 Prozent am Gesamtumsatz des emiratischen Nahrungsmittelmarktes (2021: 35 Milliarden US-Dollar (US$). Er wies in den letzten Jahren jedoch ein bemerkenswertes Wachstum auf. Im Jahr 2014 belief sich der Umsatz des Sektors auf 18,9 Millionen US$ und konnte sich bis 2021 um 77 Prozent auf 32,6 Millionen US$ steigern.

Wachstumssegment ist weiter auf Importe angewiesen

Im Zeitraum von 2021 bis 2026 sollen die Einnahmen mit einer jährlichen Durchschnittsrate von 4 Prozent auf 39,7 Millionen US$ zulegen, berichten Analysten der Datenbank Euromonitor.

Die eigene Herstellung von Ökoprodukten ist in dem Wüstenstaat gering. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau zählte im Jahr 2021 insgesamt 152 Unternehmen, die eine Fläche von rund 5.400 Hektar bewirtschafteten. Das entsprach 1,4 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche der VAE. Die Regierung promotet das Thema Lebensmittelsicherheit und nachhaltige Bewirtschaftung und finanziert Weiterbildungsmaßnahmen im Ökolandbau.

In absehbarer Zeit kann die eigene Produktion die steigende Nachfrage jedoch nicht decken. Ein Großteil von schätzungsweise über 98 Prozent der Bio-Lebensmittel wird Experten zufolge zurzeit importiert. Entsprechend können vor allem ausländische Exporteure vom Aufschwung der Branche profitieren.

Industrieministerium zuständig für Zertifizierung

In den VAE dürfen Lebensmittel nur dann als "bio", "öko" oder "organisch" bezeichnet werden, wenn 95 Prozent der Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs ökologisch erzeugt wurden. Die Abgrenzung von Lebensmitteln aus organischer von konventioneller Landwirtschaft orientiert sich stark an internationalen Standards wie den amerikanischen USDA- oder auch den EU-Vorschriften.

Das emiratische Ministerium für Industrie und fortgeschrittene Technologie ist zuständig für die Standardisierung, Akkreditierung und andere Dienstleistungen im Bereich der Konformität für organische Nahrungsmittel. Um die emiratische "Organic"-Zertifizierung zu erhalten, müssen die Importprodukte zunächst registriert werden und anschließend eine Konformitätsprüfung durchlaufen.

Kennzeichnung muss auf Arabisch erfolgen

Für die Kennzeichnung von Lebensmitteln gelten strenge Vorschriften. Das Etikett sollte gut lesbar und nicht leicht zu entfernen sein. Die Kennzeichnung ist in arabischer Sprache zu erstellen. Möglich sind weitere Übersetzungen in anderen Sprachen. Der Ursprung der Biolebensmittel ist mit einer zusätzlichen Dokumentation nachzuweisen. Unzureichende, falsche oder irreführende Angaben können zur Folge haben, dass die Ware zurückgewiesen wird. Für diesen Fall ist entweder ein Reexport ins Ausfuhrland oder die Vernichtung der Warensendung vorgesehen.

"Es ist ein wachsender Markt mit viel Potenzial. Aber auch, wenn man gut vorbereitet ist, reicht das allein manchmal nicht aus, da sich Vorschriften immer mal wieder ändern können, oft auch ohne große Vorankündigungen", berichtet ein Geschäftsführer eines Nahrungsmittelunternehmens im Gespräch mit GTAI.

Welche Bioprodukte sind gefragt?

Besonders stark entwickelten sich im Jahr 2021 Milch und Milchprodukte, Babynahrung sowie Saucen, Dressings und Gewürze im Markt für Nahrungsmittel auf organischer Basis. Laut den Experten von Euromonitor war Biomilch 2021 der bedeutendste Umsatzträger mit 12,3 Millionen US$. Das entspricht einer Steigerung von 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Babynahrung verzeichnete mit 5 Millionen US$ ein Wachstum von 4,3 Prozent gegenüber 2020. Die Umsätze bei Biosaucen, Dressings und Gewürze expandierten 2021 um 6,8 Prozent auf 4,7 Millionen US$.

Frisches Obst und Gemüse, Süßwaren sowie Honig gehören zu den Produktgruppen, die sich im Zeitraum von 2021 bis 2026 am dynamischsten entwickeln sollen. Das prognostiziert die Beratungsfirma Alpen Capital in ihrer jüngsten Analyse zum Nahrungsmittelmarkt in den VAE.

Biogetränke blieben in den Emiraten dagegen auch 2021 eine Nischenkategorie. Der Vertrieb ist auf relativ wenige Spezialgeschäfte mit einem Fokus auf organischen Lebensmitteln beschränkt. Es gibt aber auch Ausnahmen, beispielsweise ist Raw eine der wenigen Marken mit einer sichtbaren Präsenz in den Regalen der Einzelhändler und Supermärkte in der Golfmonarchie.

Raw bietet 100 Prozent biologisch-kaltgepresste Säfte an. Analysten prognostizieren für die nächsten Jahre im Segment der Biogetränke allerdings keine großen Umsatzsteigerungen. Das Verbraucherinteresse ist gering, da preisgünstige gesunde Alternativen erhältlich sind. "Das Bio-Siegel scheint im Getränkebereich kein ausschlaggebendes Kaufargument zu sein", betonte ein Branchenkenner im Interview mit Germany Trade and Invest (GTAI).

Verkauf von ausgewählten verpackten Bio-Lebensmitteln nach Kategorie (in Millionen US$)

Biosegment

2018

2019

2020

2021

Bio-Babynahrung 

4,3

4,5

4,7

4,9

Biomilch und -milchprodukte  

9,5

9,3

11,7

12,3

Bio-Soßen, -Dressings sowie -Gewürze

3,9

4,2

4,4

4,7

Wechselkurs vom 25.1.2023 (1 AED = 0,27 US$)Quelle: Euromonitor, Unternehmensrecherchen; Januar 2023

Starke Beteiligung ausländischer Unternehmen

Das britische Unternehmen Rachel’s Organic ist mit einem Anteil von 18 Prozent Marktführer in den VAE. Mit Hipp Babynahrung ist eine Schweizer Marke mit 7 Prozent auf Platz 2 im Ranking vertreten.

Zu den Fachgeschäften, die in den Emiraten angesiedelt sind, gehören Organic Foods & Café, Siha & Afia, Down to Earth Organic, Ripe, Greenheart und Organic Planet. Auch Super- und Verbrauchermärkte erweitern ihr Angebot an Biolebensmitteln. 

Auch Deutsche Anbieter, sind erfolgreich in dem Golfstaat vertreten, zum Beispiel Andechser, Bohlsener Mühle und Aroma Snacks. Sie beliefern den Markt vor allem mit Molkerei- und Getreideprodukten.

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Eine Herausforderung bleiben Branchenkennern zufolge Genehmigungen für den Verkauf und Vertrieb organischer Lebensmittel. Sie zu erhalten ist mit viel Zeitaufwand und mitunter hohen Kosten verbunden. Einen nationalen Ökolandbauverband gibt es bislang nicht.

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