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Special Vereinigte Arabische Emirate Wege aus der Coronakrise

Konjunktur und wichtigste Branchen

Die Wirtschaft der VAE erholt sich von Covid-19. Die Aussichten für 2021 sind positiv. Das Vorkrisenniveau soll 2022 erreicht werden. (Stand: 29.10.2021)

Von Heena Nazir | Dubai

Dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das Jahr 2020 um real (preisbereinigt) 6,1 Prozent gesunken. Für 2021 gehen Ökonomen von einer Erholung aus, die Prognosen liegen zwischen einem Plus von 2,1 bis 4 Prozent. Diese positiven Annahmen basieren auf steigenden Ölpreisen, wirtschaftlichen Impulsen durch die Expo 2020 sowie der erfolgreichen Impfkampagne der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).

Haushaltslage soll sich 2021 entspannen

Das Bundesbudget der VAE trägt circa 10 bis 15 Prozent zu den gesamten konsolidierten Staatsausgaben bei, der Rest entfällt auf die einzelnen Emirate. In den letzten Jahren (vor der Coronakrise) wies der Haushaltsplan der Golfmonarchie einen Überschuss auf. Die sinkenden internationalen Ölpreise im Jahr 2020, in Verbindung mit höheren Ausgabenverpflichtungen im Zusammenhang mit Maßnahmen zur Eindämmung der Coronaviruspandemie, setzten die Staatsfinanzen unter Druck. Das Defizit erhöhte sich um 2,4 Prozent.

Gleichzeitig sind die Einkünfte des Landes um 20,7 Prozent gegenüber 2019 gefallen. Dies berichtet das Analyseinstitut Economist Intelligence Unit (EIU). In den ersten drei Monaten des Jahres 2021 wurde ein weiterer Rückgang um 46,6 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode verzeichnet. Die Steuereinnahmen gingen im beobachteten Zeitraum (Januar bis März 2021) um fast 55 Prozent zurück.

Für den Rest des Jahres 2021 rechnen Experten mit einer Entspannung der finanziellen Lage, basierend auf einem stärkeren Wirtschaftswachstum sowie steigenden Ölpreisen. Das Kabinett der VAE hat ein vierjähriges Haushaltsprogramm für den Zeitraum von 2022 bis 2026 genehmigt, dessen Ausgaben im ersten Jahr umgerechnet circa 16,8 Milliarden US-Dollar (US$) betragen sollen. Das Budget wurde Anfang 2021 angesetzt, als die Unsicherheit über die konjunkturelle Entwicklung noch groß war. Entsprechend liegen die Kosten des Haushaltsplans nur geringfügig über den im Jahr 2020 geplanten Aufwendungen (+1,5 Prozent).

Die VAE leihen sich Geld

Nach den anfänglichen Unsicherheiten an den internationalen Finanzmärkten haben sich zwischenzeitlich die Bedingungen für die Kapitalaufnahme gebessert. Das Emirat Dubai konnte sich Anfang September 2020 mit der Ausgabe einer Anleihe über 1 Milliarde US$ (zu einer Verzinsung von 3,9 Prozent bei einer Laufzeit von 30 Jahren), sowie einer islamischen Sukuk-Anleihe (1 Milliarde US$) zu attraktiven Konditionen neues Kapital beschaffen. Laut eigenen Angaben war die Ausgabe um das Fünffache überzeichnet.

Auch das finanziell starke Schwester-Emirat Abu Dhabi gab Anfang September 2020 Anleihen im Wert von 5 Milliarden US$ aus. Eine Tranche mit einer Laufzeit von 50 Jahren erzielt 2,7 Prozent, was die solide Position des Emirates weiter unterstreicht.

Während sich die einzelnen Emirate bereits Geld an den internationalen Kapitalmärkten verschafften, hielt sich die Regierung auf Bundesebene lange zurück. Presseberichten zufolge gibt es auch hier eine Neuerung. Die VAE bereiten ihre erste Fremdwährungsanleihe vor. Dafür wurde die regulierende Gesetzgebung bereits im Jahr 2018 verabschiedet. Der Wert soll bei circa 3 Milliarden US$ liegen. Der Erlös soll für inländische Haushaltszwecke verwendet werden. Dazu gehören Infrastrukturprojekte und die Finanzierung von Investitionen. Die Auslandsverschuldung wird nominal zunehmen, aber im Prognosezeitraum von 2022 bis 2026 mit etwa 60 Prozent des BIP überschaubar bleiben.

Wohnungsbau gewinnt an Dynamik

Die Immobilienpreise für Wohnungen steigen in dem Wüstenstaat wieder an. Emaar Properties, ein großes Immobilienunternehmen mit Sitz in Dubai, berichtete, dass der Umsatz in den ersten fünf Monaten des Jahres 2021 (im Vergleich zum Vorjahr) um rund 250 Prozent auf etwa 10,5 Milliarden US$ gestiegen sei. Die Datenbank MEED Projects weist für den Zeitraum Januar bis Juli 2021 in den VAE die Vergabe von Wohnungsbauprojekten im Wert von 1,8 Milliarden US$ aus und ist damit um 38,5 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode gestiegen.

Expo 2020 verleiht Hotelbranche einen Schub

In Dubai geht man von einem weiteren starken Wachstum des Tourismussektors aus, der vor allem durch die Expo 2020 (Oktober 2021 bis April 2022) noch mal einen Schub bekommen soll. In der Tat zeichnen sich erste Erholungstendenzen ab. Das zeigt sich auch in der Hotelbranche. Im zweiten Quartal des Jahres 2021 sind in Dubai etwa 2.000 weitere Zimmer auf den Markt gekommen, wodurch sich der Gesamtbestand auf 137.000 Zimmer erhöht.

Aufgrund der Weltausstellung sollen in der Finanzmetropole bis Ende des laufenden Jahres 2021 noch weitere 12.000 Zimmer hinzukommen. Der durchschnittliche Tagessatz hat sich geringfügig um einen Prozentpunkt verbessert und erreichte im Mai 2021 rund 147 US$ pro Nacht. In Abu Dhabi wurden im gleichen Zeitraum keine neuen Fertigstellungen registriert, sodass der Bestand insgesamt bei 30.600 Zimmern bleibt. Bis Jahresende sollen noch 1.400 Zimmern dazukommen. In der Hauptstadt sind die durchschnittlichen Tagessätze um circa 7 Prozent auf 89 US$ zurückgegangen.

Öl- und Gas-Projekte werden weiter vorangetrieben

Die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) hält weiter an ihren Ausbauplänen fest und beabsichtigt, umgerechnet circa 132 Milliarden US$ zu investieren, um die Ölproduktionskapazität auf 5 Millionen Barrel pro Tag bis 2025 zu erhöhen. Auch der Ausbau der Gasförderung wird weiter vorangetrieben, wenn auch vorerst in reduziertem Umfang. Das Dalma-Sour-Gas-Projekt mit über 1,7 Milliarden US$ wurde wieder neu ausgeschrieben. Die Auftragsvergabe steht noch aus. Der Ausschreibungsprozess für das Projekt zur Erschließung der Felder in Ghasha und Hail läuft an.

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