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Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

Nachhaltigkeit und Klimaschutz am Bau bieten deutschen Unternehmen begrenzte Geschäftschancen. Auch wird der Wettbewerb in allen Bereichen härter.

Von Peter Buerstedde | Hanoi

Die Strukturprobleme im Wohnungsbau und die finanzielle Schieflage vieler lokaler Entwickler könnte ausländischen Immobilienfirmen den Markteinstieg erleichtern. Allerdings gilt der Markt als undurchsichtig und schwierig. Der Einstieg von mehr ausländischen Entwicklern könnte nach Meinung von Beobachtern mehr hochqualitative Vorhaben anstoßen. Er könnte so mehr Chancen für ausländische Anbieter hochwertiger Materialien und Ausrüstungen eröffnen.   

Nachhaltigkeit am Bau bietet erste Geschäftschancen 

Der Wirtschaftsbau wächst in vielen Segmenten. Ausländische Investoren drängen ins Land und benötigen Produktionsstätten und Lagerhallen. Ein wachsender E-Commerce fragt nach Distributionszentren. Kühlhäuser gewinnen für die exportorientierte Nahrungsmittelindustrie sowie das expandierende Netz des modernen Einzelhandels an Bedeutung. Die Digitalisierung, die sich langsam in allen Lebensbereichen ausdehnt, benötigt Datenzentren.

Zunehmend ist die Tendenz hin zu qualitativ anspruchsvolleren Fabrikationsstätten und Lagerhäusern erkennbar. Produzenten hochwertiger, für den Weltmarkt bestimmter Güter stellen höhere und spezifischere Anforderungen an Bauweise und Ausstattung von Produktionsstätten, Lagern und Industrieparks. 

Auch Nachhaltigkeit, Klimaneutralität und Energieeffizienz am Bau wird im Wirtschaftsbau wichtiger. Große Entwickler von bezugsfertigen Fabrik- oder Lagerhallen (Ready-Built-Factories, RBF) wie BW Industrial, KTG Industrial, Core5 oder Gaw NP nutzen oft anerkannte Bausiegel für nachhaltiges Bauen wie LEED, Eagle, BCA - Green Mark oder das lokale Siegel Lotus. Bei LEED Zertifizierungen handelt es sich um die unteren beiden Stufen "zertifiziert" und "Silber".

Neues Dekret zu Industrieparks

Immer mehr Industrieparks beginnen sich nachhaltig, grün oder Öko-Industrieparks zu nennen. Ein Dekret zu Industrieparks (Dekret 35 vom 28. Mai 2022) gibt Kriterien für Öko-Industrieparks vor. Allerdings sind diese noch recht allgemein und deren Umsetzung hängt von der jeweiligen Provinzregierung ab. Laut Dekret sollen 25 Prozent der Fläche für Bäume, Verkehrswege, Arbeiterwohnungen oder andere Infrastruktur wie Feuerwehrstationen genutzt werden. Die Regierung will, dass 40 bis 50 Prozent aller Industrieparks nach diesen Kriterien bis 2030 zu Ökoindustrieparks werden. Derzeit sind es etwa eine Handvoll.  

Allerdings gibt es seitens einiger Industrieparkentwickler wie DEEP C auch auf Druck der Investoren immer mehr nachhaltige Initiativen wie Solardächer, Windkraftanlagen und Grünflächen. In Nachhaltigkeitsthemen fehlt es vietnamesischen Unternehmen in der Regel an Know-how. 

Gesamtlösungen gefragt

Private Bauherren zeigen wachsendes Interesse an ausländischem Baumanagement, effizienten Bautechnologien und hochwertigen Baumaterialien. Die Folgekosten für Wartung und Instandsetzung insbesondere der Haustechnik werden von Bauherren allerdings noch selten berücksichtigt. Kaufen private Investoren Leistungen oder Produkte "Made in Germany", erwarten sie nicht nur tatsächlich in Deutschland gefertigte Produkte, sondern auch erstklassige Beratung und Service.

Um im Markt bestehen zu können, benötigen Unternehmen Konzepte, die an die Bedürfnisse der Kunden präzise angepasst sind. Der Verkauf von Einzelprodukten allein ist gerade für hochpreisige deutsche Güter auf einem umkämpften Markt nicht mehr zielführend. Wichtig, so Branchenkenner, sind Gesamt- und Modullösungen, die dem Kunden eine gleichzeitig umfassende wie auch individualisierte Produktpalette bieten. Automatisierte und smarte Lösungen werden gerade im hochwertigen Apartment- und Wohnimmobilienbau wichtiger. Deutsche Produkte sind hier sehr angesehen und gut aufgestellt. 

Wettbewerb im Planungsbereich wird härter

Bauherren vergeben den Architekturentwurf, das Innendesign und die Bauaufsicht meist an unterschiedliche Firmen. Um wettbewerbsfähige Angebote abgeben zu können, benötigen Entwurfsplaner einen hohen lokalen Wertschöpfungsanteil, denn der Preiswettbewerb gerade im Planungsbereich wird immer härter.

Bei anspruchsvollen Projekten bevorzugen Bauherren durchaus Entwürfe von ausländischen Architekturbüros, greifen für die Umsetzung und Bauausführung aber gern auf lokale Anbieter zurück. Zu den größeren inländischen infrage kommenden Firmen zählen Vietnam National Construction Consultants Corporation (VNCC), Nagecco, VCC Engineering Consultants, Vietnam Architectural Design and Consultancy Company (CDC), DP Consulting sowie die HTT Group (Ho Thieu Tri Architect & Associates).

Deutsche Unternehmen gewinnen Projekte

Zu den vor Ort tätigen ausländischen Ingenieur- und Beratungsbüros im Industriebau gehören unter anderem Baumschlager Eberle Architekten (Deutschland), Royal HaskoningDHV (Niederlande), Archetype (Frankreich) und Meinhardt (Australien). Auch Architekturbüros aus Singapur, Japan und Südkorea sind vertreten, die von Firmen aus diesen Ländern vorgezogen werden. Ausländische Planer übernehmen entweder den gesamten Prozess von der Anfangsberatung bis zum Projektende, arbeiten auf Basis von EPCM (engineering, procurement and construction management) oder liefern nur Einzelleistungen wie beispielsweise die Ausgangsplanung.

Auch die deutschen Ingenieurfirmen Inros Lackner, Fichtner und GBC Engineers sowie die deutschen Architekturbüros GMP und Axel Korn betreiben Niederlassungen in Vietnam und sind regelmäßig an prestigeträchtigen Projekten beteiligt. So war Inros Lackner Generalplaner des Neubaus des Obersten Volksgerichtshofs in Hanoi. GMP hat im März 2022 einen Architekturwettbewerb zum Bau des Viettel-Towers in Danang gewonnen. Aufgrund der Verfügbarkeit guter, aber günstigerer Ingenieure erbringen deutsche Ingenieursfirmen zum Teil auch planerische Leistungen in Vietnam für Projekte in anderen Ländern.

Kontakte zu den deutschen Unternehmen in Vietnam können die AHK Vietnam und die German Business Association in Vietnam vermitteln.

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