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Branche kompakt | Vietnam | Bauwirtschaft

Zulieferprodukte: Glas, Fliesen und Sanitär

Die langsame Erholung im Hochbau verheißt den Herstellern 2024 und 2025 etwas bessere Absatzchancen.

Von Peter Buerstedde | Hanoi

Glas: Nachfrage erholt sich langsam

Das Jahr 2023 hat die Glasindustrie hart getroffen. Bei sinkender Nachfrage sind aufgrund von Überkapazitäten in der Produktion trotz steigender Inputpreise (für Natron und Energie) die Absatzpreise gefallen. Der zweitgrößte Hersteller Viglacera hat bei Bauglas 31 Prozent weniger Umsatz erzielt. Nach dem starken Einbruch dürfte die Nachfrage nach Bauglas 2024 und 2025 mit der Erholung im Hochbau erst langsam wieder anziehen.

Viglacera und andere größere Hersteller wollen angesichts starker Konkurrenz bei Basisprodukten die Produktion von Spezialglas ausbauen, das deutlich höhere Margen verspricht. Im Jahr 2023 ging es stärker um kurzfristige Einsparungen und Effizienzgewinne, aber mit besseren Konjunkturaussichten dürften derartige Projekte ab 2024 wieder aktiver verfolgt werden. Viglacera plant etwa den Aufbau einer Dünnglasproduktion für Solarpanele. 

Immerhin ist im November 2023 die erste Phase einer ersten Fabrik in Vietnam für Ultraklarglas in Betrieb gegangen mit einer Kapazität von 600 Tonnen pro Jahr. In einer zweiten Phase soll die Produktion auf 1.500 Tonnen ansteigen. Das Werk gehört zum Joint Venture Phu My Super White Glass zwischen Viglacera und den lokalen Firmen Idico und Khai Thinh. Das Unternehmen ist auch zahlreiche Joint Venture mit ausländischen Firmen eingegangen. In dem Gemeinschaftsunternehmen Vietnam Float Glass produziert Viglacera mit Nippon Sheet Glass Flachglass. Der Staat will sich bis 2025 von seiner Minderheitsbeteiligung an Viglacera trennen. Der größte lokale Hersteller ist aber die Indevco Group.  

Inlandsnachfrage von Glas, Fliesen und Sanitärprodukten fällt weiter zurückProduktion und Inlandsverbrauch 2023; Veränderung in Prozent
 

Produktion

Veränderung 2023/2022

Inlandsmarkt

Veränderung 2023/2022

Bauglas (in Mio. Quadratmetern)

211,0

-2

168

-21

Keramikfliesen (in Mio. Quadratmetern)

386,5

-25,5

291,5

-43

Sanitärprodukte (in Mio. Produkteinheiten)

12,5

-25

11

-33

Quelle: Ministry of Construction 2024

Fliesen/Keramik: Produktionsanlagen gelten als veraltet

Auch die Inlandsnachfrage und Produktion von Fliesen hatten 2023 stark unter der Krise im Hochbau zu leiden. Einer der größten Hersteller, Viglacera, vermeldete eine Auslastung von 75 Prozent und einen Rückgang der Umsätze um 4 Prozent. Andere vietnamesische Produzenten wie Vicostone (-23,1 Prozent) und CMC (-9,4 Prozent) erlitten stärkere Rückgänge. Eine Erholung dürfte sich 2024 erst sehr zaghaft einstellen. 

Mit einer Produktion von etwa 579 Millionen Quadratmetern im Jahr 2022 (inklusive Keramikfliesen, Terracottafliesen, Granitsteine) ist Vietnam laut Ceramic World der viertgrößte Fliesenproduzent der Welt nach China, Indien und Brasilien. Der Sektor ist mit 82 mittleren und großen Herstellern und einer Reihe kleiner Produktionsstätten stark differenziert. Eine Reihe Hersteller sind Joint Venture mit ausländischen Firmen und eher im hochpreisigen Segment angesiedelt. Dazu zählen Prime, Royal, Vitto, Tasa und Toko. 

Wichtigster inländischer Produzent ist Viglacera. Nach einem Ranking von Ceramic World liegt die Firma als Fliesenhersteller mit sieben Fabriken in Vietnam und einer in Kuba weltweit auf Rang 19. Heimische Unternehmen wie Viglacera, CMC, Thach Ban oder Dong Tam konzentrierten sich traditionell eher auf das mittlere bis einfache Produktsegment. Sie haben aber ihre Produktionsqualität in den letzten Jahren stetig verbessert, auch um der Konkurrenz durch Kleinunternehmen zu entgehen. Die Konkurrenz steigt durch weitere Fabriken und fallende Importzölle (etwa für Fliesen aus Indien). Der Hersteller Trung Do baut in Nghe An eine Fabrik für Vorstoffe, um die eigenen Fliesenfabriken zu versorgen. Kamado will rund 400 Millionen Euro in eine neue Granitfliesenfabrik in Bin Dinh investieren.

Der Markt tendiert in Vietnam weg von Keramikfliesen hin zu größeren Granitfliesen. Die Produktionsanlagen in einem Großteil der vietnamesischen Werke gelten aber weiter als veraltet und vor allem im Hinblick auf den Energieverbrauch als ineffizient. 

Sanitärprodukte: Wasserhähne aus Vinh Phuc

Vietnam war 2022 laut Ceramic World nach Thailand der zweitgrößte Sanitärkeramikexporteur in Südostasien und weltweit an zehnter Stelle. Der Sektor leidet 2023 unter einer schwachen Inlandsnachfrage durch die Krise im Hochbau. Wie bei Glas und Fliesen ist Viglacera ein wichtiger inländischer Akteur, der auch stark exportiert. Das Unternehmen erlitt 2023 im Bereich Sanitärkeramik einen Umsatzeinbruch von 20 Prozent. 

Nach einer Analyse des Finanzinstituts Vietcap Securities kommt Viglacera auf etwa 10 Prozent Marktanteil. Etwa 40 Prozent entfällt auf Importe mit Marken wie Toto, Kohler und American Standard. Weitere 45 Prozent sind Produkte ausländischer Hersteller, die in Vietnam Fabriken aufgebaut haben, allen voran Toto und Lixil aus Japan. 

Toto Vietnam hat im Dezember 2023 eine Fabrik für Wasserhähne in der nördlichen Provinz Vinh Phuc für 100 Millionen US$ in Betrieb genommen. Das ist die fünfte Fabrik des japanischen Sanitärherstellers in Vietnam. Die Industrie in Vietnam exportiert auch stark nach Ostasien und in die USA.

Luxusausstattungen sind gefragt

Der lokale Markt bietet zunehmend Chancen für europäische Ausstatter. Gerade wohlhabende Vietnamesen legen bei Küchen und Bädern Wert auf ein modernes, europäisches Design. Bei Luxusimmobilienprojekten sowie im Hotelbau sind Ausstattungen aus Europa, besser noch "Made in Germany", beliebt. Die Kunden verlangen dafür entsprechende Belege, zum Beispiel Ursprungszeugnisse und Zertifikate. Sie wollen sichergehen, dass sie keine Nachahmerprodukte erwerben, die im Markt stark präsent sind. Zudem erwarten Kunden zu dem gehobenen Preis entsprechende Beratung und Service. Der Lieferant sollte wiederum bei seinen Kunden strikte Richtlinien bezüglich der Zahlungsmodalitäten durchsetzen. Stärker gefragt sind auch smarte Badmöbel, wie sie vor allem von den japanischen Herstellern Toto und Inac angeboten werden.

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