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Zulieferprodukte: Glas, Fliesen und Sanitär
Die Nachfrageschwäche im Hochbau macht den Herstellern 2023 zu schaffen. Die Unternehmen müssen sich modernisieren.
28.05.2023
Von Peter Buerstedde | Hanoi
Glas
Die Nachfrage nach Bauglas bleibt auch 2023 schwach. Zudem hat eine Fabrik in Chu Lai wieder den Betrieb aufgenommen und damit suchen 2023 noch mehr Produkte nach Abnehmern.
Die Glasindustrie soll sich nach dem Willen der Regierung modernisieren. Laut Masterplan zu Baumaterialien (Prime Minister's Decision No. 1266 / QD-TTg vom 18. August 2020) sollen alle Glasbetriebe bis 2025 ihre Produktion auf moderne, energieeffiziente Technologien umstellen. Die Herstellung von Einfachglas soll beschränkt und dafür die Produktion von Spezialglas gefördert werden.
Dominierendes Unternehmen im Glasbereich ist Viglacera. Weitere wichtige Akteure sind Phu My Super White Glass, Viet Nhat Glass und Chu Lai Glass. Der Staat will sich bis 2025 von seiner Minderheitsbeteiligung an Viglacera trennen. Das Unternehmen ist zahlreiche Joint Venture mit ausländischen Firmen eingegangen. Dazu zählt Vietnam Float Glass, das in Kooperation mit dem japanischen Unternehmen Nippon Sheet Glass Flachglas produziert. Phu My Super White Glass ist ein Gemeinschaftsprojekt mit den Firmen Idico und Khai Thinh aus Vietnam. Derzeit wird die zweite Phase einer Fabrik für Ultraklarglas für Solarmodule vorbereitet. Damit soll die Kapazität in dem Ende 2020 eröffneten Werk von 600 Tonnen auf 900 Tonnen pro Tag ansteigen.
Produktion und Inlandsverbrauch von Glas, Fliesen und Sanitärprodukten in Vietnam 2022 (Veränderung in Prozent)
Produktion | Veränderung 2022/2021 | Inlandsmarkt | Veränderung 2022/2021 | |
---|---|---|---|---|
Bauglas (in Mio. Quadratmetern) | 215,4 | -4 | 212,8 | 14 |
Keramikfliesen (in Mio. Quadratmetern) | 518,5 | 9 | 510 | 15 |
Sanitärprodukte (in Mio. Produkteinheiten) | 16,6 | -2,7 | 16,3 | 1,5 |
Fliesen/Keramik
Die Inlandsnachfrage und die Produktion haben 2022 zunächst kräftig angezogen. Ab Mitte des Jahres setzte die Nachfrageschwäche im Hochbau den Unternehmen zu und drückte auf die Preise. Die Nachfrage nach hochwertigeren Importprodukten soll zuletzt stärker gefallen sein. Eine Erholung ist 2023 noch nicht absehbar.
Mit einer Kapazität von etwa 800 Millionen Quadratmetern pro Jahr (inklusive Keramikfliesen, Terracottafliesen, Granitsteine) ist Vietnam laut Ceramic World der viertgrößte Fliesenproduzent der Welt. Der Sektor ist mit 82 mittleren und großen Herstellern und einer Reihe kleiner Produktionsstätten stark differenziert. Eine Reihe Hersteller sind Joint Venture mit ausländischen Firmen und eher im hochpreisigen Segment angesiedelt. Dazu zählen Prime (Jahreskapazität: 70 Millionen Quadratmeter), Royal, Vitto (36 Millionen Quadratmeter), Tasa (24 Millionen Quadratmeter) und Toko (15 Millionen Quadratmeter). Heimische Unternehmen wie Viglacera, CMC, Thach Ban oder Dong Tam konzentrierten sich traditionell eher auf das mittlere bis einfache Produktsegment. Sie haben aber ihre Produktionsqualität in den letzten Jahren stetig verbessert, auch um der Konkurrenz durch Kleinunternehmen zu entgehen. Der Markt tendiert in Vietnam weg von Keramikfliesen hin zu größeren Granitfliesen. Die Produktionsanlagen in einem Großteil der vietnamesischen Werke gilt aber weiter als veraltet und vor allem im Hinblick auf den Energieverbrauch als ineffizient.
Wichtigster Produzent in Vietnam ist Viglacera. Das Unternehmen hat nach Aufkauf des Konkurrenten Bach Ma Ende 2021 eine Gesamtkapazität von 43 Millionen Quadratmeter pro Jahr erreicht. Zudem investiert Viglacera unter anderem durch den Kauf italienischer Technologie in die Modernisierung der Produktion. Anlagen von Sacmi sollen Viglacera internationale Konkurrenzfähigkeit auch im High-End-Bereich ermöglichen.
Sanitärprodukte
Vietnam war 2021 laut dem Branchenportal Ceramic World Web nach Thailand der zweitgrößte Sanitärkeramikexporteur in Südostasien und weltweit an neunter Stelle. Der Sektor leidet unter einer schwachen Inlandsnachfrage durch die Krise im Hochbau. Auch die Auslandsnachfrage gilt 2023 zunächst als sehr verhalten.
Lokale Unternehmen wie Viglacera, aber auch internationale Branchengrößen wie Lixil oder Toto (beide aus Japan) produzieren in Vietnam für den lokalen sowie den asiatischen und US-amerikanischen Markt. Toto Vietnam erweitert seine Produktion und hat mit dem Bau eines fünften Standortes in der nördlichen Provinz Vinh Phuc begonnen, wo der japanische Sanitärhersteller vorwiegend Wasserhähne produzieren will. Toto will knapp 81 Millionen US$ investieren und plant mit einer jährlichen Gesamtkapazität von gut 1,2 Millionen Einheiten.
Luxusausstattungen sind gefragt
Der lokale Markt bietet zunehmend Chancen für europäische Ausstatter. Gerade wohlhabende Vietnamesen legen bei Küchen und Bädern Wert auf ein modernes, europäisches Design. Bei Luxusimmobilienprojekten sowie im Hotelbau sind Ausstattungen aus Europa, besser noch "Made in Germany", beliebt. Die Kunden verlangen dafür entsprechende Belege, zum Beispiel Ursprungszeugnisse und Zertifikate. Sie wollen sichergehen, dass sie keine Nachahmerprodukte erwerben. Zudem erwarten Kunden dem gehobenen Preis entsprechende Beratung und Service. Der Lieferant sollte wiederum bei seinen Kunden strikte Richtlinien bezüglich der Zahlungsmodalitäten durchsetzen. Stärker gefragt sind auch smarte Badmöbel, wie sie vor allem von den japanischen Herstellern Toto und Inac angeboten werden.