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Zulieferprodukte: Zement, Beton und Holz

Die Zementnachfrage wird sich 2023 noch nicht deutlich beleben. Überkapazitäten heizen den Preiswettbewerb an. Holz gewinnt im hochwertigen Bau als Bodenbelag an Bedeutung.

Von Peter Buerstedde | Hanoi

Zement und Beton

Vietnam ist nach China und Indien der drittgrößte Zementproduzent der Welt. Mit der Inbetriebnahme großer Zementwerke wie Xuan Thanh 3 (4,5 Millionen Tonnen pro Jahr), Long Thanh (2,3 Millionen Tonnen) und Long Son 4 (2,3 Millionen Tonnen) stiegen die Produktionskapazitäten 2022 auf etwa 116 Millionen Tonnen pro Jahr. Im Jahr 2023 soll mindestens noch ein Zementwerk, Dai Duong, mit einer Kapazität von 2,3 Millionen Tonnen pro Jahr die Arbeit aufnehmen. Damit übersteigen die Kapazitäten deutlich die Nachfrage.

Verbrauch und Exporte an Zement und Klinker in Vietnam (in Millionen Tonnen)

2021

2022

 Prognose 2023

Inlandsverbrauch

62,5

62,7

60 bis 65

Export

45,7

30,7

35 bis 40

Gesamtabsatz

108,2

93,3

95 bis 105

Quelle: Bauministerium 2023

Während der Inlandsverbrauch 2022 etwa stabil blieb, fielen die Exporte zurück. Vor allem der chinesische Markt entwickelte sich schlecht aufgrund der verhaltenen Nachfrage im dortigen Immobiliensektor und aufgrund der Corona-Lockdowns. In den Philippinen wurde gegen vietnamesischen Zement ein Strafzoll von 10 Prozent verhängt. Das Bauministerium erwartet wohl auch aufgrund der unsicheren Lage im Export sowie im heimischen Hochbau 2023 keine durchgreifende Erholung des Absatzes. Für die Hersteller kommt erschwerend hinzu, dass Vietnam seit Anfang 2023 eine Exportsteuer von 5 Prozent auf Zement erhebt. 

Der Gewinn der Zementhersteller ging 2022 aufgrund gestiegener Produktionskosten weiter zurück. Die Produktionskosten legten aufgrund des Anstiegs der Kohle- und Strompreise deutlich zu, aber der Zementpreis stieg aufgrund des harten Wettbewerbs und der schwachen Nachfrage nur geringfügig (5 bis 10 Prozent). Im Frühjahr 2023 macht vor allem ein Preiskampf der Industrie zu schaffen.  

Nachhaltigkeit 

Um die Branche zu stärken und wettbewerbsfähig zu halten, sollen nach Vorstellungen der Regierung bestehende und neue Werke verstärkt in moderne Technologien investieren. Angesichts ehrgeiziger Klimaziele Vietnams muss die Industrie grüner werden. Die Hersteller fürchten zudem immer mehr Einschränkungen auf Exportmärkten, wenn es ihnen nicht gelingt, ihren CO2-Ausstoß zu senken. Das CO2-Grenzausgleichssystem der EU sieht etwa ab 2026 einen CO2-Importzoll auf Zement vor. Derartige Mechanismen könnten international Schule machen.

Der Baumaterial-Masterplan der vietnamesischen Regierung von 2018 sieht vor, dass alle Produktionslinien mit einer Kapazität von mehr als 2.500 Tonnen pro Tag bis Ende 2025 mit Wärmerückgewinnungsanlagen ausgestattet werden müssen. Anfang 2022 hatten die Hersteller in 25 Anlagen bereits Vorhaben abgeschlossen, 11 weitere waren in der Umsetzung. Insgesamt sind etwa 60 Anlagen von der Verpflichtung betroffen. Im Februar 2023 hatte das Staatsunternehmen Vicem mit dem chinesischen Ausrüster Sinoma ein zweites Projekt für zwei Produktionslinien gestartet. Vicem galt bisher als Nachzügler, während vor allem private Firmen schnell vorgeprescht waren. 

Vietnam will in den kommenden Jahren einen inländischen Emissionshandel aufbauen. Die Zementindustrie soll ab 2025 an einem Pilotprojekt teilnehmen. Ab 2028 soll dann der Emissionshandel starten. Noch sind die Modalitäten der Teilnahme sowie die Zuteilung von Emissionsrechten allerdings unklar.

Kleine Firmen mit geringer Finanzkraft

Der Markt ist zersplittert. Gut 65 Unternehmen betreiben 91 Zementanlagen im Land. Viele Branchenunternehmen sind zu klein, um angesichts eines hart geführten Preiskampfes Skaleneffekte zu erzielen. Entsprechend fehlt es gerade den kleineren Branchenunternehmen an den finanziellen Mitteln, aber auch Anreizen für eine Modernisierung. Größere Unternehmen hingegen investieren in der Erwartung steigender internationaler Nachfrage aggressiv in neue Produktlinien.

Wichtigstes Branchenunternehmen ist das staatliche Unternehmen Vicem, das 2022 rund 34 Prozent der heimischen Zementproduktion abdeckt. Joint Venture mit ausländischen Firmen kommen auf 24 Prozent und inländische private Hersteller auf 42 Prozent. Die größten privaten Firmen sind INSEE, ein Joint Venture von Holcim und der Siam City Cement Group aus Thailand, Nghi Son Cement (Joint Venture von Vicem mit japanischen Firmen), Fico, Vissai, Xuan Thanh und Bim Son Cement. 

Ein Großteil der Werke arbeitet mit chinesischen Ausrüstungen. Ein wichtiger Anbieter ist der chinesische Anlagenbauer Sinoma Nanjing. Zwar ist durchaus Interesse an hochwertiger, westlicher Technologie vorhanden, allerdings ist diese meist zu teuer. Der Verkauf von Gesamtanlagen an vietnamesische Zementunternehmen scheitert daher oft am Preis. Für wichtige Kernkomponenten hingegen kann sich durchaus ein Markt finden, so Brancheninsider.

Holz

Holz als Werkstoff verliert vor allem im gewerblichen Bereich sowie bei Wohnbauten an Marktanteilen. Anstelle von Holz verwenden Bauherren vorzugsweise Glas, PVC und zunehmend auch Aluminium. In der Regel nutzen lediglich Menschen auf dem Land sowie eher traditionell eingestellte Vietnamesen für den Wohnbedarf Fenster und Türen aus dem Naturmaterial. Dieser Bedarf wird in der Regel durch lokale Firmen abgedeckt.

Holz als Bodenbelag aber gewinnt gerade im hochwertigen Hotelbau und Wohnungsbau hinzu. In der im Norden gelegenen Hauptstadt Hanoi, wo die Winter kühl und die Sommer extrem heiß sind, wird für etwa 30 Prozent der Böden Holz genutzt. In Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden des Landes sind es etwa 10 Prozent. Die Nachfrage nach Holzböden soll nach einer Studie des Beratungsunternehmens PWC und des Verbandes der holzverarbeitenden Industrie HAWA von 2021 etwa 13,3 Millionen bis 2025 auf 14,3 Millionen Quadratmeter ansteigen. Davon könnte der Einsatz von Laminatböden von 8,6 Millionen auf 9,3 Millionen Quadratmeter zunehmen. Etwa 40 Prozent wird importiert.

Vietnam verfügt über eine starke holzverarbeitende Industrie. Vor allem ausländisch investierte Branchenunternehmen produzieren preis- und qualitätstechnisch unter hohem Wettbewerbsdruck. Rein vietnamesische Firmen hingegen sind zumeist noch klein und selten in der Lage, durch internationale Auftraggeber geforderten Mengen- und Qualitätsvorgaben zu erfüllen. Höhere Ansprüche in- und ausländischer Kunden erfordern Investitionen in die technologische Ausstattung der Betriebe.

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