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Zulieferprodukte: Zement und Holz
Die Zementnachfrage dürfte 2025 wieder anziehen. Überkapazitäten heizen den Preiswettbewerb an. Holz wird öfter als Bodenbelag benutzt, aber vor allem in hochwertigen Gebäuden.
05.05.2025
Von Peter Buerstedde | Hanoi
Zement
Vietnam ist nach China und Indien der drittgrößte Zementproduzent der Welt und die lokalen Hersteller haben in den vergangenen Jahren die Produktion ausgeweitet. Nach Informationen des Bauministeriums (Ministry of Construction) erreichten die 63 Fabriken in Vietnam mit 92 Produktionslinien im Jahr 2024 eine Kapazität von 122,3 Millionen Tonnen Zement. Die Industrie hatte eine durchschnittliche Auslastung von nur 77 Prozent, wobei 34 Produktionslinien vorübergehend stillstanden.
Absatz legt nur schwach zu
Allerdings erreichte der Absatz der Hersteller etwa 95 Millionen Tonnen, lediglich 1 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Inlandsmarkt nahm 65,3 Millionen Tonnen ab (+3 Prozent). Die restlichen 29,7 Millionen Tonnen gingen in den Export, der um 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückging. Da die Exportpreise fielen, sanken die Ausfuhren wertmäßig sogar um 14,2 Prozent.
Die wichtigsten Exportmärkte sind die Philippinen, Bangladesch und Malaysia. Die Exporte auf die Philippinen könnten 2025 unter Druck geraten, weil dort zwei Zementhersteller neue Produktionslinien in Betrieb nehmen. Das philippinische Ministerium für Handel und Industrie hat zudem eine Sonderabgabe auf Zementimporte eingerichtet.
Für das Jahr 2025 erwartet das Bauministerium eine langsame Erholung des Absatzes von 2 bis 3 Prozent. Ab dem 2. Quartal 2025 soll die Nachfrage im Inland durch den Aufschwung im Hochbau und kräftige Infrastrukturinvestitionen angetrieben werden. Auf Druck der Industrie erwägt die Regierung die Exportsteuer auf Zement und Klinker von 5 auf 0 Prozent zu senken.
Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung
Der Druck auf die Unternehmen, nachhaltiger zu produzieren, steigt. Nach Plänen der Regierung sollen die Fabriken den CO2-Ausstoß bis 2050 um 140 Kilogramm pro Tonne auf 530 Kilogramm je Tonne senken. Vietnam will in den kommenden Jahren einen inländischen Emissionshandel aufbauen. Die Zementindustrie soll ab 2025 an einem Pilotprojekt teilnehmen. Bereits seit Oktober 2024 müssen die Firmen für 80 Anlagen die Treibhausgasemissionen erfassen und melden. Seit Anfang 2025 wird eine neue Emissionsabgabe auf Feinstaub, Schwefeloxide (SOx), Kohlenmonoxid (CO) und Stickoxide (NOx) erhoben. Ab 2028 soll der Emissionshandel starten.
Die Hersteller fürchten immer mehr Einschränkungen auf Exportmärkten, wenn es ihnen nicht gelingt, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren. Das Grenzausgleichssystem der EU (Carbon Border Adjustment Mechanism; CBAM) sieht etwa ab 2026 einen CO2-Importzoll auf Zement vor. Die EU ist derzeit zwar kein wichtiger Abnehmer für vietnamesischen Zement, aber derartige Mechanismen könnten international Schule machen.
Nach staatlichen Vorgaben müssen alle Produktionslinien mit einer Kapazität von mehr als 2.500 Tonnen pro Tag bis Ende 2025 mit Wärmerückgewinnungsanlagen ausgestattet werden und mindestens 20 Prozent alternative Brennstoffe nutzen. Anfang 2025 hatten die Hersteller 35 Anlagen für die Abwärmenutzung umgerüstet, mit einer Gesamtleistung von 255 Megawatt. Insgesamt sind aber 63 Anlagen von der Verpflichtung betroffen. Nur 11 Anlagen nutzen bisher Abfälle, um Kohle als Brennstoff zu ersetzen und tun dies zu etwa 30 Prozent.
Trotz starker Konkurrenz durch chinesische Anbieter wie Sinoma will der deutsche Maschinenbauer KHD Humboldt Wedag beim Umbau der Zementproduktion in Vietnam aktiver werden und ein Büro in Hanoi eröffnen.
Kleinere Firmen werden verdrängt
Werden die Nachhaltigkeitsziele effektiv durchgesetzt, dürfte das kleinere Hersteller ins Abseits schieben. Viele Branchenunternehmen sind zu klein, um angesichts eines hart geführten Preiskampfes Skaleneffekte zu erzielen. So haben 29 der 92 Produktionslinien eine Kapazität von weniger als 2.000 Tonnen. Größere Unternehmen hatten hingegen in den letzten Jahren in der Erwartung steigender internationaler Nachfrage aggressiv neue Produktlinien hochgezogen.
Wichtigstes Branchenunternehmen ist das staatliche Unternehmen Vicem, das 2024 rund 31 Prozent der heimischen Zementproduktion abdeckte. Inländische private Hersteller kommen auf 48 Prozent, die restlichen 21 Prozent werden von Joint Ventures mit ausländischen Firmen bedient. Die größten privaten Firmen sind INSEE (Joint Venture von Holcim und der Siam City Cement Group aus Thailand), Nghi Son Cement (Joint Venture von Vicem mit japanischen Firmen), Fico, Vissai, Xuan Thanh und Bim Son Cement.
Holz
Holz als Werkstoff verliert vor allem im gewerblichen Bereich sowie bei Wohnbauten Marktanteile. Anstelle von Holz verwenden Bauherren vorzugsweise Glas, PVC und zunehmend Aluminium. In der Regel nutzen lediglich Menschen auf dem Land sowie traditionell eingestellte Vietnamesen für den Wohnbedarf Fenster und Türen aus dem Naturmaterial. Dieser Bedarf wird in der Regel durch lokale Firmen abgedeckt.
Als Bodenbelag gewinnt Holz aber gerade im hochwertigen Hotelbau und Wohnungsbau an Bedeutung. In der im Norden gelegenen Hauptstadt Hanoi, wo die Winter kühl und die Sommer extrem heiß sind, wird für etwa 30 Prozent der Böden Holz genutzt. In Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden des Landes sind es etwa 10 Prozent. Etwa 40 Prozent der Holzböden wird importiert, laut Handelsstatistik fast alles aus China.
Vietnam hat eine starke holzverarbeitende Industrie. Große Hersteller wie An Cuong haben sich in den letzten Jahren neben dem Export verstärkt dem Inlandsmarkt zugewandt. Das Unternehmen hat nach einem starken Einbruch die Umsätze im Jahr 2024 wieder um 6 Prozent steigern können.
Ausländische Branchenunternehmen in Vietnam produzieren vorwiegend für den Export. Rein vietnamesische Firmen hingegen sind oft zu klein und können nur selten die durch internationale Auftraggeber geforderten Mengen- und Qualitätsvorgaben erfüllen. Wachsende Kundenansprüche erfordern Investitionen in die technologische Ausstattung der Betriebe.