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Vietnam ist der drittgrößte Zementproduzent der Welt. Der Preiswettbewerb ist hart. Holz gewinnt im hochwertigen Bau als Bodenbelag an Bedeutung.
27.05.2022
Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Hanoi
2021 war Vietnam nach China und Indien laut dem U.S. Geological Survey der drittgrößte Zementproduzent der Welt. Die Produktionskapazitäten lagen 2021 bei 107 Millionen Tonnen pro Jahr. Investitionen in die Produktion werden laut Fiin Research bis 2025 die Kapazitäten auf knapp 150 Millionen Tonnen erweitern.
Im Land selbst wurden 2021 knapp 63 Millionen Tonnen Zement und Klinker abgesetzt, ein Rückgang von zwei Prozent gegenüber einem bereits eher schwachen Jahr 2020. Der Inlandsverbrauch pro Kopf lag 2021 bei 620 Kilogramm pro Jahr und ist damit im Vergleich zur VR China (1.700 kg pro Kopf/Jahr) noch gering. Experten zufolge dürfte der lokale Verbrauch in den kommenden Jahren 1.100 Kilogramm pro Kopf/Jahr erreichen. Die Exporte hingegen erholten sich 2021 wieder und erreichten laut Cement News eine Steigerung von 20 Prozent auf knapp 46 Millionen Tonnen.
Der Preiskampf aber macht der Industrie zu schaffen. Zwar sind die Umsätze gut, doch die Margen gering, so Branchenexperten. Die Zementbranche leidet unter Überproduktion und einer Abhängigkeit von Exportmärkten, hier insbesondere China. Steigende Kohlepreise lassen die Produktionspreise anziehen. Die Kostensteigerungen müssen an die Kunden weitergegeben werden, was angesichts einer volatilen Nachfrage insbesondere aus der VR China sowie Überkapazitäten risikobehaftet ist.
Um die Branche zu stärken und wettbewerbsfähig zu halten, sollen nach Vorstellungen der Regierung bestehende und neue Werke verstärkt in moderne Technologien investieren. Angesichts ehrgeiziger Klimaziele Vietnams muss die Industrie grüner werden. So sieht der neue Baumaterial-Masterplan vor, dass neue Produktionslinien mit Wärmerückgewinnungsanlagen ausgestattet werden müssen. Aber nur vereinzelte Großanlagen wie Vissai Cement setzen die Vorgaben auch tatsächlich um.
Der Markt ist zersplittert. Gut 65 Unternehmen betreiben 91 Zementanlagen im Land. Viele Branchenunternehmen sind zu klein, um angesichts eines hart geführten Preiskampfes Skalengewinne zu erzielen. Entsprechend fehlt es gerade den kleineren Branchenunternehmen an den finanziellen Mitteln, aber auch Anreizen für eine Modernisierung. Größere Unternehmen hingegen investieren in der Erwartung steigender internationaler Nachfrage aggressiv in neue Produktlinien.
Wichtigstes Branchenunternehmen ist das staatliche Unternehmen Vicem, das rund 30 Prozent der heimischen Zementproduktion abdeckt. Fico, Vissai, Bim Son Cement, die Siam Cement Group (SCG) sowie die Siam City Cement Group (beide Thailand), Holcim Cement und das indonesische Unternehmen PT Semen Indonesia betreiben ebenfalls wichtige Anlagen.
Ein Großteil der Werke arbeitet mit chinesischen Ausrüstungen. Ein wichtiger Anbieter ist der chinesische Anlagenbauer Sinoma Nanjing. Zwar ist durchaus Interesse an hochwertiger, westlicher Technologie vorhanden, allerdings ist diese meist zu teuer. Der Verkauf von Gesamtanlagen an vietnamesische Zementunternehmen scheitert daher oft am Preis. Für wichtige Kernkomponenten hingegen kann sich durchaus ein Markt finden, so Brancheninsider.
Holz als Werkstoff verliert vor allem im gewerblichen Bereich sowie bei Wohnbauten an Marktanteilen. Anstelle von Holz verwenden Bauherren vorzugsweise Glas, PVC und zunehmend auch Aluminium. In der Regel nutzen lediglich Menschen auf dem Land sowie eher traditionell eingestellte Vietnamesen für den Wohnbedarf Fenster und Türen aus dem Naturmaterial. Dieser Bedarf wird in der Regel durch lokale Firmen abgedeckt. Holz als Bodenbelag aber gewinnt gerade im hochwertigen Hotelbau und Wohnungsbau hinzu.
Vietnam verfügt über eine starke holzverarbeitende Industrie. Vor allem ausländisch investierte Branchenunternehmen produzieren preis- und qualitätstechnisch unter hohem Wettbewerbsdruck. Rein vietnamesische Firmen hingegen sind zumeist noch klein und selten in der Lage, durch internationale Auftraggeber geforderten Mengen- und Qualitätsvorgaben zu erfüllen. Höhere Ansprüche in- und ausländischer Kunden erfordern Investitionen in die technologische Ausstattung der Betriebe. Steigende Löhne machen Produktivitätssteigerungen erforderlich.
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