Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Special | Vietnam | US-Zölle

Vietnam kommt bei US-Zöllen mit blauem Auge davon

Vietnam ist mit einem frühen Zoll-Deal mit den USA glimpflich davongekommen. Deutsche Produkte dürften in Vietnam gegenüber US-Importen schlechter gestellt werden.

Von Peter Buerstedde | Hanoi

Nach dem am 2. Juli 2025 von US-Präsident Donald Trump verkündeten Zoll-Deal mit Vietnam werden die USA ab dem 7. August 2025 einen Zollsatz von 20 Prozent zusätzlich zu den bereits bestehenden Zöllen auf Importe aus Vietnam erheben. Für die Weiterverladung von Gütern (transshipping) liegt der Satz bei 40 Prozent. Vietnam lässt US-Exporte zollfrei ins Land.

Nach Presseberichten soll die vietnamesische Seite in den Verhandlungen bis zuletzt von einem Zollsatz von etwa 11 Prozent ausgegangen sein. Sie wurde von der Ankündigung des US-Präsidenten überrascht. 

Viele vietnamesische Unternehmer hatten auf ein besseres Ergebnis gehofft. Vietnam hatte früh reagiert und schon am 31. März 2025 die Zölle auf einige Produkte aus den USA gesenkt. Die vietnamesische Regierung hatte auch den Weg für zwei Immobilienprojekte geebnet, die unter der Trump-Marke firmieren sollen – ein Golfhotel nahe der Hauptstadt Hanoi und ein Büroturm in Ho-Chi-Minh-Stadt.

Viele Länder der Region ähnlich belastet 

Mit 20 Prozent Zoll ist Vietnam relativ glimpflich davongekommen. Auf Importe aus den meisten Ländern der Region werden die USA zusätzlich 19 Prozent Zoll ab dem 7. August 2025 erheben. Gleichzeitig hat die USA nach einer vorläufigen Einigung mit China 90 Prozent aller chinesischen Waren mit einem zusätzlichen Strafzoll von 25 Prozent bedacht.

Damit liegt der Zollsatz für US-Importe aus China in den meisten Fällen über 30 Prozent. Für Vietnam ist das vorteilhaft: Das Land dürfte als Investitionsstandort attraktiv bleiben und weiter Auslandsinvestitionen im Rahmen von Produktionsverlagerungen aus China und anderen Ländern anziehen. 

Was bedeutet Vietnams Zoll-Deal für deutsche Firmen?

Etwa 100 deutsche Firmen produzieren in eigenen Fabriken in Vietnam. Viele beliefern zum Teil auch die USA und nutzen oft auch chinesische Vorprodukte. Die Auswirkungen der neuen US-Zollsätze sind noch unklar. Einige Unternehmer erwarten, dass die Fertigung in Vietnam wettbewerbsfähig bleibt. Allerdings dürften höhere Endverbraucherpreise in den USA die Nachfrage belasten. Das betrifft indirekt auch das Geschäft von deutschen Zulieferern für Textil-, Schuh-, Möbel- und Elektronikexporteure in Vietnam. 

Eine stärkere Auswirkung für deutsche Exporteure könnte eine härtere Konkurrenz durch US-Waren sein, auf die jetzt kein Zoll mehr erhoben wird. Ein Beispiel sind US-amerikanische SUV-Fahrzeuge, denen Trump gute Chancen in Vietnam prophezeite. Für deutsche Wagen gilt derzeit ein Zollsatz von etwa 30 Prozent. Werden jetzt keine Zölle mehr auf Pkw aus den USA erhoben, haben US-Anbieter dadurch einen großen Vorteil.

Vorteile für US-Anbieter nur vorübergehend

Die meisten deutschen Produkte, etwa Maschinen und Ausrüstungen, gelangen durch das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Vietnam ebenfalls zollfrei nach Vietnam. Der Zollsatz auf Pkw aus der EU fällt im Rahmen des Abkommens bis 2028 oder 2029 auch auf 0 Prozent. 

Für viele andere Produkte fällt der Zoll in sieben Schritten bis 2026 auf 0 Prozent. Dazu zählen teilweise pharmazeutische Produkte, Autoteile, Motorräder, Wein und Spirituosen. Ein Zollabbau in zehn Schritten bis 2029 gilt für sehr wenige Waren. Neben Pkw sind das etwa Bier und Hühnerfleisch. 

USA will gegen Umgehung von Strafzöllen vorgehen

Unklar ist, wie sich neue US-Maßnahmen gegen die Umgehung von Strafzöllen auf Vietnam auswirken werden. Die US-amerikanische Zoll- und Grenzschutzbehörde soll alle sechs Monate eine Liste mit Ländern und Unternehmen veröffentlichen, die versuchen, Strafzölle zu umgehen. Entsprechende Waren sollen mit einem Strafzoll von 40 Prozent und mit zusätzlichen Strafzahlungen belegt werden. 

Die US-Regierung verdächtigt einige chinesische Firmen, Exporte in die USA über Vietnam zu verschiffen, um Strafzölle zu vermeiden. Es ist noch nicht sicher, welchen Maßstab die US-Behörde anlegen wird, um zu entscheiden, ob es sich um eine legitime Weiterverarbeitung in Vietnam handelt oder um eine illegitime Umetikettierung. 

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.