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Vietnam hat neue Ambitionen für Tourismusstadt Danang
Im zentralvietnamesischen Danang wird derzeit kräftig gebaut, vor allem Hotels und Technologieparks. Auch einige deutsche Firmen setzen auf Standorte in der Region.
16.05.2025
Von Peter Buerstedde | Hanoi
Wie in anderen Städten Vietnams wurden seit 2024 auch in der Touristenmetropole Danang zahlreiche brachliegende Bauprojekte wieder aufgenommen. Dies betrifft vor allem den Hotelbau. Hier sollen sechs Projekte bis Mitte 2026 fertiggebaut werden. Die Nachfrage stimmt: 2024 kamen mit 10,4 Millionen Touristen 25 Prozent mehr in die Stadt als 2019.
Danang will 2025 bei neun weiteren Hotelvorhaben alle Hindernisse für den Weiterbau aus dem Weg räumen. Nach Informationen der Stadtverwaltung sind im 1. Quartal 2025 Projekte im Wert von rund 5 Milliarden US-Dollar (US$) wieder in Gang gekommen.
Noch stehen viele unfertige Bauten im zentralvietnamesischen Danang. Diese säumen zum Teil auch die Küstenstraße zwischen Danang und Hoi An. Der explosive Hotelbauboom hatte 2019 ein Ende gefunden, als die vietnamesische Regierung im Rahmen einer Antikorruptionskampagne begann, Projekte näher unter die Lupe zu nehmen. Auch Corona-Lockdowns und die Aufdeckung von Immobilienskandalen stoppten damals die Arbeit auf vielen Baustellen.
Parks für IT und Hightech
Danang ist nicht nur auf Tourismus ausgerichtet. Das Ziel der Stadt, eine Technologiemetropole zu werden, hat sich aber nur teilweise erfüllt. Zwar ist der Software-Park 1 im Stadtzentrum voll besetzt und Entwickler wie Ubisoft aus Frankreich entwerfen hier Computerspiele. Aber es gibt auch noch einen nicht fertig gebauten IT-Park sowie einen Industriepark für Hightech, der weitgehend leer steht. Dennoch sind FPT und Viettel, die führenden Technologieunternehmen des Landes, präsent und sie investieren weiter. FPT kann sogar eine eigene Universität zur Ausbildung von IT-Kräften vorweisen.
Im Jahr 2025 sollen drei Bürogebäude mit insgesamt 50.000 Quadratmetern Fläche im Software-Park 2 bezugsfertig werden. Anfang des Jahres hat die Stadt bereits das erste Gebäude eröffnet. In die Büros sollen nicht nur klassische Software-Firmen zu günstigen Mieten einziehen, sondern auch Firmen für Halbleiterdesign. Für diese wird auch ein Labor eingerichtet. Etwa 30 Firmen haben bereits Interesse bekundet, darunter Synopsys, Synapse, Marvell, Uniquify und Renesas. Für Anwendungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz wird seit April 2025 im Hightech-Park ein Datenzentrum gebaut.
Derzeit sind 14 Firmen für Halbleiterdesign in Danang präsent. Sie beschäftigen etwa 600 Ingenieure. Durch Kooperationen mit ausländischen Universitäten und die Förderung von Ausbildung sollen es bis 2030 etwa 5.000 sein, davon 2.000 im Chip-Design und 3.000 im Bereich Verpackung und Testen. Für letzteres gibt es in Danang bisher noch keine Betriebe. Die Stadt hat sich zumindest ein Ansiedlungsprojekt zum Ziel gesetzt.
Noch weniger ausgereift ist die Strategie, zu einem regionalen Finanzplatz zu werden. Die Regierung hat hierfür neben Ho-Chi-Minh-Stadt auch Danang ausgewählt.
Danang bekommt einen neuen Hafen
Auch an Infrastrukturvorhaben wird in Danang wieder gearbeitet. Als zentrales Großprojekt soll der Hafen an den Nordrand der Stadt verlegt werden. Die Docks standen Anfang 2025 weitgehend bereit. Private Betreiber sollen hier in den kommenden Jahren 22 Hafenterminals für insgesamt 2 Milliarden US$ einrichten. Ein Anschluss an die Ringautobahn ist überwiegend fertig. Der alte Hafen soll künftig dem Militär und dem Tourismus dienen. Der neue Hafen ist vor allem für kommerzielle Zwecke vorgesehen.
Hinter dem neuen Hafen ist eine Freihandelszone geplant. Derartige Zonen gibt es in Vietnam bisher nicht. Danang ist ein Pilotprojekt, das Industrieansiedlungen vereinfachen könnte.
Infrastrukturelle Probleme erschweren ausländischen Firmen den Start
Zentralvietnam birgt den Vorteil, dass die Kosten und die Mitarbeiterfluktuation im Vergleich zu beispielsweise Ho-Chi-Minh-Stadt und Hanoi niedriger sind. Danang verfügt zwar über einen von zwei Hochtechnologie-Industrieparks in Vietnam. Während der Park östlich von Ho-Chi-Minh-Stadt weitgehend belegt ist, gibt es im Park in Danang bislang kaum Fabriken. Im Hightech-Park gibt es mehr Vergünstigungen als in anderen Parks. Deshalb sind die Kriterien in Bezug auf die Definition, was unter Hightech fällt, sehr strikt. Zudem ist es für Investoren in Danang schwer, qualifizierte Mitarbeiter zu finden.
Nach Aussagen von Austin Weyers, stellvertretender Direktor der Immobilienagentur CRV, gibt es zudem für ausländische Investoren fast ausschließlich alte Fabrikhallen von Textilfirmen zu mieten. Die alten Hallen entsprechen oftmals nicht den Ansprüchen westlicher Unternehmen.
Deutsche Fabriken siedeln sich südlich von Danang an
In den Nachbarprovinzen Quang Nam im Süden und Thua Thien Hue im Norden gibt es hingegen ausreichend Grundstücke in Industrieparks, zu deutlich geringeren Kosten als in Danang. Quang Nam wird noch 2025 im Zuge einer Verwaltungsreform mit Danang zu einer Provinz verschmolzen. Hier haben sich etliche deutsche Firmen angesiedelt und bilden das größte deutsche Cluster in Zentralvietnam.
Der deutsche Hersteller von Nadeln für Textilmaschinen Groz-Beckert hat bereits 2012 unweit von Hoi An ein Werk errichtet und dieses 2019 um eine weitere Halle ergänzt. Dräxlmeier lässt im Industriepark Tam Thang 1 nördlich von Tam Ky Kabelbäume konfektionieren. In unmittelbarer Nähe unterhalten auch Amann (Garne) und Wendler (Einsteckstifte für Hemdkragen) Fabriken. Im Industriepark Tam Thang 2 extrudiert die OKE Group Profile für Sitze und Möbel. Noch im Bau ist ein Werk der Firma OBE, die Brillenscharniere herstellen wird. Nahe am Hafen Chu Lai hat Kärcher 2024 ein Werk für Reinigungsgeräte eröffnet. Unweit davon montiert der große vietnamesische Kfz-Teilehersteller Thaco vier Modelle von BMW.
Ein Manko ist allerdings die schlechte Verfügbarkeit von bezugsfertigen Fabrikhallen. Vor allem deutsche Firmen bevorzugen diese, um schnell den Betrieb aufnehmen zu können. Im Industriepark Tam Thang 2 lässt die Immobilienvermittlung CRV derzeit zwei Hallen zur Vermietung errichten.