Zollbericht Welt Einfuhrverbote und Beschränkungen
Zunehmender Protektionismus wirkt sich auf Unternehmen aus
Unternehmen sehen sich zunehmend mit neuen sowie zusätzlichen Barrieren konfrontiert. Der Welthandel befinde sich in einem grundlegenden Umbruch, so die aktuelle DIHK-Umfrage.
18.03.2025
Von Dr. Melanie Hoffmann | Bonn
Handelshemmnisse jeglicher Art schränken den Austausch von Waren und Dienstleistungen zwischen Handelspartnern ein und wirken sich folglich negativ auf den internationalen Freihandel aus.
Die weltweiten Einfuhren sind zunehmend von Handelshemmnissen betroffen
Seit 2009 ist die Anzahl der geltenden Einfuhrbeschränkungen stetig gewachsen. 2011 waren lediglich 1,3 Prozent der weltweiten Einfuhren von Einfuhrbeschränkungen betroffen. 2024 erreichte die Kurve ihren Höhepunkt und lag bei 11,8 Prozent.
Welche Handelshemmnisse lassen sich unterscheiden?
Es gibt tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse, wobei innerhalb dieser Kategorien weitere Formen zu unterscheiden sind.
Tarifäre Handelshemmnisse beschränken den Außenhandel in direkter Weise. Dazu zählen vor allem Zölle. Ob noch weitere Maßnahmen wie zum Beispiel Mindestpreise, Exportsubventionen und Verbrauchsteuern zu den tarifären Maßnahmen zählen, ist sehr umstritten.
Nichttarifäre Handelshemmnisse sind all die Maßnahmen, die nicht in Listen oder Zolltarifen geführt werden und ausländischen Teilnehmern den Zugang zum inländischen Markt erschweren. Aufgrund ihrer Intransparenz lassen sich nichttarifäre Maßnahmen nur schwer erfassen.
Die WTO gliedert nichttarifäre Handelshemmnisse beispielsweise in folgende Kategorien:
- Einfuhr betreffende Maßnahmen technischer Art: Beispielsweise Vorversandkontrolle und weitere Formalitäten; Sanitäre und phytosanitäre Maßnahmen
- Einfuhr betreffende Maßnahmen nichttechnischer Art: Beispielsweise Ursprungsregeln; Subventionen
- Ausfuhr betreffende Maßnahmen: Beispielsweise Ausfuhrverbote und -beschränkungen
Weitere Informationen zu den tarifären und nichttarifären Hemmnissen
Unternehmen spüren Zunahme an Handelshemmnissen
Die aktuelle Umfrage der DIHK (März 2025) zeigt, dass die Zahl der Unternehmen, die sich mit Handelshemmnissen konfrontiert sehen, kontinuierlich ansteigt. 58 Prozent der 2600 befragten auslandsaktiven Betriebe spürten in den letzten zwölf Monaten eine Zunahme von Handelshemmnissen bei ihren internationalen Geschäften - 2020 waren es noch 50 Prozent und 2012 lediglich 34 Prozent. Dabei nahmen große Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten den Anstieg der Hemmnisse noch deutlicher wahr, als kleine und mittelgroße Unternehmen. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass große Unternehmen zumeist in vielen verschiedenen Märkten aktiv sind und somit einer größeren Anzahl an Hemmnissen gegenüberstehen.
Unternehmen sehen sich vor allem durch lokale Zertifizierungs- und verschärfte Sicherheitsanforderungen belastet, die den Planungs- und Kostenaufwand für den grenzüberschreitenden Handel erheblich steigern. Zusätzlich erschweren Sanktionen, insbesondere im Russlandgeschäft, intransparente Gesetzgebungen, erhöhte Zölle und Vorschriften zum Local Content die Geschäftstätigkeit.
Geopolitische Veränderungen sorgen für Diversifizierung des Außenhandels
Die Zunahme der Handelshemmnisse und der sich daraus entwickelnde zunehmende Protektionismus ergeben sich unter anderem aus den veränderten geopolitischen Gegebenheiten.
Folgen der US-Handelspolitik machen sich bereits bemerkbar
Die Handelspolitik der neuen US-Administration stellt eine erhebliche Herausforderung für die deutsche Wirtschaft dar. 70 Prozent der international tätigen Unternehmen erwarten negative Auswirkungen auf ihre Geschäfte, davon 34 Prozent gravierende Beeinträchtigungen. Besonders betroffen sind Unternehmen mit US-Geschäft, aber auch solche ohne direkten Handel mit den USA.
Im Gegensatz zum Vorjahr erwarten Unternehmen in den meisten Weltregionen eine Verbesserung der internationalen Geschäfte. Auf dem nordamerikanischen Markt sind sie jedoch pessimistischer. Trotz der robusten Entwicklung der US-Wirtschaft im letzten Jahr belasten mangelnde Planbarkeit und handelspolitische Unsicherheiten, wie Zölle gegen Nachbarstaaten und Handelspartner, den internationalen Handel. Die Stimmung deutscher Unternehmen bezüglich ihrer USA-Geschäfte bleibt daher gedämpft.
Nationale und europäische Bürokratie belasten
80 Prozent der international tätigen deutschen Unternehmen stoßen auf Handelshemmnisse durch nationale oder europäische Bürokratie. Hierzu zählen etwa die Berichts- und Sorgfaltspflichtenpflichten im Rahmen des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG), der Verpackungsrichtlinie der EU oder auch der CBAM-Regelungen.
Unternehmen schätzen die Geschäftslage auf den internationalen Märkten weiterhin pessimistisch ein
Derzeit beurteilen 23 Prozent der befragten Unternehmen ihr Auslandsgeschäft als gut, 30 Prozent schätzen ihre Geschäftssituation dagegen als schlecht ein. Auch für 2025 sind die Erwartungen eher zurückhaltend.
Die Gründe sind vielfältig: neue Zölle durch die USA und entsprechende Gegenmaßnahmen, hohe Energiepreise und bürokratische Belastungen in der Eurozone sowie andauernde Konflikte in Afrika, Nah- und Mittelost sind dabei nur einige Beispiele.
Diversifizierung der Außenwirtschaft ist weiterhin wichtig
GTAI nimmt deshalb ausgewählte Beschaffungs- sowie Absatzmärkte in den Blick und zeigt Herausforderungen für das Lieferketten-Management auf. Weitere Informationen finden Sie in unserem Schwerpunkt Diversifizierung der Außenwirtschaft.
Quelle und weitere Informationen: Going International 2025, Erfahrungen und Perspektiven der deutschen Wirtschaft im Auslandsgeschäft – Ergebnisse einer Unternehmensumfrage