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Zollbericht Welt Einfuhrverbote und Beschränkungen

Zunehmender Protektionismus wirkt sich auf Unternehmen aus

Unternehmen sehen sich zunehmend mit neuen sowie zusätzlichen Barrieren konfrontiert. Der Zuwachs der Barrieren sei so hoch wie noch nie, so die aktuelle DIHK-Umfrage.

Von Melanie Hoffmann | Bonn

Handelshemmnisse jeglicher Art schränken den Austausch von Waren und Dienstleistungen zwischen Handelspartnern ein und wirken sich folglich negativ auf den internationalen Freihandel aus.

Die weltweiten Einfuhren sind zunehmend von Handelshemmnissen betroffen

Seit 2009 ist die Anzahl der geltenden Einfuhrbeschränkungen stetig gewachsen. 2011 waren lediglich 1,3 Prozent der weltweiten Einfuhren von Einfuhrbeschränkungen betroffen. 2023 erreichte die Kurve ihren Höhepunkt und lag bei 9,9 Prozent.

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Welche Handelshemmnisse lassen sich unterscheiden?

Es gibt tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse, wobei innerhalb dieser Kategorien weitere Formen zu unterscheiden sind.

Tarifäre Handelshemmnisse beschränken den Außenhandel in direkter Weise. Dazu zählen vor allem Zölle. Ob noch weitere Maßnahmen wie zum Beispiel Mindestpreise, Exportsubventionen und Verbrauchsteuern zu den tarifären Maßnahmen zählen, ist sehr umstritten.

Nichttarifäre Handelshemmnisse sind all die Maßnahmen, die nicht in Listen oder Zolltarifen geführt werden und ausländischen Teilnehmern den Zugang zum inländischen Markt erschweren. Aufgrund ihrer Intransparenz lassen sich nichttarifäre Maßnahmen nur schwer erfassen.

Die WTO gliedert nichttarifäre Handelshemmnisse beispielsweise in folgende Kategorien: 

  • Einfuhr betreffende Maßnahmen technischer Art: Beispielsweise Vorversandkontrolle und weitere Formalitäten; Sanitäre und phytosanitäre Maßnahmen
  • Einfuhr betreffende Maßnahmen nichttechnischer Art: Beispielsweise Ursprungsregeln; Subventionen
  • Ausfuhr betreffende Maßnahmen: Beispielsweise Ausfuhrverbote und -beschränkungen

Weitere Informationen zu den tarifären und nichttarifären Hemmnissen

Unternehmen spüren Zunahme an Handelshemmnissen

Die aktuelle Umfrage der DIHK (März 2024) zeigt, dass die Zahl der Unternehmen, die sich mit Handelshemmnissen konfrontiert sehen, kontinuierlich ansteigt. 61 Prozent der Unternehmen spürten in den letzten zwölf Monaten eine Zunahme von Handelshemmnissen bei ihren internationalen Geschäften - 2020 waren es noch 50 Prozent und 2012 lediglich 34 Prozent. Dabei nahmen große Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten den Anstieg der Hemmnisse noch deutlicher wahr, als kleine und mittelgroße Unternehmen. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass große Unternehmen zumeist in vielen verschiedenen Märkten aktiv sind und somit einer größeren Anzahl an Hemmnissen gegenüberstehen. Darüber hinaus ist anzumerken, dass das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LKSG) derzeit erst ab einer Unternehmensgröße von 1000 Mitarbeitern gilt und somit lediglich von größeren Unternehmen als bürokratische Hürde angesehen wird.

Der erhöhte Bürokratieaufwand bei der Umsetzung von Regulierungen (beispielsweise LKSG oder CO2-Grenzausgleichsmechanismus/CBAM) wird mittlerweile von 60 Prozent als große Herausforderung im internationalen Geschäft gesehen. 

Neben dem erhöhten Bürokratieaufwand erschweren auch lokale Zertifizierungsanforderungen (48 Prozent) und verstärkte Sicherheitsanforderungen (40 Prozent) zunehmend den internationalen Handel. Denn diese gehen in der Regel mit zusätzlichen Produktprüfungen und somit weiteren Kosten und Zeitpuffern einher. 

Ebenfalls für höhere Kosten können unter anderem höhere Zölle sowie Local-Content-Bestimmungen sorgen, die von 19 beziehungsweise 16 Prozent der Befragten vermehrt als Hemmnis gesehen werden. Local-Content-Vorschriften können dabei aber nicht nur mit höheren Zöllen einhergehen, sofern der festgelegte Anteil der Wertschöpfung nicht erreicht wird, sondern ebenfalls für eine Benachteiligung gegenüber lokalen Unternehmen beim Zugang zu öffentlichen Aufträgen sorgen.

Weiterhin behindern auch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine den internationalen Handel. Die Umfrage der DIHK hat ergeben, dass sich 48 Prozent der befragten Unternehmen vor allem durch die Sanktionen, die im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine erlassen beziehungsweise verlängert wurden, beeinträchtigt sehen. Welche konkreten Sanktionen erlassen wurden, können Sie unserem Special entnehmen.

Geopolitische Veränderungen sorgen für Diversifizierung des Außenhandels

Die Zunahme der Handelshemmnisse und der sich daraus entwickelnde zunehmende Protektionismus ergeben sich unter anderem aus den veränderten geopolitischen Gegebenheiten.

Derzeit beurteilen 23 Prozent der befragten Unternehmen ihr Auslandsgeschäft als gut, 30 Prozent schätzen ihre Geschäftssituation dagegen als schlecht ein. Auch für 2024 sind die Erwartungen eher zurückhaltend. 

Gründe für diese Entwicklung sind vielseitig. Unter anderem schwächt weiterhin der Brexit die deutsch-britischen Geschäftsbeziehungen. Darüber hinaus wirken sich die Konflikte in Afrika sowie in Nah- und Mittelost ebenfalls stark auf die Geschäftsperspektiven aus. Unternehmen erwarten dagegen eine Verbesserung ihrer Geschäfte in den nächsten zwölf Monaten mit den amerikanischen Märkten. Dies beschränkt sich keineswegs lediglich auf den US-amerikanischen Markt. Die Geschäftsperspektiven in Süd- und Mittelamerika werden ebenfalls durchaus positiver eingeschätzt als im globalen Duschschnitt. Während die aktuelle Geschäftslage für Asien-Pazifik (ohne China) weniger pessimistisch beurteilt wird, wie in anderen Weltregionen, erwarten mehr als ein Drittel der Befragten eine Verschlechterung ihrer Geschäfte mit China. Aus dem Bericht geht hervor, dass vor allem die Region Asien-Pazifik (ohne  China) von der Diversifizierung der Lieferketten von Unternehmen profitieren kann.

Diversifizierung der Außenwirtschaft ist weiterhin ein wichtiger Faktor im internationalen Geschäft. GTAI nimmt deshalb ausgewählte Beschaffungs- sowie Absatzmärkte in den Blick und zeigt Herausforderungen für das Lieferketten-Management auf. Weitere Informationen finden Sie in unserem Schwerpunkt Diversifizierung der Außenwirtschaft.

Quelle und weitere Informationen: Going International 2024, Erfahrungen und Perspektiven der deutschen Wirtschaft im Auslandsgeschäft – Ergebnisse einer Unternehmensumfrage

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