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Wandel der Wirtschaftsstruktur kommt in Kasachstan langsam voran
Kasachstan ist dabei, seine Wirtschaft zu diversifizieren. Der Ansatz, das verarbeitende Gewerbe deutlich zu stärken, eröffnet auch deutschen Firmen Chancen.
03.05.2024
Für Kasachstan ist sein Rohstoffreichtum ebenso bedeutsam wie die geografische Lage, die das Land zu einer wichtigen Drehscheibe für Warenströme zwischen Ost und West macht. Ein bereits seit längerer Zeit angestrebter Strukturwandel kommt nur recht langsam voran. Dieser zielt vor allem auf einen deutlichen Ausbau der verarbeitenden Industrie ab, um die starke Abhängigkeit vom Erdöl zu reduzieren.
Daneben strebt Kasachstan eine schrittweise Abkehr von fossilen Energieträgern an. Das Land will bis 2060 klimaneutral sein. In der kasachischen Steppe herrschen guten Bedingungen, um grünen Strom aus Wind- und Solarenergie zu erzeugen. Mit diesem soll perspektivisch auch grüner Wasserstoff für Abnehmer im In- und Ausland produziert werden. Der große Durchbruch lässt aber weiter auf sich warten.
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Wachsendes Interesse an Kasachstan zu beobachten
Starke Stellung bei Rohstoffen birgt auch Risiken
Der Rohstoffsektor dominiert Kasachstans Wirtschaft. Den Schwerpunkt der Bergbauaktivitäten bildet die Ölförderung. Zusammen mit Erdgas macht ihr Beitrag an den Gesamtausfuhren mehr als 55 Prozent aus. Nahezu 80 Prozent des im Land geförderten Öls werden exportiert. Die Ölförderung samt vor- und nachgelagerten Industrien steht für ein Fünftel des BIP.
Größere Teile der staatlichen Einnahmen aus dem Ölsektor fließen neben der Finanzierung laufender Ausgaben auch in den kasachischen Nationalfonds. Dieser soll zwar hauptsächlich als Rücklage für künftige Generationen dienen. Gerade in Krisenzeiten nutzt der Staat ihn auch als Notreserve für Sonderausgaben.
Eine wichtige Rolle im kasachischen Bergbau spielt zudem der Abbau zahlreicher Erze und von Kohle. Während die Kohle größtenteils selbst verbraucht wird, exportiert das Land die zumeist metallhaltigen Erze in Form von Konzentraten und fertigen Metallen. Als bedeutsam gelten Blei, Chrom, Eisen/Stahl, Gold, Kupfer, Mangan und Zink. Weltweit an erster Stelle liegt Kasachstan beim Abbau und Export von Uran.
Gleichwohl bleibt die Wirtschaft wegen ihrer hohen Rohstoffabhängigkeit anfällig für Konjunkturschwankungen, ausgelöst durch niedrige Weltmarktpreise für Rohstoffe. Auf der Agenda steht daher seit längerem eine stärkere Diversifizierung, deren erhoffter Durchbruch bislang aber noch aussteht. Als wohl größter Erfolg dieser Strategie gilt die expandierende Kfz-Industrie. Dort hatte bislang die Montage importierter Bausätze dominiert. Um die lokale Fertigungstiefe schrittweise zu erhöhen, wird mittlerweile auch eine Zulieferindustrie aufgebaut.
Diversifizierung als Rezept gegen Rohstoffabhängigkeit
Der gezielte Auf- und Ausbau auch in anderen Sparten des verarbeitenden Gewerbes soll Kasachstan mittel- bis langfristig zu mehr wirtschaftlichen Standbeinen verhelfen. Angestrebt wird, dass die so produzierten Waren nicht nur den einheimischen Markt versorgen, sondern auch in den Export gehen. Zu weiteren Hoffnungsträgern mit zählen die Landwirtschaft und die Transportbranche. Hinzu kommen der Tourismus sowie Finanzdienstleistungen mit dem Astana International Financial Centre (AIFC) als Finanzhub für den zentralasiatischen Raum.
Bislang dominieren die Erst- und Weiterverarbeitung von Rohstoffen das verarbeitende Gewerbe. Dessen Gesamtproduktionswert bestreitet allein die Metallindustrie mit etwa 40 Prozent. Davon entfallen rund zwei Drittel auf Nichteisenmetalle, der Rest auf Eisen und Stahl. Dahinter beläuft sich der Beitrag der Nahrungsmittel- und Getränkeherstellung auf etwa 15 Prozent. Insbesondere in der Fleisch- und Milchverarbeitung strebt Kasachstan einen starken Kapazitätsausbau an.
Im Dienstleistungssektor ist der Groß- und Einzelhandel die wichtigste Sparte. Da erwartet wird, dass die Einkommen der Bevölkerung weiter steigen, dürfte dieser Bereich seine Position auch in Zukunft weiter festigen. Dahinter rangiert das Transportgewerbe, das angesichts der Funktion Kasachstans als eine der zentralen Handelsdrehscheiben zwischen Europa und Asien als besonders zukunftsträchtig gilt. Der Ausbau von Kapazitäten für den Straßen- und Schienenverkehr ist im Gang.
Sektoren | Anteil am BIP | Anteil an den Beschäftigten |
---|---|---|
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | 4,3 | 11,9 |
Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung) | 12,6 | 3,1 |
Verarbeitendes Gewerbe | 12,3 | 6,7 |
Energieversorgung | 1,3 | 1,6 |
Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen | 0,2 | 1,0 |
Baugewerbe | 5,6 | 7,1 |
Dienstleistungen | 56,0 | 68,8 |
Nettogütersteuern | 7,7 | -- |
Ölregion Atyrau und Millionenstädte Astana und Almaty geben den Ton an
Almaty ist Kasachstan Wirtschaftszentrum mit den Schwerpunkten Handel und Finanzen. Dank gezielter Förder- und Ansiedlungsmaßnahmen holt die Hauptstadt Astana auf. Als bedeutendste Ölregion erzielt das Gebiet Atyrau landesweit das höchste BIP pro Kopf. Weitere Zentren der Öl- und Gasförderung sind die Gebiete Mangystau und Westkasachstan. Über größere Vorkommen metallischer Erze verfügen die Gebiete Ostkasachstan, Aktobe, Pawlodar, Turkestan und Kostanai, wo die Erze häufig auch aufbereitet und verarbeitet werden.
Steinkohle wird vorrangig in den Gebieten Karagandy und Pawlodar abgebaut, was sie auch zu bedeutenden Stromerzeugern macht. Das Land verfügt über drei Großraffinerien in Atyrau, Pawlodar und Schymkent. Schwerpunkte der Nahrungsmittelproduktion sind die Stadt Almaty sowie die Gebiete Almaty und Kostanai. Als relativ neuer Industriezweig verfügt der Fahrzeugbau über größere Werke zur Pkw-Montage in Kostanai und Almaty.
Gebiet | Anteil am BIP (in %) 1) | BIP pro Kopf (US$) 2) 3) | Bevölkerung (in Mio.) 4) |
---|---|---|---|
Stadt Almaty | 19,3 | 19.514 | 2,2 |
Gebiet Atyrau | 12,8 | 43.377 | 0,7 |
Stadt Astana | 10,4 | 17.490 | 1,4 |
Gebiet Karagandy | 6,8 | 13.927 | 1,1 |
Gebiet Mangystau | 4,7 | 12.634 | 0,8 |
Gebiet Aktobe | 4,2 | 10.398 | 0,9 |
Gebiet Almaty | 4,1 | 6.211 | 1,5 |
Gebiet Westkasachstan | 4,0 | 14.046 | 0,7 |
Gebiet Kostanai | 3,6 | 10.890 | 0,8 |
Gebiet Turkestan | 3,6 | 3.631 | 2,1 |