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Digitale Wirtschaft / E-HealthBranchen
Special | Israel | Digitale Wirtschaft
Israel baut die digitale Gesundheit sowohl für die einheimische Verwendung als auch für Exportzwecke aus. Ein nationales Programm beschleunigt die Entwicklung.
11.11.2020
Israels Regierung und Hightechsektor messen der digitalen Gesundheit sowohl für die medizinische Versorgung der einheimischen Bevölkerung als auch für eine exportorientierte Wirtschaftsentwicklung große Bedeutung bei. Im Jahr 2018 hat die Regierung einen bis 2022 laufenden nationalen Entwicklungsplan für digitale Gesundheit beschlossen, in dessen Rahmen der Staat umgerechnet rund 270 Millionen US-Dollar (US$) für die Förderung dieses Sektors einplant.
Definiertes Ziel ist es, die Anwendung moderner Informations- und Kommunikationstechnologie im Gesundheitswesen voranzutreiben. Federführend für die Abwicklung des Programms ist das Gesundheitsministerium (Ministry of Health). Die Innovationsbehörde (Israel Innovation Authority), die für die Förderung industrieller Forschung und Entwicklung (FuE) zuständig ist, spielt bei der Entwicklung der digitalen Gesundheit ebenfalls eine wichtige Rolle, indem sie erfolgversprechende FuE-Projekte unterstützt.
Bei der Realisierung der Digitalisierungsprojekte sind die vier im Lande tätigen Krankenkassen und das Krankenhauswesen von entscheidender Bedeutung. Nach dem israelischen Krankenversicherungsgesetz sind alle Einwohner krankenversichert und haben Anspruch auf eine staatlich finanzierte Leistungspalette von Medikamenten und Behandlungen.
Faktisch wird geschätzt, dass 99 Prozent der Israelis bei einer der Krankenkassen versichert sind. Damit verfügen die Krankenkassen über die Krankenakten fast aller Israelis. Zudem betreiben sie eigene Kliniken sowie zum Teil Forschungs- und Innovationszentren. Sie arbeiten mit gewerblichen Anbietern digitaler Gesundheitstechnik zusammen - von Startups bis hin zu internationalen Konzernen - und stellen ihre Kapazitäten zur Durchführung von Pilotprojekten bereit.
Auch Krankenhäuser sind wichtige Partner bei der Einführung und Anwendung digitaler Medizin. Die meisten Krankenhäuser arbeiten mit der Industrie zusammen und verfügen über eigene Technologiekommerzialisierungsgesellschaften.
Indikator | 2019 |
---|---|
Bevölkerungsgröße (Mio.) | 9,1 |
Ärzte pro 1.000 pro Einwohner 1) | 3,1 |
Krankenhausbetten pro 1.000 pro Einwohner 2) | 3,0 |
Gesundheitsausgaben pro Kopf, US$ 1) | 2.780 |
Anteil der Haushalte mit Internetzugang (in %) | 76 |
Mobilfunkanschlüsse pro 100 Einwohner | 127 |
Die Innovationsbehörde unterstützt die Entwicklung der digitalen Gesundheit sowohl im Rahmen der regulären Förderung industrieller FuE als auch durch ein Sonderprogramm für Pilotprojekte. Das Sonderprogramm erfasst Entwicklungen, die zum Erprobungsstadium herangereift sind. Es sieht FuE-Zuschüsse in Höhe von 20 bis 50 Prozent der für diesen Zweck anerkannten FuE-Ausgaben vor.
Bei Projekten, die einen außerordentlichen Beitrag zum Gesundheitswesen oder zur öffentlichen Gesundheit zu leisten versprechen oder einen technologischen Durchbruch darstellen, kann ausnahmsweise ein Zuschuss von 60 bis 75 Prozent gewährt werden. Die Antragsteller müssen als Unternehmen in Israel registriert sein. Diese Definition umfasst auch Tochtergesellschaften ausländischer Firmen.
Die wichtigsten internationalen Impulse, die Israels digitaler Gesundheitssektor erhält, kommen vom Engagement ausländischer Unternehmen. Nach Angaben der gemeinnützigen Hochtechnologieorganisation Start-up Nation Central waren im Oktober 2020 insgesamt 371 multinationale Unternehmen im israelischen Hightechsektor tätig. Von diesen waren 39 auch auf dem Gebiet der digitalen Gesundheit tätig.
Darüber hinaus können Projekte aus dem Bereich der digitalen Gesundheit in grenzübergreifende FuE-Kooperation zwischen Israel und anderen Staaten eingebunden werden. So etwa wurde die israelische Firma Sanolla, die sich auf Herz- und Lungendiagnostik mit Hilfe künstlicher Intelligenz spezialisiert hat, im September 2020 in ein Horizon-2020-Projekt zur Zustandsüberwachung von COVID-19-Erkrankten einbezogen.
Ein Großteil der technologischen Lösungen im Bereich digitaler Gesundheit greift auf künstliche Intelligenz zurück und damit auf ein Gebiet, auf dem Israel zur internationalen Spitze gehört. Nach Angaben des Informationszentrums für ausländische Investoren (Invest in Israel) entfielen 2018 auf Diagnostik und Entscheidungshilfen, in denen künstliche Intelligenz die entscheidende Rolle spielt, 56 Prozent des von Unternehmen der digitalen Gesundheit aufgebrachten Kapitals.
Eine unterstützende Rolle bei der Entwicklung des digitalen Gesundheitswesens spielt die in Israel hochentwickelte Cyber-Security-Branche. Mit fortschreitender Vernetzung von Patientendaten, aber auch Forschungsergebnissen, kommt der Datensicherheit zunehmende Bedeutung zu.
Die Rechtsbestimmungen zur digitalen Gesundheit sind noch nicht endgültig ausformuliert, doch bieten bestehende Gesetze eine Handhabe zur Regelung der Branche. So etwa dürfen Krankendaten in nicht anonymisierter Form an Dritte nur mit Zustimmung der betroffenen Patienten weitergeleitet werden. Für anonymisierte Daten, wie sie für Big-Data-Analysen verwendet werden, gilt diese Zustimmungspflicht nicht, doch bedarf ihre Verwendung für FuE-Zwecke - in Anlehnung an die für klinische Tests geltenden Bestimmungen - einer Zustimmung des Gesundheitsministeriums.
Das Anlegen und Betreiben von Datenbanken mit Patientendaten unterliegt dem Gesetz zum Schutz der Privatsphäre (Privacy Protection Law). Für die Durchsetzung der entsprechenden Bestimmungen ist die mit Ermittlungs- und Ahndungsbefugnissen ausgestattete Behörde für den Schutz der Privatsphäre (Privacy Protection Authority) zuständig. Diese ist angehalten, das Privatsphärenschutzgesetz im Einklang mit dem Gesetz über Menschenwürde und Freiheit (Basic Law: Human Dignity and Freedom) auszulegen, das verfassungsähnlichen Rang hat.
Insgesamt | Policy-Aktivität | Digital Health Readiness | Tatsächliche Datennutzung |
---|---|---|---|
72,4 | 78,5 | 69,5 | 69,4 |