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Branchen | Sudan | Schienenverkehr

Bahngesellschaft will Streckennetz wiederherstellen

Sudans Eisenbahn hat während der Herrschaft des Ex-Präsidenten Omar al-Baschir gelitten. Frische Investitionen sollen dem Zugverkehr nun Tempo machen.

Von Friedrich Henle | Berlin

Die staatliche sudanesische Eisenbahngesellschaft (Sudan Railways Corporation) hat im Juli 2021 angekündigt, insgesamt 643 Millionen US-Dollar (US$) in die Wiederbelebung stillgelegter Strecken mit einer Länge von 2.400 Kilometern zu investieren. In Notfallreparaturen fließen 17 Millionen US$. Damit soll kurzfristig die Leistungsfähigkeit der Strecken erhöht werden, die noch in Betrieb sind. Drei Abschnitte im Süden des Sudans möchte das Ernährungsprogramm der Vereinten Nationen (World Food Programme) wiederherstellen, um die Kosten für Nahrungsmitteltransporte zu senken. Von dem einst über 4.000 Kilometer umfassenden Netz - eines der längsten in Afrika - werden aktuell nur noch wenige Abschnitte bedient.

Strecke Khartum-Kairo ist noch ein Wunschtraum

In den Schienenausbau könnte in den nächsten Jahren noch mehr Bewegung kommen, auch durch Initiativen zur regionalen Integration der Bahnnetze. Am weitesten fortgeschritten sind die Planungen mit Ägypten, das seinen Transportkorridor in Richtung Süden vorantreiben möchte. Beide Staaten einigten sich im Jahr 2020 darauf, als Erstes eine 283 Kilometer lange Verbindung zwischen Assuan und Wadi Halfa in Sudan zu bauen. Dies würde auch eine 6 Kilometer lange Brücke über den Nasser-Stausee umfassen. Der ägyptische Transportminister Kamel El-Wazir gab im Juni 2021 bekannt, dass die entsprechenden Studien abgeschlossen seien und in Kürze eine Auftragsvergabe an ein französisch-ägyptisches Konsortium für die Bauausführung erfolgen werde.

Im nächsten Schritt könnte auf sudanesischer Seite die Strecke von Wadi Halfa über Abu Hamad nach Atbara wiederbelebt werden. Für die insgesamt 900 Kilometer veranschlagen beide Regierungen Kosten in Höhe von 1 Milliarde Euro. Bis durchgehende Züge von Kairo nach Khartum fahren, dürfte es jedoch noch einige Jahre dauern. Unklar bleibt auch, ob die Spurbreite auf sudanesischer Seite (1.067 Millimeter) der ägyptischen Normalspur (1.435 Millimeter) angepasst wird.

Weitere Regionalverbindungen fraglich

Die Idee einer grenzüberschreitenden Verbindung mit Äthiopien dürfte aufgrund der aktuellen Spannungen zwischen den beiden Ländern wenig Aussicht auf Erfolg haben. Dennoch kofinanziert die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) im Rahmen ihres prioritären Handlungsfelds "Regionale Integration" eine Machbarkeitsstudie, die im 1. Quartal 2022 abgeschlossen sein soll. Gegenstand ist eine mögliche Bahnstrecke, die vom Hafen Port Sudan am Roten Meer über 1.522 Kilometer in die äthiopische Hauptstadt Addis Abbeba führen könnte.

Pläne mit chinesischen Unternehmen, eine Transsahara-Eisenbahn von Port Sudan bis in die tschadische Hauptstadt N'Djamena zu errichten, haben sich bisher nicht weiter konkretisiert.

Investitionsbedarf lockt ausländische Akteure

Der Sudan ist gewillt, nach Jahrzehnten Investitionsstillstand seine Transportinfrastruktur wieder in Gang zu bringen und damit die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Den Nachholbedarf bestätigen auch internationale Studien wie der "Logistics Performance Index" der Weltbank. Er verortet das Land bei der Qualität der Infrastruktur auf Platz 125 von 160 untersuchten Ländern. Die angekündigten Projekte stoßen auf Interesse bei ausländischen Investoren, insbesondere aus China und den Golfstaaten.

Gerade die Eisenbahn bietet im flächenmäßig drittgrößten Staat Afrikas die Chance, Transportkosten und -zeiten erheblich zu senken. Auch ausländische Logistikunternehmen erkennen das Potenzial, das der Bahnsektor in Sudan hat. So unterzeichnete im August 2021 die Containerschiffsreederei Maersk eine Absichtserklärung mit der Sudan Railways Corporation, um Container von Port Sudan per Bahn weiterzutransportieren.

Beim rollenden Material arbeitet das Land bisher vor allem mit Ägypten und China zusammen. In einem Interview mit Radio Dabanga sagte Transportminister Mirghani Mousa im Mai 2021, man habe in China 27 neue Lokomotiven bestellt. Weitere Lokomotiven würden gerade in Ägypten repariert. Das Sanktionsregime der letzten 30 Jahre hatte Geschäfte mit Partnern aus Europa oder den USA deutlich erschwert.

Finanzierungsbedingungen verbessern sich

Der Wegfall der US-Sanktionen und die im Juni 2021 begonnenen Verhandlungen zum Schuldenabbau mit dem Pariser Club werden die finanziellen Spielräume für Infrastrukturprojekte im Sudan verbessern. Partnerländer und internationale Geberinstitutionen stehen bereit, um dem Land große Summen zum Wiederaufbau zur Verfügung zu stellen. So hat beispielsweise die AfDB im August 2021 eine Studie zur Analyse des sudanesischen Transportsektors ausgeschrieben, um ihre Strategie zu Investitionen in die sudanesische Infrastruktur zu definieren.

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